Als Älteste von insgesamt neun Geschwistern war sie es von klein auf gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Bereits in ihrer Jugend war sie ehrenamtlich bei den Kinderfreunden und den Roten Falken aktiv.

 

Seither setzt sie sich für soziale Gerechtigkeit ein. 

„Ich bin Vorsitzende des Umweltausschusses im oberösterreichischen Landtag und auch Umwelt- und Naturschutzsprecherin meiner Fraktion. Eine nachhaltige Umweltpolitik für die nächste und übernächste Generation liegt mir daher besonders am Herzen. Schließlich tragen wir dafür Verantwortung, dass auch nachkommende Generationen – ich denke da zum Beispiel an meine beiden Enkelinnen – ein gutes Leben führen können.

Als dritte Landtagspräsidentin zählen zudem die Stärkung der Demokratie und Frauenpolitik zu meinen Schwerpunkten“, so Gerda Weichsler-Hauer.

Worauf kommt es in der Politik wirklich an?

„Ich denke es ist wichtig, klar zu seinen eigenen Überzeugungen zu stehen, aber gleichzeitig auch Kompromisse eingehen zu können. Schließlich leben wir in einer Demokratie und da gehört es dazu, dass man seine eigenen Vorstellungen meistens nicht zu hundert Prozent umsetzen kann. Gute Politiker zeichnen sich für mich außerdem dadurch aus, dass sie das große Ganze nie aus den Augen verlieren und sie an den besten Lösungen für die Menschen mehr Interesse haben als am nächsten Wahlergebnis.“

Warum vertrauen vielen Menschen den Politikern nicht mehr?

„Aus vielen Gesprächen weiß ich: Fehlendes Vertrauen entsteht meist aus Enttäuschung, etwa über nicht eingehaltene Wahlversprechen, Skandale oder dem Gefühl nicht ernst genommen zu werden. Ich beobachte in letzter Zeit immer häufiger, dass sich bestimmte Politiker gegenseitig übertrumpfen mit populistischen Forderungen, die – aus der Nähe betrachtet – gar nicht umsetzbar sind, weil sie etwa auf kommunalpolitischer Ebene gar nicht umgesetzt werden können oder in manchen Fällen sogar unserer Verfassung widersprechen. Ich denke, wir wünschen uns alle mehr Ehrlichkeit und weniger Show in der Politik. Das würde viel an Vertrauen zurückgewinnen.“

Was würden Sie gerne sofort ändern?

„Aus frauenpolitischer Sicht herrscht in Oberösterreich noch großer Nachholbedarf: Im Bundesländervergleich ist die Lohnschere zwischen Männern und Frauen besonders groß, Oberösterreicherinnen haben also einen besonders großen Einkommensnachteil. Das verschlimmert sich nochmal in der Pension. Auch wenn es um Kindergärten und Krabbelstuben geht liegt Oberösterreich auf dem vorletzten bzw. letzten Platz im Bundesländervergleich. Wesentliche Verbesserungen scheitern hierzulande an den politischen Mehrheiten. Mein politischer Wunsch ist, dass Frauen in Oberösterreich endlich genauso gute Chancen und Angebote vorfinden wie Männer.“

Foto: Denise Stinglmayr (Land OÖ)

Die Vorständin Finanz- und Risiko der Erste Bank Oesterreich ist davon überzeugt: Auch in Krisenzeiten kommt es darauf an, was man daraus macht.

 

Seit knapp einem Jahr sind Sie im Vorstand der Erste Bank Oesterreich – Ihr bisheriges Résumé?

Das vergangene Jahr und insbesondere die letzten Monate waren sehr ereignisreich und fordernd, aber die Zusammenarbeit mit dem Management-Team und allen Kolleginnen und Kollegen der Bank macht wirklich Spaß. Das Unternehmen ist gut aufgestellt, die Entscheidungswege sind kurz und es freut mich in einer derartig innovativen Bank meinen Beitrag leisten zu können. 

Gehen Sie davon aus, dass es im Kreditsektor vermehrt zu Zahlungsausfällen kommen wird?

Derzeit sind Zukunftsprognosen sehr schwer zu treffen. Als Bank sind wir natürlich auch von der allgemeinen Konjunkturentwicklung abhängig. Wir müssen leider davon ausgehen, dass Corona in den nächsten Monaten und Jahren tiefe Spuren in den Bilanzen vieler heimischer Unternehmen hinterlassen wird. Die Zahl der sogenannten notleidenden Kredite wird somit sicher ansteigen. 

Ihre Erkenntnis aus der Corona-Krise?

Die Krise ist ein Faktum, aber jetzt kommt es natürlich darauf an, was wir daraus machen. Die Erste Bank steht für den Claim: #glaubandich. Dieses Motto können wir nur vertreten, wenn wir selbst an uns und unsere Kunden glauben und das tun wir. Gute Chancen sehe ich in einem beschleunigtem Modernisierungs- und Digitalisierungsprozess. Ein wichtiger Punkt ist jetzt auch die Flexibilität. Wir haben gesehen, dass flexible Unternehmen, etwa diejenigen, die in der Textilbranche ganz rasch umgeschwenkt haben und statt ihrer normalen Ware Masken hergestellt haben, zu den Gewinnern der Krise gehörten.  So könnten auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Wichtig ist jetzt, nicht weiter in einer Schockstarre zu verharren, sondern aktiv zu werden.

MMag. Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorständin Finanz- und Risiko der Erste Bank Oesterreich

Die Dritte Präsidentin des OÖ Landtags über die hohe Arbeitslosigkeit, Direkthilfe für Betroffene und einen Mindestlohn für Frauen in systemerhaltenden Berufen.

 

Welche Folgen der Corona-Krise fürchten Sie am meisten für Ihr Bundesland? 

Ich erwarte mir, dass der wirtschaftliche Aufschwung auf sich warten lässt und die Arbeitslosigkeit noch länger hoch bleibt oder gar weiter ansteigt.

In welchen Bereichen sehen Sie die größten Herausforderungen?

Für die abrupt arbeitslos gewordenen Menschen muss noch mehr getan werden, etwa durch eine Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld von 70% anstatt 55%. Viele haben finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen. Durch das Schrumpfen der Wirtschaft kommen auch die öffentlichen Haushalte, insbesondere die der Gemeinden unter Druck. Die Gemeinden sind am nächsten am Bürger dran; sie stellen die Daseinsversorgung und sorgen für Lebensqualität. Sie sind aber stark von den an der Anzahl der Beschäftigten bemessenen Kommunalsteuern abhängig.

Die Neurowissenschafterin gehört seit September zum Managementteam des Institute of Science and Technology Austria und verrät im ABW-Interview, warum das Forschungszentrum neue Zielgruppen ansprechen möchte.

 

„Ich bin froh, dass das IST Austria sich entschlossen hat, sein Engagement für Science Education zu stärken. Die ersten Monate dienen der strategischen Orientierung – zunächst gilt es, sich mit wichtigen Stakeholdern zu vernetzen und gemeinsam Ideen zu entwickeln. Mit manchen Ideen konnten wir auch schon in die Umsetzung gehen, zum Beispiel mit einer neuen Fortbildungsreihe für Lehrende. Das macht Freude“, erzählt Gaia Novarino über ihre neue Aufgabe als Vizepräsidentin.

In ihrer Haupttätigkeit als Professorin am IST Austria leitet die Wissenschaftlerin eine Forschungsgruppe zu genetischen Einflussfaktoren von Autismus. „Wir hoffen, darauf aufbauend personalisierte Medikamente für schwere Formen von Autismus entwickeln zu können, deswegen bin ich auch einem Start-up involviert. Seit kurzem verfolge ich in meiner neuen Rolle als Vizepräsidenten unseres Instituts für Science Education das Ziel, naturwissenschaftliche Bildung in Österreich zu verbessern und zugänglicher zu machen“, so Novarino, die als Wissenschaftlerin vor allem der einzigartigen Möglichkeit angetan ist, das Unbekannte zu erforschen und grundlegende Mechanismen aufzudecken, nach denen unser Gehirn funktioniert.

„Ich betrachte dies als ein unglaubliches Privileg. Ich hatte wirklich das Glück, die Ausbildung zu erhalten, die mir dies ermöglichte. Zwar muss nicht jeder diesen Weg einschlagen, aber jeder sollte die Möglichkeit dazu haben. Darüber hinaus ist die Wissenschaft in unserem täglichen Leben allgegenwärtig. Kritisches Denken und wissenschaftliches Grundverständnis sind eine Schlüsselkompetenz, um sich in der Welt zu orientieren, und beispielsweise Pandemien zu verstehen. Dazu muss man wissen: Wie interpretieren wir Daten und einfache Statistiken? Wie wirken Impfstoffe? Wir möchten auch, dass mehr Menschen die wissenschaftliche Erkenntnismethode schätzen lernen“, sagt die mehrfach ausgezeichnete Spitzenforscherin.

Aktivitäten für Schüler und Pädagogen

Ihre Ambitionen für die kommenden Jahre sind groß. „Mit dem Science Education Team am IST Austria planen wir eine wachsende Zahl von Aktivitäten, die auf verschiedene Gruppen, von Pädagogen bis zu Schülern zugeschnitten sind. Wir denken, dass das IST Austria in ein paar Jahren nicht nur als exzellentes Forschungsinstitut, sondern auch als Drehscheibe für wissenschaftliche Bildung anerkannt sein kann. Wenn wir ein bisschen träumen dürfen, dann wünschen wir uns in ein paar Jahren, dass es Menschen gibt, die in ihrem Leben andere Entscheidungen treffen, weil sie Zugang zu einer besseren Ausbildung hatten.“

Ihre Wunschliste für das 2022 ist lang: „Zunächst einmal gilt es, unser Team auszubauen und zu etablieren, und dann wollen wir natürlich auch mit Experten im Bildungsbereich in Kontakt treten und uns ein besseres Bild davon machen, was benötigt wird und wie wir helfen können. Und dann ab an die Arbeit!“

Foto: IST Austria

Austrian Business Woman im Gespräch mit Kärntens Landeshauptmann-Stellvertreterin Dr. Gaby Schaunig.

 

Wer Hypo Alpe Adria sagt, denkt dabei unwillkürlich an Kärnten, an Millionen-Verluste und Verstaatlichung. Doch Österreichs südlichstes Bundesland war auf einem sehr guten Weg, punktete sogar mit hohem Wirtschaftswachstum – bis das Corona-Virus kam. Dennoch wird es wieder aufwärts gehen, davon ist Kärntens Landeshauptmann-Stellvertreterin überzeugt.

Die Corona-Krise hat auch Österreichs Wirtschaft mit voller Wucht getroffen. Wie beschreiben Sie die Lage in Kärnten?

Dem Bundesland Kärnten ist in den Jahren seit der Bereinigung der HETA-Haftungsbedrohung eine beispiellose Aufholjagd gelungen mit dem mitunter höchsten Wirtschaftswachstum aller Bundesländer, einem stetigen Rückgang der Arbeitslosigkeit, aufsehenerregenden Betriebsansiedelungen und dem Aufbau neuer Forschungseinrichtungen. Auch heuer schien Kärnten, so die Prognosen zu Jahresbeginn, von der allgemeinen Konjunktureintrübung weniger betroffen als andere Bundesländer. Und dann kam Corona.

Wir sind noch mitten in der Schockphase, aber klar ist heute schon, dass der Arbeitsmarkt nachhaltig erschüttert ist und bestimmte Branchen – Tourismus, Gastronomie, Kulturschaffende, der Kreativ-Bereich, kleine Ladenbesitzer, Ein-Personen-Dienstleister und viele mehr – in Existenznöte geraten. Gleichzeitig ist Kärnten ein exportorientiertes Industrieland, das von Verwerfungen an den internationalen Märkten stark getroffen wird. Wichtige Handelspartner wie etwa Italien brechen komplett weg. Aber trotzdem fürchte ich mich nicht. Furcht wäre jetzt ein ganz schlechter Ratgeber. Um noch einmal auf die HETA-Bedrohung zurückzukommen, wage ich zu behaupten: Krise können wir.

Wir beginnen nicht bei null. Wir haben die Werkzeuge, die Partner, die Maßnahmen, das Know-how. Wir sind auch in den vergangenen Jahren nicht in das Rennen um die Nulldefizit-Schlagzeile eingestiegen, sondern haben vielmehr die niedrige Zinslandschaft genutzt, um Geld nachhaltig zu investieren – in Infrastruktur, in Bildung, in Gesundheit und Pflege. Wir werden diesen Kurs nun nicht nur fortsetzen, sondern noch verstärken. 

Auf welchen Bereichen liegt Ihr besonderer Fokus?

Arbeitsmarkt und Soziales. Die erhöhte Arbeitslosigkeit wird uns über einen längeren Zeitraum begleiten und dies wird zu einem Anstieg der Armutsgefährdung führen. Hier müssen wir alle gemeinsam – allen voran der Bund – massiv gegensteuern. Ich spreche mich für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes aus, da die derzeitige Nettoersatzrate von 55 Prozent zu niedrig ist.

Gleichzeitig müssen wir die Menschen auf ihrem Weg zurück in die Erwerbsarbeit unterstützen – eventuell auch mit Umschulungen in andere Bereiche. In Kärnten werden wir gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice Stiftungsmaßnahmen deutlich ausweiten, um insbesondere arbeitssuchenden Menschen mit Vermittlungshemmnissen beizustehen. Unser zweiter Fokus wird auf dem Bereich der Lehrausbildung liegen. Wir rechnen in einigen Branchen, etwa der Gastronomie, mit einem eklatanten Lehrstellenmangel. Diesen wollen wir mit der überbetrieblichen Lehrausbildung abfedern. Unser Ziel ist es, dass im Herbst jede und jeder Jugendliche in Kärnten einen Bildungs-, Ausbildungs- oder Maßnahmenplatz hat. 

Die heimische Wirtschaft wird mit finanziellen Mitteln von Bund und Ländern gestützt. Sind die Kärntner Betrieb zufrieden mit den Massnahmen?

Es ist richtig, dass Geld in die Hand genommen wird. Dort, wo es in der Umsetzung gehakt hat – etwa bei den Garantieerfordernissen für Kredite – hörte der Bund mitunter auch auf die Verbesserungsvorschläge der Länder. Wir hören aber von sehr, sehr vielen Unternehmerinnen und Unternehmern, dass bei ihnen keine Unterstützungen ankommen. Dazu zählen etwa Betriebe, die in den Vorjahren viel investiert haben, Betriebe, die gerade ein Sanierungsverfahren abwickeln, Betriebe, die erst vor kurzem gegründet worden sind.  Der Zugang zum Fixkostenzuschuss muss unbürokratischer werden, mit weniger Einschränkungen. Und dann warte ich natürlich auf die Präsentation des großen Arbeitsmarktpakets der Regierung. 

Bitte beschreiben Sie kurz, wie Sie die vergangenen Wochen persönlich erlebt haben?

Ich war über einen Zeitraum von vier Wochen vorwiegend im Home Office – am Telefon, am Laptop, in Videokonferenzen, zu jeder Zeit in enger Abstimmung mit meinen Regierungskolleginnen und -kollegen und bestens unterstützt von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das Büro wurde personell auf Minimalbetrieb heruntergefahren. Beim Bearbeiten von Akten oder dem Verfassen von Schriftstücken waren die Arbeitsabläufe nicht so viel anders als sonst, aber ein ganz großer Bereich meiner Tätigkeit fiel komplett weg: die direkten Kontakte mit den Menschen. Ich freue mich sehr darauf, wenn dies eines Tages wieder möglich sein wird.  

Frauen sind von der Krise besonders betroffen. Was raten Sie ihnen?

Die Krise hat einmal mehr deutlich gezeigt, was oft leider in den Hintergrund tritt: dass Frauen die überwiegende Mehrheit der Care-Arbeit schultern, und zwar sowohl der bezahlten als auch der unbezahlten. Sie versorgen ihre Familie, ihren Haushalt und ältere Angehörige; im Job kommt die Versorgung von Kunden, von Pflegebedürftigen oder von Kranken dazu.

Im Lockdown wurden sie auch noch zu Systemerhalterinnen, Lehrerinnen, Spielkameradinnen, Brotbäckerinnen, Fitnesstrainerinnen, Masken-Näherinnen, Risikogruppenbeschützerinnen… Und wofür? Für ein paar Runden Applaus und die Versicherung, dass es ja eh „keine Schande“ ist, wenn man sich mal überfordert fühlt und Kinderbetreuung in Anspruch nehmen möchte. Unsere strikte Trennung von bezahlter Erwerbsarbeit und unbezahlter Care-Arbeit ist nicht mehr zeitgemäß, das hat diese Krise überdeutlich gezeigt. Für mich ist nun der Zeitpunkt gekommen, um über Grundeinkommensmodelle, wie sie jetzt teilweise schon umgesetzt werden, nachhaltig zu diskutieren.  

Foto: Gernot Gleiss

 

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Mitverantwortlich für das Erwachen des politischen Interesses war ihre Mutter, die als erste Landessekretärin einer Gewerkschaft in Österreich Pionierarbeit leistete.

 

„Mir war früh klar, dass es notwendig ist und sich auszahlt, sich für Dinge, die einem wichtig sind, einzusetzen. Gerechte Arbeitsbedingungen, faire Löhne, soziale Sicherheit, Solidarität, Kampfgeist – das waren einige der Ziele und Werte, die ich aus meinem Elternhaus mitbekommen habe“, so Gaby Schaunig.

In den vergangenen Jahren sei es gelungen, zahlreiche Mühlsteine der Vergangenheit, die Kärnten belastet haben, aus dem Weg zu räumen – die HETA-Haftungen, risikoreiche Finanzgeschäfte, Geldflüsse in Event- und PR-Politik. „Mit all dem haben wir aufgeräumt und Kärnten auf einen positiven Sanierungskurs geführt. Jetzt geht es darum, das Land und die Menschen bestmöglich auf die Digitalisierung vorzubereiten, die alle Gesellschaftsbereiche grundlegend verändern wird. Das tun wir mit Investitionen in Bildung, Qualifizierung, Forschung und Entwicklung, Infrastruktur“, sagt die Landeshauptmann-Stellvertreterin, die in Kärnten keine Anzeichen von Politikverdrossenheit erkennen kann.

Als CEO der Union Biztosító in Ungarn weiß Gabriella Almássy ganz genau welche Eigenschaften nötig sind, um als Managerin Karriere zu machen.

 

Frau Almássy, normalerweise sind Top-Positionen in der Versicherungsbranche immer noch von Männern dominiert. Sind Sie auch in Ungarn als Chefin der Union Biztosító in einer Ausnahmestellung?

Das war in der Vergangenheit so, aber in Ungarn ist es in der Versicherungsbranche keine Besonderheit mehr, eine Frau als CEO zu haben. Neben der UNION gibt es noch drei weitere solche Unternehmen. Das Besondere an der UNION ist jedoch, dass gleich drei der vier Vorstandsmitglieder Frauen sind.

Welche Führungsqualitäten sollten Ihrer Meinung nach Manager haben und gibt es hier Unterschiede zwischen Männern und Frauen? 

Ich denke, die wichtigsten Führungsqualitäten sind Flexibilität, eine schnelle Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit, was meiner Meinung nach eher weibliche Eigenschaften sind. Diese Fähigkeiten wurden auch vorher benötigt, aber die Pandemie hat noch mehr verdeutlicht, wie schnell sich die Marktbedingungen und die Welt, in der wir leben, ändern können. 

Ich möchte auch die Work-Life-Balance hervorheben, die im Zusammenhang mit einem attraktiven, erfolgreichen Arbeitsplatz immer wichtiger wird. Meiner Meinung nach ist die Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichts auch eine Fähigkeit, die bei Frauen eher instinktiv funktioniert.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Mir sind Fokus und Prioritäten, schnelles und flexibles Reagieren sowie klare, unmissverständliche und ehrliche Kommunikation sehr wichtig. Ich würde auch das Streben nach Einfachheit betonen, egal ob bei Prozessen, Lösungen oder interner und externer Kommunikation.

Wenn Sie über Ihren persönlichen Karriereweg sprechen. Was hat sich aus Ihrer Sicht als förderlich und was als hinderlich erwiesen?

Ich bin in meiner Karriere Schritt für Schritt vorangekommen und seit dem 1. Jänner 2020 bin ich Vorstandvorsitzende der UNION Biztosító. Die Tatsache, dass ich in meinem Job immer das tun konnte, was mir wirklich Spaß gemacht hat, war sehr von Vorteil. Mit einer Familie und Kindern hätte ich es auch anders nicht machen können. 

Wie gehen Sie als Versicherungsunternehmen, dessen Hauptaufgabe es ist, Risiken des täglichen Lebens zu versichern, mit der Corona-Krise um? 

Das Wichtigste war es, den operativen Betrieb des Unternehmens zu gewährleisten und dabei die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Kunden immer im Blick zu haben. Ich denke, dass die UNION in dieser Hinsicht gut gearbeitet hat. Am 16. März 2020 ist das Unternehmen zu 97% auf Home Office umgestiegen, und wir haben viele neue, vorher schon geplante Lösungen eingeführt, die für unsere Kunden komfortabel und gleichzeitig sicher waren. Wir haben unsere Strategie nicht geändert, aber wir haben die Umsetzung der wichtigsten Lösungen beschleunigt und die weniger wichtigen Dinge zurückgestellt. 

Das erforderte echte Teamarbeit, und ich bin sehr stolz auf meine Kollegen. Wir haben aus den positiven Erfahrungen und operativen Lösungen der Pandemie gelernt und auch für unseren normalen operativen Betrieb übernommen.

Wie haben Sie persönlich die Pandemie erlebt?

Neben den Belastungen, die das Coronavirus für alle Gesellschaften gebracht hat, hat es auch dazu geführt, dass viele unnötige Dinge aus unserem Leben verschwunden sind. Wir haben uns auf das Wesentliche konzentriert, sei es die Führung der Versicherungsgesellschaft oder das Privatleben.

In dieser Hinsicht habe ich eine positive Erfahrung gemacht, trotz aller sonstigen Schrecken der Pandemie. Ich lebe im Grunde gerne so bewusst auf das Wesentliche reduziert.

Wir haben gehört, dass die Gesundheitsvorsorge und die Krankenversicherung für die UNIONeine wichtige Rolle spielen. Glauben Sie, dass COVID einen Wandel im Gesundheitsbewusstsein der Menschen bewirkt hat? 

Ja, die UNION ist in der Tat Marktführer in der Krankenversicherungen in Ungarn, und wir wollen den Markt auch weiterhin dominieren. Heute ist die Krankenversicherung in Ungarn hauptsächlich eine betriebliche Gruppenversicherung, die von Arbeitgebern als Zusatzleistung für ihre Mitarbeiter angeboten wird.

Ein interessanter Trend ist, dass sich auch immer mehr kleinere Unternehmen, KMUs, für betriebliche Krankenversicherungsprodukte interessieren. Diese Krankenversicherungen sind zu einer Grundvoraussetzung geworden, um qualifizierte Fachkräfte zu halten. Die Pandemie hat das noch einmal verstärkt.

Ein weiteres wichtiges Thema ist generell Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Wie wichtig ist das für Sie?

Es macht mich sehr stolz, dass sich die UNION nunmehr seit über einem Jahrzehnt dem Thema CSR widmet. Wir konzentrieren uns auf versicherungsbezogene Werte, wie Menschen, die Zukunft, Nachhaltigkeit und die Schaffung von nachhaltigen Werten.

Die Unterstützung, die wir dabei leisten, ist vielfältig: Neben finanziellen Hilfen unterstützen wir unsere Partner auch mit Sachspenden sowie kommunikativer und persönlicher Hilfe im Rahmen von ehrenamtlichen Aktivitäten. Auch Bildung und gemeinsame Programme spielen eine besondere Rolle in unserer CSR-Strategie, und wir halten es für besonders wichtig, Verbindungen zwischen unseren Kollegen und denjenigen zu schaffen, denen wir helfen. UNION Biztosító unterstützt derzeit sieben Stiftungen. Die engagierte Arbeit meiner Mitarbeiter wurde bereits mit mehreren Auszeichnungen belohnt.

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Das lokale Unternehmertum innerhalb der VIG-Gruppe bedeutet für uns neben mehr Spielraum und Handlungsfreiheit gleichzeitig auch mehr Verantwortung, aber ich bin glücklich, so zu arbeiten. Das lokale Unternehmertum verschafft uns einen Marktvorteil, denn es ist wichtig, schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können, schnell Entscheidungen zu treffen und flexibel zu sein. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, das wir der VIG-Gruppe verdanken.

Wenn Sie sich nicht gerade mit Versicherungen beschäftigen, was sind Ihre privaten Interessen? 

In meiner Freizeit spiele ich gerne Tennis und genieße es auch sehr zu reisen. Nicht nur in der übrigen Welt, sondern auch in Ungarn gibt es viele schöne Orte, die es sich lohnt zu besuchen.

Zur Person:

Gabriella Almássy schloss ihr Studium als Aktuarin an der Corvinus Universität in Budapest ab und hat Abschlüsse in Programmiermathematik (Eötvös-Loránd-Universität Budapest), EU Studies (der Wirtschaftshochschule Budapest BGF) und International Business (Ruskin University, Cambridge).

1998 begann sie ihre Karriere im Versicherungswesen bei der AHICO Biztosító, wo sie Erfahrungen als Aktuarin sowohl im Lebens- als auch im Nichtlebensbereich sammelte. Ab 2006 setzte sie ihre Karriere in der versicherungsmathematischen Abteilung der K&H Biztosító fort. Gabriella Almássy war bis 2015 Chefaktuarin des Unternehmens und gleichzeitig Leiterin des Risikomanagements, später wurde sie Leiterin des Nicht-Leben-Produktmanagements, Risikomanagements und des Aktuariats.

Seit November 2015 war sie bei der UNION Biztosító als Vorstandsmitglied für das Nicht-Leben-Geschäft zuständig, ab April 2018 dann auch für das Lebensversicherungsgeschäft. Seit 1. Jänner 2020 ist sie CEO der Union Biztosító. Sie hat zudem eine aktive Rolle in mehreren Arbeitsgruppen des ungarischen Versicherungsverbands MABISZ.

Foto: Union Biztosító

In Österreich ringen Politiker darum, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen. Wie das funktionieren könnte, verrät Gabriele Kolar im ABW-Interview.

 

Welche konkreten Schritte werden Sie, in Anbetracht der anhaltenden Enttäuschung vieler Bürgerinnen und Bürger über die politische Arbeit in Österreich, unternehmen, um das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen und die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern zu verbessern?

Der Grund damals in die Politik zu gehen, war für mich, die Lebensrealität der Menschen zu verbessern. Und das geht nur, wenn man mit ihnen spricht und zuhört. Politik darf nicht in irgendwelchen Hinterzimmern gemacht werden, es braucht eine Kommunikation auf Augenhöhe. Daher bin ich, wann immer es geht, unterwegs, suche das Gespräch und versuche auch konkrete Lösungen für die Probleme der Menschen zu finden, rasch und unbürokratisch. Und oft gelingt mir das dann auch.

Die politische Stabilität in Österreich hat in den letzten Jahren gelitten. Welche Maßnahmen sehen Sie als notwendig an, um langfristige Stabilität und Zusammenarbeit zwischen den politischen Parteien sicherzustellen?

Ja, in den letzten Jahren hat die Zusammenarbeit zwischen den politischen Parteien sehr gelitten, was angesichts der vielen Korruptionsvorwürfe und gewisser veröffentlichter Chats kein Wunder ist. Wir müssen uns darauf konzentrieren, die Gräben zwischen den verschiedenen politischen Lagern zu überwinden und uns auf gemeinsame Ziele und Werte zu konzentrieren. Eine konstruktive Zusammenarbeit und ein respektvoller Umgang miteinander sind hierbei von zentraler Bedeutung. Es braucht aber auch mehr Transparenz in den politischen Entscheidungsprozessen. Eine bessere Offenlegung von politischen Finanzierungen und die Stärkung von unabhängigen Kontrollinstanzen sind hierbei wichtige Schritte.

Der soziale Zusammenhalt und das Gefühl von Gemeinschaft sind für viele Menschen in Österreich geschwächt. Wie planen Sie, den sozialen Zusammenhalt zu fördern und die gesellschaftliche Spaltung, die durch politische Polarisierung entstanden ist, zu überwinden?

Der soziale Zusammenhalt ist eine der wichtigsten Säulen einer funktionierenden Gesellschaft. Auch wenn es in den letzten Jahren eine politische Polarisierung gab und das Gefühl des Zusammenhaltes schwächer wurde, möchte ich aber nicht von einer Spaltung sprechen. Corona hat uns allen viel abverlangt und Probleme in unserer Gesellschaft verdeutlicht.Jetzt gilt es aber nach vorne zu schauen. Unsere oberste Priorität muss sein, die wirtschaftliche und soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft zu reduzieren. Es ist wichtig, dass wir allen Bürgerinnen und Bürgern faire Chancen auf Bildung, Arbeitsplätze und soziale Absicherung bieten, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem sozialen Status. 

Alle Menschen in Österreich haben ein Recht auf eine ausreichende Gesundheitsversorgung. Wir bewegen uns in großen Schritten Richtung Zwei-Klassen-Medizin und das merken die Menschen tagtäglich. Seit Jahren setze ich mich daher für genug KassenärztInnen in meiner Region ein, mit Erfolg.  

Insgesamt müssen wir uns aber als Gesellschaft darum bemühen, diejenigen zu unterstützen, die es am meisten brauchen, und sicherstellen, dass alle Menschen fair und gerecht behandelt werden. 

Die Klimakrise stellt eine große Herausforderung für Österreich dar. Wie beabsichtigen Sie, umweltfreundliche und nachhaltige Lösungen zu fördern, um den ökologischen Fußabdruck in Österreich zu verringern und den Klimaschutz-Zielen gerecht zu werden?

Als Umweltsprecherin des steirischen SPÖ-Landtagsklubs ist es mir ein großes Anliegen, die Klimakrise zu bekämpfen und damit die Lebensgrundlage der Steirerinnen und Steirer zu erhalten. Denn im Kern geht es um eine zentrale Herausforderung: Klimaschutz ist kein Selbstzweck, sondern die Grundlage dafür, dass auch in einigen Jahrzehnten noch ein gutes Leben für alle Steirerinnen und Steirer möglich ist. 

Deshalb müssen wir auf mehreren Ebenen gleichzeitig aktiv werden. Unsere Energieversorgung muss auf erneuerbare Quellen – also Wind, Wasser, Sonne, Biomasse und Geothermie umgestellt werden. Im Großen – mit großen Anlagen, wie im Kleinen auf Häusern, Garagendächern & Co. Gleichzeitig müssen wir insgesamt effizienter mit Energie umgehen, denn jede Kilowattstunde die erst gar nicht produziert werden muss, ist die beste für’s Klima. Das ist eine große Aufgabe, aber in der Steiermark sind wir auf einem guten Weg.

Klimaschutz ist aber auch eine Frage des Geldbörserl und ist unmittelbar mit der sozialen Frage verbunden. Ich möchte hier die „Ich tu’s-Initiative“ des Landes Steiermark ansprechen. Seit 2012 werden Steirerinnen und Steirer dabei unterstützt, effizient Energie zu sparen und auf mögliche Förderungen hingewiesen. So geht Klimapolitik für die Menschen, denn nur gemeinsam schaffen wir die Wende.

Angesichts der wachsenden sozioökonomischen Ungleichheit in Österreich – welche politischen Strategien verfolgen Sie, um die Verteilung von Wohlstand und Chancen fairer zu gestalten und insbesondere benachteiligte Gruppen zu unterstützen?

Es ist kein Geheimnis, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird. Laut der Nationalbank ist das Vermögen der ÖsterreicherInnen noch ungleicher verteilt als wir bisher dachten. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt bis zu 50 Prozent des gesamten Vermögens. Trotzdem tragen den Großteil der Steuerlast die ArbeitnehmerInnen in unserem Land – das muss sich ändern. Mit einer Vermögenssteuer können wir den Erhalt unserer Krankenhäuser, Schulen, Universitäten, aber auch unserer sozialen Absicherung gewährleisten. Es ist nur gerecht, wenn jeder seinen Beitrag leistet.

Foto: Wolfgang Spekner

Sparkassen-Vorständin Gabriele Semmelrock-Werzer wurde in der Aufsichtsratssitzung am 13. Dezember 2019 als neues Vorstandsmitglied der FH Kärnten bestellt. Ihre Funktionsperiode beginnt mit Januar 2020.

 

Anstelle von Univ.-Doz. Mag. Dr. Werner Mussnig, der auf eigenen Wunsch ausscheidet, wurde vom Aufsichtsrat der FH Kärnten Gabriele Semmelrock-Werzer, Vorstandsdirektorin und Sprecherin des Vorstandes der Kärntner Sparkasse AG, zum neuen Vorstandsmitglied bestellt. Sie folgt damit dem selbstständigen Unternehmensberater Werner Mussnig nach, der von 2015 bis 2019 im Vorstand als stellvertretender Vorstandsvorsitzender tätig war und die positive Entwicklung der FH Kärnten aktiv mitgestaltete.

Als Nachfolgerin von Werner Mussnig komplettiert Gabriele Semmelrock-Werzer den dreiköpfigen Stiftungsvorstand und freut sich mit Spannung auf ihre neue Herausforderung: „Gemeinsam mit den beiden Vorständen möchte ich die regionale Verwurzelung und internationale Ausrichtung der FH Kärnten stärken und dabei unterstützen, das Studienangebot der Hochschule weiterzuentwickeln.“

Seit 1989 ist die gebürtige Kärntnerin bereits in der Bankenbranche tätig. Ihre Karriere begann sie in der Chase Manhatten Bank AG in Wien, danach war sie als Assistant Managerin im Private Banking Department der Crèdit Lyonnais AG Wien tätig, bis sie 1995 in die Erste Group Bank AG wechselte. Seit 2011 ist sie Vorstandsdirektorin und Sprecherin des Vorstandes der Kärntner Sparkasse AG. Gabriele Semmelrock-Werzer studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien Handelswissenschaften und belegte ein Studium am Institut für Übersetzer- und Dolmetscherausbildung. Sie spricht fließend Englisch, Französisch sowie Italienisch und als Sprachentalent hat sie auch Spanisch gelernt.

Der Stiftungsvorstand der FH Kärnten setzt sich aus drei Personen zusammen. Zwei ehrenamtliche Vorstände als Vertreter der Wirtschaft, Gabriele Semmelrock-Werzer und Reinhard Iro sowie Siegfried Spanz als geschäftsführender Vorstand verantworten die Organisation und den Betrieb der Fachhochschule Kärnten. Das geschäftsführende Vorstandsmitglied führt in Abstimmung mit den beiden anderen Vorstandsmitgliedern die operativen Geschäfte der FH Kärnten.

Siegfried Spanz bedankt sich herzlich bei Werner Mussnig für seine ehrenamtliche Arbeit als stellvertretender Vorstandsvorsitzender. „Werner Mussnig hat die Entwicklung der FH Kärnten in den letzten fünf Jahren prägend und nachhaltig mitgestaltet. Mit seiner konstruktiven Arbeitsweise war er eine wichtige Säule im Stiftungsvorstand. Mit Gabriele Semmelrock-Werzer gewinnen wir wieder eine Führungspersönlichkeit, die diese produktive Arbeit fortsetzen und auch wichtige neue Impulse in die Hochschule einbringen wird,“ so Siegfried Spanz weiter.

Foto: Kärntner Sparkasse/HORST Bernhard STUDIOHORST

Gabriele Graumann leitet das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser. In den vergangenen zehn Jahren hat sie den Sozialfonds der Stadt Wien zu einem Vorzeigeunternehmen gemacht.

 

Sie managen seit mehr als zehn Jahren das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser – was hat sich seither verändert?

Die Anforderungen haben sich stark verändert und werden in den nächsten Jahrzehnten noch viel stärker einem Wandel unterzogen sein. So kommt heute etwa die Individualität unserer Bewohner und unserer Mitarbeiter intensiver zum Tragen als früher. Als Organisation müssen wir mehr Möglichkeiten zur Selbstbestimmung – sowohl für Bewohner als auch für Mitarbeiter schaffen.

Welchen Stellenwert hat Ihr Beruf für Sie?

Ich erlebe meinen Beruf als persönliche Bereicherung. Er ist mit mir verknüpft und hat eine Wechselwirkung. Ich kriege im Rahmen meiner Tätigkeit Dinge mit, die mich auch privat dann noch beschäftigen. Da sind zum einen meine Mitarbeiter, deren Einsatz, Kompetenz und Ideen mich regelmäßig ins Stauen versetzen und zum anderen unsere Bewohner und Klubbesucher deren kreatives Potential mich oft regelrecht umhaut! Der Bestseller Autor Eugen Prehsler hat soeben ein Buch über die Häuser zum Leben geschrieben – „Das Lächeln des Alters“ – ich sehe dieses jeden Tag in den Gesichtern unserer Bewohner und Besucher – das schätze ich am meisten.

Mag. Gabriele Graumann leitet als Geschäftsführerin des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser einen der wichtigsten Sozialfonds der Stadt Wien. ABW traf sie zum Interview. 


Sie managen seit über 10 Jahren höchst erfolgreich das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser mit seinen 30 Häusern zum Leben und seinen 150 Pensionistenklubs der Stadt Wien. Das KWP ist somit der größte Anbieter für SeniorInnen-Wohnen und SeniorInnen-Betreuung in Wien. Was ist das Besondere an der Tätigkeit des KWP? 

Das Besondere am KWP ist, dass wir jeden Tag zehntausende Menschen betreuen, versorgen und pflegen – sowohl in 150 Klubs als auch in 30 Häusern. Die MitarbeiterInnen haben eine ganze Bandbreite an Menschen, die sie hier umsorgen: von sterbenden Menschen, die hier ihre letzten Tage, letzten Stunden bei uns verbringen bis hin zu lebenslustigen SeniorInnen, die beim SeniorInnen-Speed-Dating die neue Liebe finden wollen.

Diese Bandbreite ist die Besonderheit, die meine MitarbeiterInnen jeden Tag leisten. Die wirtschaftliche und operative Leitung von Pensionisten-Wohnhäusern und die Sicherstellung der Qualität des Leistungsangebots und der interdisziplinären Zusammenarbeit sind eine spannende und wichtige Aufgabe, die einen fordert und auch Spaß macht. Meine MitarbeiterInnen sprechen oft von einem Beruf mit persönlichem Mehrwert – dem kann ich nur beipflichten.

Sie hat Meilensteine für die Brau Union Österreich gesetzt, die zu zahlreichen Auszeichnungen geführt haben, 2021 wurde die Wirtschaftswissenschaftlerin Teil des Management Teams der Brau Union Österreich.

 

Sie sind seit März 2021 in der Geschäftsleitung der Brau Union und das als erste Frau in der Geschichte – wie lief es bisher?

 Spannend, bereichernd, einfach bierig. Und im Gegensatz zum Hopfen, „der Seele des Bieres“, wo nur die weiblichen Blütendolden ins Bier kommen dürfen, setzen wir im Unternehmen bewusst auf diverse Teams. Bier ist jedoch ein ursprünglich weibliches Handwerk und das älteste Grundnahrungslebensmittel der Welt.

Schon seit jeher haben die Frauen Brot gebacken und daraus ist Bier entstanden als „unser flüssiges Brot“. Seit März dieses Jahres besinnt man(n) sich wieder auf diese Traditionen J (schmunzelnd) und daher wurde ich im März in die Geschäftsleitung berufen.  

Jetzt, nach einem halben Jahr, feiern wir Brauer den „Brausilvester“, das Oktoberfest. Auch das hat Tradition: Früher war das Bier auf dem Oktoberfest ein Märzenbier, da das im März gebraute stärkere Bier am längsten haltbar war, wurde dieses zuletzt – eben am Oktoberfest - genossen. Und so spannt sich der Bogen der Brauer vom März bis Oktober. Nach dem Brausilvester ist vor dem Brausilvester und nun beginnt das neue Braujahr.

Was schätzen Sie an Ihrem Job?

Zunächst begeistert mich das Produkt Bier in seiner gesamten Vielfalt und regionalen Wertschöpfung. Schon Paracelsus nannte es „eine wahrhaft göttliche Medizin“, denn der Gerstensaft begleitet den Menschen, seit er sesshaft ist – als Haus-, Heil- und Lebensmittel – und will gut gemanagt werden.

Und diesen Beitrag als Mitglied eines innovativen und erfolgreichen Management Teams zu leisten, das sich sowohl dem ökonomischen als auch ökologischen Erfolg verschrieben hat, ist eine spannende Herausforderung. Mein Ziel ist es, Katalysator für Neues zu sein. Daher arbeite ich mit Leidenschaft daran, Österreich zur nachhaltig besten Bierkultur Europas zu machen.

Nachhaltigkeit ist für alle Unternehmen ein großes Thema, was tut die Brau Union in diesem Bereich?

Unsere Strategie „Brewing a better world“ orientiert sich an der im September 2015 von den Vereinten Nationen formulierten „2030 Agenda für Nachhaltige Entwicklung“. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den 17 globalen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) gerecht zu werden.

Mit unserer Strategie „Brew a Better World“ b(r)auen wir eine bessere Welt. So werden wir als erstes Brauereiunternehmen weltweit bis zum Jahr 2030 in der gesamten Produktion CO2-neutral sein, bis 2040 in der gesamten Wertschöpfungskette. Damit sind wir sogar zehn Jahre vor dem Pariser-Klimaabkommen.

In Österreich habe ich die Strategie und Umsetzung mit meinem Team vor neun Jahren aufgegriffen und umgesetzt. Wir haben es geschafft, in der Grünen Brauerei Göss in Leoben und in der Brauerei Schladming CO2-neural zu brauen. Die Grüne Brauerei Göss setzte als weltweit erste CO2 neutrale Grossbrauerei Meilensteine in der Kreislaufwirtschaft. Wir beheizen ganze Stadtteile mit Bier, d.h. mit der biogenen Abwärme aus der Bierproduktion. Seit 2018 wird für die Wärmeversorgung von 800 Wohnungen und 17.000m2 Gewerbe- und Büroflächen des Brauquartiers Puntigam in Graz Abwärme aus unserem Brauprozess genützt. Dieses innovative Konzept wurde 2019 auch in Schwechat vor den Toren Wiens installiert. Über eine Wärmepumpe wird die Abwärme aus dem Brauprozess zu Heizwärme und Warmwasser für 900 Wohnungen.

Weiters zählen wir auf enge Zusammenarbeit mit den Landwirten und den Hopfenbaugenossenschaften, um den gesamten Hopfenbedarf mit heimischen Rohstoffen abzudecken. Aufgrund des fortschreitenden Erderwärmung haben wir rechtzeitig auf die Winterbraugerste als Klimagewinner gesetzt, die derzeit ca. 40 Prozent des österreichischen Braugerstenbedarfs deckt.

Die Wintergerste reift deutlich früher als die Sommerform und ist der extremen Hitze damit weniger stark ausgesetzt. Die Winter in Österreich sind wegen des Klimawandels ebenfalls spürbar milder geworden, dadurch kann Wintergerste inzwischen überall in Österreich ausgesät werden. Als Mitglied des UN Global Compact Österreich und als Vorsitzende der respACT Oberösterreich treibe ich die Entwicklung der österreichischen Nachhaltigkeitsagenda voran.

Ihre persönlichen Wünsche und Ziele für dieses Jahr?

Bierkultur ist mehr als mein tägliches Brot, es ist meine Leidenschaft und Passion. Im nächsten Jahr stehen die heimischen Rohstoffe im Fokus meines Bierkulturberichts, den ich jährlich mit einem Leitthema herausgebe. Die Coronapandemie bestärkte meine Bedürfnisse nach Regionalität – nicht nur beim Biergenuß.

Konsequenter Klimaschutz ist mein Herzensanliegen, denn es gibt keinen Planeten B. Die Emissionen von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen sind für den Klimawandel und die globale Erwärmung verantwortlich. Diese Emissionen zu begrenzen, ist eine der größten Herausforderungen für die Menschheit. Daher habe ich mir mit meinem Team zum Ziel gesetzt 2022 die Brau Union Österreich zur Gänze klimapositiv zu gestalten. 

Abschließende Frage: Welche Biersorte favorisieren Sie als Biersommeliére? 

In Österreich haben wir eine bunte Vielfalt von mehr als 1000 Biere zur Auswahl. Was für ein voller Genuß! Und am liebsten kombiniere ich Biergenuß zu meinen Lieblingsspeisen. Das heißt: zum Aperitif ein schlankes, appetitanregendes Pilsbier, untertags zum Mittagessen ein alkoholfreies Märzenbier und abends kann’s schon ein Bockbier zum deftigen Bauernschmaus sein.

Zur Person

Dr. Gabriela Maria Straka ist seit mehr als 20 Jahren in Führungspositionen in der internationalen und nationalen Markenartikelindustrie tätig und leitet seit 2013 die Unternehmenskommunikation & Nachhaltigkeit in der Brau Union Österreich, Teil der HEINEKEN Familie. Dr. Straka steuert in der Brau Union Österreich, im Europa Team von HEINEKEN und im „United Nations Global Compact Steering Committe Austria“ die Umsetzung der nationalen Agenden und der SDG’s (Sustainable Development Goals) in Österreich. Sie übernahm den Vorsitz der RespACT Oberösterreich, um die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben. 

Foto: Dreher

Gemeinsam mit David Gevorkian gründet Gabriela Colic 2021 Klarsicht.online. Als junge Founderin hat sie vieles gelernt, sich Neues getraut und Schwierigkeiten überwunden.

 

Heute steht sie als CEO und Gründerin an der Spitze des eigenen Unternehmens. Wie kam es zur Gründung, welche Probleme sie bei der Gründung erlebte und wie weiblich die Optikerbranche ist, verrät sie im Interview.

Gabriela Colic wusste schon immer, dass sie etwas Eigenes machen wollte. Die Firmengründung hat sie schließlich gemeinsam mit ihrem Partner David Gevorkian realisiert, nachdem die Vision für Klarsicht.online entstanden ist. Am Beginn standen Interviews mit den Optikern, um zu erheben, was diese brauchen. Und es zeigte sich, dass hier ein großer Bedarf in der Digitalisierung und Onlinepräsenz bestand.

2020 wurde der Traum Realität und die Multi-Optiker-Plattform wuchs heran. „Ich denke, dass die Optiker, so wie wir, an die Vision glauben. Der Optiker ist für uns sehr wichtig, denn im Endeffekt soll er nicht durch einen Onlineshop ersetzt werden. Darum ist uns ein Touchpoint zwischen Kunde und Brillenexperten essentiell,“ erklärt Colic die Beweggründe.

Vorteile für alle

Die Digitalisierung jeder Brille braucht Zeit, denn gleiche Brillen-Modelle der jeweiligen Optiker gibt es, kommen jedoch eher selten vor. „Es ist alles so vielfältig und die Brands bringen coole und neue Dinge auf den Markt,“ so Colic. Viele Leute wissen gar nicht, welche Möglichkeiten es gibt, erklärt sie. Dass es nicht unbedingt eine Brille vom Stamm-Optiker sein muss, dieser aber trotzdem unterstützt wird, ist ein Grundsatz im Konzept von Klarsicht.online.

Brillen werden online bestellt, während der Sehtest vom Brillenexperten in der Nähe gemacht und die Brille vom anbietenden Optiker geliefert wird. So wird auch kleinen Brillengeschäften die Möglichkeit gegeben, online so ganz andere Kunden und Kundinnen zu erreichen – und diese können aus ganz Österreich sein und nicht nur aus dem eigenen Umkreis.

Aller Anfang ist schwer

Sich kreativ ausleben zu dürfen und auch unmittelbar zu sehen, was man selbst geschaffen hat, waren nur zwei der Gründe, warum Gabriela Colic nach elf Jahren Angestelltendasein schließlich den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Brand Building, Werbung, Online-Marketing und wie man eine Unternehmenskultur aufbaut, hat die junge Gründerin in über zehn Jahren bei verschiedenen Unternehmen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln kennengelernt. Inzwischen blickt sie stolz auf ihre Laufbahn zurück und bereut den Schritt zur eigenen Firmengründung keine Sekunde lang. „Ich habe es gemacht und mich getraut. Jetzt bin ich hier. Es gibt Höhen und Tiefen, aber diese Höhepunkte sind so hoch und so schön, dass alle Tiefen vergessen lässt.“

Gabriela Colic erzählt von zahlreichen Hürden, die es zu überwinden galt. Besonders im Gedächtnis geblieben sind ihr Aussagen, wie „Sie sind 30, eine extrem junge Frau. Das ist Ihr erstes Unternehmen und Sie haben einen ausländischen Namen.“ Heute hofft sie, auch aufgrund jener Schwierigkeiten, die sie auf dem Weg zur eigenen Firma überwinden musste, als Vorbild für andere dienen zu können und zu beweisen, dass vieles machbar ist.

Ihr Tipp für Gründerinnen: „Erzähl von deinem Projekt. Von deinem Unternehmen. Egal was es ist, was du vorhast, erzähl einfach darüber. Auch wenn es noch in den Kinderschuhen steckt.“ 

Foto: © Alexander Zillbauer 

Die ehemalige Lehrerin ist in die Politik gegangen, weil es ihr irgendwann nicht mehr genug war, nur von der Couch aus zu meckern.

 

Ihre Devise: Wer Österreich besser machen will, muss selbst in die Gänge kommen und sich engagieren.

Veränderung fängt bei jedem Einzelnen von uns an: sei es im Bereich der Bildung, sei es im Bereich der Inklusion. „Dazu muss man nicht gleich einer Partei oder Bürgerbewegung wie der unseren beitreten, aber von unserem hart erkämpften Wahlrecht sollte jede und jeder Gebrauch machen. Sonst darf man sich nicht wundern, wenn man in einem Österreich aufwacht, das man nicht will“, so Fiona Fiedler.

Viele Politikerinnen und Politiker seien selbst schuld daran, dass so viele Menschen in Österreich das Vertrauen in die Politik verloren haben. Ihre Beobachtung: „Politikerinnen und Politiker agieren einfach viel zu oft völlig abgehoben und nicht im Interesse des Landes und der Menschen, sondern haben nur ihr eigenes Fortkommen und die Interessen ihrer Partei im Blick“.

Die NEOS seien da anders: „Wir stehen für Politik auf Augenhöhe, für transparente und für saubere Politik. Wir machen Politik nicht nur bis zum nächsten Wahltag, wir denken auch an übermorgen und wollen eine gute und sichere Zukunft für alle Generationen. Es mag abgedroschen klingen, aber wir wollen wirklich jedem Kind Flügel verleihen, also mit mutigen Reformen für echte Chancengerechtigkeit sorgen. Und wir stehen dafür, dass Inklusion endlich kein Lippenbekenntnis mehr ist, sondern wirklich gelebt wird - und zwar nicht nur an irgendwelchen Welttagen, sondern jeden Tag im Jahr.

Anreizsystem statt Ausgleichstaxe

In Österreich gebe es nach wie vor ein völlig veraltetes Rollenbild und eine deutliche Ungleichbehandlung von Männern und Frauen. Das zeige nicht zuletzt der Gender Pay Gap. „Hier gibt es noch viel zu tun. Auch was die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt betrifft. Die Einteilung in arbeitsfähig und nicht arbeitsfähig muss abgeschafft werden. Menschen mit Behinderungen, die in Werkstätten für Beschäftigungstherapie arbeiten, brauchen eine eigene sozialversicherungsrechtliche Absicherung ihrer Tätigkeit. Auf Seiten der Unternehmerinnen und Unternehmer, die Menschen mit Behinderungen beschäftigen, muss ein grundlegend neuer Weg eingeschlagen werden: Wir treten für ein echtes Anreizsystem anstelle der derzeitigen Ausgleichstaxe ein“, so Fiedler, die auch die beiden Regierungsparteien für die hohen Kosten in Österreich verantwortlich macht.

„ÖVP und Grüne haben ihr Versprechen, die Menschen nachhaltig zu entlasten, gebrochen. Prozente und Milliarden sind wenig greifbar, aber dass die Regierung die Abgabenquote jetzt auf 43,2 statt wie versprochen auf 40 Prozent getrieben hat, bedeutet, dass alle in Österreich lebenden Erwachsenen im Jahr 2024 um 2.130 Euro pro Kopf zu viel an Steuern und Abgaben zahlen werden. Es gibt auch ein Ausgabenproblem. Trotz einer hohen Abgabenquote macht Österreich Jahr für Jahr ein Defizit und damit den Schuldenrucksack für die nächsten Generationen immer schwerer." 

Reformen und Steuersenkung

Die Probleme zeigen sich auch im Gesundheitsbereich. Es wird viel Geld investiert, aber wir alle warten immer länger auf Behandlungen und das Pflegepersonal macht Sonderschichten.

Außerhalb Wiens bekommt man kaum noch einen Kindergartenplatz mit halbwegs vernünftigen Öffnungszeiten, für größere Kinder muss man dann Unsummen für Nachhilfe ausgeben, weil die Lehrer in den Schulen vom Bund völlig im Stich gelassen werden und in der Bürokratie untergehen, statt sich auf den Unterricht konzentrieren zu können. Wir setzen uns daher einerseits für mutige Reformen und andererseits für eine massive Steuersenkung ein, damit den Menschen mehr von ihrem Geld bleibt und sie sich endlich wieder etwas aufbauen können.

Foto: NEOS

Als Volksschullehrerin hat sie tagtäglich miterlebt, was im Schulsystem falsch läuft. Dagegen wollte sie etwas unternehmen und wurde politisch aktiv. Heute setzt sie sich für Menschen mit Behinderung ein.

 

Aktuell arbeite ich für Menschen mit Behinderungen und sehe den akutesten Handlungsbedarf darin, in Österreich in einer inklusiven Gesellschaft zu leben. Ich will einfach nicht akzeptieren, dass Menschen mit Behinderungen ihr Leben nicht selbstbestimmt leben können und tagein tagaus immer zu Bittstellern gemacht werden. Mein Ansatz ist, dass ich, sollte ich morgen mit einer Behinderung leben müssen, so gut wie möglich mein Leben weiterleben kann und nicht auf die Barmherzigkeit von anderen angewiesen bin. Und das will ich für alle Menschen mit Behinderungen erreichen“, so Fiona Fiedler, die folgende wichtige Eigenschaften bei vorbildlichen Politikern voraussetzt: Wichtig ist es, sich selbst treu zu bleiben und nicht einer Machtposition nachzueifern, sondern sich für die Menschen in unserem Land einzusetzen, denn wir sind Volksvertreter. Dafür wurden wir gewählt und das sollte man nicht aus den Augen verlieren.“

Um der um sich greifenden Politikverdrossenheit entgegenzuwirken, müsse ordentliche, anständige Politik gemacht werden. Mit den Menschen müsse gesprochen, ihnen zugehört und auf ihre Wünsche eingegangen werden, meint Fiedler, die sich wünscht, dass Österreich endlich inklusiv lebt und alle Menschen am gemeinsamen selbstbestimmten Leben teilhaben sollen.

Foto: NEOS

Für Fabienne Lackner ist die Verwaltung zu bürokratisch und zu teuer - die NEOS wollen das ändern.

 

Für die NEOS-Landespolitikerin liegt das Hauptproblem Österreichs nicht auf der Einnahmen-, sondern auf der Ausgabenseite. Sie fordert daher eine Schulden- und Ausgabenbremse statt der bisherigen „Koste es, was es wolle“-Politik. Ihre Devise lautet: „Weniger Gießkanne, mehr Taschenrechner!“

Um dies zu erreichen, setzen die NEOS auf umfassende Strukturreformen, die Investitionen in Zukunftsbereiche wie Bildung und Forschung ermöglichen und gleichzeitig die Steuer- und Abgabenquote senken. In der Verwaltung sollen durch Entbürokratisierung und Digitalisierung deutliche Einsparungen erzielt werden. Dringend notwendige Reformen bei den Pensionen und im Föderalismus sind ebenfalls vorgesehen, um die Kostenexplosion zu bremsen und Steuerentlastungen zu ermöglichen. Allein durch die Senkung der Lohnnebenkosten könnte der finanzielle Spielraum für ein 15. Gehalt geschaffen werden.

Steuerliche Gutschrift bei Vollzeit-Job

Ein effizientes Steuersystem ist für eine gesunde Wirtschaft unerlässlich. Die NEOS setzen sich für eine echte Entlastung der Steuerzahler und die Förderung von Innovation und Forschung ein. Die Senkung der Lohnnebenkosten ist ein wichtiger Schritt, damit Arbeitnehmer mehr verdienen und Arbeitgeber entlastet werden.

Leistung muss sich lohnen, daher fordern die NEOS einen Vollzeitbonus in Form einer monatlichen Steuergutschrift von 100 Euro. Das Aufstiegs- und Wohlstandsversprechen muss erneuert werden, damit der Traum vom Eigenheim vor allem für junge Menschen realisierbar bleibt. Die NEOS betonen die Bedeutung von Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft, um Österreichs Wirtschaft zukunftsfähig zu machen und langfristige Investitionen in Bildung und Forschung zu fördern.

Finanzielle Unabhängigkeit

Die Verbesserung der Einkommenssituation von Frauen steht auch bei den NEOS im Vordergrund. Ein selbstbestimmtes Leben für Frauen beginnt mit finanzieller Unabhängigkeit. „Daher setzen wir uns dafür ein, Frauen aus der Teilzeitfalle in Vollbeschäftigung zu bringen und gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu garantieren. Wir fordern eine garantierte ganztägige Kinderbetreuung und den Ausbau öffentlicher Kinderbetreuungseinrichtungen. Ein Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr und eine höhere Väterbeteiligung bei Karenzmodellen sind zentrale Forderungen, um soziale Gerechtigkeit zu fördern und benachteiligte Gruppen zu unterstützen“, so Lackner.

Foto: NEOS

Die Abgeordnete der Grünen setzt sich für Vertrauen, Stabilität und sozialen Zusammenhalt in Österreich ein.

 

Ewa Ernst-Dziedzic hat klare Ziele und Visionen für Österreich. Sie betonte die Wichtigkeit, das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik wiederherzustellen und die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern zu verbessern. Um dies zu erreichen, setzt sie sich für mehr Transparenz in der politischen Arbeit ein und befürwortet eine stärkere Einbindung der Bürger in politische Entscheidungsprozesse. Die Abgeordnete betonte auch die Notwendigkeit, politische Stabilität und Zusammenarbeit zwischen den Parteien zu fördern. Sie spricht sich für eine konstruktive und respektvolle politische Kultur aus, in der persönliche Angriffe und Diffamierungen vermieden werden sollten. Diese Art von Politik, so Ernst-Dziedzic, sei auf Kooperation und Konsensbildung ausgerichtet – eine Voraussetzung für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft.

Politik der sozialen Gerechtigkeit

Um den sozialen Zusammenhalt und das Gefühl von Gemeinschaft in Österreich zu stärken, plädiert sie für eine Politik der sozialen Gerechtigkeit, Solidarität und Empathie. Sie setzt sich für die Bedürfnisse von benachteiligten und marginalisierten Gruppen ein, um deren gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Angesichts der Klimakrise betonte die Politikwissenschafterin die Wichtigkeit umweltfreundlicher und nachhaltiger Lösungen. Seit die Grünen 2019 in Regierungsverantwortung sind, konnten sie bereits zahlreiche Maßnahmen auf den Weg bringen, um den ökologischen Fußabdruck in Österreich zu verringern und den Klimaschutz-Zielen gerecht zu werden.

Zahlreiche Maßnahmen bereits umgesetzt

Um die wachsende sozioökonomische Ungleichheit in Österreich zu bekämpfen, verfolgen die Grünen politische Strategien, die eine faire Verteilung von Wohlstand und Chancen ermöglichen – und das mit Erfolg. Die Nationalratsabgeordnete verweist auf Steuerreformen, die eine bessere Verteilungswirkung erzielen, sowie auf Maßnahmen wie den Klimabonus und die jährliche Inflationserhöhung der Sozial- und Familienleistungen. Die Grünen arbeiten weiterhin daran, weitere notwendige Aspekte anzugehen, wie die Qualitätssteigerung und der Ausbau in der Elementarpädagogik, die Beendigung von ausgrenzenden Hürden in der Bildung und die Reduktion der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Ewa Ernst-Dziedzic zeigt sich entschlossen, sich für eine Politik einzusetzen, die die Interessen aller Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt, und strebt eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft für alle in Österreich an.

Foto: Christopher Glanzl

Als Sprecherin für Außenpolitik, Migration, Menschenrechte, LGBTIQ+ setzt sie sich vor allem in diesen Bereichen für eine Verbesserung der Lebensumstände ein.

 

„Das Regierungsprogramm in diesen Bereichen trägt eine klare grüne Handschrift und ist zugleich die Vorgabe für die laufende Gesetzgebungsperiode. Grüne Außenpolitik steht für Frieden, globale Gerechtigkeit und Dialog. Unser Menschenrechtsverständnis ist ein umfassendes, das neben der Achtung von klassischen bürgerlichen und politischen Rechten auch die Stärkung wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Rechte einfordert. Das Schicksal mag die Menschen ungleich behandeln, doch in ihrer Würde unterscheiden sie sich von nichts. Die ist für alle Menschen gleich und unantastbar. Von diesem Grundsatz lasse ich mich in meiner Arbeit leiten“, so Ewa Ernst-Dziedzic.

Gemeinschaftliches Handeln zum Wohle der Mitmenschen

Politik, so die Abgeordnete, passiere immer dann, wenn Menschen zusammenkommen, um die Regeln ihres gemeinsamen Lebens in einer Gruppe zu verhandeln oder wenn Menschen, die das Mandat dafür haben, Entscheidungen für größere Gruppen treffen. Das beginne in der Familie, das passiere innerhalb staatlicher Institutionen und ziehe sich hin bis zu internationalen Organisationen.

Politik im besten Sinne heiße also, gemeinschaftliches Handeln zum Wohle seiner Mitmenschen, sowohl im persönlichen als auch im öffentlichen Bereich. Die Nationalrätin hält es hier mit Hannah Arendt, die da meinte: „Der Sinn von Politik ist Freiheit“ – sie verstehe diese Freiheit als eine, die es den Menschen ermöglicht, ihre unmittelbare Welt nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. „Würde niemand die Regeln des Zusammenlebens ausbilden, würden pures Chaos und Anarchie herrschen. Politik gehört also zum Menschen wie das Fliegen zum Vogel und kann daher per se einmal nichts Schlechtes sein“, so die gebürtige Polin.

Bewusste Manipulation zum eigenen Vorteil

Zugleich kann sie aber die Enttäuschung vieler Menschen mit so manchen Politikern gut nachvollziehen. Nicht, weil diese einen anderen politischen Standpunkt vertreten, sondern weil es leider viele Vertreter der Zunft gebe, die z.B. über eine bewusste Manipulation der Öffentlichkeit vorrangig zu ihrem eigenen Vorteil arbeiten oder eine Gruppe von Menschen gegen die andere auszuspielen versuchen.

„Wie sehr sich ein Politiker an ausgemachte demokratische Grundwerte hält, mag dabei eine gute Richtschnur in der Beurteilung sein“, meint die studierte Politikwissenschaftlern, die mit Negativmeldungen selbst relativ gut umgehen kann in dem sie versucht, diese aus der Perspektive der Sender zu verstehen, sie nicht persönlich zu nehmen, sondern den wahren Ursprung der Kritik zu hinterfragen.

Ihr Rat an alle Bürger: „Werden Sie selbst politisch aktiv. Sei es indem man sich in der eigenen Gemeinde engagiert, im Rahmen einer Bürgerinitiative oder vielleicht auch in der Hausgemeinschaft. Ein erfolgreiches Zusammenleben von Menschen in einem demokratischen Staat lebt schließlich von der Beteiligung möglichst vieler Menschen an der Ausgestaltung ebendieses Zusammenlebens.“

Foto: Christopher Glanzl

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