Doris Bures, Präsidentin des Nationalrats, im ABW-Talk: Ein Leben für die Politik

Bereits im Alter von 18 Jahren war Doris Bures eine überaus engagierte, politische Frau. Sie ist es bis heute geblieben und setzt sich als Nationalratspräsidentin für ein offenes, lebendiges arbeitendes Parlament ein.

 

Vor zehn Jahren übten Sie Ihr erstes Ministeramt aus – was ist Ihnen von damals besonders stark in Erinnerung geblieben?

Dass es eine große Ehre und vor allem auch sehr große Verantwortung ist, für Österreich an so exponierter Stelle zu arbeiten.

Hätten Sie sich vor zehn Jahren vorstellen können, einmal Nationalratspräsidentin zu sein?

Nein. Damals investierte ich meine ganze politische Kraft und Energie in meine Aufgabe als Bundesministerin für Frauen, Medien und Öffentlichen Dienst.

Sie sind seit bald drei Jahren Nationalratspräsidentin – Ihr bisheriges Resümee?

Zu meinem Amtsantritt habe ich mich für ein lebendiges, selbstbewusstes und arbeitendes Parlament ausgesprochen. Das hat sich bis jetzt erfüllt. Und auch wenn die kommenden Monate im Zeichen der Neuwahl am 15. Oktober stehen, wird im Parlament bis dahin weitergearbeitet. 

Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die man als Nationalratspräsidentin haben sollte?

Man soll die Bereitschaft und Fähigkeit zum Kompromiss als Stärke sehen und man sollte sich auf den Wettstreit um die bessere Idee mit Freude, Fairness und Respekt einlassen.

Sie sind eine Kämpferin für Frauenrechte – was möchten Sie diesbezüglich gerne sofort in die Tat umsetzen?

Ich denke, es ist höchste Zeit für einen Mindestlohn von 1500 Euro. Denn Frauen arbeiten besonders oft in Branchen, in denen im Durchschnitt weniger bezahlt wird. 

Welche Tipps haben Sie Ihrer Tochter auf den (beruflichen) Lebensweg mitgegeben?

Dass sie mutig und unbeirrt ihren eigenen Weg gehen soll. Und das hat sie zum Glück auch sehr erfolgreich getan.

Sind Sie für eine Frauenquote in Aufsichtsräten?

Es ist eine ganz zentrale frauenpolitische Forderung, dass Frauen in Politik, Wirtschaft und Kultur mit am Tisch sitzen sollen, wenn Entscheidungen getroffen werden. Unsere Gesellschaft kann nicht auf das Potential von 50 Prozent der Bevölkerung verzichten, das gilt für die Wirtschaft und für die Politik. Die Diskussion über die Quote ist daher sicherlich zu führen.

Aufgrund Ihrer eindrucksvollen Karriere sind Sie Vorbild für viele Menschen – welche Tipps würden Sie Frauen geben, die im Berufsleben Erfolg haben wollen?

Glaubt an euch, unterstützt euch gegenseitig und folgt dem beruflichen Weg, den ihr für euch selbst als am besten erachtet – auch wenn ihr dabei auf Widerstände stößt.

Wie beschreiben Sie Ihre Arbeitsweise?

Ich bemühe mich, effizient und effektiv vorzugehen und rasch Wichtiges von weniger Wichtigem zu trennen.

Wie gehen Sie mit Widerstand und Kritik um?

Kritik ist wichtig, wenn sie konstruktiv ist. Sie kann dann eine sehr wertvolle Rückmeldung und Unterstützung sein. Wenn ich sie für falsch oder unbegründet halte, versuche ich, sie zu entkräften. 

Was fasziniert Sie an der Politik?

Politik bietet die Möglichkeit, gestaltend tätig zu sein und unser Land damit zum Besseren zu verändern.  

Was benötigt man (als Frau) in der Politik eher: Kampfgeist oder Ausdauer?

Ich würde sagen: Sportsgeist UND Ausdauer. Das brauchen aber auch Männer.

Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?

Ich bin mit großer Leidenschaft Nationalratspräsidentin und konzentriere mich voll und ganz auf diese Aufgabe.

Foto: SPÖ

 


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