Als Teil von BSH Central Europe Marketing orchestriert sie für Österreich die Marketingplanung und Aktivitäten für Haushaltsgroßgeräte der Marken Bosch, Siemens, Neff, Gaggenau und Constructa.

 

ABW im Interview mit Margareta Seiser, seit Februar Head of Marketing der BSH Österreich.

Margareta Seiser verantwortet in ihrer neuen Funktion die disziplinarische Teamführung und Weiterentwicklung unter anderem der fünf Abteilungen Brand Marketing, Product Marketing & Training, D2C Stores und Online-Shops, Showroom Stilarena und Consumer Experience Journey.

„Ich freue mich darauf, mit meinem vielseitigen, kompetenten Team einen signifikanten Beitrag dazu zu leisten, noch mehr Konsumenten und Geschäftspartner für unsere Marken zu gewinnen und sie dafür zu begeistern, wie wir mit unseren BSH Hausgeräten und zugehörigen digitalen Lösungen – etwa Home Connect – den Alltag der Menschen erleichtern“, so Seiser. Mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die unbeständiger, dynamischer und gleichzeitig komplexer geworden seien, habe sich die Arbeitswelt und der Lebensalltag der Menschen massiv verändert. 

In diesem Kontext möchte sich die Marketing-Expertin im Sinne eines agilen Mindsets auch selbst beruflich und privat weiterentwickeln und stets dazulernen. Was sie besonders an ihrer neuen Aufgabe schätzt? Das strategisch Richtige operativ voranzutreiben und dabei im Sinne eines professionellen Schnittstellenmanagements alle relevanten Stakeholder mit an Bord zu haben. Hierbei sei es wichtig, gleichzeitig das unternehmerische „big picture“ sowie menschliche Bedürfnisse im Auge zu behalten. 

Neues Leben für gebrauchte Geräte

Dieses Jahr hat die Managerin einiges geplant. „Der erste große Schwerpunkt 2022 ist ein branchenweit einzigartiges Pionierprojekt, das wir in Österreich als Pilotland umsetzen durften. Im Sinne des gelebten Unternehmenswertes „Nachhaltigkeit“ bieten wir seit Februar erstmalig „Refurbished“ Waschmaschinen der Marke Bosch über unseren Onlineshop an. Das bedeutet, dass wir Waschmaschinen, die verschrottet werden würden, stattdessen zurückholen, professionell wiederaufbereiten und hygienisch reinigen, um ihnen ein zweites Leben zu schenken“, erzählt Margarete Seiser. 

Auch die anderen Marken hätten spannende Schwerpunkte geplant. „Was Produktneuheiten und Kampagnen betrifft, darf ich leider noch nicht zu viel verraten, ich verspreche aber, dass wir weiterhin mit Innovationen und Design begeistern werden. Höchste Priorität hat dabei grundsätzlich die Ausrichtung aller Aktivitäten an den Bedürfnissen der Endkunden“, so Seiser, deren Interesse an Marketing in der Jugend erwachte, als sie im Rahmen eines Nebenjobs das grundsätzliche Marketingerfolgsprinzip in der Praxis erlernte: nämlich für das Bedürfnis bzw. die Probleme der Zielgruppe die jeweils beste Gesamtlösung anzubieten und zielgruppengerecht zu kommunizieren. 

Ihr Tipp an alle Branchen-Neueinsteigerinnen: Neben einer einschlägigen Ausbildung auch Praktika absolvieren, sowie Auslandsaufenthalte, die das interkulturelle Verständnis und die Agilität fördern. Auch Unterstützung durch Mentoren zu suchen und anzunehmen, sei der Karriere förderlich. 

Zur Person

Margareta Seiser studierte Internationalen Betriebswirtschaft an der Universität Wien. Ihre Karriere startete vor mittlerweile 19 Jahren im Brand Management der Coca-Cola Company, wo sie für die strategische und operative Markenführung verantwortlich war.

In den Folgejahren entwickelte und leitete Seiser auch bei Nordsee und Unibail-Rodamco für die Shopping Center SCS und Donau Zentrum die Bereiche Marketing und PR. Später war sie Head of Marketing und Corporate Communications in der Fachhochschule Wiener Neustadt und absolvierte eine Weiterbildung im Bereich CSR. Zuletzt verantwortete sie das Marketing und die PR unter anderem für die Marken Egger Bier, Radlberger sowie Granny´s – Produkte der Egger Getränkegruppe.

Foto: Sabine Klimpt

Das Jahr 2024 war für die Kommunikationsbranche, insbesondere im Bereich PR, von einigen Veränderungen geprägt. 

 

Was waren Ihre prägendsten Erfahrungen in der PR-Branche im Jahr 2024?

 Das Jahr 2024 war ein Jahr der Veränderung und Innovation. Besonders eindrucksvoll fand ich, wie die Integration von KI die PR-Landschaft bestimmt hat. Prozesse, die früher Stunden oder Tage dauerten, lassen sich jetzt in Minuten oder Stunden umsetzen. Aber trotz aller technologischen Fortschritte bleibt gutes Storytelling das Herzstück jeder erfolgreichen Kommunikation – ob digital oder persönlich.

Dieses Jahr war für uns als Agentur auch geprägt von zahlreichen Presse-Events und Konferenzen. Es war inspirierend zu erleben, wie wertvoll echte Begegnungen sind. Die Energie und Kreativität, die durch persönlichen Austausch entstehen, sind durch nichts zu ersetzen. Gleichzeitig haben wir begonnen, den Wandel von Influencern hin zu Sinnfluencern mitzugestalten. Es geht nicht mehr nur um Reichweite, sondern darum, Werte zu vermitteln, die Menschen berühren und inspirieren. Diese Kombination aus technologischer Innovation, persönlicher Begegnung und inhaltlicher Tiefe hat 2024 zu einem außergewöhnlichen Jahr gemacht.

Welche Bedeutung hatten Presse-Events im Jahr 2024 für Ihre Arbeit?

 Es war intensiv und unglaublich bereichernd. Presse-Events und Konferenzen sind der Kern unserer Arbeit und dieses Jahr hat uns daran erinnert, warum das so ist. Egal wie digital wir werden, es bleibt etwas ganz Besonderes, Menschen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Die Möglichkeit, direktes Feedback zu erhalten, spontane Gespräche zu führen und Verbindungen zu schaffen, verleiht solchen Events eine Dynamik, die keine Technologie ersetzen kann. Für mich war 2024 ein Jahr, das gezeigt hat, wie stark der persönliche Austausch unsere Arbeit bereichert und vorantreibt.

Sie haben 2024 den Trend von Influencern hin zu Sinnfluencern aktiv begleitet. Was macht diesen Wandel so spannend?

 Sinnfluencer setzen auf Werte statt bloße Reichweite – und das ist genau das, wonach viele Unternehmen heute suchen. Es geht nicht mehr nur darum, Produkte oder Marken zu präsentieren, sondern Geschichten zu erzählen, die Menschen berühren und inspirieren. Für uns ist es eine großartige Herausforderung, diesen Wandel aktiv mitzugestalten und Kampagnen zu entwickeln, die Marken schon jetzt und auch 2025 erfolgreich mit den passenden Sinnfluencern verbinden. Dieser Trend hat gerade erst begonnen und wird in den kommenden Jahren noch stärker an Bedeutung gewinnen. Es ist spannend mitanzusehen, wie Authentizität und Substanz die Welt der Kommunikation neu definieren.

Welche Rolle spielte KI in der Umsetzung Ihrer Arbeit in diesem Jahr?

KI war ein unsichtbarer, aber unverzichtbarer Helfer. Der Mensch gibt die Vision vor, formt die kreativen Ideen und legt die strategische Richtung fest – KI unterstützt dabei, diese Prozesse zu optimieren und effizient umzusetzen. Besonders bei der Analyse von Daten, der Optimierung von Ad-Kampagnen und der Entwicklung von Storylines hat KI uns in der Agentur enorm unterstützt. Sie übernimmt repetitive Aufgaben und schafft uns den Raum, uns auf das große Ganze zu konzentrieren. Fachliche Expertise bleibt unverzichtbar, denn KI kann nur so gut arbeiten, wie sie angeleitet wird. Ohne ein klares Verständnis davon, wie das Ergebnis aussehen soll, bleibt die Technologie ein Werkzeug ohne Richtung – es ist der Mensch, der die Qualität und den Erfolg letztlich bestimmt. KI ist ein Werkzeug, das unsere Visionen Realität werden lässt, ohne den Kern unserer Arbeit zu ersetzen.

Wie hilft KI dabei, das Agenturgeschäft effizienter zu gestalten?

 Das Agenturgeschäft ist traditionell wenig skalierbar, da es stark von individuellen Ressourcen wie Zeit, Kreativität und menschlicher Kapazität abhängt. KI bietet uns hier die Möglichkeit, Prozesse zu optimieren, ohne dabei Abstriche bei der Qualität zu machen. Sie übernimmt Routinetätigkeiten wie Datenanalysen, Textoptimierungen oder die Erstellung erster Entwürfe. Dadurch können wir mehr Projekte umsetzen und gleichzeitig eine gleichbleibend hohe – wenn nicht sogar bessere – Qualität liefern.

Wichtig ist dabei: KI ergänzt unsere Arbeit, aber sie ersetzt uns nicht. Der Mensch bleibt der kreative Kopf, der die Richtung vorgibt. Es ist unsere Vision, die KI antreibt, und diese Verbindung aus menschlicher Expertise und technologischer Unterstützung macht unser Geschäft effizienter und zukunftsfähiger.

Warum ist Female Leadership so wichtig, gerade in einer Branche wie der PR?

Female Leadership ist ein Herzensthema und bedeutet für mich, eine Arbeitskultur zu schaffen, in der Frauen ihre Potenziale entfalten und Verantwortung übernehmen können. Gerade in einer Branche wie der PR, die sich ständig wandelt, bringen Frauen oft Kompetenzen wie Empathie, Teamführung und langfristiges Denken mit – Eigenschaften, die essenziell sind, um Innovation voranzutreiben und komplexe Herausforderungen zu meistern.

Seit meiner eigenen Selbstständigkeit vor 14 Jahren bilde ich Frauen aus – unabhängig davon, ob sie eine Führungsposition anstreben, sich selbstständig machen oder im Angestelltenverhältnis arbeiten möchten. Ich sage oft: Wer bei mir arbeitet, soll nicht einfach mitschwimmen, sondern die Richtung selbst bestimmen und Verantwortung übernehmen. Es geht darum, Stärken zu entdecken, sich zu spezialisieren und dabei langfristig Expertise aufzubauen. Das ist für mich der Schlüssel zu nachhaltigem beruflichen Erfolg.

Diese Werte gebe ich auch an meine Tochter weiter. Sie begleitet mich seit sie klein ist zu PR-Events und kennt meine Arbeit, weil ich ihr zeigen möchte, was möglich ist – dass sie mutig ihre eigenen Wege gehen und Großes erreichen kann. 

Wie können Unternehmen konkret dazu beitragen, Female Leadership in der PR-Branche zu fördern und langfristig zu stärken?

In der PR-Branche sind wir grundsätzlich schon gut aufgestellt: Der Frauenanteil ist hoch, und viele Frauen prägen die Branche maßgeblich. Unternehmen müssen Frauen bewusst Räume schaffen, in denen sie wachsen können – und das beginnt bei einer Kultur, die Vielfalt und individuelle Stärken schätzt. Es geht darum, Chancen zu bieten, Verantwortung zu übernehmen, Fehler machen zu dürfen und dabei zu lernen. Führung wird nicht allein durch Titel bestimmt, sondern durch den Mut, Entscheidungen zu treffen und Teams mit einer klaren Vision zu inspirieren.

Aber es reicht nicht aus, Frauen nur in Führungspositionen zu bringen – wir müssen sie dort auch halten und langfristig stärken. Das gelingt, indem Unternehmen flexibel auf die Lebensrealitäten von Frauen eingehen: durch flexible Arbeitszeiten, familienfreundliche Strukturen und die gezielte Förderung von Netzwerken.

Am wichtigsten ist jedoch, dass Female Leadership kein einmaliges Projekt bleibt, sondern zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur wird. Nur so können wir sicherstellen, dass Frauen in der PR-Branche weiterhin Innovation und Wandel vorantreiben. Gerade in einer Zeit, in der auch diese Branche zunehmend vom Fachkräftemangel betroffen sein wird, ist es entscheidend, Talente zu fördern und nachhaltige Strukturen zu schaffen – für eine zukunftsfähige Kommunikation und eine stärkere Rolle von Frauen in der PR.

Welche Trends erwarten Sie für 2025 in der PR-Branche?

Ich sehe zwei zentrale Trends: Erstens wird die Integration von KI noch selbstverständlicher und zum alltäglichen Begleiter. Das ermöglicht uns, unsere Arbeit noch präziser und relevanter zu gestalten. Zweitens spüre ich, dass der Wunsch nach Sinn und Substanz weiter zunimmt. Unternehmen wollen nicht nur Reichweite, sondern echte Verbindungen schaffen und ihre Werte glaubwürdig kommunizieren.

Für mich ist das auch eine persönliche Mission: Projekte zu gestalten, die nicht nur kurzfristig beeindrucken, sondern langfristig wirken. Female Leadership und Sinnfluencer spielen hier eine Schlüsselrolle, weil sie genau diese Werte verkörpern und glaubwürdige Verbindungen schaffen können. Es ist inspirierend, Teil dieser Entwicklung zu sein – und es motiviert mich, mein Wissen und meine Erfahrung an mein Team und junge Talente weiterzugeben.

Welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben, die in die PR-Welt einsteigen möchten?

 Seid mutig, bleibt neugierig und habt Geduld. Die PR-Welt bietet unendlich viele Möglichkeiten, sich zu entfalten, aber sie erfordert auch Durchhaltevermögen. Mein wichtigster Rat: Probiert alles aus, um herauszufinden, was euch wirklich liegt – aber wenn ihr eure Stärke gefunden habt, bleibt dabei und werdet die Beste darin. Spezialisierung ist der Schlüssel, um nachhaltig erfolgreich zu sein.

Ich sage meinen Mitarbeiterinnen oft: Der Weg zum Erfolg ist keine gerade Linie. Es geht darum, Erfahrungen zu sammeln, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Authentizität, Geduld und Leidenschaft sind entscheidend. Diese Werte ziehen sich auch durch meine Arbeit – und das möchte ich jeder Frau mitgeben. Der Weg ist nicht immer einfach, aber wenn man mit Leidenschaft dabei ist, lohnt sich jeder Schritt.

Foto: Vanessa Seifert

Mareen Eichinger, Inhaberin der Agentur macheete, beschäftigt sich seit einiger Zeit intensiv mit der Anwendung von KI in der Kommunikation.

 

Im Interview teilt sie ihre Erfahrungen und Erkenntnisse darüber, wie KI zur Optimierung im Arbeitsalltag für PR- und Social-Media-Aktivitäten beitragen kann. Sie erläutert auch, wie sie KI in ihrem beruflichen Alltag einsetzt.

Das Thema Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Wie wird KI aktuell in der Pressearbeit und Social Media Kommunikation eingesetzt und welche Vorteile es bietet?

Im Moment wird Künstliche Intelligenz vielfältig von einigen Agenturen und Unternehmen eingesetzt. Es gibt aber natürlich auch noch einige Kollegen, die sich scheuen, KI einzusetzen. Ich denke, wir müssen uns bewusst sein, dass KI den Menschen in naher Zukunft im Agenturbereich nicht vollständig ersetzen, sondern Prozesse vereinfachen wird.

Wenn man die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine einmal ausprobiert, stellt man fest, dass dies ein echter Zugewinn ist. Der Einsatz von KI in der Presse- und Social-Media-Arbeit spart Zeit und Ressourcen, da sie automatisierte und personalisierte Inhalte generieren kann. Zudem können große Mengen an Inhalten innerhalb von wenigen Minuten auf das Wesentliche zusammengefasst werden. Man kann sich also sehr viel schneller einen Überblick über gewisse Themen verschaffen.

Sind Sie der Meinung, dass KI die menschliche Kreativität in der Kommunikationsbranche ersetzen kann oder ergänzen sich beide? 

Wie schon gesagt, ich habe absolut keine Angst davor, dass KI den Menschen gänzlich in unserer Branche ersetzen wird. Ich denke, wir sollten KI-Tools wie ChatGPT, Neuroflash oder DeepL Write als neuen Kollegen ansehen, die oft Arbeiten erledigen, auf die sowieso kaum einer Lust hatte. Ich selbst arbeite täglich mit ChatGPT, welches aktuell der Assistent ist, den ich mir immer gewünscht habe.

Wir sollten KI nicht als Bedrohung ansehen, sondern als Chance, unsere eigene Arbeit und Arbeitsweise nochmals upzugraden und vielleicht gar zu perfektionieren. Die Zeiten von Rechtschreibfehlern zum Beispiel sollten dank KI ja endgültig vorbei sein. Früher lasen 1-2 Mitarbeiter bei uns eine Pressemitteilung auf Fehler durch und trotzdem kam es vor, dass der Kunde am Ende einen Fehler fand – der absolute Klassiker. Heute kann ich Texte schreiben und sie durch eine KI-Rechtschreibkontrolle laufen lassen und ohne schlechtes Gewissen an Kunden oder die Presse schicken, weil die Fehlerquote quasi gleich null ist 

Inwiefern hat die Integration von KI-Technologien die Effizienz und Wirksamkeit Ihrer Agentur bei der Betreuung von Kunden und Kampagnen verbessert? 

Bei uns in der Agentur spielt die Integration von KI sowohl intern als auch extern eine große Rolle. Intern konzentrieren wir uns darauf, wie Künstliche Intelligenz genutzt werden kann, um unsere Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten, zum Beispiel durch Automatisierung von Routineaufgaben.

Extern implementieren wir KI-Tools vor allem im Bereich Social-Media Content, zum Beispiel zur Ideenfindung und um Inhalte zu optimieren. In der PR nutzen wir KI zur Themenfindung, zur Erstellung von Pressemitteilungen und für kreative Sessions. Das hilft uns, besser und oft schneller zum Ziel zu gelangen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Beratung unserer Kunden hinsichtlich der Anwendung von KI in ihrer Marketingarbeit, um auch ihren Alltag zu vereinfachen und Kampagnen effizienter zu gestalten. Das tun wir innerhalb von Trainings oder Workshops. 

Welche KI-gestützten Tools verwenden Sie in Ihrem Arbeitsalltag?

In meinem Arbeitsalltag verwende ich hauptsächlich KI-gestützte Tools wie ChatGPT, Bard von Google und DeepL Write. ChatGPT ist ein äußerst nützliches Tool für die Erstellung, Überarbeitung und Verbesserung von Texten. Es ermöglicht mir, schnell und effizient auf eine breite Palette von Anfragen zu reagieren und hochwertige Texte zu generieren.

Zusätzlich nutze ich DeepL Write, ein fortschrittliches Übersetzungs- und Schreibwerkzeug, das besonders hilfreich ist, um Texte in verschiedenen Sprachen zu verfassen und zu verfeinern. Mit DeepL Write kann ich die Qualität meiner Texte weiter verbessern, indem ich sie präzise und nuanciert in verschiedene Sprachen übersetze. Die Kombination dieser beiden Tools erhöht die Effizienz und Qualität meiner Arbeit erheblich.

Welche Herausforderungen sehen Sie in Bezug auf die Verwendung von KI in der Kommunikation?

Wie bei den meisten technologischen Neuheiten geht es darum, diese vor Missbrauch zu schützen. Eine große Herausforderung bei der Verwendung von KI in der Kommunikation ist die Sicherstellung ethischer Standards und Transparenz, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und die Vermeidung von Verzerrungen.

Zudem ist es wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Automatisierung und menschlichem Eingreifen zu wahren, um die Authentizität und Individualität der Kommunikation zu erhalten. Den größten Fehler sehe ich darin zu denken, dass ich mich nun zurücklehnen kann, weil die KI alles für mich macht. Daher ist das Thema Wissen um den Umgang mit der KI enorm wichtig.

Was ist die wichtigste Erkenntnis aus Ihrer Arbeit mit KI? 
Es braucht den Einklang zwischen Mensch und Maschine. Wer sich nur auf KI verlässt, wird schnell merken, dass das nicht funktioniert. Ich erkenne sehr schnell, wenn mir jemand einen Text schickt und der wurde ohne menschliches Dazutun einfach durch zum Beispiel ChatGPT erstellt. Die große Kunst ist es, dass man nicht erkennt, ob Mensch oder Maschine dahintersteckt.

Heißt, ich füttere KI mit meinen Daten, dann erstellt sie etwas und ich mache den finalen Schliff - ändere Formulierungen, schärfe die Tonalität und “vermenschliche” das Ergebnis sozusagen. 

Wie kann KI in der Unternehmenskommunikation eingesetzt werden, um die Kundenkommunikation zu verbessern? 
KI kann vor allem Einzelpersonen oder kleineren Teams helfen, größere Projekte zu stemmen. Früher benötigte man ein ganzes Team kreativer Köpfe, um Ideen für Kampagnen zu entwickeln. Heute kann ich das Gleiche gemeinsam mit der KI als einzelne Person als Sparringspartner tun. Klar, braucht es dennoch die Expertise und Erfahrung, um einzuschätzen, ob diese Ideen auch realisierbar sind.

Ein weiterer Vorteil ist sicherlich auch das Tempo, in dem Kampagnen umgesetzt werden können. Früher brauchte es Tage, bis von der ersten Idee bis zur Umsetzung alles bereit war. Zusammen mit KI können das heute nur mal mehr ein paar Stunden sein.

Welche ethischen Aspekte müssen in Bezug auf die Verwendung von KI in der Kommunikation berücksichtigt werden? 
Ich denke, dass bei der Verwendung von KI in der Kommunikation ethische Aspekte von entscheidender Bedeutung sind. Das bedeutet, dass wir sicherstellen müssen, dass unsere KI-Systeme niemanden diskriminieren, die Privatsphäre respektieren und die Grundrechte der Menschen wahren. Dazu gehört auch die Schulung und Sensibilisierung von Mitarbeitern.

Sie müssen verstehen, wie KI-Systeme funktionieren und welche ethischen Herausforderungen damit verbunden sind. Schließlich haben wir als Unternehmen auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Denn KI-Anwendungen sollten einen positiven gesellschaftlichen Beitrag leisten und nicht andersrum.

Gibt es auch Dinge, die man beim Einsatz von KI vorsichtig behandeln sollte? 

Ich habe bereits erwähnt, dass es die Kontrolle der KI-Erzeugnisse durch Menschen braucht. Fällt diese weg, besteht die Gefahr, dass Unwahrheiten verbreitet werden. Ein anderes Thema, das man bedenken sollte, ist der Datenschutz. Jedem sollte klar sein, dass die meisten KI-Tool-Anbieter in den USA sitzen.

Heißt: Was man dort eingibt, landet auf Webservern in den USA. So ist natürlich bei der Eingabe privater Daten unbedingt Vorsicht geboten. Man sollte also auf jeden Fall vor der Nutzung von KI-Tools recherchieren, woher es kommt bzw. wo der Anbieter sitzt.

Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung von KI in der Kommunikation ein? Welche Trends erwarten Sie in den nächsten Jahren? 

In den kommenden Jahren erwarte ich, dass sich unsere Arbeitsweise ziemlich verändern wird. Wir werden schneller auf aktuelle Ereignisse reagieren können und müssen. KI wird Routineaufgaben in der Kommunikation weiter automatisieren, beispielsweise bei der Content-Erstellung. Das ermöglicht es, sich auf strategische und kreative Aspekte der Arbeit zu konzentrieren.

Berufsbilder wie Texter, Lektoren oder Grafiker werden sich sicherlich stark verändern. Das wichtigste Wort für die kommenden Jahre heißt aber nicht Veränderung, sondern Anpassung. Der Trend geht nicht mit uns, sondern wir müssen mit dem Trend gehen. Mit dem zunehmenden Einsatz von KI wird auch die Notwendigkeit steigen, ethische und Datenschutzaspekte zu berücksichtigen. Es wird wichtig sein, Richtlinien und Standards zu entwickeln, um den verantwortungsvollen Einsatz von KI zu gewährleisten.

Foto: Vanessa Seifert

Mareen Eichinger ist Expertin für Social-Media-Marketing und digitales Branding. Seit über 14 Jahren beschäftigt sie sich mit sozialen Netzwerken und berät Unternehmen, Marken und Persönlichkeiten.

 

Sie gibt Workshops und setzt mit ihrer Agentur Macheete erfolgreiche Social Media und Influencer Kampagnen um. Im Experten-Interview gibt sie Einblicke in die Social Media Trends für dieses Jahr.

Instagram, Facebook, LinkedIn, Twitter und Co. sind heutzutage ein fester Bestandteil in der integrierten Marketing-Kommunikation. Dank der sozialen Medien haben Unternehmen in den vergangenen Jahren die Distanz zu ihren Kunden verringert. Durch den ständigen Austausch haben Marken die Möglichkeit, Informationen von Kunden zu erhalten und deren Bedürfnisse genau zu analysieren. Doch die Netzwerke entwickeln sich ständig weiter und erfordern ein hohes Maß an Sensibilität. 

Wie wichtig ist Social Media Marketing heutzutage für Unternehmen?

Eine Welt ohne soziale Netzwerke wird es nicht mehr geben. Das haben die meisten schon verstanden, aber immer noch nicht alle. Doch nicht nur für Unternehmen oder Brands, sondern auch für Persönlichkeiten spielt die Vermarktung in den sozialen Medien eine immer größere Rolle. Bei Letzterem spiele ich auf das Thema Personal Branding an und ich meine damit nicht Influencer oder Creator. Wer auf LinkedIn unterwegs ist, findet dort viele Beispiele von Gründern oder CEOs, die sich auf der Plattform extrem gut vermarkten. Fakt ist: Social Media ist aus unserem Universum nicht mehr wegzudenken. Es gibt im Moment keinen schnelleren und einfacheren Weg sich zu vernetzen als über soziale Netzwerke. 

Welche sozialen Kanäle sollten Unternehmen unbedingt nutzen?

Da wir mittlerweile eine Vielzahl an Social Media Plattformen haben, gibt es hier keine pauschale Antwort mehr. Das hängt ganz klar von der eigenen Zielgruppe, den jeweiligen Zielen ab und welche Content-Formate infrage kommen. Spreche ich beispielsweise als Brand eine sehr junge Zielgruppe an, bin ich sicher auf TikTok und YouTube richtig. Bin ich eher auf Schwangere und Mütter fokussiert mit meinen Produkten, dann ist wohl Instagram, aber auch Facebook und Pinterest keine schlechte Wahl. Einen B2B-Brand kann auf LinkedIn seine Zielgruppe finden, aber auch auf Instagram. Es gibt so viele Möglichkeiten. Aber vieles hängt eben ganz stark von der Marke oder dem Unternehmen ab.

Was empfehlen Sie Unternehmen oder Marken vor dem Start in die sozialen Netzwerke?

Vor dem Start empfehle ich jeder Marke, eine Strategie zu erstellen. Denn nichts ist gefährlicher, als sich blindlings in ein Social Media Abenteuer zu stürzen. Ich habe das schon so oft erlebt, dass einfach angefangen wird, aber niemand einen Plan hatte. Was daraus resultiert, ist immer das gleiche: Keine Interaktion, kein Wachstum und der Glaube, dass Social Media ja ein totaler Unsinn ist. Aber auch Brands, die schon länger dabei sind, empfehle ich immer wieder, ihre eigene Strategie zu überprüfen und anzupassen. Kaum etwas in der Marketing-Branche verändert sich so schnell wie die sozialen Medien.

Welche Ziele sollten sich Unternehmen für den Anfang setzen?

Ich spreche hier vor allem von kleineren bis mittleren Unternehmen ohne Social Media Abteilung, wenn ich sage, dass das Ziel für den Anfang sein sollte, sich intern Kapazitäten für das Thema zu schaffen. Social Media Marketing für die eigene Marke oder ein Produkt ist schon lange keine Sache mehr, die mal so nebenbei gemacht wird.

Das war früher vielleicht einmal so, als man kurz auf Facebook ein niedliches Bild gepostet und sich über 15 Likes gefreut hat. Heute haben wir eine Vielzahl von verschiedenen Kanälen, die mit unterschiedlichen Inhalten und Formaten bespielt werden wollen. Und die meisten Social Media Nutzer erwarten in wenigen Sekunden maximales Entertainment im Tausch für eine gute Engagement-Rate.

Der Trend geht immer mehr zum Video-Format. Das stellt einige Unternehmen vor Herausforderungen, oder?

Ja, durchaus. An dem Format Bewegtbild kommen wir alle nicht mehr vorbei und wahrscheinlich wird es in den kommenden Jahren kaum noch statischen Content geben. Short Vertical Video-Formate funktionieren auf Instagram und TikTok oder auch YouTube-Shorts gerade unfassbar gut. Marken, die mit solchen Formaten arbeiten, haben heute schon viel mehr Sichtbarkeit und Wachstum.

Ich verstehe, dass das Unternehmen verängstigt, denn Video-Content bedeutet einfach noch mehr Aufwand als Foto-Content. Wobei auch die Produktion von kurzen Videos mit bestimmten Tools schon sehr viel einfacher geworden ist. Aber einer der ersten Schritte ist es, anzuerkennen, dass Social Media als fixer Posten mit ins Marketing-Budget eingeplant werden muss. Und das bedeutet neben dem Anzeigen-Budget eben auch Aufwände für die Erstellung der Beiträge und die Redaktion der Kanäle.

Worüber schütteln Sie den Kopf, wenn Sie ins Unternehmen gehen, um dort als Social Media Expertin zu beraten?

Gerade in meinen Strategie-Workshops mit Unternehmen, die gar nicht bis kaum in den sozialen Netzwerken unterwegs sind, bin ich hin und wieder erschüttert darüber, welche ablehnende Haltung gegenüber Instagram & Co. zu spüren ist. Dann werden abfällige Bemerkungen über Influencer gemacht oder darüber, dass ja die Tochter auf TikTok die ganze Zeit rumhängt, anstatt Hausaufgaben zu machen.

Ich wünsche mir hier dann mehr Offenheit und Toleranz von den einzelnen Akteuren. Lustigerweise haben die meisten Menschen im Laufe des Workshops ihren eigenen Aha-Moment und verstehen dann, dass einfach kein Weg mehr an den sozialen Medien vorbeiführt. Ich möchte auch einfach noch mal betonen, dass es unfassbar wichtig ist, dass im Unternehmen alle, auch die oberste Etage, hinter der eigenen Social Media Strategie stehen und diese als wichtigen Meilenstein in der Marketingkommunikation anerkennen. Zum Glück ist das in den vergangenen Jahren innerhalb der meisten Unternehmen bereits passiert.

Was erwartet uns idieses Jahr in den sozialen Medien?

Wie schon gesagt, werden Video-Inhalte weiter boomen. Sowohl Langform- als auch Kurzform-Videos gehören zu den am häufigsten geteilten Inhalten in sozialen Medien und daran wird sich nichts ändern. TikTok ist das neue Schwergewicht im Ring und wird Plattformen wie Instagram und YouTube das Leben noch schwerer machen. Des Weiteren wird verantwortungsbewusstes Marketing endlich zur Pflicht für Unternehmen. Dazu zählen Transparenz sowie Diversität, aber auch Inklusion und Gleichstellung. Durch den erheblichen Rückgang der organischen Reichweite, wird es auch 2023 eine Herausforderung für Unternehmen sein, die Werbeausgaben für soziale Netzwerke einzuplanen. 

Foto: macheete/PR

Sie ist Projekt- und Finanzmanagerin in einer von Männern dominierten Branche: Dem freiwilligen CO2-Markt. Ein ABW-Interview mit Manuela Bachlechner, CFO des Social Impact Unternehmens HELIOZ.

 

Wie unterscheidet sich der freiwillige CO2-Markt vom regulierten Emissionshandelssystemen? 

Der freiwillige CO2-Markt ist im Gegensatz zum europäischen Emissionshandel, wie schon im Namen steckt, freiwillig. Im Emissionshandelssystem können Unternehmen ihre gesetzlich zugeteilten und damit verpflichtenden Emissionserlaubnisse ver- oder einkaufen. Stößt ein Unternehmen also mehr aus als sein gesetzlich Kontingent erlaubt, kann es von einem anderen Unternehmen das weniger als erlaubt ausgestoßen hat, verfügbare Emissionserlaubnis abkaufen. 

Der freiwillige Kompensationsmarkt beruht auf Projekten weltweit, die Emissionen vermeiden, einsparen oder einfangen und ohne die Finanzierung aus der freiwilligen Kompensation nicht stattfinden könnten. Firmen können so ihren CO2 Ausstoß der nicht vermieden oder reduziert werden konnte mit freiwilligen CO2-Zertifikaten ausgleichen. 

Welche Arten von Projekten generieren im Allgemeinen Emissionsgutschriften, die auf dem freiwilligen Markt verkauft werden können? 

Grob eingeteilt gibt es hier zwei Arten von Klimaprojekten, aus denen Zertifikate generiert werden: Jene die Emissionen vermeiden oder verringern und jene die bestehendes CO2 aus der Atmosphäre „einsammeln“. Für beide Arten gibt es eine Vielfalt an Technologien und Methoden, die eingesetzt werden wie z.B. effiziente Kochöfen für rurale Communities die inneffizient Feuerholz verbrennen oder Anlagen die CO2 aus der Atmosphäre binden. 

HELIOZ gehört zur ersten Art, indem wir die gängige Methode des Abkochens von Wasser für sicheres Trinkwasser durch Solare Wasserdesinfektion ersetzen, wodurch kein Holz oder anderer Brennstoff mehr verbrannt und weniger CO2 freigesetzt wird. 

Wie werden diese Projekte überprüft und wie wird sichergestellt, dass sie tatsächlich zur Reduzierung von Treibhausgasen beitragen? 

Wichtig ist tatsächlich, beim Kauf von CO2 Zertifikaten auf den Standard bzw. den Zertifizierer der Zertifikate zu achten. Die Qualität und Sicherheit, dass Zertifikate aus Projekten tatsächlich die behauptete Einsparung erzielt haben, ist nur gegeben, wenn diese von internationalen anerkannten Zertifizierungsstellen bestätigt und überprüft wurden. Weiters kann ein vertrauensvoller Projektentwickler auch eigene Erhebungen, Reportings und Zahlen aus seinen Projekten vorweisen. 

Wer sind die typischen Käufer auf dem freiwilligen CO2-Markt und was sind ihre Motivationen für den Kauf von Emissionsgutschriften? 

Die gängigste Motivation für Unternehmen aber auch Einzelpersonen für freiwillige CO2 Kompensation ist natürlich ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren, sei es der Abdruck einer Produktion oder die Flugreise in den Urlaub. Wir sehen als typischen Käufer vor allem Unternehmen die entweder intrinsische Motivation haben, ihren Einfluss auf den Klimawandel so gering wie möglich zu halten oder auch Unternehmen, die von ihren Kunden stetig wachsenden Druck spüren, sich mehr für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. 

Was sind die Vorteile für Unternehmen oder Einzelpersonen, die sich am freiwilligen CO2-Markt beteiligen? 

Der Erwerb von freiwilliger und hochwertiger CO2 Kompensation bringt vor allem das Wissen, tatsächlich einen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels geleistet zu haben. Unternehmen können darüber hinaus oft Projekte in Lieferketten-relevanten Regionen unterstützen. Zusätzliches soziales Engagement in diesen Regionen ist ein wichtiger Weg für Unternehmen auch entlang ihrer Lieferkette etwas zurückzugeben. 

Gibt es Bedenken oder Kritikpunkte bezüglich des freiwilligen CO2-Marktes? Wie kann diesen begegnet werden? 

Der freiwillige CO2 Markt ist bis dato ein nicht reglementierter Markt, in dem so wie auf vielen anderen Märkten viel Gutes getan wird aber leider einige Mitspieler eine reine Einkommenschance sehen. Hochwertige CO2 Zertifikate müssen ganz klare Prinzipien, wie etwas „Zusätzlichkeit“, Transparenz über Herkunft, keine Doppelzählung und viele weitere, entsprechen. Wir raten allen Interessenten von freiwilligen Zertifikaten, sich über gängige Methoden und Prinzipien zu informieren, um eine fundierte Kaufentscheidung treffen zu können und so auch einfach „gut“ von „schlecht“, bzw. „wirksam“ und „wenig-wirksam“ zu unterscheiden. 

Wie sehen Sie die Zukunft des freiwilligen CO2-Marktes, insbesondere im Hinblick auf internationale Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels? 

Tatsächlich ist der freiwillige CO2 Markt ein wichtiges Finanzierungstool für Klimaprojekte die zur globalen Bemühung der Emissionseinsparung aber auch der Erreichung der Sustainable Development Goals der UN beitragen – wenn er mit Integrität und Transparenz betrieben wird. Ich denke es ist ein wichtiger Schritt das dieser Markt nun auch öffentliche Aufmerksamkeit bekommt, um ein breiteres Verständnis zu erreichen, was ein freiwilliges CO2 Zertifikat tatsächlich kann und wo es herkommt. Mit diesem Momentum kann sich dieser Markt sicher weiterentwickeln und sein volles Potential zeigen – weg von einer zum größten Teil als Marketingtool für Unternehmen gesehenen „klimaneutral“ Maschinerie hin zu einem Markt, auf dem Unternehmen und Einzelpersonen einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und anderer sozialer Problemstellungen leisten können. 

Gibt es bestimmte Standards oder Zertifizierungen, die sicherstellen, dass die Gutschriften auf dem freiwilligen CO2-Markt zu tatsächlichen Emissionsreduktionen führen? 

Gängige Zertifizierungsstellen die gleichzeitig auch die gängigsten Register für solche Projekte sind, sind im Moment „Gold Standard“ oder „VERRA“, wobei auch VERRA in letzter Zeit einiges an negativer Aufmerksamkeit für bestimmte Projekte auf sich gezogen hat.
HELIOZ Projekte sind Gold Standard verifiziert. Hier können wir also mit Sicherheit sagen, dass es einen langen Prozess von Projektplanung und Evaluierung gibt, um im Register zugelassen zu werden. Weiters werden regelmäßige Projektbesuchen von externen Auditoren in die Projekte durchgeführt, um zu überprüfen, dass alle Projektaktivitäten auch tatsächlich so stattfinden und eine Emissionsgutschrift ausgestellt werden kann. 

Welche Rolle spielt der freiwillige CO2-Markt in der Gesamtstrategie Ihres Unternehmens zur Emissionsreduktion? 

HELIOZ ist Projektentwickler von Trinkwasser- und Klimaprojekten und generiert aus diesen CO2 Zertifikate für den freiwilligen CO2-Markt. Wir nehmen diese Tätigkeit auch intern sehr ernst und Handeln nach dem gleichen Prinzip, das wir allen unseren Kunden ans Herz legen: Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren. 

Foto: Helioz

Sie ist für die strategische Geschäftsentwicklung von IKEA Österreich verantwortlich. ABW sprach mit der Managerin über Umsatzrekorde, Nachhaltigkeitspläne und veränderte Kundenbedürfnisse.

 

Ein Blick zurück auf das Geschäftsjahr 2020 – Ihr Résumé?

Wir waren wie so viele andere in diesem Jahr mit unzähligen Herausforderungen durch die Coronakrise konfrontiert. Unsere Einrichtungshäuser waren sieben Wochen lang geschlossen – eine Bewährungsprobe, die wir gemeinsam und weil wir alle an einem Strang gezogen haben, gemeistert haben. Als wir dann Anfang Mai wieder unsere Tore öffnen konnten, waren wir erleichtert: Denn die Woche nach dem Lockdown, Anfang Mai, war die Beste aller Zeiten in Österreich. Der Umsatzausfall während der Corona-bedingten Schließung konnte in dem Zeitraum von Anfang Mai bis Ende August aufgeholt und sogar ausgebaut werden. 

Mit 1. September hat Lydia Gepp die Geschäftsführung von Ankerbrot übernommen. Sie ist die erste Frau an der Spitze des Unternehmens. Gepp ist auf die Restrukturierung und Neuausrichtung von Unternehmen spezialisiert. 

 

Ich bin sehr glücklich, die letzten zehn Jahre auf einige außergewöhnliche Highlights zurückblicken zu dürfen“, sagt Gepp und weiter: „Etwas Besonderes wird für mich immer die Neuausrichtung von Österreichs ältestem und damals noch größtem Weingut „Stift Klosterneuburg“ sein. In der mehr als 900-jährigen Geschichte des Stiftes bin ich bis dato die einzige Frau, die ein Weingut der Chorherren führen durfte.“ 2008 bis 2012 agierte sie privat als Sportmanager im Spitzensport in der Disziplin Biathlon.

„Gemeinsam mit meinem Partner betreuten wir herangehende Biathleten aus sehr vielen unterschiedlichen Nationen welche sich in dieser Disziplin im IBU Cup, und in weiterer Folge Weltcup, etablieren wollten. „2010 ist es mir gelungen, meinen Partner als Nationaltrainer der finnischen Biathlon Nationalmannschaft zu platzieren. Wir feierten mit der Finnin Kaisa Mäkäräinen den Gesamtweltcup-Sieg in dieser Saison und den Weltmeistertitel“, erzählt die Managerin.

Im ABW-Interview verrät die Politikerin, wie Wien im Vorjahr trotz wirtschaftlicher Herausforderungen das höchste Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum Österreichs erzielen konnte. 

 

Wie soll das Wirtschaftswachstum angekurbelt und gleichzeitig die Staatsverschuldung abgebaut werden? 

Die positive Wirkung einer Politik mit Herz und Hirn hat Wien im vergangenen Jahr gezeigt. Im direkten Bundesländervergleich erzielt Wien das höchste Wirtschaftswachstum, den stärksten Beschäftigungsanstieg und war somit der robusteste Wirtschaftsstandort. 

Während österreichweit die Wirtschaft 2023 um -0,8 Prozent schrumpfte, erwirtschaftete Wien mit + 0,3 Prozent das höchste Wachstum - mit einem positiven Effekt auf die Beschäftigungszahlen. Der Beschäftigungszuwachs war in Wien mit 1,9 Prozent am höchsten. Mit 925.000 Beschäftigten wurde im November 2023 ein historisches Allzeithoch erreicht. 

Einer der ausgewiesenen Faktoren dafür sind die Investitionen des öffentlichen Sektors. Das bestätigte auch WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr. Laut ihm haben etwa die Investitionen der Wien Energie in den vergangenen fünf Jahren rund 10.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und so maßgeblich zur Steigerung der Wertschöpfung Wiens beigetragen.  

Das unterstreicht einmal mehr, dass bei Investitionen nicht reflexartig die Frage „Was kostet das?“ im Vordergrund stehen sollte, sondern die Frage „Was bringt es?“.  Denn wie das von Felbermayr angeführte Beispiel zeigt, bringt jeder investierte Euro in die Wirtschaft und den Standort einen vielfachen Mehrwert – in diesem Fall für die Wienerinnen und Wiener.

Mit Blick auf die Staatsverschuldung braucht es keinen Spagat, also ein Entweder - Oder. Denn wie die Wirtschaftsdaten für Wien belegen, benötigte es gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine kraftvolle öffentliche Hand, die den Standort stärkt und Wachstum ermöglicht. Das Festhalten an der sogenannten schwarzen Null und den damit verbundenen deutlich geringeren Investitionen ist sehr kurzfristig gedacht. 

Aber natürlich, wirtschaftspolitische Entscheidungen sind immer Richtungsentscheidungen. Die grundlegenden Fragen sind: Was will ich bewirken und für wen? Wir in Wien haben uns klar für eine Richtung entschieden – eine sozialorientierte Wirtschaftspolitik, also eine Wirtschaftspolitik, die Wohlstand sichert, Stabilität garantiert und Sicherheit für die Vielen bietet. 

Trotz vieler Fortschritte bestehen weiterhin erhebliche Ungleichheiten, besonders in der Arbeitswelt. Welche spezifischen Maßnahmen planen Sie, um die Geschlechtergleichstellung voranzutreiben und soziale Gerechtigkeit sicherzustellen?

Es geht grundsätzlich um die Frage in welcher Gesellschaft wir leben möchten - einer gleichberechtigten oder einer diskriminierenden. Einer Gesellschaft, in der sich Frauen aktiv in Entscheidungsprozesse einbringen und die Politik in ihrem Sinne mitgestalten, weil sie die Zeit und die Energie dafür haben. Oder in einer Gesellschaft, die toleriert, dass Frauen durch Mehrfachbelastungen aus unselbständigen Arbeitsverhältnissen und Betreuungsarbeit in der Familie – für Kinder bis zu den betagten Eltern – von der aktiven Mitgestaltung ausgeschlossen werden.

Was es aus meiner Sicht braucht, ist ein Mehr vom Leben für alle Frauen – in jungen Jahren wie im Alter. Es geht um eine gleiche Verteilung der vorhandenen Arbeit – der bezahlten wie unbezahlten – zwischen Frauen und Männern. Das bedeutet, dass Frauen gleichen Lohn für gleiche Arbeit erhalten. Dass Frauen, nicht mehr aufgrund ungleicher Verteilung von Betreuungsleistung und fehlender Kinder- sowie Pflegeplätzen, ein Erwerbsleben lang in der Teilzeitfalle hängen bleiben und im Alter von einer Pension an der Armutsgrenze leben müssen.

Nur so wird es Frauen von ihren jungen Jahren bis in ihr hohes Alter ermöglicht ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen. Denn wir arbeiten, um zu leben und leben nicht, um zu arbeiten. Aktuell kommt es daher schon fast einer Ironie gleich, wenn Arbeitgeber ihren weiblichen Mitarbeiterinnen oftmals das Recht auf Erhöhung der Wochenarbeitszeit verwehren und gleichzeitig von der Erhöhung der Normalarbeitszeit auf 41 Wochenstunden träumen. 

Welche Reformen im Steuersystem sind Ihrer Meinung nach notwendig, um faire Bedingungen für alle zu gewährleisten und gleichzeitig Leistungsbereitschaft und Innovation zu fördern?

Wie schon zuvor gesagt, auch beim Steuersystem geht es um die Frage der Perspektive und was unter effizient und gerecht verstanden wird. Effizient kann bedeuten, dass ich mein großes Vermögen steuerschonend anlege. Gerecht kann bedeuten, dass steuergesetzlich verankert ist, dass der Steuersatz auf Kapitalzuwächse rund die Hälfte weniger ist als jener auf die unselbständige Arbeit und Pensionen. 

Und ja, es ist wie zuvor die Frage nach dem Österreich, in dem wir leben wollen: einem sozialen Österreich, in dem der Beitrag zum Wohlstand nur auf den Schultern der breiten Masse der unselbständig Arbeitenden gestemmt wird. Denn die Steuerbeiträge ins Budget, haben sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter weg vom Faktor Kapital, hin zum Faktor Arbeit verschoben. Heute erwirtschaften mehr als 80 Prozent des Steuer- und Abgabenaufkommens Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, Pensionisten und Pensionistinnen sowie Konsumenten und Konsumentinnen. 

Große Vermögen – damit sind nicht jene Vermögen gemeint, die ein Grundstück und ein Einfamilienhaus oder etwa ein kleines Weingut umfassen - tragen hingegen nur magere 1,5 Prozent zum Steueraufkommen bei. Denn die Steueroptimierungsmöglichkeiten bieten großen Vermögen zusätzlich einen großen Spielraum.

Dem österreichischen Staat entgehen dadurch rund 12 bis 15 Milliarden Euro. Ist das effizient und gerecht? Für die großen Vermögen sicherlich, da steuerschonend. Für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die mit ihrer Arbeitsleistung den Gewinn der Unternehmen erwirtschaften, nicht. Für sie braucht es keine weiteren Anreize für noch höhere Leistung. Was es braucht, ist der Beitrag der großen Vermögen, die alle öffentlichen Angebote wie die medizinische Versorgung, Klimaschutz, Bildung oder Straßen mitnutzen, aber kaum dazu beitragen. Das wäre aus Perspektive der vielen, täglich hart arbeitenden Menschen in Österreich nicht nur effizient, sondern vor allem effektiv. 

Foto: Minitta Kandlbauer

1906 begann der Gastwirt Josef Starzinger mit der Abfüllung von Getränken und legte damit den Grundstein für ein solide wachsendes Familienunternehmen. 

 

Heute füllen 250 Mitarbeiter an sechs österreichischen Standorten mit vier PET-Abfüllanlagen, drei Glas-Abfüllanlagen und drei Dosenanlagen etwa 180.000 Einheiten pro Stunde ab. Geleitet wird das Unternehmen heute in vierter Generation von Ludmilla Starzinger. Austrian Business Woman sprach mit der studierten Psychologin über ihren Führungsstil, Lieblingsprodukte und die Besonderheiten des Jahres 2017.

Ihr Familienunternehmen gibt es nun bereits seit 111 Jahren – was macht den Erfolg aus?

Die Generationsübergabe hat immer gut geklappt. Mein Vater hat das Unternehmen bereits zu einer beachtlichen Größe aufgebaut. Ich bin in seine Fußstapfen gestiegen und mein Sohn ist auch bereits im Betrieb tätig. Ein weiterer, wesentlicher Erfolgsfaktor ist das „Private Labelling“, das es in dieser Form nur bei uns gibt. Wir haben damit bereits vor rund zwanzig Jahren begonnen, konkret handelt es sich um Lohnabfüllung für Kunden rund um den Globus. Wir haben uns damit international einen äußerst guten Namen gemacht. Außerdem haben wir unsere Gewinne immer sofort ins Unternehmen einfließen lassen und für Investitionen genutzt. Wir sind daher produktionstechnisch am neuesten Stand, haben auch die höchste Zertifizierung. 

Wie funktioniert Privat Labelling?

Theoretisch können Sie mit einer Idee zu uns kommen. Wir beraten Sie dann über alle Möglichkeiten, vermitteln Kontakte zu den jeweils nötigen Lieferanten – ein Rundum-Service. Außerdem können wir, im Gegensatz zu anderen Unternehmen, Kleinstmengen anbieten und helfen auch bei den Bewilligungen im Ausland, bei der Logistik und dem Transport.

Die internationale Top-Managerin hat im Juni 2021 die Leitung der Österreich Werbung übernommen. In besonders herausfordernden Zeiten. Dennoch blickt sie optimistisch in die Zukunft.

 

Sie sind seit dem Frühjahr 2021 Geschäftsführerin der Österreich Werbung – Ihr bisheriges Résumé?

Ich habe meine Position bei der Österreich Werbung zum wahrscheinlich spannendsten Zeitpunkt im Tourismus in den letzten Jahrzehnten angetreten – mitten im Restart. Es waren sehr intensive Monate für die Branche und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖW. Wir konnten aber sehr viel umsetzen.

Erst die große Sommerkampagne, dann die große Winterkampagne, bei der wir zusammen mit Regionen und Betrieben erstmals unter dem gemeinsamen Hashtag #winterliebe kommunizieren. Weitere Kampagnen entstanden für Thermen, Städte und die Tagungsbranche. Dann informieren wir unsere Gäste laufend über die aktuellen Corona-Maßnahmen in Österreich. Wir halten die Branche mit aktuellen Informationen aus den Märkten auf dem Laufenden. Es ist eine intensive Zeit, aber es macht auch unheimlich glücklich zu wissen, dass wir der Branche in dieser schwierigen Zeit Unterstützung geben können und dass gut ankommt, was wir tun.

Ein Blick zurück auf das Jahr 2021, gab es – trotz Corona – auch Lichtblicke?

Der Restart war etwas sehr Positives. Man muss sich nur vor Augen führen, dass der Tourismus vor der Krise 7,5 Prozent des BIP beigesteuert hat – und im Krisenjahr 2020 immer noch 5,5 Prozent. Es war immens wichtig, dass die Branche wieder auf die Beine kommt. Und da waren wir seit dem Restart im Mai auf einem guten Weg.

Es gibt immer noch Bereiche, die leiden unter der Pandemie besonders. Allen voran der Städtetourismus und die Kongress- und Tagungsbranche durch den anhaltenden Wegfall der Fernmärkte. Aber in vielen Bereichen lief der Sommer außerordentlich gut.

Wie zufrieden waren Sie mit der Sommer-Saison 2021? Was erwarten Sie von der Winter-Saison?

Der Sommer ist den Umständen entsprechend gut gelaufen. Bis inklusive September verzeichnen wir mit 58,3 Millionen Nächtigungen ein Plus von 17,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr! Das ist immer noch ein Minus von 17,2 % gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Der August war außerordentlich gut mit plus 2,3 Prozent mehr Nächtigungen als im Rekord-August 2019.

Und auch der September ist sehr gut gelaufen – da hatten wir auch Glück mit dem Wetter und liegen um 1,9 Prozent über dem Vorkrisenniveau. Die Hoffnung war, dass wir diesen Schwung in den Winter mitnehmen können. Die Buchungen waren ab dem Zeitpunkt, als die Bundesregierung den Stufenplan für den Winter angekündigt hat, tatsächlich sehr gut. Leider entwickelt sich die Situation jetzt nicht so, wie wir uns das gewünscht hatten. Wir geben die Hoffnung auf eine Wintersaison aber nicht auf, alles ist noch möglich.

Welche Zukunftstrends sollte die Tourismusbranche keinesfalls verpassen?

Die beiden großen Zukunftsthemen, auf die wir auch als Österreich Werbung setzen, sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Die Digitalisierung bietet viele Chancen, ist aber gerade für den sehr klein strukturierten Tourismus in Österreich eine Herausforderung. Hier geht es uns darum, die Branche mit Know-how aber auch ganz konkreten Lösungen zu unterstützen.

Zum Beispiel arbeiten wir am Data Hub, einer zentralen Datenbasis für den Tourismus, die die verschiedensten Daten von Wetter bis POIs bündelt und auf der sich dann spannende Anwendungen aufsetzen lassen. Das zweite große Thema, bei dem wir große Dynamik sehen, ist Nachhaltigkeit. Die Gäste fordern nachhaltige Angebote immer mehr ein. Österreich ist hier vielfach schon sehr weit, wir müssen die nachhaltigen Lösungen aber auch bei Gästen sichtbar machen und das werden wir als Österreich Werbung tun.

Ihre Vorsätze und Wünsche für 2022?

Wir als Österreich Werbung werden die Branche in der Pandemie weiter mit aller Kraft unterstützen und eng zusammenarbeiten. Für 2022 haben wir schon sehr viele Pläne. Und wünschen würde ich mir natürlich, dass der Tourismus in Österreich möglichst bald wieder an die Umsätze des Vorkrisenniveaus anschließen kann.

Foto: John Ross Group

Seit Herbst vergangenen Jahres ist Lisa Weddig COO der TUI Österreich, sie verfügt über reichlich Erfahrung in der Branche. Die erfolgreiche Touristikerin im ABW-Talk.

 

Jänner 2016 – Seit Herbst vergangenen Jahres ist Lisa Weddig COO der TUI Österreich. Ihr Aufgabengebiet ist breit gefächert. „Als COO (Chief Operating Officer) bin ich für das touristische Geschäft des Veranstalters verantwortlich. Dazu gehören sowohl der Flugeinkauf als auch Zielgebietsentwicklung, das Katalogpricing und untersaisonale Steuerung sowie Disposition unserer Kapazitäten. Ebenso verantworte ich die Marke GULET und treibe TUI MAGIC LIFE in Österreich voran. Zu meinen Teams zählt auch das Gruppenreisengeschäft, das besonders geeignet ist, um neue Potentiale zu finden. Neben Produkt und Flug verantworte ich noch die Servicebereiche, dazu gehören das Servicecenter als Erstkontakt und Möglichmacher für Reisebüroanfragen und der Kundenservice zur Nachbearbeitung, wenn im Urlaub mal etwas anders als geplant gelaufen ist. Als Geschäftsführerin bin ich natürlich auch für die strategische Entwicklung des Unternehmens verantwortlich und kümmere mich um Organisationsentwicklung.“

Sicherheit für Kunden und Mitarbeiter

Ihre Begeisterung für das Unternehmen ist hörbar. „Die TUI ist ein internationaler Konzern mit mehr als 75.000 Mitarbeitern. Uns zeichnet ein riesen Produktangebot auf der ganzen Welt aus. Diese Internationalität spüren wir täglich im Arbeitsleben, auch weil wir über Grenzen hinweg mit Kollegen  aus verschiedenen Ländern zu tun haben. Auch über Social Media, Newsticker und Videobotschaften erfahren wir jede Woche aktuelle Themen aus allen Quellmärkten. Diese Vernetzung ist in vielen Themen ein großer Vorteil." „Ein so großer Konzern, so Weddig, "gibt auch Sicherheit, sowohl den Mitarbeitern als auch Kunden.

Beraterin Lilian Gehrke-Vetterkind begleitet Frauen mit ihrem aktuellen Buch auf dem Weg an die Spitze.

 

Ein Mann, nennen wir ihn Christian, und eine Frau, Tanja, betreten gleichzeitig das große Unternehmensgebäude. Beide haben gerade ihr BWL-Studium abgeschlossen – Tanja mit deutlich besseren Noten. Beide möchten heute in Firma X ihre berufliche Karriere starten. Den Weg von der Lobby hinauf zur Chefetage markieren blaue und rote Pfeile. Der blaue Weg für Männer führt Christian direkt zum Aufzug, die weibliche Route leitet Tanja Richtung lang gezogenes Treppenhaus.

So oder so ähnlich fühlt sich Karriere für Frauen mitunter an. Das bildhafte Beispiel um Christian und Tanja im aktuellen Buch „Frau kann Chef“ zeigt eindrücklich, wie die Realität in Unternehmen oft aussieht. Mit bekannter Konsequenz: Die Frauenquote in Führungspositionen sieht nach wie vor nicht besonders gut aus. Von Parität keine Spur.

Eine beliebte Ausrede der Entscheider: „Wir finden keine Kandidatinnen. Frauen wollen nicht ins oberste Stockwerk.“ Beraterin Lilian Gehrke-Vetterkind, die sich den Themen Diversity und Female Empowerment verschrieben hat, erlebt die Lage anders. Frauen wollen durchaus führen – aber unter anderen Vorzeichen. Das belegt auch ihre gleichnamige Studie. Dafür befragte sie diverse Kandidatinnen nach ihren Präferenzen zum Thema Führung. Das aus den Antworten entwickelte Präferenzen-Modell zeigt klar, worauf Frauen Wert legen, wenn sie eine Führungsposition einnehmen würden. 

Frauen führen anders

Dass sich weibliche Topkräfte oft unbemerkt Stufe um Stufe durchs Karrieretreppenhaus kämpfen, während Neuling-Christian im Aufzug Chef-Christian trifft, der ihn noch während der Fahrt zum Tennispartner und „Head of irgendwas“ ernennt, ist nur eine Erklärung für frustrierte Kandidatinnen. Wenn Frauen schwer nach oben kommen, liegt das oft an der gelebten Kultur, den inneren Strukturen und bewussten wie unbewussten Vorurteilen im Unternehmen.

Frauen wollen keine Ellenbogenkarrieren, sind nicht auf Schmeicheleien aus und sehen in 70-Stunden-Wochen kein Statussymbol. Sie reizt weder die komplette Selbstaufopferung für Job und Firma noch Command-and-Control- Hierarchien oder Grabenkämpfe. 

Ein Buch wie ein Coach

Was Frauen aber durchaus wollen, ist gestalten. Wirken. Ihr volles Potenzial entfalten. Sie haben Lust, Einfluss zu nehmen, schöpferisch in Unternehmen tätig zu sein und Menschen zu führen. Frauen wollen und können führen – und das nicht als besserer Mann, sondern nach weiblichen Regeln, im eigenen Stil und unter veränderten Bedingungen.

Mehr denn je fordern sie die gleiche Teilhabe und Verantwortung wie ihre Kollegen. All diese Kandidatinnen stehen entschlossen vor dem Aufzug in die Chefetage und lassen sich nicht mehr dazu bewegen, die Treppe zu nehmen. Sie möchten genauso selbstverständlich wie Christian den direkten Weg nehmen. 

„Frau kann Chef“ liefert einen handfesten Leitfaden, wie Frauen in einer männerdominierten Arbeitswelt auftreten können. Ob introvertiert oder gesellig, ob ruhig oder extravertiert, ob unerfahren, teilerfahren, mit positiven oder negativen Führungserlebnissen: Dieses Buch dient allen Frauen als Coach, die mit Freude und Gelassenheit in Führung gehen wollen. 

Es skizziert unterschiedlichen Persönlichkeitstypen einen passgenauen Fahrplan zum Female Way of Leadership. Die Autorin begleitet ihre Leserinnen im Aufzug nach oben und vermittelt das notwendige Wissen und Selbstbewusstsein. Mit konkreten Handlungsempfehlungen gibt der motivierende Ratgeber jede Menge Sicherheit, um gezielt in die Führungsaufgabe hineinwachsen zu können. Um Leadership nach eigenen Vorstellungen zu lernen, zu leben und zu genießen. Und um eine Führungskraft zu sein, die mit weiblichen Eigenschaften glänzt und nach eigenen Regeln die Richtung bestimmt. 

Foto: Lilian Gehrke-Vetterkind

Die VIG-Vorständin verkörpert eine neue Art von Führung – geprägt von Haltung statt Macht. Verlegerin Barbara Mucha sprach mit ihr im Wiener Ringturm. 

 

Im zarten Alter von 14 Jahren weiß Liane Hirner genau, was sie will. Sie verlässt ihr Elternhaus, nicht aus Rebellion, sondern aus dem Wunsch nach Selbstständigkeit. Sie besucht eine Schule mit Internat und ist nur an den Wochenenden zu Hause. „Freiwillig“, betont sie. „Ich war gern zu Hause, aber ich wollte mein eigenes Leben leben.“ Es ist der erste Beweis für eine Stärke, die sich durch ihr ganzes bisheriges Leben zieht: Selbstbestimmtheit.

Früh lernt die heutige Top-Managerin, Verantwortung zu übernehmen – für sich und ihre Entscheidungen. Nach dem Betriebswirtschaftsstudium in Graz zieht es sie ins Ausland, was in den 1980er-Jahren ungewöhnlich ist. Durch Zufall und ein „diffiziles Auswahlverfahren“ landet sie bei PricewaterhouseCoopers in Paris.

Obwohl sie kaum Französisch spricht, lässt sie sich nicht abschrecken. Man lernt schnell, wenn man muss. Nach einem halben Jahr Praktikum kehrt sie nach Österreich zurück und beginnt 1993 bei PwC in Wien. Sie bleibt 25 Jahre. In dieser Zeit wird sie Wirtschaftsprüferin, Prokuristin, Geschäftsführerin und Partnerin. Sie spezialisiert sich auf Versicherungen, ein Bereich, den ihre Kollegen meiden. „Meine Karriere entstand tatsächlich deshalb, weil ich Dinge tat, die andere nicht wollten“, sagt die gebürtige Steirerin. Sie hat den Mut, sich auf Unbekanntes einzulassen. 

 

„Meine Karriere entstand tatsächlich deshalb, weil ich Dinge tat, die andere nicht wollten.“

 

Ihr damaliger Chef rät ihr, sich auf Versicherungen zu konzentrieren, obwohl KPMG in diesem Bereich führend ist. Ihr erster Gedanke: „Das ist das Letzte, was ich will! “ Heute lacht sie darüber. Statt den Vorschlag abzulehnen, probiert sie es aus. „Man kann ja immer noch sagen, es gefällt einem nicht“, erinnert sie sich.

Diese Offenheit führt zu einer überraschenden Entdeckung: Die Versicherungswelt ist spannend und bietet Raum für Kreativität. Hirner bleibt dabei und wird erfolgreich. Sie analysiert sämtliche bedeutenden Versicherungen Österreichs und entwickelt ein tiefes Branchenverständnis. Und sie baut ein wertvolles Netzwerk auf. Ihre Kollegen schätzen ihre strukturierte Herangehensweise und ihre Fähigkeit, Lösungen zu finden. „Man kann mir alles sagen, man ist immer safe“, beschreibt sie ihren Führungsstil. Einige ihrer heutigen Vorstandskollegen kennt sie aus der Zeit, als sie noch auf der anderen Seite des Tisches saß. 

Kinder & Karriere

Liane Hirners Karriere folgt keinem geraden Weg. Als Mutter von zwei Söhnen arbeitet sie fünf Jahre lang in Teilzeit bei PwC. „Ich habe immer getan, was ich für richtig hielt“, sagt sie und bricht damit mit den klassischen Rollenbildern von Frauen. Diese Einstellung führt dazu, dass sie ihre Arbeitszeit schrittweise erhöht, ohne ihre Familie zu vernachlässigen. Ihr Mann ist eine wichtige Stütze, ebenso die Schwiegermutter.

Die täglichen Fahrten zur Arbeit – insgesamt zehn Stunden pro Woche – nutzt sie, um ihr Privatleben zu organisieren und sich auf Meetings vorzubereiten. „Im Auto war ich alleine“, erzählt sie. Diese Momente der Reflexion helfen ihr, strukturiert und vorbereitet zu bleiben. Ihr Engagement bringt sie zur Equity-Partnerin bei PwC, wo sie für Risikomanagement und Akquise verantwortlich ist. Auch in dieser Position bleibt sie sich treu. Sie setzt auf gute, langfristige Kundenbeziehungen und handelt oft gegen den kurzfristigen Fokus ihrer Kollegen. Diese Haltung bringt ihr Konflikte, aber auch Respekt und Anerkennung. Der Erfolg gibt ihr Recht.

 

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Austrian Business Woman Verlegerin Barbara Mucha im Gespräch mit VIG-Vorständin Liane Hirner

 

Neue Aufgaben

Der Wechsel zur Vienna Insurance Group ist ein entscheidender Moment in Hirners Karriere. Nach 25 Jahren bei PwC nimmt sie 2018 das Angebot der VIG – es ist das dritte dieser Art – an. Ein Schritt, den sie nicht bereut. „Ich bin in einer Unternehmensgruppe, die es seit 200 Jahren gibt, die langfristig denkt und nachhaltig aufgestellt ist“, erklärt sie.

Bei der VIG findet sie ein Umfeld, das ihre Werte und Arbeitsweise widerspiegelt. Als Finanz- und Risiko-Vorständin verantwortet sie heute die größte Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa, die aufgrund ihrer dynamischen Entwicklung mittlerweile auch zu den Größten in Europa zählt. Ihre Erfahrung als Wirtschaftsprüferin hilft ihr, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und strategische Entscheidungen zu treffen. „Ich kann mir notfalls selber eine Meinung bilden, bin nicht angewiesen“, sagt sie. Diese Unabhängigkeit und das Knowhow sind in einer Branche, die von Regulatorien und Volatilität geprägt ist, ein entscheidender Vorteil.

 

„Für jeden Sieg braucht es zehn Niederlagen. Das ist normal. Wichtig ist nur, wieder aufzustehen.“

 

Kultur des Dialogs

Hirners Führungsstil ist geprägt von Menschlichkeit und Offenheit. Sie legt großen Wert darauf, den Menschen hinter der „Rolle“ zu sehen, die jeder von uns tagtäglich spielt. „Man muss den Menschen immer in den Mittelpunkt stellen“, betont sie. Diese Haltung zeigt sich auch in ihrer Art, mit Mitarbeitern umzugehen. Sie bietet Vier-Augen-Gespräche an. „Jeder kann zu mir kommen, wenn er mir etwas sagen will“, sagt sie. Diese Offenheit schafft Vertrauen und fördert eine Kultur des Dialogs.

Ihr Engagement für Diversität und Gleichberechtigung ist ein weiterer wichtiger Aspekt ihrer Führung. Sie setzt sich dafür ein, dass Frauen ihre Stärken ausleben können, ohne sich an männliche Vorbilder anpassen zu müssen. „Ich will eine Frau sein dürfen. Ich will aussehen wie eine Frau, mich benehmen wie eine Frau“, sagt sie. Diese Haltung hat sie auch in die Vorstandsetage der VIG gebracht, wo sie als derzeit einziges weibliches Mitglied im Team eine wichtige Rolle spielt. Von Floskeln wie „man muss die Frauen sichtbar machen“ hält sie nichts. „Die Frauen sind sichtbar. Wenn man sie finden will, dann findet man sie“, so Hirner. Die Frage sei eher, will man sie überhaupt finden? Das Umdenken müsse ganz oben beginnen, um langfristige Veränderungen herbeizuführen.

Innovation & Digitalisierung

Die Versicherungsbranche steht vor großen Herausforderungen – von regulatorischen Anforderungen bis hin zu technologischen Umwälzungen. Die Vorständin sieht diese neuen Aufgabenbereiche als Chance, die VIG weiterzuentwickeln. „Wir haben unsere konservative Veranlagung, unsere konservative Rückversicherung“, erklärt sie. Diese Stabilität ermöglicht es der VIG, auch in turbulenten Zeiten langfristig zu denken. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Innovation und Digitalisierung. Die VIG fördert Projekte, die durch Künstliche Intelligenz und neue Technologien die Effizienz und Kundenzufriedenheit weiter steigern. Diese Offenheit für Neues ist ein Schlüssel zum Erfolg in einer sich schnell verändernden Welt. 

Niemals aufgeben

Liane Hirners Rat an alle Frauen, die Karriere machen wollen: „Sucht euch eine Aufgabe, die euch wirklich Freude bereitet.“ Sie hebt hervor, wie wichtig Engagement und Selbstvertrauen sind, und verschweigt nicht, dass sie auf ihrem Karriereweg oft härter arbeiten musste als viele Männer. Dafür zahlte sie einen Preis: Ein Burnout vor Jahren zeigte ihr die eigenen Grenzen. Sie zog daraus ihre Lehren, wuchs daran und ermutigt alle Leserinnen abschließend, sich von Rückschlägen niemals entmutigen zu lassen. „Für jeden Sieg braucht es zehn Niederlagen. Das ist normal. Wichtig ist nur, dass man wieder aufsteht.“   

Zur Person

Mag. Liane Hirner studierte in Graz Betriebswirtschaftslehre. Vor ihrem Eintritt in die Vienna Insurance Group war sie seit 1993 bei PwC Österreich in der Wirtschaftsprüfung tätig, zuletzt als Partnerin im Bereich Versicherungen. Liane Hirner ist seit 1. Februar 2018 Vorstandsmitglied der VIG. Als Vorstandsmitglied und CFRO der VIG wurde sie 2024 für eine weitere vierjährige Funktionsperiode gewählt. Sie ist einziges österreichisches Mitglied der Insurance and Reinsurance Stakeholder Group (IRSG) der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA).

Foto: Ian Ehm                     

Eine nachhaltige Finanzpolitik ist unerlässlich für den Wohlstand eines Landes und betrifft vor allem die soziale Gerechtigkeit. 

 

„Überschuldung trifft zuerst die sozial Schwächsten, wenn der Staat nicht mehr zahlungsfähig ist, wie etwa bei der Auszahlung von Pensionen oder der Finanzierung des öffentlichen Gesundheitssystems. Um dies zu verhindern, ist eine schwarze Null und ein schrittweiser Abbau der Staatsverschuldung anzustreben. Ein probates Mittel könnte eine Schuldenbremse wie in der Schweiz sein, die auch für Österreich diskutiert werden sollte“, sagt Laura Sachslehner und betont, dass Frauen in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiger Joker am Arbeitsmarkt sind.

Es müsse sich wieder lohnen, Vollzeit zu arbeiten und das müsse sich auch auf dem Lohnzettel bemerkbar machen. Zudem brauche es neue Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Eine Oma- oder Opa-Karenz würde es den Großeltern ermöglichen, offiziell die Kinderbetreuung zu übernehmen, wodurch Eltern, insbesondere Frauen, schneller wieder in den Beruf zurückkehren könnten. Langfristig würden dadurch Einkommensverluste minimiert und die Betreuung durch Großeltern von staatlicher Seite aufgewertet.

Ordentliche Entlohnung für Leistung

Menschen, die bereit sind, etwas zu leisten, müssen auch entsprechend entlohnt werden. Österreich hat eine hohe Steuer- und Abgabenquote, die sowohl Arbeitnehmer als auch Unternehmen belastet. „Um die Abwanderung von Unternehmen zu verhindern, braucht es Deregulierung, Bürokratieabbau auf europäischer Ebene und Steuersenkungen für Klein- und Mittelbetriebe sowie für hart arbeitende Menschen und Familien. Der Mittelstand ist das Rückgrat des Wohlstandes und seine Entlastung muss oberste Priorität haben“, so Sachslehner, die mit Sorge beobachtet, dass viele, vor allem junge Menschen, politikverdrossen sind und sich nicht angesprochen fühlen.

„Die Politik muss ihre Sorgen und Missstände ernst nehmen und sich um die Anliegen der Mehrheit kümmern. Die Mehrheit der Menschen will keine illegale Migration, keine neuen Steuern und keine radikalen Klimaschutzmaßnahmen. Wenn die Politik diese Themen klar anspricht und handelt, werden sich auch junge Menschen wieder gehört fühlen und sich politisch engagieren“.

Foto: ÖVP

Ein ABW-Interview über die Verbesserung der politischen Kommunikation und Zusammenarbeit, sozialen Zusammenhalt, Klimaschutz und sozioökonomische Ungleichheit.

 

„Vieles nehmen wir heute als selbstverständlich hin: Den Arztbesuch, wenn wir krank sind, die Ganztagskinderbetreuung und ein Bildungssystem, das unsere Kinder auf die Zukunft vorbereiten soll sowie die Möglichkeit, unsere Meinung zu äußern, wann und wo auch immer wir wollen. Aber: Alle diese Rechte wurden in der österreichischen Geschichte hart erkämpft“, sagt Lara Köck.

Umso mehr bedauert sie die weitverbreitete Politikverdrossenheit der Menschen. Die Abgeordnete betonte, dass das Vertrauen der Bevölkerung wiederhergestellt werden kann, indem man sich auf gemeinsame Errungenschaften besinnt und mehr miteinander ins Gespräch kommt. In Bezug auf politische Stabilität sollte der Fokus auf Zuversicht liegen und ein Bild einer besseren Zukunft gezeichnet werden, anstatt polarisierende Diskurse zu fördern.

Geschwächter Zusammenhalt

„Wir wissen aus Studien, dass das Vertrauen in die Politik in Krisenzeiten schwindet. Dieser Vertrauensverlust gründet auf anhaltenden Ängsten: etwa der Angst um die Gesundheit aufgrund von Corona, der Angst um die finanzielle Sicherheit wegen der hohen Inflation oder auf der Angst um die eigenen 4 Wände, ausgelöst durch die Teuerungs- und Energiekrise. Wenn diese Ängste dann auch noch durch einen polarisierenden Diskurs befeuert werden, führt das schlussendlich dazu, dass sich ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher einen starken Führer wünschen“, so Köck.

Die Pandemie und andere Krisen wie die Energie- und Klimakrise sowie der Ukrainekrieg haben den sozialen Zusammenhalt geschwächt. Die Abgeordnete fordert alle Parteien auf, konstruktiver zusammenzuarbeiten und das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, um diese gesellschaftliche Spaltung zu überwinden. Um den ökologischen Fußabdruck zu verringern und den Klimaschutzzielen gerecht zu werden, sind umweltfreundliche und nachhaltige Lösungen notwendig.

Köck lobte ihre Partei, besonders Bundesministerin Leonore Gewessler, für ihre Arbeit in diesem Bereich und betonte die Bedeutung von erneuerbaren Energien für die Unabhängigkeit von Öl- und Gasimporten. „Keine Regierung der Welt kann die Klimakrise allein von oben herab lösen. Die Politik muss die Menschen mitnehmen. Auch hier zeigen die Grünen in der Bundesregierung vor, wie das gelingen kann: In allen Maßnahmen nehmen sie die soziale Abfederung mit. Ich denke da beispielsweise an die ökosoziale Steuerreform, den Klima- und Reparaturbonus, oder die Förderaktionen für einkommensschwache Haushalte, bei denen die Kosten für den Umstieg auf saubere Heizsysteme sowie der Gerätetausch von Energiefressern mit bis zu 100 Prozent übernommen werden.“

Angesichts der wachsenden sozioökonomischen Ungleichheit in Österreich, so Köck abschließend, sei eine Verbesserung des Bildungssystems sehr wichtig, insbesondere der Elementarbildung, durch den Ausbau von Kindergärten und Kinderkrippen sowie die Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Personal.

Foto: Puhek/Grüne Steiermark

Als Mutter von zwei kleinen Kindern weiß die Landtagsabgeordnete was es heißt, Job, Haushalt und Kinderbetreuung in Krisenzeiten zu meistern. 

 

Eine meiner größten Sorgen gilt den Kindern. Kinder haben keine Lobby oder Interessensvertretung und erst seit kurzem wird untersucht, wie Kinder die Situation des Lockdowns erlebt haben. Während es für uns Erwachsene mit rationalem Denken möglich ist nachzuvollziehen, warum wir diese Einschränkungen mittragen, so ist es doch für die Kleinsten sehr schwer, da sie aus ihrer normalen Umgebung, sei es in der Kinderbetreuungseinrichtung, bei den Tageseltern oder in der Schule, gerissen wurden“, sagt Lara Köck. 

Abhängigkeit von globalen Playern 

Die größte Herausforderung sei ihres Erachtens, die große Arbeitslosigkeit auch in der Steiermark wirksam zu bekämpfen. Die Wirtschaft wieder anzukurbeln, dass alles möglichst unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit und auch mit dem notwendigen Systemwandel werde eine Herkulesaufgabe. „Wir dürfen dabei nicht außer Acht lassen, dass unsere Abhängigkeit von anderen globalen Playern und auch von fossilen Energieträgern unsere Situation nicht verbessert hat. Unsere Gesellschaft und Wirtschaft auf neuen zukunftsfähigen Säulen zu bauen, wird die größte Herausforderung“, so die Abgeordnete.

Die Juristin und Mutter einer Tochter hat eine beachtliche politische Karriere gemacht. In ihren Ämtern geht es ihr vor allem darum, richtige Entscheidungen für Land und Menschen zu treffen. 

 

Ein ABW-Interview über die Faszination Politik, Entbehrungen und Visionen.

Schildern Sie uns bitte kurz Ihren politischen Werdegang. Wann erwachte das Interesse für die politische Arbeit?

Schon in jungen Jahren, denn ich stamme aus einer politisch geprägten Familie. Mein Vater war geschäftsführender Gemeinderat und Bauernbundfunktionär auf Ortsebene, da wurde immer auch zu Hause am Küchentisch diskutiert. Das hat sich dann immer weiter fortgezeichnet, so auch, als ich gleich nach Jusstudium und Gerichtsjahr als Rechts- und Sozialreferentin zum NÖ Bauernbund kam, oder als ich mich in den Jahren 2010 bis 2015 als Gemeinderätin in meiner Heimatgemeinde engagieren durfte. 

Mag. Klaudia Kopeinig, Marketing- und Vertriebsleiterin bei Vonwiller Österreichische Qualitätsmühlen, über berufliche Herausforderungen, Doppelbelastung und Kindheitserinnerungen.

 

Welche spannenden Aufgaben hält Ihre Tätigkeit als Marketingleiterin bei Vonwiller Österreichische Qualitätsmühlen für Sie bereit?
Nachdem ich nicht nur Marketingleiterin, sondern gleichzeitig auch Vertriebsleiterin Paketmehl bin, habe ich ein sehr umfangreiches Aufgabengebiet. Neben der strategischen Planung, 360 Grad Marketing, Marktforschung, Marktanalyse, Trendbeobachtung für unsere Paketmehlmarken, bin ich auch für das B2B Marketing der Vonwiller Österreichischen Qualitätsmühlen und den Vertrieb des Paketmehls zuständig. Unterstützt werde ich dabei von einem großartigen Team, das aus zwei Key Account Managern und einer Junior Productmanagerin besteht. Da wir ein kleines Team sind, betreue ich  unsere Kunden REWE und Spar persönlich.

Sind Sie beruflich angekommen?
Für so erfolgreiche Marken wie Fini’s Feinstes oder Farina zu arbeiten ist für einen Marketeer wie ein Lotto Jackpot. Mein Job bringt mir jeden Tag neue und interessante Herausforderungen, die ich nicht missen möchte. Im Moment bin ich genau da, wo ich sein möchte.   

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