Als CEO der Union Biztosító in Ungarn weiß Gabriella Almássy ganz genau welche Eigenschaften nötig sind, um als Managerin Karriere zu machen.
Frau Almássy, normalerweise sind Top-Positionen in der Versicherungsbranche immer noch von Männern dominiert. Sind Sie auch in Ungarn als Chefin der Union Biztosító in einer Ausnahmestellung?
Das war in der Vergangenheit so, aber in Ungarn ist es in der Versicherungsbranche keine Besonderheit mehr, eine Frau als CEO zu haben. Neben der UNION gibt es noch drei weitere solche Unternehmen. Das Besondere an der UNION ist jedoch, dass gleich drei der vier Vorstandsmitglieder Frauen sind.
Welche Führungsqualitäten sollten Ihrer Meinung nach Manager haben und gibt es hier Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
Ich denke, die wichtigsten Führungsqualitäten sind Flexibilität, eine schnelle Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit, was meiner Meinung nach eher weibliche Eigenschaften sind. Diese Fähigkeiten wurden auch vorher benötigt, aber die Pandemie hat noch mehr verdeutlicht, wie schnell sich die Marktbedingungen und die Welt, in der wir leben, ändern können.
Ich möchte auch die Work-Life-Balance hervorheben, die im Zusammenhang mit einem attraktiven, erfolgreichen Arbeitsplatz immer wichtiger wird. Meiner Meinung nach ist die Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichts auch eine Fähigkeit, die bei Frauen eher instinktiv funktioniert.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Mir sind Fokus und Prioritäten, schnelles und flexibles Reagieren sowie klare, unmissverständliche und ehrliche Kommunikation sehr wichtig. Ich würde auch das Streben nach Einfachheit betonen, egal ob bei Prozessen, Lösungen oder interner und externer Kommunikation.
Wenn Sie über Ihren persönlichen Karriereweg sprechen. Was hat sich aus Ihrer Sicht als förderlich und was als hinderlich erwiesen?
Ich bin in meiner Karriere Schritt für Schritt vorangekommen und seit dem 1. Jänner 2020 bin ich Vorstandvorsitzende der UNION Biztosító. Die Tatsache, dass ich in meinem Job immer das tun konnte, was mir wirklich Spaß gemacht hat, war sehr von Vorteil. Mit einer Familie und Kindern hätte ich es auch anders nicht machen können.
Wie gehen Sie als Versicherungsunternehmen, dessen Hauptaufgabe es ist, Risiken des täglichen Lebens zu versichern, mit der Corona-Krise um?
Das Wichtigste war es, den operativen Betrieb des Unternehmens zu gewährleisten und dabei die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Kunden immer im Blick zu haben. Ich denke, dass die UNION in dieser Hinsicht gut gearbeitet hat. Am 16. März 2020 ist das Unternehmen zu 97% auf Home Office umgestiegen, und wir haben viele neue, vorher schon geplante Lösungen eingeführt, die für unsere Kunden komfortabel und gleichzeitig sicher waren. Wir haben unsere Strategie nicht geändert, aber wir haben die Umsetzung der wichtigsten Lösungen beschleunigt und die weniger wichtigen Dinge zurückgestellt.
Das erforderte echte Teamarbeit, und ich bin sehr stolz auf meine Kollegen. Wir haben aus den positiven Erfahrungen und operativen Lösungen der Pandemie gelernt und auch für unseren normalen operativen Betrieb übernommen.
Wie haben Sie persönlich die Pandemie erlebt?
Neben den Belastungen, die das Coronavirus für alle Gesellschaften gebracht hat, hat es auch dazu geführt, dass viele unnötige Dinge aus unserem Leben verschwunden sind. Wir haben uns auf das Wesentliche konzentriert, sei es die Führung der Versicherungsgesellschaft oder das Privatleben.
In dieser Hinsicht habe ich eine positive Erfahrung gemacht, trotz aller sonstigen Schrecken der Pandemie. Ich lebe im Grunde gerne so bewusst auf das Wesentliche reduziert.
Wir haben gehört, dass die Gesundheitsvorsorge und die Krankenversicherung für die UNIONeine wichtige Rolle spielen. Glauben Sie, dass COVID einen Wandel im Gesundheitsbewusstsein der Menschen bewirkt hat?
Ja, die UNION ist in der Tat Marktführer in der Krankenversicherungen in Ungarn, und wir wollen den Markt auch weiterhin dominieren. Heute ist die Krankenversicherung in Ungarn hauptsächlich eine betriebliche Gruppenversicherung, die von Arbeitgebern als Zusatzleistung für ihre Mitarbeiter angeboten wird.
Ein interessanter Trend ist, dass sich auch immer mehr kleinere Unternehmen, KMUs, für betriebliche Krankenversicherungsprodukte interessieren. Diese Krankenversicherungen sind zu einer Grundvoraussetzung geworden, um qualifizierte Fachkräfte zu halten. Die Pandemie hat das noch einmal verstärkt.
Ein weiteres wichtiges Thema ist generell Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Wie wichtig ist das für Sie?
Es macht mich sehr stolz, dass sich die UNION nunmehr seit über einem Jahrzehnt dem Thema CSR widmet. Wir konzentrieren uns auf versicherungsbezogene Werte, wie Menschen, die Zukunft, Nachhaltigkeit und die Schaffung von nachhaltigen Werten.
Die Unterstützung, die wir dabei leisten, ist vielfältig: Neben finanziellen Hilfen unterstützen wir unsere Partner auch mit Sachspenden sowie kommunikativer und persönlicher Hilfe im Rahmen von ehrenamtlichen Aktivitäten. Auch Bildung und gemeinsame Programme spielen eine besondere Rolle in unserer CSR-Strategie, und wir halten es für besonders wichtig, Verbindungen zwischen unseren Kollegen und denjenigen zu schaffen, denen wir helfen. UNION Biztosító unterstützt derzeit sieben Stiftungen. Die engagierte Arbeit meiner Mitarbeiter wurde bereits mit mehreren Auszeichnungen belohnt.
Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?
Das lokale Unternehmertum innerhalb der VIG-Gruppe bedeutet für uns neben mehr Spielraum und Handlungsfreiheit gleichzeitig auch mehr Verantwortung, aber ich bin glücklich, so zu arbeiten. Das lokale Unternehmertum verschafft uns einen Marktvorteil, denn es ist wichtig, schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können, schnell Entscheidungen zu treffen und flexibel zu sein. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, das wir der VIG-Gruppe verdanken.
Wenn Sie sich nicht gerade mit Versicherungen beschäftigen, was sind Ihre privaten Interessen?
In meiner Freizeit spiele ich gerne Tennis und genieße es auch sehr zu reisen. Nicht nur in der übrigen Welt, sondern auch in Ungarn gibt es viele schöne Orte, die es sich lohnt zu besuchen.
Zur Person:
Gabriella Almássy schloss ihr Studium als Aktuarin an der Corvinus Universität in Budapest ab und hat Abschlüsse in Programmiermathematik (Eötvös-Loránd-Universität Budapest), EU Studies (der Wirtschaftshochschule Budapest BGF) und International Business (Ruskin University, Cambridge).
1998 begann sie ihre Karriere im Versicherungswesen bei der AHICO Biztosító, wo sie Erfahrungen als Aktuarin sowohl im Lebens- als auch im Nichtlebensbereich sammelte. Ab 2006 setzte sie ihre Karriere in der versicherungsmathematischen Abteilung der K&H Biztosító fort. Gabriella Almássy war bis 2015 Chefaktuarin des Unternehmens und gleichzeitig Leiterin des Risikomanagements, später wurde sie Leiterin des Nicht-Leben-Produktmanagements, Risikomanagements und des Aktuariats.
Seit November 2015 war sie bei der UNION Biztosító als Vorstandsmitglied für das Nicht-Leben-Geschäft zuständig, ab April 2018 dann auch für das Lebensversicherungsgeschäft. Seit 1. Jänner 2020 ist sie CEO der Union Biztosító. Sie hat zudem eine aktive Rolle in mehreren Arbeitsgruppen des ungarischen Versicherungsverbands MABISZ.
Foto: Union Biztosító