Interviews

Sie verantwortet die Veranlagung von Kundengeldern in Höhe von 23 Milliarden Euro. Welche Rolle dabei eine konservative Veranlagungspolitik spielt, verrät Christine Dornaus im ABW-Interview.

 

"Aus meiner Sicht sind kontinuierliche Aufklärungsarbeit und Bewusstseinsbildung die wohl wichtigsten Aufgaben und zugleich Herausforderungen, die uns als Versicherungswirtschaft treffen. Eine Herausforderung für die Veranlagung stellt die anhaltende Niedrigzinsphase dar. Derzeit weist ein Großteil der europäischen Staatsanleihen, mit Laufzeiten bis zu zehn Jahren, negative Renditen auf. In einzelnen Fällen reichen nicht einmal mehr 30 Jahre aus, um einen positiven Ertrag zu erzielen. Selbst die berühmte 100-jährige Anleihe der Republik Österreich rentiert bei bescheidenen 0,85 Prozent“, sagt Dr. Christine Dornaus.

Durch einen ausgewogenen und breit gestreuten Einsatz sämtlicher Produkte des Anlageuniversums sei es aber möglich, einen Großteil dieser temporären Erscheinungen am Kapitalmarkt zu kompensieren. „Die Fortführung unserer bewährten, konservativen Veranlagungspolitik durch Nutzung vielfältiger Ertragsquellen soll damit auch in Zukunft die lebenslang garantierten Leistungen an unsere Kunden sicherstellen.“ 

Sie arbeitete bei der Chase Manhattan Bank in Brasilien, 2002 startete sie bei der Wiener Städtischen. Heute, 16 Jahre später, ist sie Vorstandsdirektorin.

 

Ein Austrian Business Woman-Interview.

Welche beruflichen Schwerpunkte stehen dieses Jahr für Sie im Fokus?

Die Wiener Städtische wird heuer den Fokus auf das Thema Vorsorge legen. Dazu zählt neben der Altersvorsorge auch die Gesundheitsvorsorge. Bei beiden spielt die demografische Entwicklung eine entscheidende Rolle: Jeder will alt werden – allerdings finanziell gut abgesichert und bei bester Gesundheit. Genau dafür ist eine individuelle Vorsorge wichtig, die über eine staatliche Grundversorgung hinausgeht. Für beide Themen wollen wir mehr Bewusstsein schaffen.

Dürfen die Kunden neue Produkte erwarten?

Die Wiener Städtische wird auch im laufenden Jahr wieder zahlreiche Innovationen auf den Markt bringen. Wir planen sowohl in der Lebens- und Krankenversicherung als auch in der Kfz-Sparte attraktive Neuerungen. Darüber hinaus werden wir auch unsere Online-Produktpalette konsequent erweitern.

Sie startete ihre Laufbahn bei der Wiener Städtischen Versicherung AG im Jahr 2002. Sieben Jahre später wurde sie Vorstandsdirektorin. Dr. Christine Dornaus im ABW-Gespräch über Vorsorge und ihre Karriere.

 

Wie beurteilen Sie die derzeitige Situation der Versicherungsbranche?

Die österreichische Versicherungsbranche ist sehr gut für die kommenden Aufgaben vorbereitet. Die historisch extrem niedrigen Zinsen sind allerdings eine große Herausforderung. Die Wiener Städtische als eine der größten Versicherungen des Landes hat in der Veranlagung einen sehr langen Atem. Konkret heißt das, dass wir festverzinsliche Anleihen im Deckungsstock haben, die noch deutlich höhere Zinsen abwerfen als zum Beispiel neu aufgelegte deutsche oder österreichische Bundesanleihen.

Wie sicher sind Versicherungen?

Versicherungen sind es seit jeher ein stabiler Wirtschaftszweig, weil sie sehr vorsichtig mit Risiken umgehen. So musste keine einzige Versicherung während der jüngsten Finanzkrise vom Staat aufgefangen werden, sie waren auch da ein Fels in der Brandung. Die Wiener Städtische hat in ihrer mehr als 190-jährigen Geschichte schon zwei Weltkriege und mehrere Währungsreformen und zahlreiche Konjunkturschwankungen überlebt. Und wir sind auch für die Zukunft sehr gut gerüstet.

Mit Dr. Cordula Donner hat sich Bürgermeister Michael Ludwig erstmals eine Frau zur Leitung der wahrscheinlich wichtigsten Schnittstelle zwischen Verwaltung und Politik ins Wiener Rathaus geholt. 

 

Sie sind die erste Frau, die in Wien das Büro des Bürgermeisters leitet  – was sind Ihre konkreten Aufgabengebiete?

Unser Bürgermeister hat viele Visionen und Ideen, um das Leben für die Menschen in unserer Stadt noch lebenswerter zu machen. Dazu braucht er ein Umfeld, das im Hintergrund nicht nur Termine und Tagesordnungen koordiniert, sondern laufend alle für seine Arbeit  wichtigen Informationen und Entscheidungsgrundlagen aufbereitet. Ein Team, das Recherchen anstellt, Ideen aufgreift, sie weiter entwickelt und dafür sorgt, dass Projekte im Zusammenspiel mit den einzelnen Ressorts koordiniert ablaufen. Nicht zu vergessen all die persönlichen Anfragen und Beschwerden, die es auch immer wieder gibt.

Sie ist seit 1. November 2021 Geschäftsführerin des Filmfonds Wien – ein ABW-Interview über die Wünsche und Sorgen der Filmbranche.

 

„Die Disruption durch die Pandemie, die den Filmmarkt stark getroffen hat, ist unsere unmittelbarste Problemstellung“, so Christine Dollhofer. 

Mittel- bis langfristig seien es die steigenden Kosten für die Filmherstellung, die Diversifizierung des Markts und die dadurch schwierigere Vermarktung von Filmen. Green Producing und Gender Budgeting seien zwei Bereiche die verstärkt umgesetzt werden müssten, ebenso auch gute Rahmenbedingungen für den Nachwuchs zu schaffen und Diversität in die Stoffe zu bringen. 

Das Kino lebt – dank lebendiger Filmkultur

Als Neo-Geschäftsführerin ist es ihr ein Anliegen, aktiv an der Zukunft der österreichischen Filmbranche mitgestalten zu können. Nachhaltigkeit ist dabei ein nicht unwesentliches Thema.

„Zum einen ist der Fonds selbst als Öko-Business zertifiziert, zum anderen unterstützen wir als Förderstelle die Produktionsfirmen dabei, nachhaltig zu produzieren. Green Producing gewinnt immer mehr an Bedeutung. Hier werden wir auch versuchen, zukünftig auf Anreize zu setzen“, so Dollhofer, die die Konkurrenz von Streaming-Anbietern für die heimischen Lichtspielhäuser nicht fürchtet: „Das Kino wurde schon zu oft totgesagt, aber eine lebendige Filmkultur wird uns auch weiterhin in die Kinotempel pilgern lassen. Selbstredend, dass ein qualitätsvolles Angebot und ein ansprechendes Ambiente, abgestimmt auf die verschiedenen Zielgruppen notwendig ist. Ein so niederschwelliges kollektives Vergnügen wie ein Kinobesuch mit Freunden kann keine digitale Plattform ersetzen.“


Ihre Wünsche und Ziele für 2022? „Eine geeinte Filmbranche und ein klares Bekenntnis aller Stakeholder, um die Herausforderungen und Umwälzungen zu bewältigen und ausreichende Mittel für die vielen spannenden Projekte, die da kommen werden."

Foto: Violetta Wakolbinger

 

Nicola Dietrich ist Mitglied der Geschäftsleitung bei styria digital one sowie Head of Content Strategy beim zugehörigen Magazinverlag und der Content-Marketing-Agentur Styria Content Creation.

 

Worauf sind Sie besonders stolz?

Unsere angestrebte Strategie, sich vom reinen Vermarkter in Richtung Beratungsunternehmen weiterzuentwickeln, wurde wahr. Neben unserem Kernthema Content Marketing werden wir von Kunden eingeladen, sie in der Strategie, der Priorisierung von digitalen Aktivitäten, Gestaltung und Ausführung von digitalen Kommunikationsmaßnahmen und vor allem auch der effizienten Prozessgestaltung zu unterstützen. Außerdem werden unsere Mitarbeiter für Vorträge und Coaching Sessions gebucht. Mehr Wertschätzung geht nicht! So eng mit Kunden zusammenzuarbeiten und von der Strategie bis zur Umsetzung gestalten zu dürfen, macht uns stolz!

Vor welchen Herausforderungen steht die Branche?

Im digitalen Mediengeschäft sind wir in allen Bereichen bereits mitten in einer großen Transformation gelandet. Es entwickeln sich tagtäglich neue Technologien, die einen Einfluss auf das Geschäftsmodell von Verlagshäusern haben. Digitale Verlage setzen vermehrt auf Paid-Content-Strategien, gleichzeitig aber auch auf höhere Werbeerlöse. Gerade bei Letzterem ändert sich der Markt rasant: neue Technologien zur Automatisierung von Prozessen sind bereits durchgehend etabliert und haben durch die Steuerung von internationalen Organisationen einen großen Einfluss auf unser Erlösmodell.

Als CEO von BBDO Wien hat sie nicht nur eine Leidenschaft für den Aufbau von Marken und auffallend gute Kreationen, sondern auch für Zukunftsthemen, die für die Branche relevant sein könnten.

 

Ist KI im Agentur-Business schon angekommen?

Künstliche Intelligenz ist schon seit langem Teil unseres Agenturalltags, sei es in Form von Chatbots, digitalen Sprachassistenten oder Programmatic Advertising, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Von den vielfältigen Möglichkeiten, welche die Technik mit sich bringt, profitieren wir in der Agentur schon seit vielen Jahren. Aufgrund des Durchbruchs von ChatGPT ist diese Thematik momentan wieder präsenter im aktuellen Diskurs, vor allem hinsichtlich der berechtigten Frage, wem überhaupt die Rechte an den von dem Programm produzierten Inhalten gehören.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie?

Für uns Kreative ist es sehr hilfreich, dass es immer wieder neue Impulse aus der KI-Welt gibt – diese neuen Denkanstöße nutzen wir als Inspiration beim Entwickeln von neuen Ideen, aber auch um zu verstehen, in welche Richtung wir uns zukünftig weiterbewegen werden. Wichtig ist dabei vor allem, dass wir ein vorausschauendes Bewusstsein für die Unterschiede zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz entwickeln. Wie wir bei ChatGPT beispielsweise sehen, agiert künstliche Intelligenz vernunftbasiert – das heißt, sie muss mit Daten gefüttert werden und lernt auf Basis dessen, welche Worte am ehesten aufeinander folgen sollten und entwickelt nach diesem Schema Texte und Inhalte. Und genau dieser Mechanismus steht klar im Widerspruch zu dem Kern unseres Geschäfts, der Kreativität. Denn diese speist sich im Gegensatz zu KI aus Intuition, Empathie und Moral, mit dem Ziel, Sehnsüchte zu bedienen und Herzen zu berühren – und das geht nur, wenn wir selbst Emotionen spüren. Das kann KI bis dato nicht. 

Was bedeutet der Einsatz von KI für kreative Berufsbilder?

Kreative Berufe sind stetig im Wandel, mit oder ohne KI. Unsere Anpassungsfähigkeit stellen wir kontinuierlich unter Beweis, sei es während wirtschaftlichen Krisen, einer Pandemie oder nun mit künstlicher Intelligenz. Denn nur wer mit der Zeit geht und sich verändert, bleibt auch relevant.

Die aktuellen Diskussionen über künstliche Intelligenz zeigen, dass sich zusätzlich zur Technologie auch andere Disziplinen weiterentwickeln müssen. Unter anderem in den Bereichen Kunst und Kreativität hat sich enorm viel getan, beispielsweise die Veränderungen im Nutzungsverhalten. Die Sorge, dass KI unsere Jobs gefährdet und kreative Menschen ersetzen wird, teile ich jedoch nicht. Eher wird es darauf hinauslaufen, beides zu vereinen und die Vorteile daraus zu ziehen. 

„No Humans, No Delays, No Budget“, die KI-Agentur Uncreative Agency sorgt aktuell mit diesen Versprechen für Aufsehen. Inwieweit müssen sich herkömmliche Agenturen verändern, um am Zahn der Zeit zu bleiben?

Veränderungsfreude ist Teil unserer BBDO-Agentur-DNA. Das Auftauchen von KI-Agenturen ist so gesehen eine Chance, noch zukunftsorientierter zu denken und aus den unterschiedlichen Zugängen und Outputs das Beste herauszufiltern. Das ist natürlich abhängig von den Aufgabenstellungen und Briefings der Kunden und vor allem von der Frage, welches Maß an Individualität und schöpferischer Höhe tatsächlich gebraucht wird.

Spannend wird es, wenn KI- und herkömmliche Agenturen zueinanderfinden und sich gegenseitig verstärken. Trotz allen Fortschritts wird es letztendlich aber immer noch menschliche Kreative brauchen, um Intuition, Emotionen und Empathie mit Strategie zu vereinen und das große Ganze im Blick zu behalten: Kreationen dieser Art machen langfristig den Unterschied. 

Foto: Vienna Paint

Warum Strategien für den Unternehmenserfolg wichtig sind und nur relevante, empathische Botschaften bei den Menschen ankommen, verrät Jana David-Wiedemann im ABW-Interview.

 

„In der Werbung hat sich viel getan. Ich bin heute mehr denn je davon überzeugt, dass Kreativität den Unterschied macht. Aber nicht irgendeine, sondern strategisch fundierte Kreativität“, sagt Jana David-Wiedemann auf die Frage, welchen Vermarktungsschienen die Zukunft gehöre.

Bei BBDO setze man deshalb mit vollem Bewusstsein auf Strategie: „Sie ist der Anfang aller Dinge und entscheidet, wie es weitergeht. Es geht um know-how- und toolbasierte Strategie, die Daten, Kulturen und Trends kennt und Unternehmensherausforderungen und -chancen identifiziert. Daraus ergeben sich individuelle Maßnahmen – die Möglichkeiten sind ja heute vielfältiger denn je. Altbewährtes kann Lösungen bieten, genauso wie neuere Entwicklungen wie zum Beispiel das Metaverse und damit einhergehend Augmented Reality oder Shoppable Content via Instagram oder TikTok“, so die Diplom-Psychologin, die davon überzeugt ist, dass Werbungkommunikation die Menschen auch in herausfordernden Zeiten erreichen kann – wenn sie relevant ist.

„Die Fragen, die wir uns stellen müssen, lauten: Welcher Purpose steckt hinter der Kampagne oder dem Kommunikationsanlass? Warum sollte uns jemand zuhören? Was können wir für die Menschen tun? Was bietet einen echten Mehrwert, was berührt sie zumindest? In der Kommunikation geht es heute mehr denn je um Empathie – das ist übrigens nicht nur der Fall, wenn wir Krisenzeiten durchleben. Viel mehr ist das unsere tägliche Handlungsmaxime. Wenn wir nichts Sinnstiftendes zu sagen haben, sollten wir lieber schweigen“, sagt die Präsidentin von Strategie Austria.

Darauf sollten Unternehmen achten

Die Menschen seien anspruchsvoller geworden und würden sich Qualität und guten Content erwarten. Das ungeschriebene Regelwerk nehme zu – die Tonalität verändere sich, Schwarz-Weiß-Denken und Lagerbildungen würden sich intensivieren – Punkte, die Unternehmen berücksichtigen sollten, um erfolgreich zu bleiben, meint die gebürtige Berlinerin.

„Aus meiner Perspektive als Kommunikatorin und Psychologin räume ich zudem der internen Kommunikation einen großen Stellenwert ein. In einer unsicheren Wirtschaftslage sollten Unternehmen besonders darauf achten, ein Verständnis für Konsumenten aber auch ihre Mitarbeiter als Menschen zu haben. Der vielgenannte „War of Talents“ ist Realität. Nach außen hin kommt es darauf an, relevante Themen zu kommunizieren: Unternehmen sollten über etwas sprechen, was den Menschen wichtig und wertvoll ist. Gesellschaftliche Themen wie Frauenkarrieren und Bildung, Umweltthemen, soziale Aspekte – das sind Themen, die berühren und somit auf der Agenda vieler Unternehmen nach oben rücken müssen. Und: Kreativität und Ideen müssen immer Spannung erzeugen – als Antwort auf die zunehmende Resignation. Ob mittels Humor oder einem emotionalen Spin: Die Botschaft muss bedeutsam sein, die Tonalität einladend.“

Einen neuen Spirit entfachen
Und was hat die Agentur-Managerin dieses Jahr geplant? „Werbung heute kann so viel mehr. Bei Markenkommunikation geht es nach wie vor um das „Ich möchte als Brand gesehen werden“ – es muss jedoch mit dem „Berühren durch Purpose und authentischem Erlebnis“ im Einklang stehen. Auch widmen wir uns nach wie vor unserer Neupositionierung als BBDO Group. Damit verändern wir nicht nur unseren Auftritt und unsere Firmierung: Wir definieren auch neu, wie künftig gearbeitet wird. Recruiting und Mitarbeiterbindung sind hochrelevante Themen. Es gilt jetzt, die Faszination von Kommunikation und Werbung wieder zu steigern. Wir wollen insbesondere bei Young Potentials die Lust auf kreatives Arbeiten erzeugen, und ihnen ein Arbeitsumfeld bieten, in dem sie sich entfalten können. Gemeinsam mit unserem 70-köpfigen Team möchten wir einen neuen Spirit entfachen – nach vielen Monaten im Home Office. Und auch wichtig für 2022: Wir wollen mit unseren Kunden Freude an unserer Arbeit haben“, so David-Wiedemann, die auch in schwierigen Zeiten stets zuversichtlich bleibt.

Es gelinge ihr, in dem sie nach vorne schaue, auch wenn es noch so schwierig sei. „Der Blick voraus – auf neue Möglichkeiten und Chancen – hilft uns dabei, uns zu entwickeln und voranzukommen. In Schockstarre zu verfallen, entspricht mir gar nicht, denn irgendwo wird man immer etwas Sinnvolles beitragen können. In der Kommunikation können wir so viel erreichen: Klarheit schaffen, Fakten aufzeigen, Zeichen setzen, Emotionen auslösen.“

Über BBDO Wien

BBDO Wien gehört neben DDB Wien und Team X Wien zu den drei Agentur-Marken unter dem Dach der BBDO Group Kreativagenturen GmbH und ist seit vielen Jahren eine der führenden Agenturen am österreichischen Kommunikationsmarkt. Die Geschäftsführung der Agentur hat Strategie-Expertin Jana David-Wiedemann inne, gemeinsam mit Thomas Tatzl und Andreas Spielvogel.

In ihrer Arbeit für ein diverses Kundenportfolio setzt die mehrfach ausgezeichnete Agentur auf strategische Markenführung und Positionierung, kreative Umsetzungen und smarte digitale Lösungen. BBDO Wien steht dabei insbesondere für die Integration von Strategie und Empathie in der Beratung. Auch punktet die Agentur mit einem starken Planning-Team, das sich mit Konsumentenverhalten, Zukunftstrends oder den Marktbedingungen intensiv beschäftigt. 

Foto: BBDO Wien

Marina Daichendts Tipp für Frauen, die im Finanzbusiness Karriere machen wollen.

 

Wichtig ist vor allem, dass man an dem, was man tut, eine echte Leidenschaft entwickelt, sich nichts einreden lässt und sich vor allem nicht selbst unterschätzt. Frauen neigen dazu, sich unter Wert zu verkaufen und sind zum Teil viel zu kritisch mit sich selbst. Ich finde, wenn man Talent für was hat und tatsächlich in dem was man tut, gut ist, dann sollte man das auch deutlich sagen und zeigen.

Klar ist gerade die Finanzbranche männlich dominiert. Genau das birgt für Frauen aber noch ein riesiges Potential, denn somit ist für Frauen in Führungspositionen noch viel Luft nach oben. Mein Tipp: Sich also nicht von der Dominanz der Männer beirren lassen und auf seinem Ziel beharren, auch auf die Gefahr hin, als Zicke oder Furie abgetan zu werden. Und schon beim Bewerbungsgespräch Klartext reden, welchen Weg Sie künftig in dem Unternehmen einschlagen wollen.   

Foto: DADAT/Weissbild/Martina Weiss

 

 

Seit zwei Monaten ist sie CFO der Europäischen Reiseversicherung AG. Mit ABW sprach Nathalie Cremades über die Faszination ihres Jobs und Karriere-Booster für Frauen.

 

Nathalie Cremades verantwortet als Chief Financial Officer die Bereiche Rechnungswesen und Controlling sowie die ausgelagerten Bereiche Asset Management und Investment Management. „Das Versicherungs- und Assistancegeschäft fasziniert mich, weil es so nah am Menschen ist und die Erfolgsfaktoren Servicequalität, Empathie und Engagement sind. Gerade im Assistance-Geschäft führen wir unsere Kundinnen und Kunden aus einer Stresssituation in Komfort und Sicherheit - jederzeit und überall“, so die Managerin.

Leider sei der Versicherungsmarkt in Österreich stark reguliert. Die Anforderungen an Governance, Reporting-Standards und Transparenz würden ständig steigen. Neue Technologien könnten bei der täglichen Arbeit unterstützen.

„Die Digitalisierung des Finanzwesens stellt uns vor Herausforderungen in Bezug auf die Qualität und den Umgang mit großen Datenmengen, insbesondere vor dem Hintergrund der Anforderungen von IFRS17. Im Bereich der künstlichen Intelligenz gibt es spannende Entwicklungen, zum Beispiel bei der Betrugserkennung, die ich mit großem Interesse verfolge“, sagt Cremades. Die Umsetzung von IFRS17 sei das große Ziel für dieses Jahr. Dafür müsse zum einen eine stabile Basis für die Datenqualität sichergestellt werden, zum anderen müsse das Team erfolgreich zusammenarbeiten. „Außerdem wollen wir mit unseren Analysen noch stärker unternehmerische Entscheidungen unterstützen“, so die Finanzexpertin.

Nur die besten Lösungen zählen

Ihren Führungsstil beschreibt die gebürtige Französin als sehr teamorientiert. „Jeder leistet seinen Beitrag und kann sich einbringen. Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern. Außerdem bin ich sehr lösungsorientiert und ehrgeizig und gebe mich nicht mit dem Status quo zufrieden, sondern erst dann, wenn wir eine gute Lösung gefunden haben. Mein Motto ist: Nicht aufgeben! Morgen ist ein neuer Tag. Und jeder Tag bietet eine neue Chance, erfolgreich zu sein. Apropos Erfolg: Was verbindet sie damit?

Im vergangenen Jahr hat sie am „Raid des Amazones“ in Sri Lanka teilgenommen. „Raid des Amazones ist ein sechstägiger Sportwettkampf in den Disziplinen Mountainbiking, Kanufahren, Trailrunning und Bogenschießen. Es war ein unglaubliches Abenteuer - sportlich, menschlich und als Team. Unser Team war unterschiedlich in Bezug auf Alter, sportliches Engagement, Lebens- und Berufserfahrung, aber wir waren Kolleginnen und ein Team. Sport und Teamgeist haben es uns ermöglicht, an unsere Grenzen zu gehen und diese als Team zu überwinden. Das war für mich ein großer Erfolg!

Ihr Karriere-Tipp für Frauen: „Sei selbstbewusst und bereit, Barrieren zu überwinden. Mache dir keine Vorwürfe, wenn du Fehler machst. Lass dich nicht von deinem Ziel abbringen und versuche es noch einmal. Setze auf deine Stärken und mache das Beste aus deiner Situation.

Foto: Europäische Reiseversicherung

Immer mehr Menschen wenden sich angewidert von der Politik ab. Was man tun kann, sagt uns Indra Collini im ABW-Interview. 

 

Was tun Sie gegen Politikfrust und -verdrossenheit?

Viele Menschen sind mittlerweile davon überzeugt, dass die Politik Teil des Problems und nicht mehr Teil der Lösung ist. Das kann ich niemandem verübeln, denn die unzähligen Korruptionsfälle unter dem schwarz-blau-türkisen Ibiza-Sumpf haben das negative Bild einer machthungrigen und gierigen Politik nachhaltig geprägt. Umso wichtiger ist ein politisches Gegenangebot, das diesem widerlichen Treiben mutig die Stirn bietet. Ich habe NEOS mitgegründet, um den alten, verkrusteten Machtapparat aufzubrechen und engagiere mich seit vielen Jahren für mehr Transparenz. Denn Transparenz ist ein zentraler Schlüssel, um Vertrauen wieder aufzubauen. Deshalb plädiere ich auch für eine Politikerhaftung, um Politikerinnen und Politiker für fahrlässiges Handeln zur Verantwortung zu ziehen. 

Immer mehr Menschen wenden sich angewidert von der Politik ab. Ein „Weiter so“ darf es deshalb nicht geben. Für einen echten Neuanfang braucht es einen politischen Kassensturz. Es ist höchste Zeit, mit den korrupten Praktiken im Land aufzuräumen. Die Landesregierung muss sauberer und transparenter werden. Und sie muss lernen, dass Kontrolle keine lästige Idee der Opposition ist, sondern eine der wichtigsten Aufgaben in einer modernen Demokratie.

Wie kann der gesellschaftliche Zusammenhalt gefördert werden?

Gerade nach Jahren der Abschottung und Krisen braucht es wieder Räume für den zivilgesellschaftlichen Dialog und mehr Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger. Es ist zu wenig, die Menschen alle paar Jahre an die Wahlurnen zu rufen, sie ansonsten aber nicht zu hören. Ein weiterer Hebel zur Förderung des Zusammenhalts ist das ehrenamtliche Engagement. Ich kann mir gut vorstellen, dass ehrenamtliches Engagement durch einen Steuerbonus belohnt wird.

Ihr Programm für den Klimaschutz?

Niederösterreich darf keine Zeit mehr verlieren und muss ein Klimaschutzgesetz auf den Weg bringen - mit klaren Zielen und laufender Erfolgskontrolle. Darauf drängen wir schon lange, denn jahrelang hat die Landesregierung herumgeeiert. Das zeigen nicht zuletzt die Zahlen: Niederösterreich hat den CO2-Ausstoß in den letzten 30 Jahren nur um vier Prozent gesenkt, der EU-Durchschnitt dagegen um 32 Prozent - also um das Achtfache. Gleichzeitig muss die Politik beim Ausbau der erneuerbaren Energien und des öffentlichen Verkehrs Meter machen. Gerade beim öffentlichen Verkehr gilt: Das Angebot schafft die Nachfrage und fördert den Umstieg vom Auto auf klimafreundliche Mobilität.

Chancengleichheit für alle – ist das möglich?

Wir NEOS stellen Bildung über alles, weil sie der Schlüssel zu einem freien, selbstbestimmten und chancenreichen Leben ist. Und obwohl das völlig klar ist, funktioniert Schule heute noch wie zu Maria Theresias Zeiten - mit starren 50-Minuten-Einheiten und einem völlig verstaubten Lehrplan. Als Mutter von zwei Kindern setze ich mich dafür ein, die notwendigen Reformen, beginnend mit der Elementarpädagogik, voranzutreiben und damit die Chancen für alle Kinder zu erhöhen. Außerdem müssen die hart arbeitenden Menschen endlich entlastet werden. Die Steuerlast im Hochsteuerland Österreich muss sinken, Überstunden dürfen nicht versteuert werden. Und last but not least müssen wir unsere sozialen Netze neu ordnen, damit sie auch in Zukunft tragfähig sind und denen helfen, die Hilfe brauchen.

Foto: NEOS NÖ

In ihrer Familie wurde oft über politische Themen diskutiert. Das hat sie geprägt und zu einer kleinen Revoluzzerin gemacht.  Das Feuer entfacht schließlich Matthias Strolz mit seinem Politikverständnis. 

 

Wir haben uns zu einem Zeitpunkt getroffen, an dem ich echt erschüttert war, wie wenig das alte politische System an morgen denkt. Seit dem Gründungstag von NEOS war ich dann über fünf Jahre mit voller Leidenschaft ehrenamtlich beim Aufbau unseres Polit-Start-Ups mit dabei. Bis ich mich dann vor der letzten NÖ-Landtagswahl dazu entschieden habe, selbst aktiv in den politischen Ring zu steigen“, so die Betriebwirtin und Mutter zweier Kinder.  

Alte Parteien machen uralte Politik

„Mein Fokus liegt natürlich auf Niederösterreich, wo alte Parteien uralte Politik machen, Lösungen für die Zukunft aber fehlen. Mir liegen die besten Chancen für alle unsere Kinder durch Bildung ebenso am Herzen wie das wohl brennendste Thema der Jungen – der Klimaschutz. Und auch was die Entfaltung von Unternehmertum anbelangt sehe ich großen Handlungsbedarf, denn gerade unsere Klein- und Mittelbetriebe sind der Garant für Wohlstand und Arbeitsplätze. Was ich wirklich schmerzlich vermisse, ist eine Politik, die die besten Lösungen für die Menschen in den Mittelpunkt stellt. Stattdessen geht es oftmals um den eigenen Machterhalt und um die eigene Familie“, kritisiert Collini, die sich Politiker wünscht, die alle Aufträge ernst nehmen, die sie durch die Bürger bekommen haben.

Es dürfe nicht nur geredet, sondern müsse angepackt werden. Gut sei auch Expertise von außen. „Ich selbst bin eine Quereinsteigerin, war vorher lange in der freien Wirtschaft und habe auch ein Unternehmen aufgebaut. Ich kenne deshalb die echten Sorgen und Probleme der Menschen. Das etablierte System hat leider schon lange die Bodenhaftung verloren, die politische Aufgabe wird zum Selbstzweck und es geht nicht mehr um die Menschen“, so die gebürtige Vorarlbergerin. 

 

Politiker müssen Vorbilder sein

Um die Menschen wieder zu gewinnen, müsse endlich eine Politik mit Anstand gemacht und mit der Freunderlwirtschaft aufgehört werden. Transparenz sie hier ein Schlüssel. Politiker müssten Verantwortung für ihr Tun übernehmen. „Sie sind in gewisser Weise auch Vorbilder, darum finde ich es äußerst bedenklich, wie selbstverständlich in Österreich Anklagebank und Regierungsbank zusammengehen.

Und es braucht eine große Portion Ehrlichkeit. Wenn wir so weitertun wie bislang, werden wir die Klimaziele nicht erreichen und mit Strafzahlungen in Milliardenhöhe konfrontiert“, warnt die Abgeordnete, die sich bereits heute Politik für die Welt von morgen wünscht. Für die Jungen und für die Kindeskinder. Alle Kinder sollten zudem die Chance haben, die für sie passende Bildung zu bekommen und so ihre Talente zu entfalten. Denn das sei der Schlüssel für ein gelingendes, selbstbestimmtes und somit glückliches Leben. 

Foto: Karl Stadler

Wir müssen jetzt unsere Freiheitsrechte schützen, fordert die NEOS-Landessprecherin im ABW-Interview.

 

Mir geht es in erster Linie um die Frage, wie wir diese Krise gut meistern können, ohne dafür unsere Grund- und Freiheitsrechte zu opfern. In Krisenzeiten zeigt sich mehr denn je, dass wir unsere Freiheit mit aller Kraft vor autoritären Tendenzen schützen müssen. Für Niederösterreich wird es zudem eine finanziell unsichere Zeit. Leider hat die Landesregierung keinen Finanzpolster aufgebaut, sondern Jahr für Jahr mehr ausgegeben als geplant – und zwar ohne Not, ohne Krise und ohne Disziplin“, sagt Indra Collini

Als Mutter mache sie sich um die Chancen der Kinder Sorgen. „Was ich nicht will ist, die Jüngsten der Gesellschaft zurückzulassen. Das passiert aber, weil die Bildungspolitik der letzten Jahre viel versäumt hat und diese Versäumnisse in der Krise sichtbar geworden sind. Gerade Kinder aus sozial und ökonomisch benachteiligten Familien trifft die Situation besonders hart. Und meine zweite Sorge ist die Wirtschaft. Wenn wir hier nicht mit Köpfchen hochfahren, hat das gravierende Auswirkungen auf unsere Betriebe und Arbeitsplätze und damit auf Wohlstand, Zusammenhalt und Sozialsystem. Was die Regierung nicht begriffen hat ist, dass es in der Zwischenzeit nicht mehr nur um die Gesundheit, sondern um alles geht“, so die Landtagsabgeordnete.  

Gemeinsam mit David Gevorkian gründet Gabriela Colic 2021 Klarsicht.online. Als junge Founderin hat sie vieles gelernt, sich Neues getraut und Schwierigkeiten überwunden.

 

Heute steht sie als CEO und Gründerin an der Spitze des eigenen Unternehmens. Wie kam es zur Gründung, welche Probleme sie bei der Gründung erlebte und wie weiblich die Optikerbranche ist, verrät sie im Interview.

Gabriela Colic wusste schon immer, dass sie etwas Eigenes machen wollte. Die Firmengründung hat sie schließlich gemeinsam mit ihrem Partner David Gevorkian realisiert, nachdem die Vision für Klarsicht.online entstanden ist. Am Beginn standen Interviews mit den Optikern, um zu erheben, was diese brauchen. Und es zeigte sich, dass hier ein großer Bedarf in der Digitalisierung und Onlinepräsenz bestand.

2020 wurde der Traum Realität und die Multi-Optiker-Plattform wuchs heran. „Ich denke, dass die Optiker, so wie wir, an die Vision glauben. Der Optiker ist für uns sehr wichtig, denn im Endeffekt soll er nicht durch einen Onlineshop ersetzt werden. Darum ist uns ein Touchpoint zwischen Kunde und Brillenexperten essentiell,“ erklärt Colic die Beweggründe.

Vorteile für alle

Die Digitalisierung jeder Brille braucht Zeit, denn gleiche Brillen-Modelle der jeweiligen Optiker gibt es, kommen jedoch eher selten vor. „Es ist alles so vielfältig und die Brands bringen coole und neue Dinge auf den Markt,“ so Colic. Viele Leute wissen gar nicht, welche Möglichkeiten es gibt, erklärt sie. Dass es nicht unbedingt eine Brille vom Stamm-Optiker sein muss, dieser aber trotzdem unterstützt wird, ist ein Grundsatz im Konzept von Klarsicht.online.

Brillen werden online bestellt, während der Sehtest vom Brillenexperten in der Nähe gemacht und die Brille vom anbietenden Optiker geliefert wird. So wird auch kleinen Brillengeschäften die Möglichkeit gegeben, online so ganz andere Kunden und Kundinnen zu erreichen – und diese können aus ganz Österreich sein und nicht nur aus dem eigenen Umkreis.

Aller Anfang ist schwer

Sich kreativ ausleben zu dürfen und auch unmittelbar zu sehen, was man selbst geschaffen hat, waren nur zwei der Gründe, warum Gabriela Colic nach elf Jahren Angestelltendasein schließlich den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Brand Building, Werbung, Online-Marketing und wie man eine Unternehmenskultur aufbaut, hat die junge Gründerin in über zehn Jahren bei verschiedenen Unternehmen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln kennengelernt. Inzwischen blickt sie stolz auf ihre Laufbahn zurück und bereut den Schritt zur eigenen Firmengründung keine Sekunde lang. „Ich habe es gemacht und mich getraut. Jetzt bin ich hier. Es gibt Höhen und Tiefen, aber diese Höhepunkte sind so hoch und so schön, dass alle Tiefen vergessen lässt.“

Gabriela Colic erzählt von zahlreichen Hürden, die es zu überwinden galt. Besonders im Gedächtnis geblieben sind ihr Aussagen, wie „Sie sind 30, eine extrem junge Frau. Das ist Ihr erstes Unternehmen und Sie haben einen ausländischen Namen.“ Heute hofft sie, auch aufgrund jener Schwierigkeiten, die sie auf dem Weg zur eigenen Firma überwinden musste, als Vorbild für andere dienen zu können und zu beweisen, dass vieles machbar ist.

Ihr Tipp für Gründerinnen: „Erzähl von deinem Projekt. Von deinem Unternehmen. Egal was es ist, was du vorhast, erzähl einfach darüber. Auch wenn es noch in den Kinderschuhen steckt.“ 

Foto: © Alexander Zillbauer 

Die international erfahrene Ingenieurin und Managerin wurde von Silicon Austria Labs (SAL) jüngst zur neuen Leiterin der SAL MicroFab in Villach ernannt.

 

Ziel ist es, die Herstellung von Prototypen und die Kleinserienfertigung im Bereich der elektronikbasierten Systeme zu beschleunigen. Wir haben mit der Expertin für Mikroelektronik über ihre neue Aufgabe gesprochen.

Bitte beschreiben Sie uns kurz Ihre neue Tätigkeit.

Gemeinsam mit meinem Team baue ich die SAL MicroFab bei Silicon Austria Labs in Villach auf. Die SAL MicroFab ist mit 1.400 m² der größte Forschungsreinraum in Österreich. Die Anlage ist für 200-mm-Wafer (Anm.: dünne Scheibe aus Halbleiter-Material, meist Silizium, welche als Basis für die Herstellung integrierter Schaltkreise dient) ausgelegt und kann bis zu 25 Wafer in einer Charge verarbeiten.

Im Oktober 2023 haben wir den neuen Anbau eröffnet. Der neue Reinraum wird in den nächsten Jahren mit Geräten ausgestattet, die über den Stand der Technik hinausgehen. Das bedeutet, dass wir unsere Infrastruktur, unser Team und unser Partnernetz kontinuierlich ausbauen werden. 

Was fasziniert Sie an Verfahrenstechnik?

Für mich war die Verfahrenstechnik schon immer das interessanteste Rätsel, das es zu lösen gilt. Verfahrenstechnik bringt die Rädchen im Gehirn zum Laufen, während man gleichzeitig auf dem Boden der Tatsachen bleibt und praktische Lösungen findet. Als Techniker sind wir oft mit der Lösung komplexer Projekte im Zusammenhang mit der effizienten Produktion von Waren und Dienstleistungen betraut.

Dabei kann es sich um die Optimierung bestehender Prozesse oder den Entwurf völlig neuer Systeme handeln – jede Aufgabe ist also mit einzigartigen Herausforderungen verbunden. In der Mikroelektronik und in vielen anderen Bereichen geht es vor allem darum, die Effizienz zu steigern, Abfall zu reduzieren und die Umweltbelastung zu minimieren.

Es ist spannend, kreative Ideen und innovative Ansätze zu entwickeln, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Es ist auch großartig zu sehen, dass unsere Arbeit reale Auswirkungen auf die Gesellschaft hat und die Produkte, die wir verwenden, und die Art und Weise, wie die Industrie arbeitet, direkt beeinflussen kann.

Welche Visionen und langfristigen Ziele haben Sie für die SAL MicroFab?

Mein Hauptziel ist es, in dem, was wir tun, exzellent zu werden. Das gelingt, wenn man ein klares Ziel hat und einen gut durchdachten Plan, wie man dorthin kommt. Mit der SAL MicroFab wollen wir ein One-Stop-Shop für die Industrie werden. Wir wollen schnelles Prototyping, Kleinserienfertigung und nahtlosen Transfer von Prozessen in den industriellen Maßstab ermöglichen.

Das wird auch für Unternehmen nützlich sein, die nicht über die nötige Forschungsinfrastruktur verfügen oder nur eine Kleinserie benötigen. Das können wir bieten. Langfristig wollen wir ein führender Player in der europäischen Halbleiterwelt werden.

Ihr Rat für junge Frauen, die sich für den MINT-Bereich begeistern können?

Ich bin in Israel aufgewachsen und habe dort die Erfahrung gemacht, dass es völlig gleichgültig ist, welches Geschlecht man hat. So bin ich meinen Interessen nachgegangen, ohne zu wissen, dass die Gesellschaft möglicherweise eine andere Agenda hat. Erst viele Jahre später begann ich zu begreifen, dass die Welt anders ist als das, womit ich aufgewachsen bin.

Leider ist das bei vielen jungen Mädchen und Frauen nicht der Fall, und deshalb möchte ich folgenden Rat geben: Innovation funktioniert am besten, wenn Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Interessen und Kenntnissen zusammenkommen. Je vielfältiger ein Team ist, desto besser können wir bahnbrechende Forschung betreiben.

Wenn du dich für die Wissenschaft interessierst, dann beschäftige dich mit verschiedenen Disziplinen und Forschungsbereichen, um herauszufinden, was dich wirklich begeistert. Wenn du Unterstützung brauchst, suche nach erfolgreichen Frauen in der MINT-Branche, die dich inspirieren können. Wenn du für Forschung brennst und die Welt verbessern möchtest -- mit einer Innovation nach der anderen - dann verfolge deinen Traum und lass dich nicht von Stereotypen oder gesellschaftlichen Erwartungen unterkriegen.

Foto: SAL

Seit Mai des Vorjahres ist die Juristin Geschäftsführerin der ASFINAG Service GmbH und in diese Funktion auch für den HR-Bereich verantwortlich.

 

Ein ABW-Interview über die Herausforderungen einer veränderten Arbeitswelt.

Auf welche Erfolgsrezepte setzen Sie beim Rekrutierungsprozess? 

Grundsätzlich sollte man dazu festhalten, dass sich verschiedene demographische als auch externe Faktoren, wie die Corona Krise und daraus entstandene wirtschaftliche Folgen, massiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt haben und wir nun einen sehr ausgeprägten Arbeitnehmer-Markt haben.

Einfach gesagt, die Unternehmen müssen sich anstrengen, die Besten der Besten zu bekommen – vom operativen Arbeiter bis hin zur Managerin. Umso mehr müssen neue Wege im Recruiting ausprobiert und umgesetzt werden. Egal ob „WhatsApp“ Bewerbung oder Video-Interview – wichtig ist, dass der Bewerber im Mittelpunkt steht und sich gut im Bewerbungsprozess aufgehoben fühlt. Nicht zu vergessen, dass Schnelligkeit siegt. Langwierige Recruitings gehören der Vergangenheit an. Unsere Quick-Apply Funktion bietet Bewerber daher die Möglichkeit, sich ganz schnell und unkompliziert auf interessante Vakanzen zu bewerben.

Wir konzentrieren uns verstärkt darauf, die Candidate Experience laufend weiter zu optimieren. Dabei hinterfragen wir sehr genau, welche Methoden und Tools in der Vergangenheit gut funktioniert haben und welche neuen Ideen darauf aufgebaut werden können. Kreative neue Wege in der Kandidatenansprache werden von unseren Recruiting-Spezialisten laufend evaluiert und gesellschaftsübergreifend als Best Practice geteilt. Neben der Ansprache setzen wir im Attracting auch auf eine konstante Weiterentwicklung unserer Angebote. Beispielsweise legen wir verstärkt Fokus darauf, Shared Job und Shared Leadership Positionen anzubieten und geeigneten Tandems in Teilzeit eine spannende Entwicklungsmöglichkeit zu geben. 

Wie überprüfen Sie die Motivation und Leistungen der Mitarbeiter?

Wir haben einen jährlichen Performance Dialog und diesen nehmen wir im Sinne unserer Mitarbeiter und Führungskräfte sehr ernst. Dabei steht vor allem die persönliche Entwicklung im Vordergrund und wird entsprechend mit Maßnahmen ergänzt. Das schätzen unsere Mitarbeiter sehr. Aber das ist nicht alles, wir leben eine ausgesprochen offene und wertschätzende Feedback-Kultur, in der sich in mehreren Formaten über Projekte, Arbeitserfolge oder Ähnliches ausgetauscht wird. 

Gestresst, ausgebrannt, unmotiviert – was hilft dagegen?

Ausgewogenheit! Wir alle wissen, dass das eine Projekt oder der Monatsabschluss zu Mehrarbeit führen kann, die sich bei einigen von uns aufgrund ganz verschiedener Faktoren leider in Stress auswirkt. Einfach gesagt, so gern ich es mir wünschen würde, so ganz komplett ohne Stress läuft leider kein Business ab. Daher ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter ausreichend Möglichkeiten und Flexibilität haben, um etwaige Stresssituationen für sie so verträglich wie möglich zu gestalten. Sei es die Arbeit aus dem Homeoffice oder Sport in der Mittagszeit – es gibt bereits heute viele Gruppierungen innerhalb der ASFINAG, die mit Spaß und Freude für ein wenig Ablenkung und Ausgewogenheit sorgen.

Welche Faktoren binden Mitarbeiter ans Unternehmen?

Mitarbeiter bleiben, weil sie sich wohl fühlen und einen Beitrag leisten wollen. Bei beiden Kriterien spielen Führungskräfte eine enorm wichtige Rolle. Hierbei setzen wir gezielt Maßnahmen, damit unsere Führungskräfte entsprechend agieren können. Ich spreche daher ungern von „der“ Strategie oder dem „einen Weg“, weil eine gesunde und menschlich geprägte Führung mit entsprechenden sozialen Fähigkeiten die Mischung macht. „People Management“ und „People Centricity“ sind wichtige Skills die Führungskräfte mitbringen sollen.

Unser Ziel ist es, unsere Mitarbeiter mit spannenden Aufgaben, einer gesunden Unternehmenskultur und einer hohen Stabilität langfristig zu binden. Gott sei Dank, gelingt uns das schon seit vielen Jahren sehr gut. Neue Talente zu finden und zu binden ist dennoch ein enormer Kraftakt. Wie schon erwähnt, haben wir einen extremen Arbeitnehmer-Markt und auch unsere Top-Talents haben ausreichend Möglichkeiten, sich außerhalb der ASFINAG zu beweisen. Daher gehört für uns das Teamgefühl und die Zugehörigkeit zu den Schlüsselkriterien, um Talente zu halten. Kombiniert mit immer herausfordernden Projekten, wie etwa unserem Rastplatz der Zukunft oder CITS, bieten wir dafür genug Spielraum. 

Wie leicht oder schwer ist es für die ASFINAG geeignete Mitarbeiter zu finden?

Auch wir suchen in einigen Bereichen immer schwerfälliger nach geeigneten Kandidaten. Insbesondere im handwerklichen Bereich und bei den Betriebstechnikern ist es teils schwer,  Mitarbeiter zu finden. Wir versuchen natürlich, lokale Netzwerke zu etablieren. So sind unsere Autobahnmeistereien in den entsprechenden Ortschaften gut verbunden. Und manchmal etablieren sich dadurch neue Kandidaten. Ebenso setzen wir sehr auf unsere Auszubildenden, die wir nach erfolgreicher Ausbildung natürlich weiterentwickeln wollen. 

Welche Entwicklungen erwarten Sie im HR-Bereich?

Gerade der Austausch mit Expertinnen und Experten zeigt, welche ungeahnten Möglichkeiten erst noch vor uns liegen. Es gibt mittlerweile Software, welche den Unternehmen ermöglicht, durch KI Talente weltweit ausfindig zu machen etwa um Schlüsselpositionen zu besetzen. Gleichzeitig ist HR mit so vielen Daten von Mitarbeitern versorgt, dass entsprechende Auswertungen bereits heute in modernen Systemen Abwanderungsgefährdungspotentiale aufzeigen können. Man kann sich überlegen, wie schön das wäre, würde man eine Person durch spannende Projekte oder persönliche Entwicklungsmöglichkeiten wieder mehr für das Unternehmen begeistern können. Doch dafür braucht es noch eine Menge Transformation, denn auch wir stehen da noch ganz am Anfang.

Für mich ist es spannend zu beobachten, wie sehr es HR durch die Digitalisierung bisheriger hoch administrativer Prozesse schafft, Platz für neue Entwicklungen zu etablieren. HR als administrative Abarbeitung langer Formulare gehört der Vergangenheit an und die neue Rolle wird deutlich strategischer und weitreichender sein. Während HR Leitende in der Vergangenheit gerne stark administrativ „verhaftet“ waren, gehören sie heute deutlich mehr in die Agenden der Geschäftsführungen und des Vorstandes. Nicht umsonst bekommt die Rolle des CHRO eine immer wichtigere Bedeutung. Für mich bleibt es das Ziel, dass HR die Geschäftsführung als Sparring Partner warnt, konzeptionell unterstützt, Leitplanken vorgibt und Entwicklungen vorausschaut. Um HR-Abteilungen auf diesem Transformationsweg zu unterstützen, braucht es neben digitalem Support noch weitere flankierende Maßnahmen.

Abschließend Ihr Rat an Frauen, die Karriere machen wollen?

Bleibt so wie ihr seid und verstellt euch nicht. Wir Frauen können viele Dinge und sollten darauf vertrauen, dass diese Kompetenz auch gebraucht und wertgeschätzt wird.

 Zur Person

Tamara Maria Christ studierte Rechtswissenschaften und absolvierte darüber hinaus weitere Ausbildungen, wie jene für Aufsichtsräte der Wirtschaftsuniversität Wien sowie ein Ausbildungspaket zum Thema Revision. Sie startete ihre berufliche Laufbahn bereits 2003 bei den Austrian Airlines.

Nach einer einjährigen Tätigkeit am Oberlandesgericht Wien und der Universität Wien kehrte Tamara Maria Christ wieder zur Luftfahrt zurück, wo sie in mehreren Führungsfunktionen in verschiedenen Gesellschaften tätig war. Bis zum Wechsel in die ASFINAG Geschäftsführung im Mai des Vorjahres, agierte die gebürtige Wienerin als Board Representative Financial Aid, war Prokuristin und Geschäftsführerin der Austrian Beteiligungen GmbH der Austrian Airlines.

Foto: ASFINAG

Austrian Business Woman im Gespräch mit Dr. Christine Catasta, Leiterin Unternehmensberatung PwC Österreich.

 

Blick über die Grenzen

„Ich habe schon immer gerne gelernt“, sagt Dr. Christine Catasta. „Aber ich hatte nicht vor, Karriere zu machen.“ Catasta lächelt, das Business-Outfit sitzt perfekt. Dazu edles Halstuch, dezenter Schmuck. „Bereits während des Studiums an der Wirtschaftsakademie hat es mich in die weite Welt hinaus gezogen. Es war ein Hinausbewegen aus der Komfortzone.“ Erinnerungen an die USA, Südamerika, Frankreich und Italien. Erste Kontakte mit großen Konzernen. Siemens, VOEST und Bank of America.

„Ich war fasziniert, vor allem vom wirtschaftlichen Bereich.“ Fremdsprachen werden erlernt. Französisch, Englisch, Spanisch, Italienisch. „Mein Vater war sehr leistungsorientiert, meine Mutter empfahl mir Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Verdiene dein eigenes Geld.“ Ein kurzes Lächeln. Gedanken an die Anfänge. PwC, damals ein kleines Team in Österreich. 12 Mitarbeiter, heute mehr las 800. Start in der Wirtschaftsprüfung. Die Heirat in jungen Jahren, die Geburt der Kinder. Jahrelange Ausbildung zur Wirtschaftsprüferin. Familie, Job, Zusatzausbildung – Dreifachbelastung. Nahezu tägliches Lernen bis in die frühen Morgenstunden. Eine anstrengende Zeit.

Sie ist seit zwölf Jahren im Unternehmen, jetzt übernahm sie die Verantwortung für das Kongress- und Veranstaltungsgeschäft der Reed Exhibitions Österreich Gruppe.

 

Austrian Business Woman sprach mit der neuen Frau an der Spitze.

Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen? Seit wann sind Sie im Unternehmen tätig?

Ich habe von 1998 bis 2004 in San Diego, Kalifornien, gelebt und dort in mehreren großen Kongress-Hotels in unterschiedlichen Positionen gearbeitet. Angefangen habe ich als Assistentin der Verkaufsabteilung und war später operativ bei der Durchführung von Veranstaltungen sowie im Verkauf. 2004 bin ich nach Wien zurückgekehrt, seit 2005 bin ich im Unternehmen tätig.

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