Andrea Höllbacher, Geschäftsführerin Glorit: Bevor ich noch wusste, was ein Mascara ist, wusste ich, was ein Meißel ist

Die gebürtige Wienerin und alleinerziehende Mutter von vier Kindern kann auf einen steilen Karriereweg in der von Männern dominierten Bau- und Immobilienbranche zurückblicken.

 

Wann und wodurch erwachte Ihr Interesse an der Bau- und Immobilienbranche?

Aus mir hätte gar nichts Anderes werden können als eine Baumeisterin. Schon mein Urgroßvater, DI Friedrich Heller, war eine Größe seines Fachs und war an der Planung des alten Westbahnhofs beteiligt. Mein Großvater war Bauamtsleiter in Salzburg, auch mein Vater war dann graue Eminenz am Bauamt und auch selbständig in diesem Bereich. Mir wurde das Bauen in die Wiege gelegt. Bevor ich noch wusste, was ein Mascara ist, wusste ich, was ein Meißel oder ein Mischer ist.

Wie haben Sie, als alleinerziehende Mutter von vier Kindern, Familie und Karriere gemanagt?

 Es war tatsächlich nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Doch man wächst an seinen Herausforderungen. Erfolgserlebnisse bestärken einen auf diesem Weg immens. Man wird zum multiplen Projektmanager in allen Lebensbereichen und findet kreative Wege und Lösungen – aus dieser Zeit habe ich viele wertvolle Erfahrungen mitgenommen. Inzwischen sind meine Kinder bereits erwachsen und stehen auf eigenen Beinen. Somit ist es um einiges leichter geworden. 

In der noch immer von Männern dominierten Baubranche herrscht traditionell ein rauerer Umgangston – wie/mit welchen Methoden, haben Sie sich als Frau den nötigen Respekt verschafft?

Ich kann mich an meine erste Ferialpraxis am Bau erinnern, in der Zuckerfabrik in Tulln, 1988. Da bin ich vier Wochen behütet im Container des Poliers gesessen. Der wollte einfach nicht, dass ich mich alleine auf der Baustelle bewege, nur in seiner Begleitung. Warum? Damals haben fröhlich Urständ´ auf der Baustelle geherrscht, um 9 in der Früh hat ein Lehrbub mit der Scheibtruhe eine Kiste Bier geholt, zu Mittag die zweite. Der Umgangston unter den Männern war rau, und Frauen waren Freiwild. Das hat sich natürlich alles geändert, aber damals war das noch so.

Welche Qualitäten sind für eine Karriere in Ihrer Branche besonders wichtig?

Was macht eine gute Modedesignerin aus? Aus meiner Sicht die gleichen Kriterien. Leidenschaft für die Sache, Liebe zum Detail und vor allem Freude an der Arbeit.

Ihr Rat an Frauen, die ebenfalls in der Baubranche arbeiten wollen.

Ich gebe jeder Frau, die in die Braubranche gehen möchte, denselben Rat wie einem jungen Mann. Habe Mut und vertraue auf deine Kenntnisse und dein Bauchgefühl.

Foto: Glorit


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