Prof. Stella Rollig, Generaldirektorin und Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Belvederes: Wir müssen fragend bleiben

Die Generaldirektorin und Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Belvederes hat Grund zur Freude: Die Museumsräume haben sich wieder mit Besuchern gefüllt.

 

„Die Pandemie mit Lockdowns und Reisebeschränkungen führte dazu, dass das Belvedere im Jahr 2021, wie schon 2020, einen Besuchsrückgang von achtzig Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie zu verzeichnen hatte: eine Zeit, die wir zur Reflexion und Weiterentwicklung unserer Formate nutzten. Nun blicken wir allerdings erfreut auf das aktuelle Jahr zurück, denn aufgrund der guten Entwicklungen erwarten wir insgesamt 1,2 Millionen Besucher, das wären im Jahresschnitt also rund 70 Prozent von 2019. Wir erleben, dass sich die Museumsräume wieder mit Menschen füllen und das Haus zu dem machen, was es eben ist: ein Ort der Kunst, doch vor allem der Menschen“, zeigt sich die Kunstmanagerin erfreut.

Austausch zwischen Menschen

Zu den Highlights des Vorjahres zählte die Wiedereröffnung des renovierten Unteren Belvedere sowie die Schau „Dalí – Freud. Eine Obsession“, die den Einfluss des Psychoanalytikers Sigmund Freud auf das Werk Salvador Dalís darlegte.

„Es war eine Freude, da sich das Belvedere wieder mit Leben füllen durfte. Aus aktuellem Anlass nehmen wir die Veranstaltungsreihe Tea Talks wieder auf, die mir sehr am Herzen liegt. Diese ermöglicht einen Austausch zwischen Menschen aus Wien und der Ukraine. Ich bin davon überzeugt, dass Museen Orte sind, an denen man die Seele und den Geist zur Ruhe kommen lassen kann, in denen man sich von einem belastenden Draußen erholen kann und auch darf“, so Stella Rollig.

Ökologisches Engagement

Im vergangenen Sommer wurde das Belvedere mit dem Umweltgütesiegel ausgezeichnet, das an Museen vergeben wird, die nach den internationalen Richtlinien für ethische Museumsarbeit von ICOM (International Council of Museums) handeln und besondere Sammlungen bewahren und präsentieren. Doch das ökologische Engagement endet hier nicht, sondern beginnt vielmehr – verspricht die Generaldirektorin. „Von der Sanierung der Fenster, natürlichen Wandfarben bis zur selbstreflexiven Haltung zu Themen wie Klimatisierung, Transporten oder auch zu Leihgaben, die rund um den Globus geschickt werden, beschäftigen uns diese Fragen weiterhin stark.“

Besonderes Jibiläum

Das heurige Jahr steht ganz im Sinne des dreihundertjährigen Belvedere-Jubiläums. Unter dem Motto „Goldener Frühling“ wird nicht nur die Entwicklungen der Vergangenheit, sondern besonders die Entwicklungen, die noch vor dem Traditionshaus liegen, gefeiert. „Das Museum von morgen ist ein lernendes, ein diverses und heterogenes: Es stellt Fragen. Mein Wunsch für 2023 und darüber hinaus? Fragend bleiben“, so Rollig.

Foto: Ingo Pertramer/Belvedere, Wien


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