Mag. Alexandra Reinagl. Die Geschäftsführerin der Wiener Linien setzt auf Infrastrukturausbau, Digitalisierung und leistbare Tarife. Ihr Credo: „Heute das sichern, was morgen zählt.“
Was war für Sie persönlich das wichtigste finanz- oder vertriebspolitische Highlight und wie lautet Ihre Strategie für 2026, damit Preis-, Service- und Nachhaltigkeitsziele im Einklang bleiben?
Die Wiener Linien sind in das Jahr 2025 mit einem Rekord bei Stammkundinnen und -kunden gestartet: Knapp 1.3 Millionen sind ein neuer Höchstwert. Das verdeutlicht einmal mehr, dass die Öffis das Rückgrat der klimafreundlichen Mobilität in der Stadt sind. Das verdeutlicht einmal mehr, dass die Öffis das Rückgrat der klimafreundlichen Mobilität in der Stadt sind.
Damit das so bleibt, investieren wir auch weiterhin in den Ausbau und Erhalt der Öffi-Infrastruktur. Außerdem haben wir im September 2025 mit der TRAM-WM und dem Öffi-Fest am Rathausplatz der ganzen Welt gezeigt, wie großartig die Wiener Linien nicht nur im Straßenbahnfahren sind, sondern auch wie wir die ganze Hauptstadt bewegen. Um dieses Netz nachhaltig abzusichern, haben wir gemeinsam mit der Stadt Wien eine ausgewogene Tarifreform vorgestellt. Der Preis der Jahreskarte wurde zum ersten Mal seit 13 Jahren angepasst.
Vertriebstechnisch ist mir Digitalisierung wichtig, da sie nicht nur zeitgemäße und praktische Anwendungen mit sich bringt, sondern uns auch effizientere Prozesse ermöglicht. Die digitale Jahreskarte und die modernen berührungslosen Bezahlungsmethoden in unserer WienMobil-App sind für mich Highlights, wie auch unsere Bemühungen speziell an Unternehmen heranzutreten und deren Mobilitätsmanagement zu adressieren. Wir sind immer wieder erstaunt, wie wenig man sich mit der Mobilität von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auseinandersetzt.
Die Leistbarkeit der Öffis ist mir natürlich weiterhin ein zentrales Anliegen – auch nach der Preisanpassung bleibt Wien im internationalen Vergleich eine der günstigsten und leistungsstärksten Öffi-Städte. Mein Credo lautet: Heute das sichern, was morgen zählt.
„Chancengleichheit ist bei uns im Unternehmen, nicht nur ein Versprechen, sondern gelebte Realität.“
Welche Infrastruktur- oder Ausbauprojekte waren 2025 für Sie wegweisend? Welches Großprojekt möchten Sie im Jahr 2026 als sichtbares „Zeichen“ der Mobilitätswende in Wien abgeschlossen sehen?
Ein effizientes und gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz ist der entscheidende Faktor für die Mobilitätswende. Jeder Mensch, der vom Auto auf Bus, Straßenbahn, U-Bahn oder Sharing-Angebote umsteigt, reduziert seinen CO₂-Ausstoß und trägt zur Entlastung des Stadtverkehrs bei. Damit Wien weiterhin Vorreiterin für nachhaltige Mobilität bleibt, treiben wir den Öffi-Ausbau sowie die Modernisierungsoffensive „Netz erst recht!“ voran. Der Erhalt unserer Infrastruktur – insbesondere die Erneuerung von Straßenbahngleisen sowie die Sanierung von Stationen und Tunnelanlagen sind unerlässlich, um den öffentlichen Verkehr auch für kommende Generationen zu sichern und attraktiv zu halten.
Besondere Meilensteine waren für uns die Eröffnung der neuen Straßenbahnlinien 12 und 27 und der Spatenstich für die Verlängerung der Linie 18. Die Bauarbeiten der ersten Baustufe des U-Bahn-Ausbaus U2xU5 schreiten voran. Die Tunnelvortriebsmaschine „Debohra“ hat bereits die erste von zwei neuen Tunnelröhren der künftigen U2 fertiggestellt, die Ausbauarbeiten in den Stationen laufen auf Hochtouren.
Wiens größtes Klimaschutzprojekt wird bestehende Linien entlasten, neue Umsteigeknoten schaffen und Verbindungen beschleunigen – davon werden die Wienerinnen und Wiener profitieren und auch Pendlerinnen und Pendler aus dem Umland. Wichtig für nächstes Jahr ist die geplante Fertigstellung der verlängerten Linie 18 in den zweiten Bezirk. Das ist nicht nur eine wichtige Nord-Südverbindung für unsere Fahrgäste, sondern auch eine leistungsstarke Unterstützung, wenn die S-Bahnstammstrecke der ÖBB gesperrt wird.
„Die Frauenquote bei unseren Führungskräften liegt, wie fast in allen Abteilungen im Unternehmen, bei rund 40 Prozent.“
Welches digitale oder multimodale Angebot hat 2025 Ihre Erwartungen übertroffen und worauf dürfen die Wiener Kundinnen und Kunden 2026 besonders gespannt sein?
Unser WienMobil-Angebot ergänzt das klassische Öffinetz und bietet für jedes Mobilitätsbedürfnis die passende Lösung. Leihräder und Leihautos erfreuen sich großer Beliebtheit in Wien. Und mich freut es sehr, dass wir auch hier nicht stehen bleiben und Neues wie E-Bikes anbieten. In den ersten 100 Tagen seit dem Start des neuen Pilotprojekts wurden die E-Bikes bereits rund 37.000-mal ausgeborgt.
Noch einen großen Meilenstein haben wir heuer erreicht: Erstmals wurden in einem Jahr mehr als eine Million Ausleihen von WienMobil Rädern verzeichnet. Das Interesse an umweltfreundlicher Mobilität ist groß und darauf bauen wir weiter auf. Eine spannende Initiative in puncto Umstieg vom Auto auf unser komplettes Mobilitätsangebot war die „Auto-Wette“. Nicht nur, dass sich binnen weniger Tage mehrere tausende Interessierte beworben haben, sondern wir konnten auch tolle Ergebnisse damit erzielen. Einige Haushalte haben ihr Auto ganz aufgegeben und sind grüner unterwegs.
Was war aus Ihrer Sicht im Jahr 2025 Ihr persönlich bedeutendster Fortschritt im Bereich „Führung & Diversity“? Welches Ziel gilt für Sie im Jahr 2026, um den Anteil von Frauen in Technik- und Führungsbereichen weiter auszubauen?
Chancengleichheit ist bei uns im Unternehmen, nicht nur ein Versprechen, sondern gelebte Realität. Wir möchten Frauen ermutigen, neue Wege zu gehen und sich in vermeintlichen „Männerberufen“ selbstbewusst zu behaupten. Dafür bieten wir eine Reihe von Weiterbildungs- und Vernetzungsmöglichkeiten. Außerdem leben wir die finanzielle Gleichstellung von Männern und Frauen.
Bei uns verdienen die Kolleginnen und Kollegen gleich viel. In vielen anderen Branchen ist das noch nicht selbstverständlich. Stolz bin ich auch auf die Frauenquote bei unseren Führungskräften: Da liegen wir fast in allen Abteilungen im Unternehmen bei rund 40 Prozent. Unsere bisherigen Aktivitäten werden wir auch 2026 weiter vorantreiben, das ist mir nicht nur persönlich ein Anliegen, sondern auch in unserem ganzen strategischen Tun mitgedacht.
„Eine Stadt hält man nur mit einem starken Team in Bewegung.“
Wenn Sie Ihr Commitment für Nachhaltigkeit in einem Satz zusammenfassen müssten: Wie lautet dieser? Welche messbare Nachhaltigkeits- oder Klima-Leitgröße haben Sie für 2026 gesetzt, um Wien noch lebenswerter zu machen
Wir halten Wien umweltfreundlich mobil – an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag. Möglich gemacht wird das von unseren mehr als 9.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Öffi-Netz rund um die Uhr am Laufen halten. Ohne ihren unermüdlichen Einsatz wäre das nicht möglich. Eine Stadt hält man nur mit einem starken Team in Bewegung. Das zeichnet für mich unser Team Öffi-Liebe aus.
Obwohl die Öffi-Preise konstant niedrig geblieben sind, haben wir das Angebot stark ausgebaut. Im Vergleich zu 2012 umfasst das Öffi-Netz in Wien 36 neue und erweiterte Linien und rund 190 Kilometer zusätzliche Linienkilometer. Was aufgebaut wurde, muss auch erhalten werden. Denn in Wien gilt: mobile Freiheit für alle - ohne eigenes Auto.
Foto: Luiza Puiu