Die Geschäftsführerin von Innsbruck Tourismus über die Sommersaison 2021 und Themen, die Urlauber von der Region überzeugen sollen.
Urlaub in Tirol hat geboomt – und dann kam Corona. Wie sieht die derzeitige Situation – auch angesichts des Tourismus-Comebacks vor Pfingsten – für Innsbruck aus?
Die Buchungslage für diesen Sommer ist derzeit schwer einschätzbar, da insbesondere in der Stadt mit vielen kurzfristigen Buchungen zu rechnen sein wird. Entscheidend sind die Reisebeschränkungen in den Herkunftsmärkten, mögliche Quarantäne-Auflagen und auch die Flexibilität der Stornobedingungen bei den Vermietern. In der Region Innsbruck müssen wir zwischen Stadt- und Ferienhotellerie unterscheiden: Außerhalb der Stadt gehen wir von einer guten Buchungslage aus, sobald Reisen wieder möglich ist.
Herausfordernder wird es hingegen für die Stadt-Hotellerie, weil internationale Gäste, die einen bedeutenden Teil der Ankünfte in Innsbruck ausmachen, auch diesen Sommer fehlen werden. Städte-Urlaub generell lebt von kurzfristigen Buchungen und Kurz-Aufenthalten, dies wird auch diesen Sommer zum Tragen kommen.
Mit unserem alpin-urbanen Gesamtprodukt aus außergewöhnlichen Stadt- und Naturerlebnissen forcieren wir eine längere Aufenthaltsdauer in der Region. Unsere generelle Zielsetzung für diese Sommersaison ist, das Niveau vom letzten Sommer zu erreichen.
Welche Konzepte/Ideen für den Innsbrucker Städtetourismus gibt es?
Entgegen dem allgemeinen Trend der Kurzaufenthalte im Städtetourismus setzen wir gezielt auf Longstay und haben genau hierfür Konzepte auf Basis unserer regionalen Stärken entwickelt. Die Kombination von beeindruckender Natur und pulsierendem Stadtleben ist, so wie man sie in der Region Innsbruck vorfindet, absolut einmalig und ermöglicht den vielleicht facettenreichsten Urlaub im gesamten Alpenraum.
Diese einzigartige und kontrastreiche Vielfalt sowie das breite Spektrum an Freizeitaktivitäten, Entdeckungsmöglichkeiten und Erlebnissen, ermöglicht uns, authentische und spannende Angebote für Longstay zu präsentieren und entgegen den internationalen Trends im Städtetourismus, auf eine nachhaltige Verlängerung der Aufenthaltsdauer zu setzen.
Begonnen haben wir vor vier Jahren mit der Entwicklung und Umsetzung des Themas Exploring, um den Tourismus in der Region zu lenken. Unsere Idee war, die Gästeströme in der Altstadt zu entzerren. Aus diesem Grund haben wir die sogenannten „Walks to explore“, sechs thematische Stadtspaziergänge, geschaffen.
Darüber hinaus zielten wir darauf ab, die Aufenthaltsdauer unserer Gäste zu steigern, indem wir Innsbruck als Urlaubs-Hub positionieren und den Gästen begreifbar machen, dass sie von Innsbruck aus nicht nur in der Region, sondern auch im naheliegenden Umfeld ganz besondere Urlaubserlebnisse und Aktivitäten erreichen können.
Wir denken im Sinne des Gastes über unsere eigenen Regionsgrenzen hinaus und bieten über die Vielfalt der gesamten Region Innsbruck auch Attraktionen außerhalb unserer Grenzen an, die wir nach intensiver Partner-Akquise in der erweiterten Kaufvariante unserer kostenlosen Gästekarte mit aufgenommen haben. Das war ein ungewöhnlicher Schritt, auf den wir stolz sind, denn wir können unseren Gästen dadurch Highlights wie beispielsweise die Erlebniswelt 007 Elements in Sölden, die Eisgrotte am Stubaier Gletscher (inkl. Berg und Talfahrt) oder eine Bootsfahrt auf dem Achensee mit anbieten.
Das waren erste Schritte, die wir bereits vor der Corona-Pandemie gemacht haben, um die Interessen unserer Gäste mit denen der Einheimischen durch nachhaltige Strategien und Konzepte zusammenzuführen. Diese bauen wir konsequent aus mit neuen Ideen. So hat sich aufgrund der Corona-Krise der Fokus auf diese Themen in kürzester Zeit noch mehr verstärkt und in Kombination mit der Digitalisierung ist der „Workation“-Trend massiv gestiegen.
Da Arbeiten für viele Menschen dank der digitalen Welt mittlerweile auch von unterwegs möglich ist und gesellschaftlich akzeptiert wird, ist es nicht verwunderlich, dass eine reiseaffine, Work-Life-Balance-suchende Community den Urlaubsort zum Arbeitsplatz macht. Deshalb prüfen wir aktuell, wie wir in Zukunft für diese neue, momentan noch sehr spitze Zielgruppe der „digital nomads“ attraktive Konzepte anbieten können, um sie von der Region Innsbruck als „Insel in den Bergen“ für einen Longstay zu überzeugen.
Für uns ist diese neue Zielgruppe sehr interessant, und wir denken, dass unsere Destination bereits sehr gute Grundlagen auf authentische Weise bietet: den Komfort und das facetten- und kontrastreiche Angebot einer Stadt in Kombination mit einzigartigen und beeindruckenden Erlebnissen in der umliegenden Natur- und Bergwelt, die unmittelbar von der Stadt aus erreichbar sind. Wo sonst findet man die Möglichkeit, direkt aus der Innenstadt binnen 20 Minuten ein atemberaubendes und weitläufiges Bergpanorama zu genießen?
Sicherheit ist in Zeiten wie diesen ein wichtiges Thema. Auf welche Maßnahmen setzt Innsbruck?
Bei der Vorgabe der Sicherheitsmaßnahmen liegt die Verantwortung in der Politik. Diese für Gäste gewissenhaft umzusetzen, ist in der Verantwortung der Touristiker. Die Einhaltung aller Maßnahmen liegt jedoch in der Verantwortung jedes Einzelnen. Unser Beitrag dazu ist, unsere Vermieter und Leistungsträger sowie Gäste rechtzeitig zu informieren und zu sensibilisieren.
Wir begreifen unsere Rolle als Informations-Hub. Darum haben wir bereits in einem frühen Stadium der Krise einen Corona-Beauftragten bestellt und mit der gezielten Kommunikation der Maßnahmen nach innen und außen beauftragt, um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Corona-Situation in der Region Innsbruck zu ermöglichen. Hierzu erhalten die Leistungsträger der Region via Newsletter und unserem Mitgliederportal regelmäßige Updates von uns. Unsere Gäste erhalten aktuelle Informationen auf unserer Website, über unseren Chat oder direkt über unsere Telefonzentrale.
Die Kommunikation über aktuelle Informationen deckt auch die Bedürfnisse des Gastes ab: Er möchte über die wichtigsten Entwicklungen und Maßnahmen in der Reisedestination vorab informiert sein. Mit dem Mix unserer Kommunikationsmaßnahmen ermöglichen wir ihm das. Für unsere Gäste stehen vor Ort zahlreiche Möglichkeiten sowohl in der Stadt als auch in der Region zur Verfügung, um sich vor dem Check-in – derzeit gegen Gebühr – testen zu lassen.
Grundsätzlich müssen sich alle Betriebe in der Region Innsbruck an die gesetzlichen Sicherheitsvorschriften halten und ab einer gewissen Betriebsgröße ein Präventionskonzept mit definierten Maßnahmen umsetzen. Diese beinhalten spezifische Hygienevorgaben, Regelungen zum Verhalten beim Auftreten einer SARS-CoV-2-Infektion, eine Risikoanalyse, Regelungen betreffend einer Nutzung sanitärer Einrichtungen, Regelungen für Mitarbeiter- und Kundenströme, Entzerrungsmaßnahmen wie Absperrungen und Bodenmarkierungen.
Dass wir als Region Innsbruck mit unseren Veranstaltern und Leistungsträgern und deren Professionalität und Qualität in der Umsetzung von Vorsichts- und Sicherheitsmaßnahmen gut aufgestellt sind, zeigt die Tatsache, dass wir im ersten Quartal 2021 zusätzlich zu bereits geplanten Sportevents kurzfristig als Austragungsort ausgewählt wurden für internationale Veranstaltungen wie z.B. den BMW IBSF Bob- & Skeleton Weltcup, den FIL Eberspächer Rennrodel Weltcup oder den COC Continentalcup der Skispringer, der üblicherweise in Bischofshofen stattfindet.
Wo liegt der Fokus der Bewerbung von Innsbruck und dem Umland?
Unsere Sommerkampagne 2021 läuft unter dem Slogan „freiheit atmen“. Gerade in diesen Zeiten sehnen sich die Menschen nach geistiger und sportlicher Wiederbelebung, nach Natur und Outdoor-Erlebnissen. Es herrscht eine Sehnsucht nach Input von etwas Neuem, die Menschen möchten raus aus den eigenen vier Wänden und dem Alltag entfliehen.
Sie möchten die Freiheit spüren und Angebote nutzen, die sie die letzten Monate nicht aus- und erleben konnten. Die alpin-urbane Vielfalt der Region Innsbruck bietet ihnen genau diese Freiheit. Die Region ist die perfekte Ausgangslage, um täglich aufs Neue unzählige Möglichkeiten an maßgeschneiderten Aktivitäten von entspannt-genussvoll bis sportlich-anspruchsvoller zu erleben.
Mit dem Schwerpunkt auf das Thema Relaxing sprechen wir anders als andere Destinationen sowohl Wellness-orientierte Gäste als auch Gäste an, die in ihrem Urlaub auf entspannte Erlebnisse und moderate Bewegung setzen. Ganz nach dem Motto „Relaxing ist das, was du daraus machst“, liegt hier der Fokus auf „sich Zeit zu nehmen für die kleinen, besonderen Momente“, einmal durchzuatmen und in der Weite der Region Innsbruck persönlichen Interessen nachzugehen und die ganze individuelle Form von Freiheit zu spüren.
Gerade das ist in Zeiten der Pandemie der wichtigste Sehnsuchtsfaktor der Menschen, den wir mit unserem breiten Spektrum in jeder Facette an nur einem Ort anbieten können. Des Weiteren werden wir die Themen Exploring und Sightseeing in unserer Kommunikation und Angebotsgestaltung besonders ins Schaufenster stellen, weil sie exakt das wiederspiegeln, was uns als alpin-urbane Destination ausmacht: die kontrastreiche Vielfalt, die dazu einlädt, auf individuelle Weise entdeckt zu werden.
Gehen Sie davon aus, dass der „Grüne Pass“zu einer weitgehenden Normalisierung des Reisebusiness führen wird?
Laut EU soll es den „Grünen Pass“ ab Juni nicht nur für geimpfte, sondern auch für getestete und wieder genesene Personen geben. Ein regelmäßiges Testen wird sich vermutlich für nicht geimpfte Personen im Alltag etablieren, nicht nur beim Reisen und im Urlaub, sondern eben auch zuhause bei alltäglicheren Aktivitäten.
Mit zahlreichen leicht erreichbaren Teststationen sowohl in der Stadt als auch in der Region ist Innsbruck sehr gut aufgestellt und bietet seinen Gästen zahlreiche Möglichkeiten, sich direkt vor Ort vor dem Check-in – derzeit gegen Gebühr – testen zu lassen. Alles in Allem sind wir zuversichtlich, dass mit dem „Grünen Pass“ Reisen wieder möglich sein wird und wir unsere Gäste im Sommer endlich wieder begrüßen dürfen.
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