Die Präsidentin von Henkel Österreich über extreme Teuerungen, neue Strategien und Pläne für das Geschäftsjahr 2023.

 

„Ein Jahr wie 2022 habe ich in meinen über 30 Jahren bei Henkel noch nicht erlebt. Es war sehr herausfordernd: vom Ausbruch des Krieges in der Ukraine über die Energiekrise und massiv gestiegenen Materialkosten bis hin zu Inflationsraten, wie wir sie in Europa seit Jahrzehnten nicht mehr gekannt hatten“, sagt Mag. Rechberger-Krammer. Durch großen Teamgeist habe man es aber geschafft, umsatzmäßig organisch zu wachsen und in vielen Bereichen die Marktpositionen auszubauen.

Gewaltiger Preisanstieg

Groß seien die Herausforderungen bei den Rohstoff-, Material-, Energie- und Logistikkosten. „Wir rechnen dieses Jahr mit erhöhten Kosten für unseren direkten Materialien von rund zwei Milliarden Euro. Im Jahr 2021 lag die Teuerung bei einer Milliarde Euro. Und in der Dekade davor beliefen sich die Kostensteigerungen im Schnitt auf rund 100 Million Euro pro Jahr. Daran erkennt man die besondere Dramatik der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, so die Präsidentin Henkel Österreich, die jüngst zusätzlich zu Laundry & Home Care die Europa-Agenden für Beauty Care übernommen hat.

„Wir schaffen damit einen großen Konsumgüterbereich – die zukünftigen Henkel Consumer Brands –, der mit einem Umsatz von global zehn Milliarden Euro gleichzusetzen ist. Damit wollen wir Synergien schaffen, effizienter und agiler werden. Das ist gerade in Zeiten wie diesen wichtiger denn je. Aus beiden Geschäftsbereichen soll etwas komplett Neues entstehen, also muss für uns 1 plus 1 nicht 2, sondern 3 ergeben. Wir wollen das jeweils Beste aus unseren beiden Konsumgüterwelten nutzen“, sagt Rechberger-Krammer und definiert ihre Wünsche für dieses Jahr: „Ich wünsche mir Frieden in Europa, also ein rasches Ende des Krieges in der Ukraine. Darüber hinaus hoffe ich, dass wir im kommenden Jahr die Pandemie endgültig hinter uns lassen können. Ganz oben auf meiner Wunschliste steht der ökologische Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft. Angesichts des Klimawandels können und dürfen wir es uns nicht länger leisten, diese Neuausrichtung weiterhin auf die lange Bank zu schieben. Ziel für Henkel, Ziel für uns ist es, mit Hilfe unserer „Purposeful Growth“-Strategie durch unsere innovativen Produkte, Marken und Technologien zu diesem Veränderungsprozess positiv beitragen zu können.“

Foto: © Jahr Henkel AG & Co. KGaA. Alle Rechte vorbehalten

 

Verbale Übergriffe online werden immer häufiger und deren Auswirkungen können massiv sein. Was jeder von uns tun kann, verrät ARAG CEO Birgit Eder im ABW-Interview.

 

Im Jahr 2021 hat ARAG eine Kampagne zur Bekämpfung von Gewalt gestartet und sich dabei mit dem WEISSEN Ring, den Autonomen österreichischen Frauenhäusern und der Männerberatung zusammengetan. Bekämpft wurde vor allem physische und psychische Gewalt in der Familie und in Partnerschaften.

Eine neue Dimension der Gewalt, verbaler Gewalt, eröffnet das Internet. „Verbale Übergriffe online werden immer häufiger und deren Auswirkungen können massiv sein.“, so Birgit Eder Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Man sollte durchaus rechtliche Hilfe in Anspruch nehmen.“

Was genau kann man als Hassposting bezeichnen?

Birgit Eder: Hasspostings sind aggressive und provokative Postings im Internet. Sie stellen häufig einen Rechtsverstoß dar und sind daher strafbar. Dabei spielt es rechtlich keine Rolle, ob eine Straftat in der realen Welt oder im Internet, beispielsweise in einem Online-Forum, begangen wird. Hasspostings können unterschiedlich sein und können verschiedene Straftatbestände erfüllen wie etwa Verleumdung, Verhetzung, üble Nachrede oder Beleidigung.

Wie kann man sich dagegen wehren?

Wichtig ist es, das Posting zu dokumentieren und den Täter darauf hinzuweisen, dass er sich strafbar macht. Das schreckt ab. Abhilfe schafft auch das neue Mandatsverfahren.

Was ist das neue Mandatsverfahren, wozu nützt es und wie funktioniert es?

Es handelt sich um ein Rechtsverfahren, das jedem die Möglichkeit gibt, Inhalte (z.B. Texte, Beiträge, Bilder) schnell und kostengünstig aus dem Internet zu entfernen, wenn dadurch das Persönlichkeitsrechte (z.B. Ihre Ehre, Ihr Ansehen oder Ihr Privatleben) erheblich beeinträchtigt werden.

Auch wenn einem über einen Messaging-Dienst (z. B. WhatsApp, SMS, private Nachrichten auf Facebook) rechtsverletzende Inhalte zugesendet wurden, kann man im neuen Mandatsverfahren verlangen, dass dies verhindert wird.Das Verfahren beschränkt sich auf diese vorsorgliche Maßnahme. Im neuen Mandatsverfahren entscheidet das Gericht nicht mit einem Urteil, sondern mit einer sogenannten Unterlassungsverfügung. Dies beschleunigt den Vorgang erheblich. Das Gericht entscheidet grundsätzlich ohne vorherige mündliche Verhandlung und ohne Anhörung des Angeklagten.

Das Gericht prüft die Klage und wenn die Gegenseite keine Einwendungen erhebt, wird der Auftrag zur Unterlassung rechtskräftig. Das heißt das Posting muss entfernt werden. Der Auftrag zur Unterlassung ist dann rechtskräftig, das bedeutet das Entfernen des Postings kann mit rechtlichen Mitteln erzwungen werden.

Wie bringt man ein Mandatsverfahren in Gang?

Das Formular zur Klage lässt sich leicht online ausfüllen. Man muss es dann an das zuständige Bezirksgericht übermitteln, eine Pauschalgebühr für das Einbringen der Klage bezahlen und die Sache nimmt ihren Lauf.

Wie unterstützt ARAG?

Unsere Inhouse-Juristen sind immer auf dem neuesten rechtlichen Stand. Sie beraten unsere Kunden und leiten Sie gerne an beim Ausfüllen des Formulars zur Einleitung des Mandatsverfahrens. Man kann daher seine Rechte sozusagen von der Couch aus wahrnehmen, wenn man das möchte. 

Hat man den Baustein web@ktiv versichert, dann übernehmen wir Kosten für dieses Verfahren bis zu 80.000 Euro. 

Für Kunden, die den Baustein noch nicht versichert haben, übernehmen wir bei anschließendem Einschluss des web@ktiv Rechtsschutzes befristet bis Ende des Jahres:

  • die Kosten der Meldeauskunft im Zentralen Melderegister, sofern die Anschrift der Gegenseite nicht bekannt ist.
  • die anfallende Gerichtsgebühr (107,00 Euro).
  • die Weiterleitung des vollständig ausgefüllten und unterzeichneten Formulars Klage und Antrag auf Erlassung eines Unterlassungsauftrages an das zuständige Bezirksgericht (sofern dies gewünscht ist).

Besteht kein vertrag bei ARAG, unterstützt ARAG im Rahmen des Sozialprojektes wie folgt:

bei etwaigen Fragen zum Einbringen der Klage und Antrag auf Erlassung eines Unterlassungsauftrages

  • Auskunft zum Ablauf des Mandatsverfahrens, mögliche Kosten, etc.

Foto: ARAG

Die ARAG ist auf Rechtsschutzversicherungen spezialisiert. CEO Birgit Eder über Business-Herausforderungen, neue Formen der Arbeit und den ARAG-Spirit.

 

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Ihr Unternehmen?

Covid-19 hat auch bei uns den Arbeitsalltag und unsere Pläne für dieses Jahr maßgeblich verändert. Wir haben erst im Jänner einen neuen Produkttarif für den Privatbereich und den betrieblichen Bereich herausgebracht, der zu Beginn des Jahres hervorragend angenommen wurde. Erstmals haben wir im Privatbereich einen betragsmäßig unbegrenzten Versicherungsschutz gelauncht und wollten dafür ordentlich die Werbetrommel rühren. 

Dann kam der Corona-Lockdown und es galten andere Prioritäten, allem voran die Gesundheit unserer Mitarbeiter. Binnen zwei Tagen haben wir unsere Mitarbeiter zu 100 Prozent ins Home-Office verlagert. Wir sind stolz darauf bitrin dieser Zeit unsere Erreichbarkeit für unsere Kunden zu 100 Prozent aufrecht erhalten zu können. Für uns war es wichtig gerade in dieser unsicheren Zeit den Service auf hohem Niveau zu halten. Das ist uns auch gelungen. 

Trotz Lockdown sind unsere ARAG Inhouse Juristen nicht untätig geblieben. Die neue Situation hat in rechtlichen Belangen bei unseren Kunden zu Unsicherheiten geführt – unsere Rechtsberatungs-Hotline ist heiß gelaufen und unsere Juristen haben eifrig recherchiert, um auf neue rechtliche Fragestellungen die für den Kunden passende Lösung anbieten zu können. 

Es wurde für rechtliche Informationen eine eigene Covid-19-Informationsseite auf der Homepage eingerichtet und es wurde sogar Rechtsberatung für Personen angeboten, die nicht bei uns versichert waren. Wir wollten in dieser Krise unseren Beitrag leisten. 

Nun wollen wir langsam und besonnen in die neue Normalität zurückkehren und unsere Kunden und Vertriebsmakler dahin mitnehmen, bzw. bestmöglich begleiten.

Da wir bereits vor der Krise die Erweiterung unseres digitalen Angebotes für Kunden strategisch in den Mittelpunkt gestellt haben, waren wir in der Krise bestens vorbereitet. So konnten Kunden bei uns online Rechtsschutzverträge abschließen oder bei Rechtskonflikten Mediationssitzungen per Videokonferenz abhalten. Diesen Weg wollen wir auch weitergehen. 

Die Bereitschaft der Kunden auch digitale Kommunikationsmittel zu nutzen hat sich mit dieser Krise auf alle Fälle erhöht. Aus diesem Grund werden wir bestehende digitale Angebote noch weiter ausbauen. Ob Corona oder nicht, dahin geht ganz klar der Trend.

Dr. Birgit Pareiss wurde jüngst einstimmig zur dritten Vize-Präsidentin des Österreichischen Generikaverbands (OeGV) bestellt. Sie verstärkt damit den nunmehr sechsköpfigen Vorstand des OeGV. 

 

Dr. Birgit Pareiss ist Geschäftsführerin von Aristo Pharma Österreich. Das Unternehmen ist seit zwei Jahren Mitglied des Österreichischen Generikaverbandes. Dr. Pareiss kann auf mehr als 20 Jahre Erfahrung in unterschiedlichen Positionen in der bio-pharmazeutischen Industrie zurückblicken. Nach Abschluss ihres Medizinstudiums begann sie zunächst in Sales Positionen als Clinical Sales Representative und Key Account Manager bei namhaften Pharmaunternehmen wie Pharmacia und Pfizer. Später übernahm sie den Sales und Marketing Bereich als Business Unit Director bei Genzyme, um als General Manager die Unternehmen Exeltis Austria und zuletzt Aristo Pharma in Österreich zu gründen.

Dr. Pareiss absolvierte zu ihrem medizinischen Hintergrund einen MBA in Biotech- und Pharmaceutical Management. Ihre Schwerpunkte liegen in der Definition, Entwicklung und Umsetzung von Länder-Geschäftsstrategien sowie der Maximierung von Umsatzwachstum und Marktanteilen. 

„Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Dr. Birgit Pareiss. Brigit Pareiss hat viel Erfahrung in den Bereichen der bio-pharmazeutischen und der Generika-Industrie. Sie wird den Österreichischen Generikaverband mit ihrer Expertise in allen Bereichen unterstützen.“ so Dr. Wolfgang Andiel, Präsident des OeGV. 

Über den Österreichischen Generikaverband:
Der Österreichische Generikaverband ist ein Zusammenschluss von 10 Generika-Produzenten, die sich zur optimalen Versorgung der österreichischen Patientinnen und Patienten mit hochwertigen, preiswerten Arzneimitteln bekennen. Das Ziel des Verbands ist einerseits, die Öffentlichkeit über die Vorteile von Generika zu informieren und andererseits aktuelle gesundheitspolitische Debatten mitzugestalten. Für ein leistbares Gesundheitssystem und die Sicherung eines breiten Patientenzugangs zu hochwertigen Arzneimitteln.

Foto: PicturePeople

Birgit Stöber ist Geschäftsführerin für Finanzen sowie Vorstandsmitglied in der GoodMills Group (GMG). Ihr Aufgabenbereich umfasst zudem das Controlling und das Corporate Development mit Mergers & Acquisitions. 

 

"In den letzten zehn Jahren habe ich unsere Unternehmensgruppe bereits aus vielen Perspektiven kennengelernt. Seit Anfang Oktober bin ich nunmehr Teil der Geschäftsführung mit der Ressortverantwortung für Finanzen – eine schöne Aufgabe, die es bislang in dieser Form nicht gab. Ich schätze daran insbesondere den Gestaltungsspielraum, den ich durch das Vertrauen meiner Eigentümer und Geschäftsführungskollegen habe, um eine starke Finanzorganisation zu formen.

Ich hatte bereits in den letzten Monaten die Gelegenheit, mich umfassend einzuarbeiten sowie wesentliche organisatorische und personelle Entscheidungen zu treffen“, so Dr. Stöber, der die Haltung als Business Partner, aber im Commodity Business auch Fokussierung auf Effizienz und Kostenbewusstsein wichtig ist. Jeder in der Finanzorganisation könne zum Ergebnis beitragen. „Wir leben in einem dauernden Spannungsfeld zwischen Wachstum, Innovation und Effizienz. Das macht meinem Job sehr spannend und herausfordernd.“

Nach dem Studium startete sie ein sechswöchiges Praktikum bei Henkel – und blieb beim Konzern. 25 Jahre später wurde sie als erste Frau an die Spitze von Henkel Österreich und Osteuropa bestellt.

 

Barbara Mucha traf die Spitzenmanagerin und sprach mit ihr über Wege zur Karriere, wichtige Mentoren und die Vereinbarkeit von Familien und Beruf.

Das geräumige Büro von Birgit Rechberger-Krammer befindet sich im obersten Stockwerk des Henkel-Hauses in Wien Erdberg. Obwohl nicht südseitig gelegen, ist es gleißend hell, denn die weiße Fassade des traditionsreichen Fabriksgebäudes vis avis reflektiert die Sonne. An der Wand oberhalb des Besprechungstisches hängt ein dreidimensionales Kunstwerk – die weiße Dame von Persil. Eine Reklame aus den 1920er Jahren, verewigt auf Leinwand. Ein kleiner Bronze-Buddha ruht auf einem Glastisch in der Ecke, die Hinterlassenschaft von Henkel-Präsident Günter Thumser, dessen Nachfolge Rechberger-Krammer 2017 antrat.

„Eigentlich habe ich mir nach dem Studium ein Praktikum gesucht, um mir noch einen schönen Sommer zu machen“, erzählt die Managerin über ihre ersten Kontakte mit dem Unternehmen. Dass sie einmal Henkel-Chefin in Österreich sein würde, hätte sie sich niemals erträumt. „Ich habe immer wieder mit dem Gedanken gespielt, vielleicht beruflich auch etwas anderes zu machen, sofern es nicht mehr gepasst hätte.“

Dazu kam es nie, es passte immer. Rechberger-Krammer übernahm regelmäßig neue Verantwortungsbereiche im Bereich Wasch- und Reinigungsmittel: Nach acht abwechslungsreichen und spannenden Jahren in Vertrieb und Marketing, baute sie fünf Jahre lang den Vertrieb des Osteuropa-Geschäfts auf, verantwortete dabei auch den großen russischen Markt. Sie schaffte Strukturen, rekrutierte fähige Mitarbeiter und gab ihr Wissen weiter.

Von 2005 bis 2008 war sie General Managerin in Tschechien, bis wieder der Ruf aus Österreich kam. Birgit Rechberger-Krammer übernahm die Agenden eines Kollegen, verantwortete fünf Jahre das strategische Marketing, auch der meisten CEE Länder. 2014 beschloss sie, ins Henkel Headquarter nach Düsseldorf zu wechseln, global verantwortlich für den Bereich Home Care.

Eine lehrreiche, aber auch sehr anstrengend Zeit, denn die Familie blieb in Österreich. „Ich bin immer Montag in der Früh nach Deutschland geflogen und am Donnerstagabend zurück, um dann am Freitag von Wien aus zu arbeiten“, sagt die Managerin. Mit ihrem Mann hatte sie sich bereits zur Geburt des gemeinsamen Sohnes darauf geeinigt, dass vor allem er sich um das Kind kümmern werde. Auch die Eltern waren eine große Hilfe. „Für meine Eltern war es das erste Enkelkind und für meine Schwiegereltern das letzte, mit großem Abstand. Beide Familien haben uns sehr unterstützt in all den Jahren und tun es auch noch heute.“

Der Job erfordert vollen Einsatz

Seit 2017 ist Birgit Rechberger-Krammer wieder in Österreich. Eineinhalb Jahre war sie für die osteuropäischen und lateinamerikanischen Märkte zuständig, seit Jänner dieses Jahres trägt sie ausschließlich die Verantwortung für das Europageschäft für Wasch- und Reinigungsmittel von Henkel. Ihr Terminkalender ist bereits bis Weihnachten verplant. Sie versuche, zwei bis drei Tage pro Woche in Wien zu sein, nicht immer gelinge es ihr, so Rechberger-Krammer.

Der Job erfordert vollen Einsatz – bis zu 60 Arbeitsstunden pro Woche: Sie verbringt viel Zeit im Flugzeug, bis zu vier Stunden täglich bei Videokonferenzen, steht ständig in Kontakt mit der Firmenzentrale und den Managern der unterschiedlichen europäischen Länder. Vertrauen sei wichtig. Sehr wichtig. „Man lernt mit der Zeit, wie oft man vor Ort sein muss. Erst wenn man die Mitarbeiter gut kennt, kann man viele Dinge auch virtuell erledigen“, so die Henkel-Präsidentin, deren Karriere auf den Säulen Disziplin, Arbeitsfleiß und dem persönlichen Antrieb, es besser zu machen, aufbaut.

„Ich hatte das große Glück, auch zwei Mentoren im Unternehmen zu haben. Als ich nach der Uni bei Henkel als erste Frau im Vertrieb startete, hatte ich einen väterlichen Kollegen, der mir gute Ratschläge gegeben hat. Später war es mein Chef Günter Thumser, mit dem ich vierzehn Jahre lang zusammengearbeitet habe, von dem ich viel lernen durfte.

Foto: Henkel Österreich

 

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Vor etwas mehr als fünf Jahren startete die Juristin bei der ARAG – und hat eine beachtliche Karriere gemacht. Seit 2016 ist sie Mitglied der Geschäftsführung. Ein ABW-Gespräch mit Birgit Eder.

 

Welche beruflichen Schwerpunkte stehen 2018 für Sie im Fokus? 

Sehr präsent ist derzeit unser Datenschutz-Projekt. Die Datenschutz-Grundverordnung tritt am 25. Mai 2018 in Kraft und wir stecken in den abschließenden Umsetzungsarbeiten. Ein wichtiger Punkt wird 2018 auch der Ausbau der Schulungen für unsere Vertriebspartner sein – im Mittelpunkt stehen hier Rechtsschulungen statt reiner Produktpräsentationen. Wir wollen unsere Vertriebspartner gut informiert wissen. Mit der Ablöse eines alten IT-Systems erwarten wir 2018 schließlich einen weiteren Sprung in Sachen Digitalisierung.

Dürfen die Kunden 2018 neue Produkte erwarten? 

Wir haben Anfang Jänner dieses Jahres einen neuen Tarif für Privat-und Firmenkunden heraus gebracht. In vielen Bereichen wurden Leistungen erweitert, insbesondere im außergerichtlichen Bereich. Neu ist bei Vermietung von Wohneinheiten der Versicherungsschutz bei einem Mietausfall – dieser schützt vor finanziellen Nachteilen durch sogenannte Mietnomaden. Unsere Firmenkunden sind in unserem Premium Produkt zukünftig mit dem neuen Cyber-Rechtsschutz auf der sicheren Seite.

Bettina Ganghofer, MA, ist seit bald acht Jahren Chefin des Salzburg Airport. Im ABW-Interview spricht sie über Reisetrends, Konkurrenz und neue Herausforderungen.

 

Welche Maßnahmen setzen Sie, um den Flughafen Salzburg in einem hart umkämpften Markt konkurrenzfähig zu halten?

Wir konkurrieren mit hunderten anderen europäischen Flughäfen, die Airlines sind unsere Verhandlungspartner, wenn es um neue Strecken geht, aber die Airlines sprechen natürlich auch mit den Mitbewerbern. Das Produkt muss passen und am Ende des Tages auch der finanzielle Ertrag für beide Seiten. Marktanalysen und Datenerhebungen helfen hier, einen Business Case zu erarbeiten, der für die Airline, den Flughafen und dessen Nutzer und Eigentümer passt.

Wie sehen Sie die Rolle von Regionalflughäfen wie Salzburg in einer zunehmend globalisierten und gleichzeitig auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Luftfahrtbranche?

Regionalflughäfen sind die Verkehrsaorta jeder Region, die auf internationale Flugverbindungen angewiesen ist. Salzburg bedient nicht nur den großen Markt der Tourismusreisenden, wir müssen auch die notwendigen Flugverbindungen für Wirtschaft und Industrie anbieten können. Hier spielt der Flughafen als einer der wichtigsten USPs für die Ansiedlung ganz klar eine primäre Rolle.

Nachhaltigkeit ist für alle Beteiligten in der Luftverkehrsbranche nicht mehr wegzudenken, wir denken über viele Projekte nach, um das Ziel der Netto-CO2-Neutralität bis 2040 zu erreichen. Die Überlegungen und umgesetzten Projekte beginnen bei der wasserlosen Reinigung, gehen über die Umstellung des Fuhrparks auf Elektromobilität (Stand 45%), die Elektrifizierung der Start- und Landebahn (100%), die Überdachung der Flächen mit Photovoltaik, bis hin zum ökologischen Bauen.

 

„Regionalflughäfen sind die Verkehrsaorta jeder Region, die auf internationale Flugverbindungen angewiesen ist.“

 

Welche Reisetrends beobachten Sie derzeit und wie stellt sich der Salzburg Airport auf diese veränderten Bedürfnisse der Reisenden ein?

Schnelligkeit, Kurzfristigkeit und kürzere Aufenthaltsdauer sind wichtige Faktoren, die sich im Buchungsverhalten der Reisenden bemerkbar machen. Dazu gibt es einen regen Austausch zwischen den Touristikern, vom Flughafen über die Hotellerie, die SLT als Tourismusorganisation des Landes bis hin zu Verhandlungen mit Veranstaltern und Airline-Partnern. Wir bleiben am Puls der Zeit und tauschen uns auch mit unseren österreichischen Freunden auf den anderen Verkehrsflughäfen aus, wir sitzen hier alle im selben Boot.

Wie wollen Sie die Zusammenarbeit mit internationalen Airlines weiter ausbauen?

Marktanalysen und gut aufbereitete Daten ersetzen nicht das persönliche Gespräch und die Verhandlungen am grünen Tisch! Der Kontakt zu unseren Airline-Partnern, der Kontakt zu den Veranstaltern, der Austausch mit den Flughäfen am anderen Ende einer Flugverbindung ab Salzburg und deren Tourismusregionen bis hin zum Abschluss von Kooperationen - das Portfolio an Aktivitäten, das wir in unserer täglichen Arbeit bedienen, ist vielschichtig und umfassend.   

Wie beschreiben Sie Ihren Führungsstil? Was ist Ihnen in der Zusammenarbeit mit Ihren Mitarbeitern besonders wichtig?

Offen, direkt und ehrlich, ich glaube, dass man mit Transparenz und Glaubwürdigkeit viele Barrieren überwinden kann, es hat keinen Sinn, Spielchen zu spielen, es gibt ein österreichisches Sprichwort, an dem ich mich gerne orientiere - „Wos wiegt, des hot’s“... gut zuhören, verstehen, entscheiden!

 

„Nachhaltigkeit ist für alle Beteiligten in der Luftverkehrsbranche nicht mehr wegzudenken.“

 

Sie haben beruflich viel Zeit im Ausland verbracht, zum Beispiel in China. Was haben Sie daraus gelernt und wie beeinflusst das Ihre Arbeit heute?

Menschen sind unterschiedlich, Länder ticken nicht alle gleich, aber eines verbindet sie alle: Wenn man weiß, wie man miteinander umgehen muss, sind dem Machbaren keine Grenzen gesetzt. Die Zeit im Ausland hat mich insofern geprägt, dass ich, egal wo ich auf der Welt bin, über den Tellerrand hinausschaue und auch die „Nebengeräusche und Eindrücke“ mitnehme, gerade die Kleinigkeiten sind hier wichtig und entscheiden sehr oft über ein Ja oder Nein. Ich halte es für sehr wichtig, eine Vertrauensbasis zu schaffen. Egal in welchem Land man lebt und arbeitet, Vertrauen ist die Basis für ein sicheres und verlässliches Miteinander, sei es mit Mitarbeitern oder Geschäftspartnern. 

Wie sehen Sie die Entwicklung des Salzburger Flughafens in den nächsten Jahren?

Mit einem Wort - positiv! Natürlich stehen wir vor großen Herausforderungen, wir haben mit unserem Kerngeschäft Fliegen schon sehr viel zu tun, aber es gibt auch andere „Baustellen“, die wir in den nächsten Jahren bewältigen müssen. Eine dieser Herausforderungen ist eine echte Baustelle, die ab 2027 in Angriff genommen wird - unsere neue Terminallandschaft! Der erste Abschnitt - der Abflugbereich - soll 2030 eröffnet werden. Weitere Herausforderungen kommen durch Gesetze, Verordnungen und Bürokratie auf uns zu – bestes Beispiel ist das Entry Exit System EES – und dann haben wir auch noch die Altlastensanierung on Top zu bewältigen. Es gibt also viel zu tun, aber der Weg des Salzburger Flughafens ist positiv vorgezeichnet und ich bin überzeugt, dass wir mit unserer gut ausgebildeten und hochmotivierten Mannschaft alle Hürden meistern werden.    

Zur Person

Bettina Ganghofer ist seit Oktober 2017 Geschäftsführerin des Salzburger Flughafens. Zuvor war sie ab 2009 in unterschiedlichen Funktionen bei der Mitteldeutschen Flughafen AG beschäftigt. Vor ihrem dortigen Eintritt war Ganghofer 24 Jahre im Lufthansa-Konzern. Knapp sechs Jahre war sie in der Geschäftsführung der Shanghai International Airport Cargo Terminal Co., Ltd (PACTL) tätig. Bettina Ganghofer hat sich zur Luftverkehrskauffrau ausgebildet und absolvierte ein Managementstudium an der University of Lancaster, das sie mit dem Master of Art abschloss. Sie wohnt in Salzburg, ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern.

Foto: Salzburg Airport

Bettina Schuckert. Als CEO von dentsu Austria sorgt sie dafür, Marken stark zu machen. Worauf dabei zu achten ist, verrät sie im ABW-Interview.

 

Für Bettina Schuckert ist die digitale Transformation Teil des Geschäfts. Dentsu Austria setzt seit geraumer Zeit auf integrierte digitale Lösungen, die einerseits aus Systemimplementierung und Customer Experience Management und andererseits aus kreativen Dienstleistungen bestehen.

Das Zusammenspiel von Plattformbau, perfekter Kundeninteraktion und digitalem Erlebnis bringt den perfekten Mehrwert für die Kunden der Agentur. Um die Effizienz zu steigern, werden die Dienstleistungen mit den Kernkompetenzen von dentsu Austria wie Data Science & Analysis sowie Hyper Automation angereichert. „Entscheidend ist jedenfalls, dass die digitale Transformation als kontinuierlicher Prozess verstanden wird, der Anpassungen und Iterationen erfordert, um mit den sich ständig ändernden Technologien und Marktbedingungen Schritt zu halten“, sagt Bettina Schuckert.

Gemeinsam mit den Kunden Pläne entwickeln

Mit der zunehmenden Verbreitung von Kanälen und Geräten wird es auch immer wichtiger zu verstehen, worauf die Menschen ihre Aufmerksamkeit richten. Daher ist es für Werbetreibende in diesem überfüllten Medienmarkt wichtig, neben Metriken wie Impressions und Viewability auch Aufmerksamkeitsmetriken zu verwenden.

Dentsu investiert seit 2018 in sein Attention Economy Programm, um aufmerksamkeitsbasierte Planungs-, Mess- und Einkaufsmetriken und -modelle zu entwickeln. Gemeinsam mit den Kunden werden Pläne entwickelt, um die Aufmerksamkeit der Werbung zu messen, die Vergleichbarkeit von Medien und Plattformen mit ähnlichen Aufmerksamkeitsmetriken zu bestimmen und Methoden zu finden, um „versteckte Perlen“ zu finden - wie weniger beliebte Formate und Platzierungen, die jedoch die Effizienz einer Kampagne erhöhen.

Werbung nur im passenden Umfeld

„Bei Marketing- und Mediaaktivitäten ist es gerade im digitalen Bereich wichtig, dass Werbung in einem sicheren und vertrauenswürdigen Umfeld platziert wird. Bei dentsu Austria setzen wir dafür unsere dentsu Quality Solution Tools ein, die die Werbung unserer Kunden im digitalen Umfeld ausschließlich auf ‚Brand Safe‘-Seiten ausspielen“, so die Kommunikations- und Marketingexpertin. Auch inhaltlich sei es für Marken entscheidend, keine Halbwahrheiten zu kommunizieren. „In einer Welt, in der Fehlinformationen im Überfluss vorhanden sind, müssen Absender sorgfältig prüfen, ob ihre Aussagen der Wahrheit entsprechen.“

Das wichtige Thema Datenschutz sieht Schuckert ausreichend berücksichtigt: „Zum einen bilden die bestehenden Datenschutzgesetze und -verordnungen einen klaren Rahmen, in dem sich Unternehmen bewegen müssen. Zum anderen rückt durch die Abschaffung von 3rd Party Cookies die aktive Einwilligung noch mehr in den Vordergrund.“

Foto: dentsu Austria

Seit November letzten Jahres ist die Marketing- und Kommunikationsexpertin CEO von dentsu Austria. Was sie über Machine Learning und den Einsatz von KI in Unternehmen denkt, verrät sie im ABW-Interview.

 

„Wenn wir von künstlicher Intelligenz sprechen, meinen wir eigentlich neuronale Netze und maschinelles Lernen. Und das hat unser Leben längst verändert. Wir sehen das in den sozialen Medien oder im Bereich der Kampagnenoptimierung, sowohl im Paid- als auch im Owned-Bereich. Derzeit entwickelt sich Machine Learning unglaublich schnell in immer mehr Anwendungsbereichen, die das Marketing grundlegend verändern und noch weiter verändern werden“, sagt Bettina Schuckert.

Die Spitze des Eisbergs sei aktuell Chat GPT, denn Chat GPT wird unter anderem sowohl Corporate Content als auch Search stark verändern. „Das Tool ist schon heute in der Lage, vollautomatisch und dynamisch Texte für Webseiten, E-Mail-Kampagnen, aber auch Banner und Social Media Posts zu erstellen. Damit wird die Personalisierung und Automatisierung auf ein neues Level gehoben, da ungleich mehr Varianten und Versionen automatisch und unglaublich schnell erstellt werden können. Das wird in naher Zukunft auch unser Suchverhalten verändern - weg von der Suche mit Begriffen in einem Eingabefeld, hin zu einer scheinbar natürlichen Unterhaltung. Man darf gespannt sein“, so die Agenturchefin.

Qualitätskontrolle durch Menschen 

Jede Chance birgt jedoch auch Risiken, denn maschinelles Lernen erfolgt immer auf der Grundlage der Daten, mit denen es gelernt wird. Sind diese Daten falsch, verzerrt oder ethisch fragwürdig, wird der Algorithmus falsche, verzerrte oder ethisch fragwürdige Lösungen produzieren. „Der Faktor Mensch zur Qualitätskontrolle und -sicherung wird auch in Zukunft entscheidend sein. Darauf werden wir bei dentsu und Merkle immer achten. Und wir sind auch fest davon überzeugt, dass diese neue Technologie die Expertise unserer Kolleginnen und Kollegen nicht ersetzen wird“.

Wir sind am Puls der Zeit 

Bei dentsu und Merkle sei man in Sachen KI am Puls der Zeit, so Schuckert. „Wir haben mehrere hundert Experten in unserem Netzwerk, die sich mit dem Thema in all seinen Facetten beschäftigen - nicht nur am Reißbrett, sondern auch in zahlreichen Kundenprojekten. Denn über die Anwendungen von Microsoft, Salesforce, Adobe etc. haben eigentlich alle Nutzer dieser Software direkten Zugriff auf Algorithmen und maschinelle Lernfähigkeiten. Wir arbeiten mit unseren Kunden an Projekten zur Optimierung ihrer Kommunikation mittels Machine Learning, testen verschiedene Optionen, entscheiden, was das nächste beste Angebot oder die nächste beste Aktion ist, was man dem Kunden zu welchem Zeitpunkt auf welchem Kanal zeigt, wie sich die Website dynamisch an den User anpasst, wir optimieren damit Mediaspendings und vieles mehr“.

Foto: Digitalsports Fotografie

Die Juristin und Mutter dreier Söhne engagiert sich seit bald 15 Jahren für die SPÖ Steiermark. Jetzt zieht es sie nach Brüssel um die Interessen der Österreicher im Europäischen Parlament zu vertreten.

 

Die Europäische Union ist für mich an erster Stelle vor allem eine Friedensunion. Diese Aufgabe erfüllt sie auch – noch nie gab es eine so lange Periode frei von Krieg. Frieden bedeutet für mich jedoch mehr als „nur“ die Abwesenheit von Krieg, sondern vor allem sozialen Frieden“, so die SPÖ-Kandidatin für die EU-Wahl Bettina Vollath. In diesem Bereich könne und müsse die EU mehr tun. Denn nur wenn die Europäische Union ihr bei der Gründung gegebenes Versprechen von Wohlstand für alle Menschen erfüllt und ihnen Zukunftsperspektiven gibt, wird der Frieden in der EU auch langfristig abgesichert sein. Ganz besonders beschäftigt Vollath das Thema der Steuergerechtigkeit.

„Je nach Berechnung 800 bis 1.000 Milliarden Euro an Steuergeld werden in der EU jährlich an den Steuertöpfen vorbeigeschleust. Für Österreich bedeutet das jährlich einen Verlust von knapp 13 Milliarden Euro an Steuereinnahmen. Wir brauchen dieses Geld dringend, etwa für den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze oder die Finanzierung unseres Gesundheitssystems und der Pflege.“ Dass sich eine Handvoll internationaler Internet-Konzerne wie Amazon und Co hier einfach vor der Verantwortung drücke und keinen Beitrag zum Gemeinwohl leisten wolle, könne eine solidarische Gesellschaft nicht mehr hinnehmen. Das Thema müsse auf EU-Ebene endlich angegangen werden.

Bettina Ganghofer ist seit 2018 alleinige Geschäftsführerin des Salzburger Flughafens. Davor war sie acht Jahre in unterschiedlichen Funktionen bei der Mitteldeutschen Flughafen AG beschäftigt. 

 

Zu Beginn ihrer Tätigkeit im Oktober des Vorjahres stand das Kennenlernen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – „und ich wurde mit großer Herzlichkeit vom Team Flughafen Salzburg empfangen. Und da jeder Flughafen etwas anders ist, bin ich natürlich auch dabei, die Salzburger Spezialitäten dieses wunderschönen W.A. Mozart Flughafens zu entdecken, von der neuen VIP-Lounge bis hin zu großartig organisierten Wintersamstagen, von den Vorfelddiensten bis hin zum Tower. Ich habe mir mittlerweile einen sehr guten Überblick verschaffen können und viele schöne und interessante Momente erleben dürfen“, so Ganghofer.

Aber nicht alles ist immer nur schön, die Insolvenzen der Air Berlin und im weiteren Lauf des letzten Jahres die der Fly Niki belasteten natürlich die Entwicklung des Flughafen. „Da hoffe ich auch im Sinne der Mitarbeiter dieser langjährigen Kunden, dass die Zukunft gute Lösungen für alle bringt“, betont Bettina Ganghofer. Fasziniert ist die Managerin vor allem von der Themenvielfalt, die der Flughafen zu bieten hat: Veranstaltungsterminal, anstehende Pistensanierung, Nachhaltigkeit und vor allen Dingen der Dialog mit den Kunden, den Gästen, der Mitarbeiterschaft und den Nachbarn.

Der Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds über die entscheidenden Weichenstellungen für eine klimaneutrale Zukunft.

 

Sie haben den „Wiener Klimafahrplan“ und die „Wärme- und Kälte-Strategie 2040“ maßgeblich geprägt. Welche Lehren und Erfahrungen aus Ihrer Zeit in der Wiener Energieplanung haben Sie in Ihre Rolle beim Klima- und Energiefonds mitgenommen – besonders für die nationale Umsetzung der Klimaziele?

Ich durfte den Wiener Klimafahrplan gemeinsam mit einem großartigen Team erarbeiten – ausgewiesene Expert:innen haben für eine hohe fachliche Qualität des Planes gesorgt, der soziale und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. Der Wiener Klimafahrplan war aber auch deshalb erfolgreich, weil wir von Beginn an alle politischen Parteien eingebunden haben. Vier von fünf Parteien haben ihm zugestimmt.

Dieser breite Konsens war die Basis dafür, dass die Strategie langfristig Bestand hat, denn gerade im Klima- und Energiebereich reden wir von langfristigen Investitionen. Ein Hin und Her bringt dabei niemanden etwas, schon gar nicht dem heimischen Wirtschaftsstandort. Genau diesen Gedanken einer verbindenden Zusammenarbeit auf Basis guter fachlicher Ideen habe ich auch in den Klima- und Energiefonds mitgebracht. Ich bin überzeugt, das wird mittelfristig Früchte tragen und einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele liefern.

Wir haben uns jedenfalls gut aufgestellt und noch viele Ideen! Aus den Erfahrungen mit der „Wärme- und Kälte-Strategie 2040” der Stadt Wien ist unmittelbar ein neues Programm im Klima- und Energiefonds entstanden – die „Leuchttürme der Wärmewende“ – in dem wir versuchen, Wissen aus sehr innovativen Forschungs- und Pilotprojekten in die bauliche Praxis zu bringen. Konkret wollen wir Quartiere unterstützen, von Öl oder Erdgas auf eine erneuerbare Wärme- und Kälteversorgung umzustellen. Im Bestand ist das eine große Herausforderung, die viele Innovationen und Investition braucht. Das Gute daran: Österreich ist in diesem Feld ein Innovationleader und, wenn wir weiter auf dieses Thema setzen, entstehen Exportchancen und Wohlstand in der Zukunft.

 

„Österreich hat ambitionierte Pläne zur Reduktion fossiler Heizungen und ist damit bereits auf einem guten Weg.“

 

Die EU fordert einen vollständigen Ausstieg aus fossilen Heizsystemen bis 2040. Wie bewerten Sie Österreichs Fortschritte – etwa bei der Umstellung auf Wärmepumpen oder Fernwärme? Und wo sehen Sie die größten Hürden, insbesondere im ländlichen Raum?

Österreich hat ambitionierte Pläne zur Reduktion fossiler Heizungen und ist damit bereits auf einem guten Weg. Die Umstellung ist aber sowohl in ländlichen als auch in urbanen Gebieten mit Herausforderungen verbunden. In urbanen Gebieten schreitet der Ausbau von Fernwärme immer weiter voran, das ist aber nicht überall in der Stadt möglich.

In diesen Fällen müssen andere grüne Lösungen eingesetzt werden, wie die Umstellung der Fernwärme auf Abwärme und andere erneuerbare Energien. Das braucht, vereinfacht gesagt, Fläche, und die ist im städtischen Raum knapp. Am Land gibt es zwar die Fläche, aber die großflächigen Fernwärmenetze noch nicht, um eine breite Versorgung zu gewährleisten. Hier sind maßgeschneiderte Lösungen gefragt, die die lokalen Gegebenheiten berücksichtigen. Programme wie die Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie regionale Projekte fördern und so den Übergang zu erneuerbaren Energien unterstützen.

Innovationen auf Basis von diversen Wärmepumpenlösungen können sowohl in der Stadt als auch am Land Abhilfe schaffen.  Wichtig zu beachten ist, dass es bei all dem nicht allein auf die Wärmeversorgung ankommt. Gerade ältere Gebäude sind oftmals nicht ausreichend gedämmt. Man heizt zwar nachhaltig, aber de facto beim undichten Fenster und Dach hinaus. Das ist eine Hürde, die sowohl Stadt als auch Land betrifft. Mit der Heizungsumstellung sollte man daher auch Investitionen in die Effizienz des Gebäudes mitdenken. Das kostet zwar, die Bereitstellung von Förderungen, wie der oben genannten Ausschreibung „Leuchttürme der Wärmewende“, kann aber hier ansetzen und die richtigen Impulse auslösen. 

 

„Es stimmt, dass ohne gezielte finanzielle Unterstützung viele Projekte in der Entwicklungsphase stecken bleiben würden.“

 

Wien setzt auf die „15-Minuten-Stadt“ zur Reduktion von Pendlerverkehr. Welche innovativen Mobilitätskonzepte fördert der Fonds, um solche Ansätze auch in kleineren Städten oder im ländlichen Raum zu verankern? 

Die Mobilitätswende ist einer der Schlüsselfaktoren zur Erreichung der Klimaziele. Wir alle wollen zwar nicht auf die Annehmlichkeiten moderner Verkehrsmittel verzichten, der Verkehrssektor trägt aber durch den massiven Einsatz von fossilen Treibstoffen nun mal stark zum Klimawandel bei. Wir investieren daher in marktnahe Mobilitätsforschung, fördern die Integration neuer Technologien in Mobilitätslösungen und bauen Hürden für eine multi-modale Mobilität nach dem Prinzip „vermeiden – verlagern – verbessern“ ab. Für die Umsetzung in der Stadt sowie am Land steuern wir eine breite Palette an Unterstützungsleistungen bei.

Unser Aktionsprogramm „klimaaktiv mobil“ widmet sich etwa der aktiven Mobilität, also dem Fuß- und Fahrradverkehr, in Gemeinden und dem Mobilitätsmanagement in Betrieben. Die Anschaffung von E-Fahrzeugen und Ladeinfrastrukturen für Privatpersonen, Gemeinden und Unternehmen wird ebenfalls mit einer passenden Ausschreibung gefördert. Neben der Praxis widmen wir uns aber genauso der Forschung und steigern die Innovationskraft Österreichs im Bereich der Mobilität durch die Programme “Zero Emission Mobility plus” und “Digitale Transformation in der Mobilität & Rail4Climate”. 

Kritiker:innen monieren, Österreichs Klimapolitik sei zu langsam: Nur 7,6 % der Fernwärme stammt aus Erneuerbaren. Wie reagieren Sie auf den Vorwurf, dass ambitionierte Pläne oft in der Umsetzung stocken? 

Damit wir die Klimaziele erreichen können, braucht es Innovationen. Diese entstehen in der Forschung, doch der Weg in den Markt ist oft lang und mit erheblichen Kosten verbunden. Es stimmt, dass ohne gezielte finanzielle Unterstützung viele Projekte in der Entwicklungsphase stecken bleiben würden. Genau diese Schwelle bauen wir mit unseren Förderungen ab: Wir helfen, neue Technologien zur Marktreife und klimafreundliche Lösungen rasch in die breite Umsetzung zu bringen, die wiederum Investitionen auslösen.

Eine „grünere“ Fernwärme ist bereits Ziel unserer Ausschreibungen: Unser aktuelles Förderprogramm für Großspeicheranlagen zielt auf die Errichtung von Großwärmespeichern ab. Diese sollen die Dekarbonisierung der Fernwärmenetze ermöglichen, indem sie die ganzjährige Nutzung erneuerbarer Energie durch saisonale Speicherung ermöglicht. Die Wärme des Sommers auch noch im Winter zu nutzen, ist der Plan. Die bereits vielfache genannte Initiative „Leuchttürme der Wärmewende“ trägt ebenfalls zur Transformation hin zu einer erneuerbaren, zentralen und dezentralen Wärmeversorgung bei.

 

„Der Wiener Klimafahrplan war auch deshalb erfolgreich, weil wir von Beginn an alle politischen Parteien eingebunden haben.“

 

Die Energiepreiskrise 2022 hat viele Haushalte belastet. Wie stellen Sie sicher, dass Klimapolitik nicht als „Elitenprojekt“ wahrgenommen wird, sondern auch einkommensschwache Gruppen erreicht? 

Eine nachhaltige, saubere und sichere Energiezukunft kann nur gestaltet werden, wenn alle Menschen mitgenommen werden. Es braucht also gezielte Maßnahmen, die soziale Gerechtigkeit mit Klimaschutz verbinden. Eine zentrale Rolle in diesem Thema spielt die Koordinierungsstelle zur Bekämpfung von Energiearmut (kea), die im Klima- und Energiefonds angesiedelt ist. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie Klimaschutz sozial verträglich gestaltet werden kann. Ganz klar ist, wer wenig Geld hat, darf nicht von klimafreundlichen Lösungen ausgeschlossen bleiben. Ein konkretes Beispiel, wie das gelingen kann, ist unser Förderprogramm „Energiesparen im Haushalt: Beratung und Gerätetausch“. Haushalte mit geringen finanziellen Mitteln können dabei kostenlos bis zu zwei alte, stromfressende Haushaltsgeräte gegen energieeffiziente Neugeräte tauschen. Das bedeutet: niedrigere Stromkosten, weniger Energieverbrauch und ein spürbarer Beitrag zum Klimaschutz – ohne zusätzliche finanzielle Belastung. 

Doch Klimaschutz für alle geht noch weiter. Wir unterstützen auch solidarische Energiegemeinschaften. Diese arbeiten daran, dass überschüssiger Strom aus Energiegemeinschaften gezielt Haushalten mit geringem Einkommen zugutekommt – aber auch Sozialorganisationen, die wichtige Leistungen für diese Haushalte bereitstellen. So profitieren nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Einrichtungen, die Wohnraum, Beratung oder andere essenzielle Unterstützungen anbieten.

Zur Person

Bernd Vogl ist seit Jänner 2023 Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. Nach seinem BWL-Studium mit Schwerpunkt Umweltökonomie startete er 1993 als Energieexperte im Umweltministerium, wo er ab 2004 das Klimaschutzprogramm „klima:aktiv“ leitete und ab 2006 stellvertretender Abteilungsleiter für Umweltökonomie und Energie war. Zudem verantwortete er den „Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit“ und war Mitglied im Baukultur- sowie Energielenkungsbeirat. Von 2011 bis 2022 leitete er die Energieplanung der Stadt Wien, koordinierte den „Wiener Klimafahrplan“ und entwickelte die Strategie „Wiener Wärme und Kälte 2040“. Seine Schwerpunkte: Förderung erneuerbarer Energien, Pilotprojekte zum fossilen Heizungs-Ausstieg, Integration von Energie- in die Stadtplanung, Sonnenstromoffensive und das Beteiligungsprogramm „Wiener Klimateam“. Seine Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Klimaschutzpreis, Verwaltungspreis 2021 und Solarpreis. Von 2016 bis 2022 war er zudem Aufsichtsrat der Wien Energie.

Foto: Klaus Ranger

Ihr politisches Engagement startete in der Schule, als sie sich für den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union einsetzte.

 

Ihr gefiel der Grundgedanke: Autonome Staaten, die miteinander arbeiten, um gemeinsam die großen Probleme dieser Welt zu lösen, Frieden und Wohlstand für alle zu schaffen.

„Als Politikerin möchte ich jenen Menschen eine Stimme geben, die sonst nicht gehört werden. Den akutesten Handlungsbedarf sehe ich am Arbeitsmarkt. Von meiner 20-jährigen Tätigkeit im arbeitsmarktpolitischen Kontext weiß ich: Arbeitsuchende Frauen über 50 haben es in unserer Arbeitswelt besonders schwer. Die Corona-Pandemie hat ihre Lage noch zusätzlich verschärft. Ich denke, es ist Zeit für eine sozialdemokratische Wirtschaftspolitik, die Anreize für eine gerechte Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit setzt und allen Menschen eine selbstbestimmte Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht. Investieren wir in die Infrastruktur unseres Landes und in den Klimaschutz, schaffen wir Arbeitsplätze und ermöglichen Wachstum – und setzen wir endlich ein Mindesteinkommen um, von dem alle Menschen gut leben können“, sagt Bernadette Kerschler, für die in der Politik Vertrauen besonders wichtig ist, um die Menschen zu erreichen. 

Die Suche nach Leitfiguren

„Wenn man als Politiker authentisch ist und sich ehrlich mit den Anliegen und Problemen der Menschen auseinandersetzt – am besten im direkten Kontakt – dann schafft man eine gute Grundlage dafür. Übergeordnet wird auch wichtig sein, den Menschen wieder ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität zu vermitteln. Das fehlt ihnen, darum suchen leider auch ganz viele nach einer Leitfigur“, so die Abgeordnete, für die ein guter Politiker ehrliches Interesse an den Menschen und ihren Bedürfnissen, Empathie und Aufgeschlossenheit ebenso wie die Fähigkeit, mit Mut politische Lösungen für deren Sorgen und Probleme zu generieren, benötigt. Dazu brauche es auch ein gewisses Durchhaltevermögen. Und es sei auf jeden Fall von Vorteil, wenn man Motivation aus der Arbeit für und mit den Menschen schöpfen könne.

Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen

Auf der politischen Wunschliste ganz oben: „Existenzsichernde Erwerbseinkommen und die Beendigung von Kinderarmut, sowohl in Österreich als auch weltweit. Auch, wenn es in Österreich viele Unternehmen gibt, die sich auf einem sehr hohen sozialen Niveau für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stark machen: Es gibt ebenso Unternehmen, die ihre Verantwortung ihren Angestellten gegenüber nicht wahrnehmen. Dabei haben sie dafür zu sorgen, dass diese ausreichend verdienen, um damit ihre Existenz und jene ihrer Familien erhalten zu können. Das ist keine Option, sondern eine Pflicht.“

Foto: SPÖ Graz

Ein ABW-Interview über Pläne zur Frauenförderung, Leistungsbereitschaft und Innovationen.

 

Ihre Pläne und Perspektiven angesichts der aktuellen Wirtschaftslage und der Verschuldung Österreichs?

Im Österreichplan tritt die Volkspartei für die Rückkehr zu einer sozialen Marktwirtschaft neuer Prägung ein, um unseren Standort nachhaltig zu stärken und damit auch die öffentlichen Haushalte zu konsolidieren. Das bedeutet, dass die österreichischen Unternehmerinnen und Unternehmer, ob groß oder klein, wieder selbstbestimmter wirtschaften können müssen, mit mehr Eigenverantwortung, mit deutlich weniger Regulierung und in einem wirtschafts- und investitionsfreundlichen Klima.

Gerade bei uns in Tirol ist es wichtig, dass die Wirtschaft auf vielen Beinen steht, das macht uns krisenfest und fit für die Zukunft. Gleichzeitig nehmen wir unsere soziale Verantwortung wahr. Wichtig ist dabei: Der Leistungsgedanke muss wieder viel stärker in den Vordergrund rücken. „Mit Leistung fängt alles an, ohne Leistung hört alles auf“, hat es unsere Wirtschaftskammerpräsidentin auf den Punkt gebracht. Wobei es mir als Landesleiterin der VP-Frauen in erster Linie um geeignete Maßnahmen geht, die Leistungen von Frauen in Beruf und Gesellschaft entsprechend zu honorieren, ideell und vor allem finanziell.

Welche Änderungen im Steuersystem sind notwendig, um Leistungsbereitschaft und Innovation zu fördern? 

Zum einen muss Arbeit mehr wert sein. Wer mehr arbeitet, wer Vollzeit arbeitet, für den muss sich das am Ende des Monats deutlich auszahlen. Anreize wie die Senkung des Eingangssteuersatzes auf 15 Prozent, steuerfreie Überstunden, mehr Zuverdienst im Alter oder die Senkung der Arbeitskosten insgesamt sind wichtig. Das zweite ist die Arbeitszeit.

Damit meine ich aber sicher nicht die 32-Stunden-Woche, die unseren Wohlstand erheblich schmälern würde, sondern mehr Vollzeitbeschäftigung, vor allem für Frauen. Wir brauchen also bessere Rahmenbedingungen und klare finanzielle Anreize, damit Frauen mehr arbeiten können und wollen. Ein Beispiel: Wenn die Pflegekräfte in Tirol durchschnittlich 28 bis 29 Stunden arbeiten und ihre Arbeitszeit auf Vollzeit oder Mehrarbeit ausrichten würden, hätten wir rein zahlenmäßig genügend Fachkräfte. Mehr Frauen in Vollzeit bedeutet weniger Altersarmut, ein hohes Potential an gut ausgebildeten Frauen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und mehr Steuerzahler. Davon würden wir alle profitieren.

Die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt ist ein wichtiges Thema. Welche Ansicht vertreten Sie dazu?

Ich stehe für gleiche Rechte, gleiche Pflichten, gleiche Chancen. Auf dem Weg dorthin liegt noch viel Arbeit vor uns. Stichwort Kinderbetreuung: Hier haben wir in Tirol mit dem Rechtsanspruch auf Kinderbildung und -betreuung einen wichtigen Schritt gesetzt, damit Eltern Familie und Beruf besser vereinbaren können.

Stichwort Care-Arbeit: Die meist unbezahlte Care-Arbeit - also Haushalt, Kindererziehung, Pflege - lastet nach wie vor überwiegend auf den Schultern der Frauen. Eine bessere Aufteilung bis hin zu „Halbe-Halbe“ wäre wünschenswert. Stichwort weibliche Vorbilder: Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen, in der Politik, in Aufsichtsräten. Frauen haben oft andere Sichtweisen, gehen anders an Probleme heran. Diesen Blickwinkel brauchen wir in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dazu müssen wir zum einen alte Rollenbilder aufbrechen - immer noch, aber vor allem die Möglichkeiten und Bedingungen für Frauen in vielen Bereichen verbessern. Beispiel Gendermedizin: Frauen haben zwar insgesamt eine höhere Lebenserwartung, aber deutlich weniger gesunde Jahre als Männer. Wie gesagt, es gibt noch viel zu tun.

Foto: ÖVP Tirol

 


  

Für Beate Meinl-Reisinger ist es Aufgabe der Politik, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Wirtschaft gedeihen und wachsen kann.

 

Mit welchen Maßnahmen kann das Wirtschaftswachstum wieder angekurbelt und die Staatsverschuldung reduziert werden? 

Zunächst ist festzuhalten, dass Österreich kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem hat. Auch diese Bundesregierung hat hier völlig falsch gehandelt. Im Jahr 2023 wurden wieder Steuergelder in Rekordhöhe ausgegeben. 

Wir NEOS erheben Jahr für Jahr die sogenannte Zukunftsquote des Budgets, also jenen Anteil der Bundesausgaben, der Investitionen in die Zukunft darstellt. Dabei zeigt sich, dass nur jeder fünfte ausgegebene Euro in echte Zukunftsinvestitionen wie Bildung und Kinderbetreuung, aber auch Infrastruktur oder Energiewende fließt. Im Gegenzug steigen die Zinszahlungen für die Staatsschulden massiv an und die Zuschüsse zur Finanzierung der Pensionslücke im Umlageverfahren explodieren.

Notwendig sind dringend notwendige, aber harte Reformen, die mehr Investitionen in Zukunftsbereiche wie Bildung und Forschung ermöglichen, etwa im Föderalismus. Um den Menschen wieder mehr Netto vom Brutto zu garantieren, habe ich die „Mission 40“ ausgerufen: Die Steuer- und Abgabenquote muss auf 40 Prozent sinken, damit sich die Menschen wieder etwas aufbauen können. Dazu gehört auch die dringend notwendige Senkung der Lohnnebenkosten.

Welche Änderungen im Steuersystem sind nötig, um einerseits faire Bedingungen für alle zu schaffen und andererseits Leistungsbereitschaft und Innovation zu fördern? 

Die Steuer- und Abgabenlast muss insgesamt sinken. Aufstieg bedeutet auch, dass man von seinem Arbeitseinkommen etwas sparen und damit Vermögen aufbauen kann. Die hohe Abgabenbelastung verhindert dies. Würde man die Steuer- und Abgabenbelastung von Mitte der 70er Jahre auf heute übertragen, blieben einer Ärztin mit einem Einkommen an der Höchstbeitragsgrundlage 15.000 Euro netto mehr im Jahr. Das sind mehr als 1.000 Euro im Monat - genau das, was diese Ärztin unter Umständen braucht, um einen Kredit aufzunehmen, um für sich und ihre Kinder etwas aufzubauen. 

Die Menschen in Österreich zahlen nicht zu knapp Steuern und Abgaben: 2022 hatte Österreich die dritthöchste Abgabenquote in der EU. Nur in Frankreich und Belgien musste mehr an den Staat abgeführt werden. Die Staatseinnahmen sprudeln also, die Staatsausgaben explodieren. Dabei ist klar: Mehr Netto vom Brutto ist der Schlüssel für mehr Chancen, aus eigener Kraft etwas aufzubauen. 

Noch mehr aus den Unternehmen und den Bürgerinnen und Bürgern herauszupressen, ist der falsche Ansatz. Die Politik muss endlich wieder ein Umfeld schaffen, in dem die Wirtschaft gedeihen und wachsen kann. Bevor wir also über weitere Belastungen nachdenken, sollten wir unser Augenmerk auf die Effizienz und die Struktur unserer Staatsausgaben richten. Wir brauchen eine Staatsreform. Es ist an der Zeit, alte Subventionen zu entrümpeln, ineffiziente Strukturen zu überdenken und mutig in die Zukunft zu blicken.

Welche Maßnahmen müssen gesetzt werden, um die Gleichstellung der Geschlechter weiter zu fördern und soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten? 

Woran wir in Österreich arbeiten müssen, ist das verstaubte Rollenbild, das immer noch vorherrscht. Frauen arbeiten in Österreich nach wie vor wesentlich häufiger Teilzeit als Männer. Ohne bessere Rahmenbedingungen, wie z.B. flächendeckende und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung, gerade auch für die Kleinsten, wird der Druck auf Frauen ebenso groß bleiben wie der Gender Pay Gap. 

Die Lösungen müssen vielschichtig sein: Einerseits geht es darum, alle Menschen durch bessere Bildung und lebenslanges Lernen besser für den Beruf zu qualifizieren, andererseits sollten vor allem Frauen durch ausreichend qualitätsvolle Kinderbetreuungsplätze den Freiraum bekommen, auch mehr arbeiten zu können.

Stichwort „Politikverdrossenheit“: Wie motivieren Sie Menschen, sich politisch zu engagieren und zur Nationalratswahl zu gehen? 

Auch wenn es banal klingt: Durch Gespräche. Die Menschen, die ich auf der Straße treffe, verstehen alle, dass wir an einem kritischen Punkt sind. Man muss die Leute aufrütteln und sagen: Seht ihr nicht, was gerade passiert und was auf dem Spiel steht? Autoritarismus kommt nicht von heute auf morgen. Es sind stete Tropfen, die das Fundament der liberalen Demokratie, auf dem wir stehen, aushöhlen. Dem müssen sich alle aufrechten Demokratinnen und Demokraten entgegenstellen.

Ich habe volles Verständnis dafür, bei Wahlen die Regierenden mit dem größten Boxhandschuh zu bestrafen, also Extreme und Protestparteien zu wählen. Aber daneben gibt es auch uns NEOS. Ein Boxhandschuh gegen das verstaubte, strukturell korrupte politische System. Wir haben aber auch eine Vision. Österreich braucht eine Kraft, die mit Energie und Tatkraft gemeinsam Lösungen für die Zukunft liefert. Dafür stehen wir NEOS.

Foto:Parlamentsdirektion/PHOTO SIMONIS

Seit dreißig Jahren gibt es die ghost.company. Als CEO hat sie die kaufmännischen und organisatorischen Agenden der beliebten Agentur stets im Blick und weiß, welche Zukunftsthemen für ein erfolgreiches Business wichtig sind.

 

Was tut die ghost.company, um die digitale Transformation erfolgreich umzusetzen?

Die ghost.company war eine der ersten Fullservice-Agenturen, die eine digitale Unit aufbaute. Die Transformation gibt es ja ständig. KI hat aber ein neues Kapital aufgeschlagen, das ist ein Quantensprung. Wir beschäftigen uns intensiv mit diesem Thema. Wir sprechen mit Spezialisten, wir lesen, wir testen – und entwickeln entsprechende Kampagnen.

Wichtig ist es uns, die richtige Balance zu haben. Wo macht künstliche Intelligenz Sinn? Wo nicht? Das ist ein spannendes Thema. In der ghost.company sind mittlerweile die beiden Bereiche Digital und klassische Werbung komplett verschmolzen. Somit entwickeln und betreuen wir Kampagnen, die unseren Kunden hervorragende Ergebnisse liefern.

Wie kann man in Zeiten von Informationsüberflutung und Fake News Vertrauen bei Kunden aufbauen und erhalten?

Der Bereich der Beratung wird immer wichtiger. Denn das Thema Fake News wird immer größer. Hier gilt es mit großer Sensibilität vorzugehen. In welchen Medien sind wir aktiv?

Haben unsere Kunden die entsprechenden Ressourcen, um Social Media-Aktivitäten zu setzen? Wir entwickeln natürlich auch Strategien, um Fake News abzuwehren. Hier gibt es immer wieder Workshops mit unseren Kunden. Am besten, bevor noch Fake News auftauchen.

Wie leicht/schwer ist es, in einer zunehmend fragmentierten Medienlandschaft (mit unzähligen Plattformen und Kanälen) effektive PR-Strategien für Kunden zu entwickeln?

Ich möchte hier nicht nur von PR-Strategien sprechen – das Medienangebot war noch nie so groß wie heute. Das bedeutet für uns ganz einfach viel Analyse und Planungsarbeit. Es geht ja immer darum, das vorhandene Budget optimal einzusetzen. Vielversprechende neue Medien bzw. Tools werden – nach Rücksprache mit dem Kunden – gerne einmal ausprobiert.

Aber prinzipiell ist das eine Sache der Strategie. Mit welcher klaren Strategie erreichen wir die definierten Ziele? Muss ich manche Plattformen nutzen, nur weil die Mitbewerber dort sind? Hier geht es auch sehr viel um Erfahrung – und, wieder, um optimale Beratung. Fazit: der Mensch bleibt die Schaltzentrale!

Foto: ghost.company

Wie Österreich wieder an die Spitze gebracht werden kann und warum Kommunikation auf Augenhöhe so wichtig ist, verrät die NEOS Klubchefin im ABW-Interview.

 

Welche konkreten Schritte werden Sie, in Anbetracht der anhaltenden Enttäuschung vieler Bürgerinnen und Bürger über die politische Arbeit in Österreich, unternehmen, um das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen und die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern zu verbessern?

Die Korruptionsaffären um FPÖ und ÖVP, aber auch der jahrzehntelange Filz der SPÖ haben das Vertrauen in die Politik, die Medien und alle Parteien massiv erschüttert. Auch vier Jahre nach der Ibiza Affäre sind die Schwachstellen in unserer Demokratie noch genauso vorhanden. Auch die erratische Coronapolitik der Regierung hat dem Vertrauen geschadet. Misstrauen gedeiht vor allem dort, wo es an Informationen und Augenhöhe mangelt. Aus diesem Grund setzen wir NEOS uns seit unserer Gründung für eine Abschaffung des Amtsgeheimnisses und für ein Informationsfreiheitsgesetz ein. Ganz generell muss die Politik offener und ehrlicher kommunizieren und die Menschen nicht als Untertanen behandeln.

Auch ein schärferes Korruptionsstrafrecht sowie objektive Posten- und Auftragsvergabe sind unumgänglich. Ich bin überzeugt davon, dass Vertrauen nur durch offene, transparente Politik auf Augenhöhe zurückgewonnen werden kann.

Die politische Stabilität in Österreich hat in den letzten Jahren gelitten. Welche Maßnahmen sehen Sie als notwendig an, um langfristige Stabilität und Zusammenarbeit zwischen den politischen Parteien sicherzustellen?

Die Aufgabe des Parlaments ist es, gemeinsam zu den besten Lösungen für die Menschen in Österreich zu kommen. Das geht nur über konstruktive Debatten, die auch hart geführt werden können. Denn Demokratie lebt von Rede und Widerrede. Darüber hinaus wird es in einer neuen Regierung ein gemeinsames Bekenntnis dafür brauchen, Österreich wieder an die Spitze zu bringen. Es gibt sehr viel Gutes in unserem Land, auf das wir mit Zuversicht bauen können. Das ist aber kein Freibrief dafür, sich zurückzulehnen. Von einer Reform des Bildungs- und des Pensionssystems, einer neuen Sicherheitsstrategie, hin zu einer Föderalismusreform oder dem Turbo für erneuerbare Energien: Es gibt genug zu tun. 

Der soziale Zusammenhalt und das Gefühl von Gemeinschaft sind für viele Menschen in Österreich geschwächt. Wie planen Sie, den sozialen Zusammenhalt zu fördern und die gesellschaftliche Spaltung, die durch politische Polarisierung entstanden ist, zu überwinden?

Leadership ist die zentrale Aufgabe von Politikerinnen und Politikern. Davon bin ich überzeugt. Anders als einige Parteien glauben, sind Vertrauen und Zusammenhalt nicht durch teure Geldgeschenke käuflich. Stattdessen geht es darum, mit den Menschen in unserem Land auf Augenhöhe zu kommunizieren, ihnen Halt und Perspektive zu geben. Die Bevölkerung hat ein Recht auf eine ehrliche, seriöse Politik, die Leistung belohnt, Aufstieg durch Chancengerechtigkeit ermöglicht und für die Sicherheit der Menschen sorgt.

Die Klimakrise stellt eine große Herausforderung für Österreich dar. Wie beabsichtigen Sie, umweltfreundliche und nachhaltige Lösungen zu fördern, um den ökologischen Fußabdruck in Österreich zu verringern und den Klimaschutz-Zielen gerecht zu werden?

Der Klimawandel ist eine der größten und drängendsten Bedrohungen unserer Lebensgrundlagen und unseres Wohlstands. Alle konstruktiven Kräfte müssen hier an einem Strang ziehen. Leider wird die Bereitschaft zu notwendiger Veränderung von der Bundesregierung nicht mitgetragen. Es fehlt beispielsweise ein Klimaschutzgesetz.

Wesentlich ist, dass wir den Weg zu Klimaneutralität nur gemeinsam mit der Wirtschaft gehen können. Drängend sind die Energiewende und ein Stopp des zügellosen Zubetonierens. Eine ambitionierte Bodenschutzstrategie fehlt aber. So verbaut Österreich nach wie vor 13 Fußballfelder pro Tag. Wir machen Druck, denn wir sehen das als Chance, unser Land und unseren Kontinent lebenswerter, aber auch wettbewerbsfähiger und freier zu machen.

 

Angesichts der wachsenden sozioökonomischen Ungleichheit in Österreich – welche politischen Strategien verfolgen Sie, um die Verteilung von Wohlstand und Chancen fairer zu gestalten und insbesondere benachteiligte Gruppen zu unterstützen?

Wir NEOS sind davon überzeugt, dass sich jeder Mensch aus eigener Kraft etwas aufbauen können soll. Das gelingt mit einem echten Aufstiegsversprechen für alle, die Österreich mit ihrer Leistung und Innovationsfreude zu dem Land machen, das es ist und noch werden kann. Grundlage dafür ist ein Bildungssystem, das allen Kindern gerechte Chancen ermöglicht und eine Entlastung der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Denn für die arbeitenden Menschen muss sich ihr Beitrag auch lohnen. 

Gerade in Zeiten der Inflation müssen die Schwächsten unterstützt werden, aber nicht Milliarden an Steuergeld mit der Gießkanne ausgeschüttet werden, was die Inflation noch anheizt. Jeder der kann, muss einen Beitrag leisten, aber in einem reichen Land wie Österreich dürfen wir nicht die zurücklassen, die nicht können. Wir unterstützen alle, die sich nicht aus eigener Kraft aufrichten können und nicht jene, die ihren Beitrag nicht leisten wollen. Nur wenn Kinder- und Altersarmut bekämpft sind, können die Menschen auch aus eigener Kraft ihre Ziele erreichen.

Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner