Frauenpower im Wiener Rathaus: Präsidialchefin Cordula Donner im Austrian Business Woman-Talk

Mit Dr. Cordula Donner hat sich Bürgermeister Michael Ludwig erstmals eine Frau zur Leitung der wahrscheinlich wichtigsten Schnittstelle zwischen Verwaltung und Politik ins Wiener Rathaus geholt. 

 

Sie sind die erste Frau, die in Wien das Büro des Bürgermeisters leitet  – was sind Ihre konkreten Aufgabengebiete?

Unser Bürgermeister hat viele Visionen und Ideen, um das Leben für die Menschen in unserer Stadt noch lebenswerter zu machen. Dazu braucht er ein Umfeld, das im Hintergrund nicht nur Termine und Tagesordnungen koordiniert, sondern laufend alle für seine Arbeit  wichtigen Informationen und Entscheidungsgrundlagen aufbereitet. Ein Team, das Recherchen anstellt, Ideen aufgreift, sie weiter entwickelt und dafür sorgt, dass Projekte im Zusammenspiel mit den einzelnen Ressorts koordiniert ablaufen. Nicht zu vergessen all die persönlichen Anfragen und Beschwerden, die es auch immer wieder gibt.

Ob diese Aufgabe von einer Frau oder einem Mann wahrgenommen wird, ist zweitrangig. Viel wichtiger ist, dass der Bürgermeister sich voll auf die mit seiner Arbeit verbundenen Herausforderungen konzentrieren kann und dabei bestmöglich unterstützt wird. Wenn Sie so wollen, koordiniere ich mit meinem Team die Geschäfte des Bürgermeistes in Zusammenarbeit mit der Verwaltung einer Weltstadt mit bald 1,9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern sowie die Abstimmung zwischen den Bezirksvorstehungen unserer 23 Gemeindebezirke und der Stadt. Darüber hinaus leite ich eine Dienststelle, die sich mit Ehrungen, Veranstaltungen im Wiener Rathaus und mit der rechtlichen Aufbereitung von Anliegen, die an den Wiener Bürgermeister herangetragen werden, beschäftigt – ein spannender, abwechslungsreicher und juristisch fordernder Aufgabenbereich.

Was fasziniert Sie an dieser neuen Herausforderung besonders?

Als echte Wienerin war ich immer schon stolz auf „meine“ Stadt. Wien ist für mich die schönste Metropole der Welt, in der ich immer wieder gern auf Entdeckungsreisen gehe. Jetzt an der Seite des Wiener Bürgermeisters arbeiten zu dürfen, der auf die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Stadt zugeht, und ihn bei der Umsetzung seiner Absichten, dass es den Menschen auch in Zukunft in ihrer Stadt gut geht, persönlich zu unterstützen und beitragen zu dürfen, Wien noch lebenswerter zu machen, ist ein tolles Gefühl. 

Welche Eigenschaften sind nötig, um in Ihrem Job erfolgreich zu sein?

An der Spitze einer Stadt verläuft kein Tag wie der andere. Trotz oft unvorhersehbarer Ereignisse muss das Produkt stimmen – Qualitätseinbrüche darf es da nicht geben. Kommunikationsfähigkeit, strukturiertes Denken und Organisationstalent sind da ganz wesentlich, um die Gegebenheit des Moments rasch richtig einzuschätzen und mit den jeweiligen Herausforderungen strukturiert umzugehen.   

Was erwarten Sie von ihren Mitarbeitern? 

Mein Team arbeitet in den unterschiedlichsten Funktionen direkt für den Bürgermeister und das oft unter großem Zeitdruck. Da muss ich mich auf Arbeitsergebnisse nicht nur verlassen können, sondern erwarte von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass sie aus eigener Kraft Herausforderungen erkennen und  unseren Chef bestmöglich unterstützen. Für mich war es immer schon wichtig, selbstständige lösungsorientierte Menschen um mich zu haben, mit denen sich spannende Aufgaben und neue Projekte realisieren lassen, und die alle an einem Strang ziehen. Die gute Kommunikation untereinander und das wechselseitige Vertrauen sind da ganz wesentlich.

Wie beschreiben Sie Ihre Arbeitsweise?

Ich wiederhole mich jetzt: eine strukturierte Herangehensweise, einen kühlen Kopf bewahren und zielorientiertes Agieren – durchaus auch unkonventionell - damit bin ich immer gut gefahren. 

Was war bisher Ihre größte berufliche Herausforderung?

Bevor ich meinen jetzigen Job übernommen habe, habe ich als promovierte Juristin mehr als sieben Jahre die Magistratsabteilung 64 geleitet, eine technisch orientierte Rechtsabteilung, die unter anderem auch für die Wiener Bauordnung zuständig ist.  Diese Rechtsgrundlage laufend auf die aktuellen Gegebenheiten und die unterschiedlichsten Interessensfelder abzustimmen, erfordert in einer wachsenden Stadt viel Umsicht – regelt doch die Bauordnung einerseits Bauwerke von der Schrebergartenhütte bis zu Bürotürmen andererseits auch die Erhaltung von Grün- und Freiräumen. Sie wirkt so unmittelbar auf unser Umfeld und die Lebensqualität in Wien ein. Den Charme unserer wunderschönen Stadt zu erhalten, auf neue, moderne Ansprüche und Ideen zu reagieren, aber auch die Sicherheitsstandards im Auge zu behalten….. das war eine interessante Herausforderung.

Wo tankt eine Powerfrau wie Sie Kraft für den Arbeitsalltag?

Für einen Stadtchef zu arbeiten, heißt auch immer für die Stadt und die Herausforderungen des Bürgermeisters da zu sein – und die halten sich an keine fixen Dienstzeiten. Zum Glück habe ich einen Lebenspartner, der meinen Job nicht nur versteht, sondern mich so gut kennt, dass er genau weiß, wann ich vom Arbeitsalltag Ablenkung brauche – und ein gutes Gefühl dafür hat, was dann für uns das Richtige ist, um frische Energie zu bekommen.   

Welchen Rat geben Sie Frauen, die in der Politik Karriere machen wollen?

Ich bin keine Politikerin. Meine Arbeit liegt an der Schnittstelle zwischen Politik und Verwaltung. Ich bin Beamtin. Ich denke daher, dass meine Empfehlungen für einen erfolgreichen Weg in der Politik nur bedingt hilfreich wären. Eines kann ich aber sagen: Wer in der Spitzenpolitik tätig ist, braucht sehr viel Durchsetzungsvermögen, eine große Belastbarkeit und Ausdauer. Die Aufgabe ist sehr, sehr fordernd. Wie in jeder Spitzenposition braucht man daher sicher Liebe und Leidenschaft für seinen Beruf.

Foto: Archiv


Drucken   E-Mail