Die gute Nachricht vorweg: „Selbstbewusstsein aufbauen ist einfacher, als Arroganz abzubauen“, sagt Topmanagement-Coach Prof. Heidi Stopper.

 

Sie arbeitet täglich mit Top-Führungskräften – und daran, ihnen einen bewussten Umgang mit den eigenen Unsicherheiten zu verschaffen. Denn sie kommen auch bei selbstbewussten Menschen vor. Wie wir im Job mit Unsicherheiten im Innen und Außen umgehen und unser Selbstvertrauen ausbauen, erklärt sie im Interview. 

Was ist aus Ihrer Sicht der größte Mythos, wenn es um Selbstbewusstsein im Job geht?

Man sollte sich nicht einreden: „Mein Selbstbewusstsein ist zu gering, ich muss es erst aufbauen, damit ich mich an schwierige Aufgaben trauen kann.“ Selbstbewusstsein ist nichts Abstraktes, an dem man theoretisch herumschrauben kann. Das funktioniert nicht.

Wie entsteht Selbstbewusstsein dann?

Selbstbewusstsein entsteht, indem wir etwas tun, das wir noch nicht sicher beherrschen und damit positive Erfahrungen machen. Eine falsche Einstellung zum Selbstbewusstsein kann uns daran hindern, Fortschritte zu machen. Selbstbewusstsein bedeutet, dass ich mir aller meiner Stärken, Schwächen und Unsicherheiten bewusst bin und mich meinen Emotionen stelle. Es bedeutet nicht, dass ich keine Unsicherheiten habe. Im Gegenteil: Wenn ich versuche, meine Unsicherheiten wegzudrücken, ist es wie das Verbot, an einen pinken Frosch zu denken – natürlich denke ich dann nur noch an einen pinken Frosch.

Wenn wir auf Social Media blicken, glänzen uns schöne, selbstbewusste Menschen entgegen. Ist das gefährlich für das eigene Selbstbild?

Ja, es gefällt mir gar nicht, dass unsere Gesellschaft diejenigen glorifiziert, die übermäßig selbstbewusst auftreten, aber innerlich ja doch unsicher sind. Wir sollten Selbstbewusstsein nicht so überglorifizieren und uns blenden lassen. Es gibt nicht „die Selbstbewussten“, sondern es gibt Menschen, die so tun, als wären sie in allen Lebenslagen selbstbewusst. Kein Mensch ist immer selbstsicher. Selbstsicherheit ist immer mit der jeweiligen Situation verbunden – genauso wie innere Unsicherheit. Die gute Nachricht ist: Es ist viel einfacher, Selbstbewusstsein aufzubauen, als Arroganz abzubauen.

Inwiefern haben Pandemie, Krieg und Wirtschaftskrise zur allgemeinen Verunsicherung beigetragen – und wie können wir lernen, damit permanent zu leben?

Die Topführungskräfte, mit denen ich arbeite, sind in den letzten Jahren ständig neuen und unbekannten Herausforderungen ausgesetzt, wie z.B. der KI,  der Pandemie, radikaler Zinswende, geopolitischen Verwerfungen und den großen Herausforderungen aufgrund der Verrentung von 40 Prozent der heutigen Arbeitnehmer, den Babyboomern. Eine Dichte an veränderten Rahmenbedingungen, wie sie nur sehr selten vorkam. Ihr Erfahrungswissen ist dabei nur bedingt hilfreich, manchmal sogar hinderlich und neue Führungs- und Steuerungsinstrumente sind gefordert – und das Ganze unter massivem Druck.

Das klingt so, als hätten auch sie Ängste und seien unsicher?

Alle Topmanager haben Ängste und fühlen sich in bestimmten Situationen unsicher, das ist ganz normal. Bei Menschen, die tatsächlich keine Angst haben, muss man eher davon ausgehen, dass sie Soziopathen sind. Wir alle müssen aber einen kompetenten Umgang mit unseren Ängsten und Unsicherheiten lernen, statt sie – wie es noch häufig verbreitet ist –  einfach wegzudrücken. Wir können innere Unsicherheiten schrittweise abbauen, wenn wir uns gut vorbereiten, wenn wir unsere Kompetenzen in diesem Bereich durch Üben stärken. Und indem wir uns Unterstützung holen.

Oft wird ja gerade im Karrierestreben und in der Startup-Szene immer noch „Fake it till you make it“ propagiert. Ist das für Führungskräfte zielführend – und wieviel Verletzlichkeit dürfen sie zeigen?

 „Fake it‚ till you make it“ kann vorübergehend helfen, wenn man in eine neue Situation geworfen wird, um dadurch auch Selbstsicherheit zu generieren. Aber ein besserer Ansatz ist es, zu identifizieren, in welchen Situationen man sich unsicher fühlt und diese gezielt zu üben. Das sehe ich beispielsweise bei Top-Managern, die ich auf Assessment-Tests in Bewerbungsprozessen vorbereite: viele haben so etwas noch nie gemacht und haben versteckte Angst davor – die sich in Empörung und Kritik an den Tests zeigt.

Ich beruhige sie dann und wir trainieren Schritt für Schritt, bis sie sich sicher fühlen. Oder: Wenn man beispielsweise Angst vor einem Bühnenauftritt hat, sollte man jede Gelegenheit nutzen, um zu üben. Also: zuhause laut vorm Spiegel sprechen, einen Mentor oder Coach suchen, der unterstützt, und vor wohlwollenden Kollegen einen Probevortrag halten. Aber am Ende muss man sich einfach auf die Bühne wagen und die Herausforderung meistern – daran wächst man und gewinnt an Selbstsicherheit. Nach ein paar Mal wird es zur Praxis und man kann sich auf Optimierung der eigenen Performance konzentrieren.

Hilft es hier, als Führungskraft Mitarbeitende ins kalte Wasser zu schubsen, damit sie sich mehr zutrauen?

Es ist essentiell, dass andere einem etwas zutrauen und man in die Schuhe hineinwächst, die einem noch zu groß erscheinen. Kaltes Wasser allein hilft meines Erachtens nach aber nicht. Zutrauen und Unterstützung beim Hineinwachsen, das bringt den Erfolg. Wir werfen Kinder im Schwimmkurs auch nicht nur ins Wasser. Wir ermutigen sie und unterstützen sie beim Üben.

Stichwort Impostor-Syndrom: das wird ja Frauen eher zugeschrieben als Männern. Können Sie das aus Ihrer Erfahrung bestätigen? Und wie gehen Betroffene damit um?

Zunächst: Das Impostor-Syndrom ist keine Krankheit, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal, das bei manchen Menschen auftritt. Die Betroffenen tun sich schwer damit, ihre Erfolge als ihre eigenen Verdienste anzuerkennen und zu internalisieren. Sie führen sie eher auf den Zufall oder auf äußere Umstände zurück. Dadurch fällt es ihnen schwerer, Selbstbewusstsein zu entwickeln. Besonders bei Frauen wurde das Impostor-Syndrom seit 1978 erforscht und bei erfolgreichen Frauen wurde eine überproportionale Betroffenheit festgestellt. Durch weitere vertiefte Forschung weiß man heute, dass es bei Frauen und Männern gleichermaßen auftritt. Um damit umzugehen, können verschiedene Methoden helfen, wie zum Beispiel Journaling und therapeutische Ansätze, um zu lernen, den Erfolg besser zu verinnerlichen. Mir begegnet oft, dass Menschen sich an ihren eigenen Erfolgen wegen anerzogener Selbstzweifel oft nicht so erfreuen können – das ist aber noch kein Impostor-Syndrom.

Liegt das also an unserer Sozialisation?

Ja. Gerade bei Frauen kann es eine anerzogene Hemmung sein, ihre eigenen Fähigkeiten anzuerkennen und selbstbewusst zu sagen: „Ich bin einfach gut.“ Früher hat man noch den Spruch „Sei nicht wie die stolze Rose, die bewundert werden will, sei wie das Veilchen, bescheiden, sittsam und rein“ ins Stammbuch geschrieben – das veranschaulicht diesen gesellschaftlichen Sozialisationsdruck.

Sind Sie selbst auch manchmal unsicher?

Als junge Personalleiterin musste ich vor tausenden Mitarbeitenden den großen Stellenabbau verkünden – damals haben mir die Knie geschlottert. Nach 30 Jahren Bühnenerfahrung regt mich eine Rede heute nicht mehr auf und beschert mir schlotternde Knie. Ich denke, ich habe ein sehr gutes Selbstbewusstsein, weil meine Chefs mir einiges zugetraut haben – und ich mir dadurch auch selbst. Ich durfte viel ausprobieren, das hat mir zu einem breiten Erfahrungsschatz und Souveränität in vielen Situationen verholfen. Aber natürlich gibt es auch heute noch Situationen, die neu für mich sind – dann fühle ich mich auch unsicher. Das ist doch sehr menschlich und auch gut so! So kann ich mich noch weiterentwickeln.

Zur die Person

Prof. Heidi Stopper hat viele Jahre als Führungskraft und Vorstand im Personalbereich gearbeitet, zuletzt als Vorstand im MDAX. Coaching und Beratung von Führungskräften aller Ebenen, insbesondere des Topmanagements, war immer ein wesentlicher Bestandteil ihrer Tätigkeit. Heute ist sie Unternehmerin, eine der gefragtesten Topmanagement-Coaches und Beraterin zum Thema Karriere und berufliche Positionierung. Sie sitzt in etlichen Beiräten, ist Kuratoriumsvorsitzende der Macromedia und leidenschaftliche Förderin von Frauen im Berufsleben. Mitte Oktober 2019 wurde Heidi Stopper die Honorarprofessur für Leadership & Organizational Behaviour an der Hochschule Macromedia verliehen.

Foto: Karin Volz/Haus für Fotografie, Interview Nicole Thurn/hercareer

Mit 30. September geht an der Wirtschaftsuniversität Wien eine besondere Ära zu Ende: Edeltraud Hanappi-Egger, die erste Rektorin in der Geschichte der WU, verabschiedet sich.

 

Sie hat die Entwicklungen an der WU in den letzten acht Jahren geprägt, so wurde unter ihrer Führung u.a. eine neue Willkommenskultur für Studierende etabliert, mit uLiKe ein prämiertes Leistungsbewertungskonzept eingeführt, ein englischsprachiges Bachelorstudium eingerichtet, eine Stiftung gegründet sowie der Umgang der WU mit ihrer NS-Vergangenheit untersucht. Aber auch das WU Sommerfest, die Etablierung der European University „ENGAGE.EU“, u.v.m. fiel in ihre Wirkungszeit als Rektorin.

Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit hatte sich die Rektorin zum Ziel gesetzt, eine neue Willkommenskultur an der WU gegenüber Studierender einzuführen. Dazu wurden u.a. Unterstützungsmaßnahmen für Studierende erweitert sowie erstmals spezielle Angebote für jene geschaffen, die die ersten innerhalb ihrer Familie sind, die ein Studium beginnen. Mit WU4You startete Edeltraud Hanappi-Egger ein eigenes Stipendienprogramm, das sich an begabte Schüler*innen aus einkommensschwachen Familien in Österreich richtet. Dafür haben alle Rektoratsmitglieder jedes Jahr die ihnen zustehenden Leistungsprämien gespendet.

Wise Women & uLiKe

Da die Unterrepräsentanz von Frauen in obersten Führungsgremien in Österreich nach wie vor eklatant ist, war es ihr ein großes Anliegen, die Karriereambitionen junger Frauen in der Wirtschaft zu unterstützen und zu fördern. Mit Wise Women of WU hat sie ein Mentoringprogramm ins Leben gerufen, das junge WU-Absolventinnen mit erfolgreichen Managerinnen zusammenbringt und sie auf ihrem Karriereweg begleitet. Die Rektorin ist auch mit dem Vorhaben angetreten, traditionelle Leistungsbewertung z.B. in Berufungsverfahren zu überdenken. Die Rektorin dazu: „Der Fokus in der Auswahl passender Bewerbungen liegt im wissenschaftlichen Bereich eigentlich immer auf dem Forschungsoutput: je mehr publiziert wurde, desto besser. Diese Betrachtungsweise lässt aber unterschiedliche Lebenskontexte außen vor. uLiKe – universitäre Leistungsbewertung im Kontext entwickeln bedeutet, dass wissenschaftliche Leistungen einer Person im Verhältnis zu Faktoren, wie u.a. Teilzeit bzw. Vollbeschäftigung und dem akademischen Alter betrachtet werden“. Das Konzept, das 2016 auch mit dem Diversitas des BMBWF ausgezeichnet wurde, fand bei den 66 Berufungsverfahren, die die Rektorin während ihrer Amtszeit durchgeführt hat, Anwendung. Weil sie darunter 29 Professorinnen berufen hat, stieg auch die Frauenquote innerhalb der Professuren auf 31 %. 

Verbesserung der Betreuungsrelationen

Eine große Herausforderung an der WU ist das Betreuungsverhältnis (Habilitierte pro Studierenden), das zu den schlechtesten in Österreich zählt. Rektorin Hanappi-Egger hat sich stets dafür eingesetzt, dass dieses Verhältnis langfristig verbessert werden muss und konnte in den Verhandlungen mit dem Ministerium immerhin 31 zusätzliche Professuren für die WU erreichen. Das Betreuungsverhältnis hat sich damit von 1:84 auf 1:70 verbessert, wobei der österreichische Schnitt bei ca. 1:37 liegt. „Das ist natürlich eine sehr erfreuliche Entwicklung für die WU, aber der Weg ist noch ein weiter“, so die Rektorin und fügt hinzu: „Die größte Herausforderung als Rektorin oder Rektor einer öffentlichen Universität in Österreich ist sicherlich, dass niemals langfristig geplant werden kann. Alle drei Jahre müssen die Budgets mit dem Ministerium neu verhandelt werden und immer wieder herrscht große Unsicherheit, ob ein Sparprogramm kommt, ein Konsolidierungskurs gefahren werden muss oder es zusätzliche Finanzmittel geben wird. Leider fehlt es seitens der Regierung immer wieder an einem klaren Bekenntnis zu Wissenschaft und Forschung und Investitionen in diese Bereiche. Dabei zeigen internationale Beispiele zur Genüge, wie es gehen könnte“.

Digitalisierungsschwerpunkte an der WU

In der vergangenen Amtsperiode wurden auch wichtige Schritte in Richtung Digitalisierung gesetzt: 2019 wurde ein eigenes Vize-Rektorat für Infrastruktur und Digitalisierung eingerichtet, mit dem Projekt „Transforming Tomorrow“ der Weg der WU in eine digitale Arbeits- und Wirkungsstätte gesetzt. 8 wirtschaftswissenschaftliche Professuren mit Digitalisierungsschwerpunkt wurden besetzt, entsprechende Inhalte in den Bachelor-Programmen sowie das Masterstudium „Digital Economy“ geschaffen. Weitere Meilensteine waren die Einrichtung des ersten englischsprachigen Bachelorprogramms „Business and Economics“, das mittlerweile zu den nachgefragtesten Studien in Österreich zählt und zuletzt die große Reform des deutschsprachige Bachelorstudium „Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ mit dem neuen Schwerpunkt Wirtschaft-Umwelt-Politik. Außerdem wurde 2022 die WU Foundation ins Leben gerufen und damit ein Instrument geschaffen, das finanzielle Mittel zur Verfügung stellt, die über die Globalbudgets hinausreichen und die Förderung spezieller Projekte erlaubt.

125 Jahre WU und Auseinandersetzung mit Vergangenheit

Wichtig war es der Rektorin auch, dass sich die WU weiterhin mit den dunklen Flecken ihrer Vergangenheit auseinandersetzt. Nach wertvollen Projekten zur Vertreibung von Hochschulangehörigen während der NS-Zeit und der Provenienzforschung hat sie den Blick auf die Rolle der WU sowie ihrer Vorgängerinstitution während und nach der NS-Zeit erweitert und die Überprüfung von akademischen Ehrungen an historisch belastete Personen angestoßen. Im Rahmen des 125 Jahr-Jubiläums, das die WU 2023 begeht, widmete sich eine Veranstaltung dem Widerruf des Titels des Ehrendoktors an Walther Kastner sowie der Kontextualisierung drei weiterer Ehrendoktorate.

Edeltraud Hanappi-Egger abschließend: „Ich habe in den letzten acht Jahren sehr viele schöne Momente erlebt, wie die Sommerfeste, unterschiedliche Veranstaltungen oder die Suche nach den WU Talents, die mir lange in bester Erinnerung bleiben werden. Es waren auch schwierige Zeiten dabei, vor allem die Jahre während der Pandemie und die Lockdowns, die uns sehr gefordert haben, nicht nur organisatorisch, sondern auch atmosphärisch. Aber die WU, oder besser ihre Angehörigen, haben eine ungeheure Kraft und Energie und leisten Unglaubliches. Das hat mich immer sehr stolz gemacht und beeindruckt“.

Foto: Klaus Vyhnalek

Die Autorin, Produzentin und Menschenrechtsaktivistin Nahid Shahalimi ist in Afghanistan geboren, in Kanada aufgewachsen und lebt seit mehr als 20 Jahren in Deutschland.

 

Ihre Projekte drehten sich zuletzt fast immer um ihr Geburtsland, aus dem sie als Kind fliehen musste. Kürzlich hat sie die afghanische Nationalhymne im Opernstil neu arrangiert – gesungen von Jugendlichen unter 20 Jahren. Im Interview spricht die weltweit bekannte Vielfachkünstlerin darüber, wie sie ihre Projekte auch unter schwierigsten Bedingungen zum Erfolg führt.

Social Impact CEO, Bestsellerautorin, Produzentin, Menschenrechtsaktivistin – all das und noch viel mehr trifft auf Sie zu. Was machen Sie eigentlich genau?

Ich male Bilder, mache Ausstellungen, schreibe Bücher und produziere verschiedenen Kunst-Projekte. Je nachdem, welches Projekt gerade läuft, bekomme ich von den Medien eine andere Bezeichnung – gerade gelte ich häufig als „Autorin“. Ich selbst habe mich lange nicht so genannt, da ich erst Know-how im Schreiben entwickeln musste. Es hat mit dem Alter zu tun, wenn man solche verschiedenen Sachen macht – im Mai werde ich 50.

Wie wählen Sie aus, welches Medium für ein Projekt am besten passt?

Das hängt davon ab, wo ich bin und was ich erreichen möchte. Ich richte mich an ganz verschiedene Menschen. Wenn es um Afghanistan geht, habe ich oft mit EU- und UNO-Komitees zu tun. Das ist sehr bürokratisch und fokussiert auf politische Entscheidungsfindung. Wenn es um Geschlechterthemen geht oder die Art und Weise, wie man strategisch überlebensfähige Projekte auf die Beine stellt, dann ist das wieder eine ganz andere Welt, mit einer ganz anderen Sprache. Aber in allem, was ich tue, möchte ich Kreativität leben, sonst habe ich keinen Spaß. Und damit meine ich nicht, dass ich nur genieße oder fröhlich herumtanze, sondern gerne morgens aufstehe und mich auf zehn bis fünfzehn Stunden Arbeit freue. Was für mich Spaß ist, nennen andere Arbeit.

2021 haben Sie das Buch „Wir sind noch da!“ geschrieben, in dem 13 Frauen aus Afghanistan über sich berichten. Wie exemplarisch ist dieses Projekt für Ihre Arbeit?

Ein Buch herauszugeben und Texte zu bearbeiten, erscheint vielleicht nicht so kreativ. Aber auch hierfür brauchte ich kreative Methoden, um mein Ziel zu erreichen: Räume mit afghanischer Expertise schaffen. Mir ist wichtig, dass die Öffentlichkeit aus erster Hand echte Afghanistan-Expert:innen hören kann.

In dem Buch berichten sehr außergewöhnlich Frauen über sich und ihre Arbeit. Sie haben alle hart gearbeitet und die meisten haben ihre Projekte noch am Laufen und große Plattformen aufgebaut – was die breite Öffentlichkeit nicht weiß. Ob Journalistin, Politikerin oder Gründerin einer Programmierschule für Mädchen – all das sind Frauen, die diese Welt bewegen, mit einer komplett anderen Sichtweise.

Zuerst kam die deutsche Veröffentlichung im Elisabeth Sandmann Verlag. Wir haben etwa 7 Wochen Tag und Nacht daran gearbeitet. Ein Jahr später kam die englische Version mit neuen Ergänzungen bei Penguin Canada. Da musste ich das ganz anders schreiben, in einem anderen Stil. Also war es quasi noch einmal ein neues Projekt.

Afghanistan wird immer ein großer Teil meines Lebens sein. Aber ich habe auch viele andere Projekte. Die meisten musste ich mit der Rückkehr der Taliban auf Eis legen, um mich auf Afghanistan zu konzentrieren.

Sie haben auch den preisgekrönten Dokumentarfilm „We The Women of Afghanistan: eine stille Revolution über Frauen in Afghanistan“ produziert. Wie wird man Produzentin?

Vieles entsteht, indem man offen ist für die Gelegenheiten, die sich einem bieten. Produzentin zu sein, ist sehr umfangreich – egal, ob es um einen Film, ein Buch oder Musik geht. Manchmal macht man „nur“ die Finanzierung. Ich finanziere alles selbst und das ist nicht einfach. Manchmal übernimmt man darüber hinaus das gesamte Projektmanagement. Ich habe auch immer von Anfang an eine Strategie für das Marketing, anders geht es nicht. Das ist genauso wichtig, wie das Projekt selbst.

Wie war das zum Beispiel mit Ihrem neusten Projekt? Gerade haben Sie die afghanische Nationalhymne im Opernstil neu vertont und arrangiert – gesungen von Frauen unter 20 Jahren.

Es war im Oktober 2021, nach der Arbeit am Buch „Wir sind noch da!“. Ich möchte immer eine Art Imagefilm für die Bücher herausbringen, als Promotionsmaterial. So kann ich ein größeres Publikum ansprechen. Dafür wollte ich unbedingt meine eigene Musik produzieren. Meine Idee war: folkloristische Musik, die junge Frauen singen.

Ich hatte erfahren, dass ein ganz toller afghanischer Komponist in der Nähe von Stuttgart war. Innerhalb von 24 Stunden machte ich mich auf den Weg in sein Studio, mit drei jungen Sängerinnen im Auto. Eine von ihnen war die 19-jährige Mezzosopranistin Nina Yaqob, die die Hauptstimme in dem Stück singt. Ihr Vater ist Afghane und die Mutter aus Weißrussland. Sie ist in Deutschland geboren und deshalb mit drei Kulturen aufgewachsen.

Wie die anderen Sängerinnen hat sie aber Afghanistan nie gesehen. Während der Fahrt habe ich den Sängerinnen geholfen, ihre eigene Stimme zu finden, denn sie sollten die Folklore nicht einfach kopieren. Nina Yaqob hat herumprobiert und plötzlich die afghanische Nationalhymne angestimmt. Ich war so überrascht, ich hätte fast einen Unfall gebaut. In diesem Moment habe ich mich entschieden, die Nationalhymne neu zu vertonen. Wir haben sie dann gleich einmal im Studio aufgenommen. Das war noch nicht ganz das, was ich wollte. Aber die Idee war geboren. Manchmal ist es gut, ein Konzept kochen zu lassen. Später haben wir es weiterentwickelt.

Welche Botschaft möchten Sie mit der neu produzierten Nationalhymne vermitteln?

Das Stück hat verschiedene Ebenen. An erster Stelle steht für mich wirklich dieses neue Genre. Ich liebe klassische Musik – von Beethoven bis Maria Callas, also vor allem Oper. Morgens mache ich meist einen dreiviertelstündigen Spaziergang mit solcher Musik im Ohr. Aber die afghanische Musikkultur kennt das Klassische nicht. Es gibt verschiedene folkloristische Stile in Afghanistan und die wollte ich schon immer aus ihrem Rahmen herausbringen – auch, um es für eine junge Generation interessanter zu machen.

War es Ihnen darum so wichtig, dass die Sängerinnen unter 20 Jahre alt waren?

Ja, auch. Es ist ein Stück, das wunderschön ist. Aber wir müssen auch einen Dialog darüber führen, was Afghanistan ausmacht. Dabei sollten wir den Jugendlichen und ihren Talenten mehr vertrauen. Wenn wir heute politische Entscheidungen treffen, geht es um deren Zukunft, die wir möglicherweise verderben. Sie müssen irgendwann die Probleme lösen.

Ich würde mich so freuen, wenn die Jugendlichen in der Region auf einmal Opernelemente in die tausendjährige folkloristische Geschichte der afghanischen Musik hineinbringen. Wenn das Stück viele inspiriert, wieder Musik zu machen und noch lauter über afghanische Musik zu reden, auch in der gesamten Region – in Pakistan, Indien und im Iran. Ich möchte nicht, dass diese Hymne als politisches Stück betrachtet wird. Dennoch gibt es in meiner Strategie immer etwas Politisches. Denn wenn man etwas ändern möchte, muss man die Politik ändern. Alles, was mit Afghanistan zu tun hat, ist politisch – gerade jetzt. Und noch mehr, wenn junge Frauen dabei mitwirken.

Inwiefern ist das Stück politisch – können Sie das genauer erklären?

Die jungen Frauen haben die Hymne gesungen. Das war in der afghanischen Musik schon immer ein Tabu, auch vor der Taliban-Machtübernahme. Der 20-jährige Arash Amiri hat die Instrumentalbegleitung übernommen. Auch das ist ein Statement. Musik ist in Afghanistan inzwischen komplett aus dem Leben verschwunden.

Es ist niemand erlaubt, Musik zu machen. Die Taliban verbrennen Musikinstrumente, sie schlagen Musiker – Männer und Frauen. Es ist eine dunkle, stille Welt. Es gibt keine Farben und keine Geräusche. Solch eine Kultur und solche Sitten hat Afghanistan nie gehabt. Die Seele von einem Land hängt an der Kunst und speziell an der Musik.

Mussten Sie sich bei der Arbeit an dem Stück zensieren, um die Beteiligten zu schützen?

Es war mir sehr wichtig, die Mädchen zu schützen – vor all dem, was da kommen könnte. Sei es von der deutschen Seite, international oder von Afghanistan. Insbesondere Nina Yaqob manage ich als Hauptsängerin. Wenn es um Interviews zur Hymne geht, dann bereite ich sie auf schwierige Fragen vor. Wir waren in Washington und da haben wir das Video zu dem Stück gedreht.

Auf einer Charity-Gala der afghanisch-amerikanische Women Foundation war die Premiere der neu arrangierten Hymne. Da waren viele Leute vom State Department und aus der Politik. Das mussten wir intensiv mit Nina durchgehen und diese Erfahrung hat sie zu einem anderen Menschen gemacht.

Was sind denn schwierige Fragen, die da kommen können?

Zum Beispiel: „Deine Mutter ist aus Weißrussland, du bist nie in Afghanistan gewesen, Du sprichst die Sprache nicht. Wer gibt Dir das Recht, die afghanische Nationalhymne zu singen?“ Die Hymne ist auf Paschtu und das spricht nur ein Teil der Bevölkerung. Ich verstehe ein bisschen Paschtu, aber wir sind nicht Paschtu-sprachig in meiner Familie und die Sängerinnen haben das auch nicht als Muttersprache.

Da gibt es immer Menschen, die meinen, man sei nicht afghanisch genug. Das ist hierzulande nicht anders. Da muss man immer beweisen, dass man irgendwie genug ist, um in die Kultur zu gehören. Oder es können Fragen kommen wie: „Warum ist die Hymne in Paschtu und nicht in anderen afghanischen Sprachen wie Dari, Farsi oder Hazaragi?“ Es gibt auch Afghaninnen und Afghanen, die sagen, wir akzeptieren die Hymne nicht, weil sie uns nicht repräsentiert. Ein Jahr lang habe ich mich nur mit solchen Fragen beschäftigt. Ich habe Menschen mit lokaler Expertise dazu befragt, von denen ich weiß, dass sie mir auch wirklich die Wahrheit sagen.

Welche Argumente kann man da entgegensetzen?

Die Professionalität von Nina Yaqob steht außer Frage. Sie hat jahrelang Gesangsunterricht genommen und nimmt immer noch welchen. Von sich zu sagen, ich bin Mezzosopranistin, das ist kein einfacher Weg. Sie ist mit afghanischen Wurzeln aufgewachsen und kennt Sachen von der afghanischen Kultur, da muss ich sagen: „Wow, Respekt!“. Wie sie sind auch die anderen jungen Menschen, die an der Hymne beteiligt waren, Kinder der Diaspora. Sie haben diese Liebe zum Land, eine Leidenschaft für die Kultur von Afghanistan. Diese junge Generation ist von der Globalisierung geprägt und überall aufgewachsen. Dass Menschen wie Nina die afghanische Nationalhymne kennen, das bringt Hoffnung, auch für diejenigen, die in Afghanistan sind.

Viele junge Menschen werden jetzt auf diese Art von Musik aufmerksam und fragen sich: Was ist das? Das ist für sie eine neue Welt. Wir hoffen, dass wir damit eine Tür aufgemacht haben, sich auf ganz andere Weise mit der afghanischen Kultur auseinanderzusetzen. Vielleicht finden manche junge Menschen aus Afghanistan ihren Platz dort. Nicht jeder muss ein Aktivist oder eine Aktivistin sein. Es gibt manchmal die Erwartung, dass eine Frau, die die Nationalhymne singt, die Probleme von Afghanistan oder den afghanischen Frauen auf einmal lösen sollte. Das ist nicht in Ordnung. Künstler:innen machen Kunst und wir müssen das trennen können.

Wie ist das Feedback auf das Projekt?

Außerhalb von Afghanistan haben wir fast nur Positives gehört. Innerhalb von Afghanistan gibt es schon so 10 bis 15 Prozent kritisches Feedback, von Menschen, die das nicht gut finden oder nicht verstehen, was wir tun. Oper ist auch Geschmackssache. Ich versuche sehr viel zu erklären, spreche in Podcasts, gebe Interviews, um Menschen, die Musik mögen, nahezubringen, was alles dahintersteckt.

Kommt die neu produzierte Nationalhymne bei afghanischen Frauen überhaupt an?

Für Frauen ist die Situation in Afghanistan gerade sehr schwer. Ende Dezember 2022 haben die Taliban ein neues Dekret erlassen, das Frauen den Besuch höherer Bildungseinrichtungen und die Arbeit in NGOs verbietet. Sie dürfen kaum noch arbeiten. Arbeit ist auf wenige Tätigkeiten, beispielsweise im Gesundheitswesen, beschränkt. Sie dürfen nicht auf die Straße ohne einen guten Grund.

Und ohne einen Mann sowieso nicht. Aber nicht jede Frau hat einen Bruder oder Mann in der Familie. In Afghanistan herrscht seit fast 50 Jahren Krieg, viele Männer sind gestorben. Selbst Ärztinnen kann es passieren, dass sie auf dem Weg zum Job stundenlang von einem Fußsoldaten aufgehalten werden.

Afghanistan ist jetzt das einzige Land auf der Welt, wo kleine Mädchen nicht mehr in die Schule gehen dürfen nach der sechsten Klasse. Aber das Gute ist, das Internet ist noch da, noch. Frauen haben Zugang zu sozialen Medien. Das ist der einzige Weg, wie die Frauen dort an Informationen kommen und wir Informationen aus dem Land erhalten.

Inwiefern richtet sich das Projekt auch an Männer?

Das ist auch eine Facette. Es würde Männern auch besser gehen, wenn sie Musik machen dürften – das ist nicht nur eine Sache der Frauen. Und Feminismus und Demokratie hat Afghanistan nicht erst in den letzten 20 Jahren gelernt. Das war viel früher da. Frauen durften in Afghanistan beispielsweise schon 1965 wählen, in der Schweiz erst 1971.

Durch den Krieg haben wir aber eine kollektive Amnesie erlitten. Wir erinnern uns nicht mehr, was wir schon erreicht hatten. Die Kunst ist eine Möglichkeit, dass Frauen mit Männern am Tisch sitzen und in einen Dialog kommen. Wenn wir mehr für Frauen erreichen möchten, kommen wir nicht immer mit Revolution und harten Worten weiter. Es braucht eine Evolution der Generationen. Jede Generation versucht etwas zu verbessern und ihre eigenen Töne hineinzubringen. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich nicht das mache, was meine Mutter gemacht hat und dass meine Töchter auch nicht das machen werden, was ich mache. Und diese Evolution von Generationen wird auch mit Männern zu tun haben.

Die Frauen in Afghanistan hatten sich, bevor die Taliban zurückkamen, an ein anderes Leben gewöhnt und wie Sie sagten auch früher schon viele Rechte. Was lernen wir in der westlichen Welt daraus?

Dass wir immer mit den Leuten sprechen sollten, die wirkliche Expertise haben. Sonst wird ein Narrativ von Opfern gebaut.

Wie meinen Sie das genau?

Wenn Journalist:innen nach Afghanistan reisen, schauen sie nur auf das Heute. Da geht es darum, wie kann ich einen Artikel oder Report am besten verkaufen. In den letzten zwei Jahrzehnten musste zwar jede Frau in Afghanistan mit einer Kopfbedeckung herumlaufen. Aber ich erinnere mich an die Zeit, als junge Frauen in Kabul Miniröcke und die neueste Mode aus Magazinen trugen.

Es gab so viele Fortschritte in der afghanischen Gesellschaft und der Weg zu einer ausgewogeneren Lebensweise der Geschlechter wurde von Tag zu Tag solider. Ich will damit nicht sagen, dass es in unserer afghanischen Gesellschaft innerhalb und außerhalb Afghanistans keine geschlechtsspezifischen Probleme gab oder gibt. Wir müssen daran arbeiten, genau wie der Rest der Welt auch. Denn KEIN Land auf dieser Welt ist bisher völlig gleichberechtigt. Laut dem Global Gender Gap Report 2022 wird es 132 Jahre dauern, um diese Lücke zu schließen.

Wenn man nur von Krieg und Unterdrückung der Frauen erzählt, entsteht ein einseitiges Bild. Natürlich ist das so, aber das ist trotzdem nicht alles. Dabei werden afghanische Frauen zu exotischen Wesen. Sie sind so weit weg, dass wir uns nicht mit ihnen verbinden müssen. Das ist der Hauptgrund, warum ich das Buch „Wir sind noch da!“ geschrieben habe. Denn das ist ein Muster, das ich nicht nur im Journalismus beobachte, sondern auch in der europäischen Politik und der Weltpolitik.

Sind Sie enttäuscht von der deutschen Politik – zum Beispiel von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die von feministischer Außenpolitik spricht?

Enttäuschung ist leicht gesagt. Deutschland hat absolut nichts gemacht in der letzten Zeit. Und es gab sehr viel Gatekeeping gegenüber Afghanistan. Die EU hat Top-Frauen aus Afghanistan in ihren Gremien, Deutschland nicht. Das ändert sich seit der Machtübernahme der Taliban erst jetzt ganz langsam. Man fürchtet Korruption.

Aber nicht alle Afghan:innen sind korrupt. Das merkt man ziemlich schnell. Wir engagieren uns seit Jahren ehrenamtlich, aber werden trotzdem nicht gehört. Stattdessen zieht man sogenannte Berater:innen zu Rate. Natürlich ist die deutsche Regierung auch verzweifelt angesichts der vielen Krisenherden auf der Welt. Doch wir sind in einer dynamischen Lage, da braucht man kluge Köpfe, wie die Frauen aus meinem Buch.

Mit Deinem Buch schaffen Sie es zu zeigen, was afghanische Frauen alles erreicht haben. Aber die meisten der Frauen, die darin vorkommen, sind aus Afghanistan geflohen. Und die Situation wird für Frauen immer schlimmer. Zuletzt wurde Frauen auch der Zugang zu den Universitäten verwehrt. Wie können Sie da optimistisch bleiben?

 Ich verliere nie die Hoffnung. Trotzdem ist es schwer, eine gute Balance zu finden. Meine Projekte sind sehr erfolgreich – und das sind immer so süß-sauer Momente für mich. Es gibt einige hundert Frauen, die wie ich mit ihrer Arbeit viel bewegen. Sie sind sehr aktiv in den UNO- und EU-Komitees, arbeiten hinter den Kulissen Tag und Nacht, egal in welcher Form. Über mein Sozialunternehmen „We the Women“ stelle ich afghanischen Frauen und Mädchen Stipendien für eine Hochschulausbildung zur Verfügung. Aber wir erreichen nicht die knapp 19 Millionen Frauen, die es in Afghanistan gibt.

Die Taliban werden strenger und strenger. Aber wir – das sind extrem starke Charaktere – werden immer kreativer und finden Halt miteinander. Wir sind uns aber auch nicht immer einig. Das ist manchmal problematisch. Denn es wird erwartet, dass wir mit einer Stimme sprechen. Doch wenn wir uns auch kritisieren, gibt es die besten Ergebnisse. Dafür brauchen wir auch die Stimmen von unten und von vor Ort. Wir sind da, um die Menschen in Afghanistan zu unterstützen und ihnen Räume zu geben, wo sie die Wahrheit verbreiten können. Dabei müssen wir auch aufpassen, dass Erfolge nicht gegen Afghanistan gemünzt werden – nach dem Motto, es geht ihnen doch gar nicht so schlecht. Wir müssen darauf achten, dass wir die richtigen Informationen verbreiten.

Wie haben Sie es geschafft, so viele Projekte machen zu können?

Ich bin nicht alleine dahin gekommen, wo ich heute bin. Natürlich habe ich viel gearbeitet, aber das tun viele andere auch. Ich bin immer wieder Menschen begegnet, die eine kleine Tür für mich aufgemacht haben. Und ich wusste, es ist mein Job, sie zu öffnen und durchzugehen. Das versuche ich nun auch an die nächste Generation weiterzugeben.

Viele Ihrer Projekte laufen über ein oder zwei Jahre. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?

In den letzten 17 Monaten habe ich kaum einen Tag frei gehabt. Mit dem Abzug der NATO-Truppen hat die gesamte Welt auf Afghanistan geschaut. Dann hat der Ukraine-Krieg die Aufmerksamkeit verschoben – dadurch wurde unsere Arbeit noch wichtiger. Teilweise muss ich Monate im Voraus Proposals schreiben, damit Projekte rechtzeitig starten können. Ich arbeite gut, wenn ich sehr viel zu tun habe – solange ich fixe Deadlines bekomme. Aber um das alles zu schaffen, muss ich ganz viel organisieren und priorisieren. Ich habe auch gelernt, wann ich „Nein“ sagen muss – bei vielen Hilfsanfragen, wo ich überhaupt nicht helfen kann.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Ich habe nie Angst, irgendwo zu versagen. Ich gehe ran und bin überzeugt, es wird klappen. Ich gehe dann zwar strategisch und kalkuliert vor wie eine Schachspielerin. Aber ich limitiere mich nicht. Ich sage nie, es muss so sein. Wenn etwas nicht passiert, ist es oft nicht der richtige Moment. Dann sollte man Dinge auch loslassen können. Das erfordert ganz viel Flexibilität. Mein Ziel, bei allem, was ich tue, ist immer, dass ein gutes Produkt herauskommt. Manchmal hält man dabei gern an Ideen fest. Aber wenn ich weiß, dass ich dann mehr erreiche, kann ich auch auf etwas verzichten.

Das Interview führte Stefanie Hornung.

Über die Person

Nahid Shahalimi ist 1973 in Afghanistan geboren. Mit ihrer Mutter und drei Schwestern musste sie 1985 aus Afghanistan nach Pakistan fliehen und zog mit ihrer Familie nach Kanada. Dort studierte sie Internationale Politik mit Schwerpunkt Menschenrechte sowie Bildende Kunst. Im Jahr 2000 kam sie durch die Ehe mit einem afghanischen Unternehmer nach München, wo sie bis heute mit ihren Töchtern lebt.

Zu ihren herausragenden Projekten gehört „We the Women“, eine Reihe von Berichten mutiger Frauen aus der ganzen Welt, die Nahid Shahalimi 2009 startete. 2011 begann Nahid durch Afghanistan zu reisen, um Geschichten von widerstandsfähigen Frauen zu sammeln. Diese hat sie in ihrem Buch „Wo der Mut die Seele trägt: We the women of Afghanistan“ (2017) festgehalten. 2018 fand die Serie in dem mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilm „We the Women of Afghanistan: a silent revolution“ ihren Höhepunkt.

Seit der Machtübernahme der Taliban arbeitet Shahalimi vermehrt in Komitees und Lenkungsausschüssen mit, die sich mit den Rechten afghanischer Frauen beschäftigen. 2021 erschien ihr Bestseller „Wir Sind Noch Da!“, in dem afghanische Expertinnen über ihre Erlebnisse nach dem Fall von Kabul berichten.

Ein Großteil der Erlöse vom Verkauf ihrer Gemälde spendet sie für humanitäre Zwecke oder finanziert daraus eigene Hilfsprojekte. Ihr Social Business „We the Women“ stellt afghanischen Frauen und Mädchen Stipendien für eine Hochschulausbildung zur Verfügung. Darüber hinaus hat Nahid Shahalimi die Kampagne „Stand up For Unity“ initiiert, die sich weltweit für Einheit durch Vielfalt einsetzt und von Persönlichkeiten wie dem Dalai Lama unterstützt wird.

Foto/Quelle: Dr. Isa Foltin/herCareer

Die Geschäftsführerin der IMC Fachhochschule Krems wurde im November des Vojahres zur Präsidentin der Fachhochschul-Konferenz gewählt.

 

Mit ihr wird eine innovative und dynamische Managerin das Sprachrohr aller heimischen Fachhochschulen. Ulrike Prommer, Geschäftsführerin der IMC FH Krems, wird bis 2024 das Amt der Präsidentin der Fachhochschul-Konferenzbekleiden. In der jüngsten Generalversammlung wurde sie einstimmig gewählt, sie ist damit die erste Frau in dieser wichtigen Funktion. Die Fachhochschulen haben eine beeindruckende Entwicklung hinter sich.

Mittlerweile zählen sie knapp 60.000 Studierende. Jede dritte Studienanfängerin bzw. jeder dritte Studienanfänger in Österreich beginnt das Studium an einer Fachhochschule. Prommer dazu: „Die Fachhochschulen haben sich mittlerweile nicht nur national, sondern auch international als erfolgreicher Hochschulsektor positioniert. Wir haben gezeigt, wie Hochschule mit ausgeprägter Serviceorientierung, Studierendenzentriertheit und hohem Organisationsgrad funktionieren kann. Der Erfolg unserer Absolventinnen und Absolventen gibt uns recht. Nun ist die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen anzupassen, damit wir flexibel und effizient auf die Anforderungen der Zeit reagieren können.“ 

Laut Prommer, die mit ihrer Strategie „Tun, statt lange zu fragen“, die FH Krems zu einer der führenden Fachhochschulen des Landes gemacht hat, heiße dies, dass eine umfassende Entbürokratisierung stattfinden müsse. Zu detaillierte Regelungen engten Entwicklungsprozesse und Fortschritte ein und verhinderten ein rasches Reagieren auf aktuelle Entwicklungen am Arbeitsmarkt.

Darüber hinaus müsse eine ausreichende Finanzierung von Lehre und Forschung sichergestellt werden, um die hohe Qualität der Ausbildung weiterhin garantieren zu können. In diesem Sinne drängt Prommer auf eine zügige Ausarbeitung des nächsten FH-Entwicklungs- und Finanzierungsplans, dem Planungsdokument des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung für die Weiterentwicklung des FH-Sektors, für den Zeitraum ab dem Studienjahr 20022/2023.  

„Der Bedarf von Wirtschaft und Industrie nach hochqualifizierten Absolventinnen und Absolventen ist ungebrochen. Um weiterhin exzellente Absolventinnen und Absolventen an den Fachhochschulen auszubilden, braucht es so rasch wie möglich die nächste Planungsgrundlage, um in die Umsetzung gehen zu können“, so Prommer.

Foto: IMC FH Krems

Die Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien über Herausforderungen, den Uni-Alltag in Corona-Zeiten und Konzepte für die Zukunft.

 

Ein Blick zurück auf das Vorjahr – gab es – trotz Corona – auch Lichtblicke?

Natürlich gab es auch Lichtblicke. Die WU hat z.B. auch 2020 ausgezeichnete Ranking-Erfolge gefeiert und damit Österreich im internationalen Umfeld einmal mehr positiv vertreten. Wir haben erneut das Gütesiegel als familienfreundliche Arbeitgeberin erhalten und unsere Studien waren auch 2020 sehr stark nachgefragt. Während Corona hat sich die Innovationskraft der WU als Ganzes gezeigt. Wir waren beispielsweise eine der ersten Universitäten europaweit, die digitale Großprüfungen mit über 12.000 Antritten inklusive Online-Aufsicht abgewickelt haben. 

Wieviel Prozent der aktuellen Lehrveranstaltungen finden derzeit online statt?

Die WU ist seit Anfang November des Vorjahres im Distanzmodus, d.h. die Lehre und auch Prüfungen finden online statt Bis Anfang November war die WU im Hybridmodus. Es gab Präsenzunterricht, bei denen die Lehre unter Einhaltung aller Sicherheitsabstände sowie Maximalbelegung von Räumen vor Ort am Campus stattfand, einige Lehrveranstaltungen (LV) fanden nur mit einem Teil der Studierenden vor Ort statt, ein Teil verfolgte LVs im Online-Stream. Aber auch im Hybridmodus waren viele LVs aufgrund der Größe der Teilnehmerzahl bereits im Distanzmodus. 

Gibt es – bedingt durch COVID-19 – einen Rückgang bei den Erstsemestrigen oder ist die Nachfrage an der WU zu studieren weiterhin groß?

Die WU verzeichnet bei den BachelorbeginnerInnen einen Anstieg im Vergleich zum vergangenen Wintersemester. Das muss aber nicht unbedingt ein Zusammenhang mit COVID-19 sein, sondern könnte auch durch den stärkeren Maturajahrgang 2020 erklärt werden. In den letzten Jahren gab es aufgrund demografischer Entwicklungen österreichweit einen kontinuierlichen Rückgang der Studierendenzahlen, wenn auch nicht an der WU. 

Bei der Auftaktveranstaltung für neue Studierende im Austria Center wurden erstmals im Rahmen einer Großveranstaltung Schnelltests durchgeführt. Wären Schnelltests nicht auch an der WU sinnvoll, um den Studienablauf vor Ort zu erleichtern?

Solche Schnelltests machen bei einmaligen Großveranstaltungen sicherlich Sinn. Bei mehrtätigen Veranstaltungen beispielsweise müssen sie aber jeden Tag durchgeführt werden. Das ist dann natürlich schnell auch eine Kostenfrage und die Logistik darf ebenfalls nicht unterschätzt werden. Wir haben täglich ca. 5.000 Studierende am Campus. Auch bei der Durchführung eines Schnelltests wird medizinisches Fachpersonal benötigt. Ein Test kostet ca. 15 Euro und diese müssten dann vor jeder Lehrveranstaltung durchgeführt werden. Das ist nicht leistbar. Aber natürlich würden wir uns auch eine zentrale Teststrategie für Universitäten, ähnlich wie jene für Schulen, wünschen.  

Wie sieht das aktuelle Sicherheitskonzept vor Ort aus?

Von der Ampelfarbenlogik ausgehend befinden sich Universitäten derzeit auf „Orange“. An der WU bedeutet das Distanzlehre und verstärktes Homeoffice der Mitarbeitenden. Für jene, die vor Ort tätig sind, gilt Maskenpflicht in allen Gebäuden, außer am Arbeitsplatz. Einige Prüfungen können derzeit noch vor Ort abgehalten werden, auch hier gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen. Die Abstandsregeln zu anderen Personen müssen eingehalten werden, es gibt ein getrenntes Ein- und Ausgangsmanagement, in den Hörsälen wurden alle Plätze gemäß den aktuellen Hygienemaßnahmen reduziert, markiert und mit Nummern beklebt (Contact Tracing). Während der Prüfung gilt auch Maskenpflicht am Sitzplatz. Dies gilt auch in der Bibliothek. Projekträume und Lernzonen sind derzeit nicht geöffnet. 

Welche Strategien/Pläne gibt es für die Zeit nach Corona?

Wir wollen vor allem wieder auf einen vor Ort Betrieb zurückkehren, aber sicherlich auch Ideen aus dem Distanzbetrieb mit aufnehmen, die sich als bereichernd herausgestellt haben. Wichtig wird es sein, den internationalen Austausch wieder zu beleben. Derzeit findet dieser ja oftmals nur rein digital statt. Dabei soll durchaus auch kritisch hinterfragt werden, ob alle bisher üblichen Veranstaltungen und Meetings unbedingt Vororts stattfinden müssen oder nicht doch online möglich und somit umweltverträglicher und kostengünstiger durchgeführt werden können. Trotz legitimer Anliegen von Nachhaltigkeit und Sicherheit darf aber der globale Austausch nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden.

Ihre Wünsche für dieses Jahr?

Ich wünsche mir, dass Internationalität gelebt werden kann und wir (wieder) zu einem positiven Verständnis vom Mehrwert von Diversität und Solidarität kommen. Außerdem möchte ich meinen Appell erneuern, dass wir evidenzbasierte Politik brauchen und keine Polemik oder Populismus. Die tragen in der Regel nicht zu ernsthaften Problemlösungen bei.

Foto: Klaus Vyhnalek

Daniela Wolf war Leiterin des E-Learning und & Web -Support Centers an der Ferdinand Porsche FernFH. Dann nahm sie eine Auszeit und engagierte sich im Sozialbereich.

 

Sie ist Co-Gründerin einer Programmierschule für Geflüchtete. Ende 2017 kehrte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Masterstudiengangs Wirtschaftsinformatik an die FernFH zurück. Ein ABW-Gespräch über die Leidenschaft für Informatik, Hilfprojekte und wie man Lampenfieber überwinden kann.

Bitte beschreiben Sie kurz Ihre derzeitige Tätigkeit?

Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ferdinand Porsche FernFH, wo ich auch als Lehrende im Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik tätig bin. Meine Forschungsgebiete sind Informatikdidaktik, Computer-Science-Education, E-Learning sowie ICT in der Bildung und Flüchtlingsintegration. 
Ich beschäftige mich auch mit E-Learning und neuen Technologien zur Förderung sozialer bzw. digitaler Inklusion marginalisierter Gruppen sowie verschiedener Aspekte der Informatiklehre. Das lebe ich einerseits als Co-Gründerin von refugees{code} (einer Programmierschule für Geflüchtete) und andererseits durch die Vorbereitung meiner Promotion an der TU Graz aus. 
Daneben bin ich Initiatorin von Austrian Edupreneurs, einem Ort für Veranstaltungen und Bildung rund um das Thema EdTech. Mein Ziel ist es, die lokale EdTech-Szene zu stärken und zu vernetzen. Dazu betreibe ich die Plattform austrianedupreneurs.com, organisiere Events und biete Beratung. Ich will so einen „Raum für mehr Vorbilder schaffen“ und Mut für eine EdTech-Gründung machen. 

Wann erwachte bei Ihnen das Interesse für Informatik? Gab es dafür spezielle Gründe?

Als kleines Mädchen wollte ich Tischlerin und Dekorateurin werden. Studieren wollte ich nicht. Durch die Schule wurde der Wunsch nach einem Studium größer und größer. Geträumt habe ich davon, Auslandsreporterin, Schriftstellerin, Anwältin, Raumplanerin oder Webdesignerin zu werden. Diese Träume habe ich während der Handelsakademie verworfen, weil ich eine beeinträchtigte Dame betreut habe und etwas Soziales machen wollte. Durch das Maturaprojekt habe ich meine Begeisterung für informationstechnologische und multimediale Fächer wieder entdeckt. Erfolgreich studiert habe ich daraufhin Informatikmanagement, Informatikdidaktik, Angewandtes Wissensmanagement und eEducation. Ich wollte IT-Trainerin werden.

Wie kann man junge Frauen für technische Berufe/die Forschung begeistern?

Indem man ihnen Anerkennung ihrer Leistung gibt, ihnen Informationen, Unterstützung und Ermutigung bietet und als gutes Vorbild vorangeht.

Welche Eigenschaften sind nötig, um in Ihrem Bereich erfolgreich zu sein?

Wer sich schon einmal sehr tief und intrinsisch motiviert an einem ernsteren Problem abgearbeitet und sich durchgebissen hat, ist sicher gut für den Bereich Forschung und Technologie gewappnet. Man muss ein hohes Maß an Selbstmotivation haben und sich stetig weiterentwickeln. 

Schon der Einstieg ins Studium gestaltete sich für mich holpriger als für manche meiner Kolleginnen und Kollegen. Von meiner Familie durfte ich nur wenig Unterstützung erwarten. Den Weg zu meinem Studienabschluss musste ich schon selbst organisieren. Zu Beginn stellte sich mir vor allem die Frage der Finanzierung. Viele meiner Freundinnen, Freunde und Studienkolleg(inn)en bekamen reichlich Unterstützung von ihren Eltern. Geld wäre nie ein Punkt gewesen, an dem ihr Studienvorhaben hätte scheitern können. Für mich war das eine große Sorge. Die staatliche Förderung – wie die Studienbeihilfe – erleichterte die Situation ungemein. Nichtsdestominder reichte auch dieses Geld oft hinten und vorne nicht aus, und so war ich gezwungen, neben dem Studium zu arbeiten. Ich habe mich zum Beispiel gleichzeitig als Assistentin an der Lehre beteiligt und mich mit meinen Flüchtlingsprojekten „Welcomingtours.at“ und refugees{code} um das Gute bemüht. Ich habe weibliche Studierende im Informatikstudium gecoacht und inspiriert. All das hat mir dabei geholfen, eine selbstständige Persönlichkeit zu werden. Ich weiß, was Durchhaltevermögen ist und wie hart das Ringen um echte Erfolge und Geld sein kann. Ich habe in Grundzügen eine Ahnung von Selbstverantwortung und Führungsverhalten. Wer sich solchen Herausforderungen gestellt hat, der oder dem merkt man das bei der späteren Arbeit auch an.

Wie beurteilen Sie die entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten in Österreich?

Ich finde, dass es in Österreich sehr viele Ausbildungsmöglichkeiten für die Größe des Landes gibt. Ich habe allerdings immer wieder festgestellt, dass es sehr schwierig ist durch das Dickicht dieser vielen Möglichkeiten zu finden und vor allem, sich zu entscheiden. Außerdem - wer bei uns durch eine Ausbildung geht, weiß, dass Lehrende im deutschsprachigen Raum deutlich kritischer und schlechter ausgebildet sind als im internationalen Vergleich. Natürlich gibt es einzelne Pioniere im Klassenzimmer. Das beruht jedoch viel auf persönlichem Einsatz einzelner Lehrpersonen.

Wie beschreiben Sie Ihre Arbeitsweise?

Ich habe die Gabe mich in Projekte zu bohren und das immer lösungsorientiert und unglaublich selbstständig. Ich analysiere gerne alles und jeden und bin sehr neugierig. Außerdem lasse mich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Aber es kann auch mal vorkommen, dass ich verunsichert bin und Angst habe, nichts richtig zu machen. Gleichzeitig liebe ich es, wenn jemand behauptet: „Das geht nicht.“ Dann beweise ich ihr/ihm das Gegenteil. Wo andere Probleme sehen, suchen wir Informatiker(innen) nach Lösungen.

Was macht die besondere Faszination Ihrer Tätigkeit aus?

Das ich meine eigene Nische gefunden habe. Ich kann mir meine Tätigkeit so einrichten, dass sie zu mir passt, dass ich meine Stärken voll einsetzen kann und dass mich meine Tätigkeit jeden Tag aufs Neue inspiriert. Um aber wirklich diese eigene Berufung zu leben und richtig aufzublühen in dem, was ich tue, habe ich aktiv gesucht. Das war ein ganzes Stück Eigenarbeit.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Als ich meine Schüchternheit überwunden habe und für Welcomingtours.at und refugees{code} vors Rampenlicht getreten bin. Öffentliche Präsentationen und Auftritte sind aber auch heute noch immer wieder aufregend für mich. Ich sage dann zu mir selbst: Jetzt musst du die Rede/Präsentation halten, jetzt gehst du nach vorne und hältst sie. Man kann sich quasi selbst zwingen, seine Unsicherheit zu überwinden.

Was würden Sie heute anders/besser machen?

Die Zeit nicht so eng zu takten, dass überhaupt keine Luft mehr drinnen ist und viel öfter dorthin zu gehen, wo die Menschen gar nichts haben.

Ihr Rat an Frauen, die sich für Wissenschaft und Forschung interessieren?

Wir sollten meiner Meinung nach vieles ausprobieren, um herauszufinden, wo unsere Leidenschaften und unsere Stärken liegen und welche Themen und Probleme uns interessieren, bis wir wissen, wo unser Platz ist. Diese Phase gehört einfach dazu. Ansonsten sollte man offen sein und Neues ausprobieren. Wenn wir glücklich und voller Enthusiasmus sind, dann reißen wir auch andere Menschen mit und können so wirklich die Welt verändern.

Foto: Stephan Huger

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.