Dr. Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende BKS Bank: "Ich bin ein direkter Mensch"

Ein Austrian Business Woman-Jubiläumsinterview mit Dr. Herta Stockbauer über Karrieretipps, Frauenquoten und ihre Ziele für die kommenden Jahre.

 

Frau Dr. Stockbauer, was zeichnet eine gute Managerin aus?

Eine gute Managerin muss bereit sein, Verantwortung zu tragen und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Zudem muss sie eine entsprechende Einsatzbereitschaft haben, sich selbst motivieren und auch mit Kritik umgehen können. Sie sollte auch ihre Mitarbeiter fördern, sie richtig einsetzen und ein offenes Ohr für ihre Anliegen haben.

Ein Blick zurück: Was waren Ihre Aufgabengebiete vor zehn Jahren?

Vor zehn Jahren war ich Mitglied des Vorstandes der BKS Bank. Meine Verantwortungsbereiche waren das Eigen- und Auslandsgeschäft, das Controlling und Rechnungswesen, das Kreditmanagement sowie der Betrieb, sprich IT, Bau und Organisation. Regional war ich für die Vertriebsgebiete Burgenland, Slowenien, Kroatien, Ungarn und Slowakei zuständig. Die Interne Revision und das Vorstandsbüro waren meinem Vorstandskollegen Dkfm. Dr. Heimo Penker und mir gemeinsam unterstellt.

Sie sind seit 13 Jahren im Vorstand der BKS – was hat sich seither besonders gravierend verändert?

Die Geschwindigkeit, mit der Entscheidungen getroffen werden müssen, und der Druck, der auf Banken lastet. Die Ertragslage, vor allem im Privatkundengeschäft, hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert: 2008 durch die Finanzkrise, in den letzten Jahren durch das vorher nie gesehene Tiefstzinsniveau. 2004 hätten wir Leitzinsen unter 0% als pure Fiktion abgetan. Eine weitere wichtige Veränderung und große Herausforderung ist die Digitalisierung.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an weiblichen Mitarbeiterinnen?

Dieselben wie bei männlichen Mitarbeitern: Engagement, Lernbereitschaft, Ehrlichkeit und die Fähigkeit zur Selbstführung.

Was tun Sie als Managerin in einer Führungsposition, um die gläserne Decke für Frauen durchdringlicher zu machen?

Wir haben in der BKS Bank ein Frauenkarriereprogramm eingeführt. In der mehrmonatigen Ausbildung setzen sich die Teilnehmerinnen intensiv mit ihrer Rolle als Frau, den verschiedensten Kommunikationsmustern, mit den Vor- und Nachteilen unterschiedlichster Lebensentwürfe und den Grundlagen von Führung auseinander. Das Ziel dieser Ausbildung ist es, das Selbstvertrauen der Teilnehmerinnen zu stärken und Interesse zu wecken, in Zukunft Führungsaufgaben zu übernehmen oder eine Expertenkarriere zu wählen. Die meist männlichen Vorgesetzten sind in das Programm eingebunden. Seit dem Start des Frauenkarriereprogramms konnten wir den Anteil weiblicher Führungskräfte von 27% auf 32% erhöhen.

Frauenquote in Aufsichtsräten — ja oder nein?

Ja. In Österreich ist die Frauenanzahl in Topführungspositionen und Aufsichtsräten leider immer noch sehr gering, obwohl es genügend gut qualifizierte Frauen gibt. Eine Quote würde hier deutlich rascher etwas bewegen.

Welche Kompetenzen sind unbedingt nötig, um in Ihrer Branche Karriere zu machen?

Fachwissen, Lernbereitschaft, Entscheidungsfähigkeit, hohe soziale Kompetenz und der Mut, Verantwortung zu übernehmen.

Wie gehen Sie mit Widerstand und Kritik um?

An Widerständen wächst man und aus konstruktiver Kritik kann man viel lernen, daher schätze ich diese. Was ich allerdings nicht mag, ist, wenn – wie wir auf Kärntnerisch sagen – einfach nur „getschentscht“ wird.

Was schätzen Sie mehr: Diplomatie oder den direkten Weg?

Ich bin an und für sich ein direkter Mensch, dennoch ist in manchen Situationen Diplomatie der bessere Weg.

Sie sind ja schon einige Zeit in der Branche. Was würden Sie sofort ändern?

Die Flut an neuen Regularien, die Tag für Tag auf uns zukommt, reduzieren. Es ist wichtig, dass es für Banken entsprechende Regeln gibt. Derzeit besteht allerdings eine absolute Überregulierung, die unserenVerwaltungsaufwand enorm in die Höhe treibt. Für manche Bereiche ist es sogar schwierig, Mitarbeiter zu bekommen.

Wie reagiert die BKS auf die ständig im Wandel begriffene digitale Herausforderung (Stichworte: Datenschutz, Funktionalität der IT)?

Wir sehen die Digitalisierung als große Chance. Wir gehen davon aus, dass ein zeitgemäßes digitales Angebot in Kombination mit exzellenter Beratung das Erfolgsrezept für die Zukunft ist. Denn digital muss nicht anonym bedeuten. Daher treiben wir den Ausbau unseres digitalen Angebots für Kunden und eine stärkere Automatisierung unserer internen Prozesse intensiv voran.

Was bevorzugen Sie privat: Bargeld oder elektronische/digitale Bezahlung?

Ich nutze beides.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Geld ist für mich ...

Geld, nicht mehr und nicht weniger.

Ihre Ziele für die kommenden zehn Jahre?

Ich möchte den Wachstumskurs der BKS Bank fortführen und unsere Position unter den führenden Banken Österreichs ausbauen.

Was schätzen Sie an Austrian Business Woman?

Den guten Mix aus hochwertiger Information und der Vorstellung interessanter Persönlichkeiten.

Foto: Gernot Gleiss

 


Drucken   E-Mail