"Ich möchte die Welt ein klein bisschen besser machen" – Ministerin Elisabeth Köstinger im ABW-Gespräch

Das Interesse, gemeinsam für etwas zu arbeiten, wurde ihr von der Familie schon früh am Bauernhof vorgelebt. Es war selbstverständlich, dass alle mitanpacken.

 

Deshalb war es für Elisabeth Köstinger keine Frage, sich in der Landjugend des Heimatortes zu engagieren, um gemeinsam Veranstaltungen zu organisieren. Nur dadurch gab es überhaupt Angebote für junge Menschen im Ort. Ihre politische Karriere startete die amtierende Ministerin als Landesobfrau der Landjugend Kärnten und Obfrau der Jungbauernschaft Österreich.

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?

Politik ist der Raum, wo wir uns ausmachen, wie wir miteinander leben wollen. Es gibt kaum einen Lebensbereich, der nicht direkt oder indirekt von der Politik beeinflusst wird. Hier etwas weiter zu bringen, um die Welt ein klein bisschen besser zu machen, lässt mich jeden Tag aus dem Bett springen. Das Beste ist natürlich, wenn man nach viel Überzeugungsarbeit und Diskussionen Ideen auch umgesetzt hat. Da lohnt sich die Mühe. 

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

Ich will nach fünf Jahren sagen können: Wir haben umgesetzt, was wir versprochen und angekündigt haben und Österreich ist weiterhin – idealerweise noch stärker – ein Land mit hoher Lebensqualität, ein Land, in dem wir alle gerne leben. Das klingt so selbstverständlich, wir sollten uns aber immer vor Augen führen, dass wir alle hart daran arbeiten müssen, um diesen Zustand zu erhalten und zu verbessern.

Unsere Naturlandschaften zu schützen, unsere Lebensmittel regional und selbst herstellen zu können, ein gastfreundlicher Ort für Menschen aus aller Welt zu sein – das alles sind Ziele für unsere Arbeit.

Welche Eigenschaften sollten erfolgreiche Politiker haben?

Man muss die Menschen mögen und darf keine Diskussionen scheuen. Das ist sicher eine Grundvoraussetzung. Im Team arbeiten zu können, geduldig zu bleiben und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren ist genauso entscheidend. Aber einen Katalog an richtig und falsch gibt es nicht.

Wie kann man Menschen wieder stärker für die Politik interessieren?

Ich glaube, der Versuch von Sebastian Kurz einen neuen Politikstil zu etablieren, war letztes Jahr nicht nur wahlentscheidend für die Volkspartei. Es ist auch die Antwort darauf, diejenigen zurückzugewinnen, die sich von der Politik zurecht abgewandt haben. Die Bürgerinnen und Bürger haben genug vom Hick-Hack und dem Gezänk aus dem Fernsehen. Viele wenden sich da zu Recht angewidert ab. Tun was man sagt – mit Respekt vor anderen Meinungen und nicht von oben herab die Welt erklären wollen. Das ist ein wichtiger Schlüssel.

Haben es Frauen in der Spitzenpolitik schwerer als Männer?

Für mich und meinen Weg kann ich das verneinen. Die Zeiten, in denen Frauen aktiv ausgeschlossen wurden, sind vorbei. Man darf aber auch nicht darauf warten, bis man gefragt wird. Man muss selber aktiv werden. Das gilt aber auch für die Männer. 

Ihr Tipp für ABW-Leserinnen mit politischen Ambitionen.

Einfach machen. Es gibt keinen „perfekten“ Weg und keine Blaupausen. Teilweise haben Frauen zu viele Zweifel an sich selbst. Unsere männlichen Kollegen nützen öfter die Gelassenheit ins kalte Wasser zu springen. Wer mitschwimmen will, darf sich davor nicht scheuen.

Foto: Paul Gruber


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