Noch vor zehn Jahren konnten viele Arbeitgeber aus einem Pool an qualifizierten Kandidaten auswählen. In den letzten Jahren hat sich die Situation stark verändert, weiß die Leiterin der Personalabteilung der MedUni Wien.

 

Wie hat sich der Rekrutierungsprozess in den letzten Jahren verändert?

Vor zehn Jahren waren viele Arbeitgeber:innen in der Situation, dass sie aus einem Pool an qualifizierten Kandidat:innen auswählen konnten. Recruiter:innen konnten sich „austoben“ und mit verschiedenen Auswahlmethoden wie Assessment Center, Case Studies oder mehrstufigen Interview-Prozessen arbeiten.

In den letzten Jahren hat sich diese Situation stark verändert. Heute ist die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber in eine Situation gerückt, wo sie oder er oftmals um eine Handvoll veränderungswilliger Personen werben und mit anderen Unternehmen konkurrieren muss. Die Arbeit im Recruiting hat sich insofern verändert, als heute viel mehr an Strategien gearbeitet wird, wie und wo proaktiv auf die relevante Zielgruppe zugegangen wird, um geeignete Personen anzusprechen.

Welche Methoden nutzen Sie, um die besten Kandidaten für eine Stelle zu finden?

Es gibt nicht die „eine“ Methode. Es hängt ganz davon ab, welche Zielgruppe angesprochen werden soll, für welche Branche gesucht wird und wie die Rolle ausgestaltet ist. Eine offene Stelle für eine:n Social Media Manager:in wird eher in sozialen Medien geschalten, Berufseinsteiger:innen können sehr gut über Kontakte und Empfehlungsprogramme akquiriert werden.

Führungspositionen können nach wie vor in Print-Medien inseriert werden. Ist der Kreis an Personen, die in Frage kommt überschaubar, kann eine Direktansprache zum gewünschten Erfolg führen. Insgesamt sollte auf einen ausgewogenen Mix an verschiedenen Maßnahmen geachtet werden, um den „Recruiting-Funnel“ mit möglichst vielen passenden Kandidat:innen zu füllen. Das schließt ebenso eine positiv besetzte Arbeitgeber:innenmarke, Karriereevents, Hochschulmarketing oder den Außenauftritt in Sozialen Medien mit ein.

Wie und wie oft führen Sie Leistungsbeurteilungen durch?

Insgesamt empfehle ich einmal jährlich einen strukturierten gemeinsamen Blick auf vereinbarte Ziele und Entwicklungsmaßnamen zu werfen. Ein einmal im Jahr geführtes Mitarbeiter:innengespräch ersetzt natürlich nicht das laufende, unmittelbare Feedback zur Zusammenarbeit und Arbeit. In Abhängigkeit von der Position ist es z.B. bei Top-Führungskräften wiederum sinnhaft, einen Zeitraum zu wählen, in dem gesetzte Ziele auch realisiert werden können, oft ist dafür eine Jahresroutine viel zu kurz.

Was sind für Sie Schlüsselstrategien zur Mitarbeiterbindung?

Verschiedene Generationen äußern verschiedene Bedürfnisse im Rahmen des Mitarbeiter:innenlebenszyklus. Besonders Generationen, die jetzt in den Arbeitsmarkt kommen, sind durch flexible Arbeitszeitmodelle, eine sinnhafte Ausrichtung der Stelle, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung, oder eine positive und inklusive Führungskultur motivierbar. An der MedUni Wien arbeiten wir laufend an einer transparenten Kommunikation, bieten attraktive Karrieremodelle und ein internationales Umfeld. Für mich persönlich ist es in meiner Führungsrolle immer wesentlich gewesen, Verständnis für individuelle Situationen von Mitarbeitern aufzubringen und faire Entscheidungen zu treffen.

Welche Rolle spielt die „Unternehmenskultur" bei der Talentbindung?

Seit mehr als 10 Jahren führe ich Austrittsgespräche mit Mitarbeiter:innen, die eine Organisation verlassen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bindung einer Person an ein Unternehmen sehr stark am Team, der Führungskraft, dem unmittelbaren Arbeitsumfeld und der Unternehmenskultur hängt. Der „persönliche Fit“ zum Arbeitsumfeld und zur Unternehmenskultur spielt eine wesentliche Rolle bei der Talentbindung. 

Wie hat die Digitalisierung und KI den HR-Bereich beeinflusst?

In den vergangenen Jahren sind, vor allem im Recruiting, diverse Innovationen auf den Markt gekommen: Chatbots, automatisiertes Screening von Bewerbungsunterlagen, Algorithmen die Inserate im Internet vorschlagen oder die Bewerbung via App werden heiß diskutiert. Oftmals entstehen dadurch wertvolle Entwicklungen z.B. im Bereich Anti-Diskriminierung oder Arbeitgeberattraktivität. Es ist wichtig zu differenzieren, dass nicht jede Innovation zu jeder Organisation passt und der rechtliche Rahmen vor dem Einsatz geklärt werden muss. Zudem ist der persönliche Kontakt im Bewerbungsverfahren unerlässlich, um sich als Arbeitgeber zu präsentieren und ein gutes „Gefühl“ füreinander zu bekommen.

Was sind Ihre besten Praktiken für Stressmanagement am Arbeitsplatz?

Nicht jede Sache ist so wichtig, dass sie am selben Tag erledigt werden muss - Prioritäten setzen und Organisation sind wesentlich. Um im Beruf nachhaltig gute Leistungen erbringen zu können, braucht es auch Zeiten für Ausgleich, wie z.B. beim Sport, in der Natur, mit Familie oder Freunden. Ich persönlich gehe gerne Aktivitäten nach, die mit der unmittelbaren Arbeit gar nichts zu tun haben.

Welche Trends sehen Sie im HR-Bereich?

Aktuelle HR-Trends gehen in Richtung bewusstere Wahrnehmung der Rolle und Verantwortung als Arbeitgeber:in, wie Sinnstiftung und Nachhaltigkeit, Inklusion und Diversität oder Lebensphasenmodelle. Digitalisierung, der Einsatz von KI oder „skill based“ Ansätze, also der Wechsel von starren Jobmodellen hin zu einem flexibleren und Kompetenz-orientieren Einsatz von Arbeitskräften, spielen ebenso eine Rolle. Wiederum gilt, Trends sollten ausgereift genug vor dem Einsatz sein, zur Organisation(skultur) passen und vor allem arbeitsrechtlich gedeckt sein.

Wie gehen Sie mit Mobbing und Diskriminierung am Arbeitsplatz um? 

Es ist ganz wesentlich eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der der persönliche Umgang professionell und wertschätzend erfolgt. Das ist die Basis für ein gutes Miteinander und fördert die Leistungsfähigkeit. An der MedUni Wien gibt es im Rahmen des internen Seminarprogrammes entsprechende Schulungen für Führungskräfte und Mitarbeiter:innen. Gleichzeitig gibt es Anlaufstellen, an die sich Mitarbeiter:innen in schwierigen Situationen wenden können.

Welchen Rat haben Sie für Frauen, die eine Karriere im HR-Bereich anstreben?

Um als „Trusted Advisor“ in Personalfragen wahrgenommen werden zu können, ist es wesentlich das „Geschäft der Kunden“ - also die Branche, die Organisation, die Besonderheiten und Herausforderungen zu kennen und zu verstehen. Das kann schon seine Zeit dauern. Neben den erforderlichen fachlichen Skills, dem regelmäßigen Blick auf neue Trends im HR-Bereich und der Berücksichtigung von Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt empfehle ich ein starkes „internes“ Netzwerk mit Führungskräften, Leitungsteams und „Peers“ in anderen Abteilungen aufzubauen, um passgenau und nachhaltig beraten und agieren zu können.

Foto: Bild: MedUni Wien / feelimage

Vor dreißg Jahren begann die Karriere der Betriebswirtin und Juristin bei den Wiener Linien. Mit 1. Jänner 22 ist die Leiterin Finanzen und Personal in die Geschäftsführung aufgestiegen.

 

Was ihre Arbeit so besonders macht, erzählt MMag. Petra Hums im ABW-Interview. 

Sie sind seit 1993 bei den Wiener Linien, was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeitgeberin? 

Zum einen schätze ich die Entwicklungsmöglichkeiten und die Weiterbildungsangebote, die es in diesem Unternehmen gibt. Ich schätze aber auch die tollen Projekte, die man hier bearbeiten darf, die Vielfalt der Aufgaben und natürlich die Kolleginnen und Kollegen.

Sie kommen aus dem Finanzbereich und sind jetzt in der Geschäftsführung auch für den Bereich Personal zuständig. Fällt Ihnen diese Kombination schwer?

In meinem Studium an der WU habe ich mich für den Schwerpunkt Personalmanagement entschieden. Zusätzlich bin ich auch Wirtschaftspädagogin und habe mich mit den Themen Bildung und Pädagogik intensiv auseinander gesetzt. Der HR-Bereich ist mir daher nicht fremd. Es hat mich besonders gefreut, diesen Bereich bei den Wiener Linien übernehmen zu dürfen.

Damit schließt sich sogar ein Kreis: Als ich mich auf Jobsuche begeben habe, wäre meine erste Wahl die Personalabteilung gewesen. Da es dort aber keine Stelle gab, bin ich im Finanzbereich gelandet. Jetzt kann ich das machen, was ich eigentlich machen wollte. Auch mein juristisches Wissen, das ich mir während des Studiums angeeignet habe, kommt mir dabei zugute. Es ist in allen Berichen durchaus nützlich.

Seit Ende letzten Jahres sind drei Frauen in der Geschäftsführung der Wiener Linien. Was tut das Unternehmen generell für Mitarbeiterinnen?

Das Thema Frauen ist uns sehr wichtig, es kommt nicht von heute auf morgen, dass wir drei Frauen in der Geschäftsführung  haben. Da steckt lange Arbeit dahinter. Frauenförderung ist bei den Wiener Linien schon seit vielen Jahren ein wesentliches Thema. Durch gemischte Teams wird zum einen das Arbeitsklima besser, zum anderen werden Aufgaben aus mehreren Blickwinkeln betrachtet. Die Gesellschaft, die wir auch im Unternehmen repräsentieren, besteht ja zu über 50 Prozent aus Frauen. Also brauchen wir die Frauen auch im Unternehmen, das ist uns ganz wichtig. Wir haben zahlreiche Talentprogramme und versuchen damit Frauen, die bei uns tätig sind, in ihrer Weiterentwicklung zu fördern.

Zusätzlich bieten wir interessante Arbeitszeiten, etwa Teilzeit- und Gleitzeitmöglichkeiten. Auch für technische Berufe versuchen wir aktiv Frauen zu gewinnen.  Das geht über Kooperationen mit Universitäten und mit HTLs. Mittels Technikerinnen-Stipendien unterstützen wir junge Frauen in technischen Studiengängen mit Mentorinnen und Mentoren der Wiener Linien. Und wir versuchen natürlich sehr stark Frauen für eine Lehre zu begeistern, denn auch in den Werkstätten ist Frauenpower gefragt. Zusätzlich sprechen wir gezielt auch etwas ältere Frauen an, die bereits in einem Beruf tätig sind. Im zweiten Bildungsweg ermöglichen wir ihnen eine zweijährige Ausbildung im Bereich „Angewandter Elektronik“ und beschäftigen sie danach im Unternehmen. Sie sehen, wir tun auf vielen Ebenen etwas, um für Frauen eine attraktive Arbeitgeberin zu sein.

Wie alt sind die Quereinsteigerinnen, die bei den Wiener Linien Karriere machen wollen?

Das geht von 20 bis über 50. Wir haben zum Beispiel eine Nageldesignerin oder eine Bäckerin, die sich für eine Umschulung entschieden haben. Diese Frauen haben einen, für damals klassischen Beruf gewähltund jetzt die Chance, in einem technischen Bereich Karriere zu machen und gut zu verdienen. Wir bilden sie für unseren Betrieb aus. 

Wie hat sich das Recruiting in den letzten Jahren verändert?

Wir haben, wie alle Unternehmen, vor allem in Zeiten der Krise, verstärkt die digitalen Möglichkeiten genutzt. Auch heute bespielen wir gezielt alle Kanäle, die bei jungen Leuten beliebt sind. TicToc, Instagram, Facebook ist eher die Zielgruppe 30+ für uns – wir nutzen die ganze Palette der Social-Media-Auftritte, wir haben Empfehlungsprogramme, digitale Kampagnen, Recruiting-Events, Tage der offenen Werkstätten. Aufgrund der unterschiedlichen Bewerber versuchen wir möglichst zielgruppenspezifisch zu rekrutieren.

Denn es ist ein großer Unterschied, ob ich einen Lehrling, einen Straßenbahnfahrer oder einen Tunnelbauexperten rekrutieren möchte. Daher überlegen wir uns, welche Medien diese Menschen konsumieren und wie wir sie am besten erreichen können. Für Lehrlinge veranstalten wir Schnuppertage, wer sich besonders gut anstellt, bekommt das „goldene Ticket“ und kann sofort bei uns mit der Lehre beginnen. Wir haben ein breites Spektrum und das ist heute auch notwendig. Wir konkurrieren mit vielen anderen Unternehmen am Arbeitsmarkt und müssen daher sichtbar sein.

Wird die  Personalbeschaffung in naher  Zukunft vollständig digital sein wird?

Nein, das glaube ich nicht. Der persönliche Eindruck ist noch immer sehr wichtig, deshalb glaube ich nicht, dass das Recruiting in Zukunft komplett digital sein wird. Man kann vieles digital abwickeln, aber das persönliche Kennenlernen ist immer noch das Um und Auf.

Für immer mehr Mitarbeitende wird die Sinnhaftigkeit der Arbeit zum entscheidenden Kriterium ihrer Lebensplanung. Welche Sinnangebote kommunizieren die Wiener Linien? 

Für uns ist Nachhaltigkeit mehr als nur ein Thema. Wer die Wiener Linien nutzt, leistet bereits einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Steigerung der Lebensqualität in einer umweltbewussten Stadt. Auch intern haben wir uns zum Ziel gesetzt, den CO2-Fußabdruck noch weiter zu reduzieren und forcieren entsprechende Projekte, die sich etwa mit der Rückspeisung von Fahr- und Brems-energie, Photovoltaik oder Geothermie beschäftigen. Wer bei den Wiener Linien arbeitet, leistet einen wesentlichen Beitrag zur Klimawende. Es gibt also nichts Besseres, als bei uns einen Sinn in der Arbeit zu finden.

Welche  Strategien werden zur Mitarbeiterbindung genutzt?

Uns ist es wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen Lebensphasen einzugehen. Wir sind eine zertifizierte, familienfreundliche Arbeitgeberin und ein Unternehmen in einer Wachstumsbranche. Wir expandieren, bauen U-Bahn- und Straßenbahnnetze, uns wird es also auch in Zukunft geben. Ein sicherer Arbeitsplatz und pünktliche Bezahlung sind wesentliche Argumente für junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gerade dabei sind, sich etwas aufzubauen.

Wie hoch ist der Bedarf an neuen Mitarbeitern bei den Wiener Linien?

Wir suchen im nächsten Jahr rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zwar in allen Bereichen. Ob Fahrerinnen und Fahrer, Technikerinnen und Techniker, Fachkräfte in den Werkstätten und natürlich IT-Fachkräfte. Die Welt ist digital und die IT-Systeme entwickeln sich weiter, deshalb ist der IT-Bereich für die Wiener Linien besonders wichtig. Wir suchen aber auch Buchhalterinnen und Buchhalter.

Stichwort „technische Berufe“ - interessieren sich heute mehr junge Frauen dafür?

Ja, das merkt man, auch bei den Auszubildenden. Wir haben im technischen Bereich knapp ein Viertel weibliche Lehrlinge, die bei uns begonnen haben. Wir bieten den jungen Damen und Herren eine Lehre mit Matura an, also eine sehr gute Ausbildung. Auch im bautechnischen Bereich sind viele Frauen tätig. Was uns besonders freut: In der Bautechnik sind fast die Hälfte aller Führungskräfte weiblich. Wo wir noch ein bisschen schwächeln, ist der Bereich Fahrzeugtechnik. Hier sind aber auch die Absolventinnenzahlen an den Universitäten äußerst gering. 

Bieten die Wiener Linien Unterstützung bei der Weiterbildung?

Natürlich, das ist heute gar keine Frage mehr. Wir fördern alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich weiterbilden wollen. Wir haben zahlreiche Kolleginnen und Kollegen, die berufsbegleitend ein Bachelor- oder Masterstudium absolvieren. Die Weiterentwicklung bringt auch den Wiener Linien etwas. 

Wie wichtig ist den Wiener Linien die Vielfalt ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Sehr wichtig. Bei uns arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 45 Nationen. Diversity steht für vieles: unterschiedliche Nationen, Religionen, Einstellungen. Es geht um Alt und Jung. Jeder Mitarbeiter ist individuell. Jeder Mitarbeiter ist vielfältig und jeder hat das Recht, hier bei uns in einem bunten Team zu arbeiten und darauf sind wir sehr stolz.

Welche Trends sehen Sie im Personalbereich?

Das Thema New Work ist wesentlich. Mehr Teilzeit ist vor allem für junge Kolleginnen und Kollegen wichtig. Natürlich auch das Thema, mehr von zu Hause aus zu arbeiten. Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. Und natürlich geht es ganz stark um sinnstiftende Arbeit und ein gutes Betriebsklima. Und dass der Arbeitgeber auf die Lebensphasen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rücksicht nimmt, beispielsweise wenn Kinder betreut werden müssen. Hier sind flexible Arbeitszeitmodelle gefragt. Homeoffice hat einen entscheidenden Vorteil: Wir erreiche auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die einen längeren Anfahrtsweg haben.

Die Wiener Linien sorgen zum Teil für Aufsehen, wenn neue Mitarbeiter gesucht werden. Etwa mit der 1.000-Euro-Prämie für Buslenker mit D-Führerschein oder bei Großveranstaltungen. Wie ist die Resonanz? 

Sehr positiv. Auf die Anzeige für den D-Führerschein haben sich mehrere hundert Bewerber gemeldet. Damit waren wir sehr zufrieden und werden solche Aktionen weiterführen.

Am 1. September wurden die neuen Lehrwerkstätten der Wiener Linien eröffnet. Wie viele Jugendliche werden dort ausgebildet?

In der Lehrwerkstatt sind die Lehrlinge des ersten und zweiten Lehrjahres untergebracht, derzeit bilden wir dort 140 Lehrlinge aus. Wir werden die Zahl der Lehrlinge in den nächsten Jahren aber kontinuierlich verdoppeln, sodass wir dann 500 Lehrlinge bis 2027 im Unternehmen haben werden. 

Abschließend: Was zeichnet den Arbeitgeber Wiener Linien aus? 

Unsere Jobs machen Sinn. Wir sind ein tolles, buntes Team, in dem man sich entfalten und bei entsprechendem Engagement viel erreichen kann. 

Foto: Luiza Puiu

Ein ABW-Interview über Mitarbeitersuche, die Wichtigkeit von Unternehmenskultur und die Kunst, im HR-Bereich erfolgreich zu sein.

 

Wie hat sich der Rekrutierungsprozess in den letzten Jahren verändert?

Der Fachkräftemangel und die Digitalisierung waren wohl die mächtigsten Treiber in den letzten Jahren und haben das Recruiting massiv beeinflusst, sei es beim Tempo aber auch bei der Frage, wer die stärkere Position beim Bewerbungsverfahren innehat – Bewerber oder Unternehmen?

Insgesamt wünsche ich mir zukünftig eine noch stärkere Orientierung von Recruitingverantwortlichen an der „Customer Journey“ wie z.B. im Onlinehandel. Was hier längst Standard ist, nämlich jederzeit und in Echtzeit Zugriff auf den Status meiner Bestellung zu haben, ist bei Bewerbungen leider noch in weiter Ferne. 

Welche Methoden nutzen Sie, um die besten Kandidaten für eine Stelle zu finden?

Wir versuchen ein möglichst breites Spektrum zu bedienen und probieren verschiedene Wege aus, um unsere Zielgruppen zu erreichen: Unser „Werkzeugkasten“ reicht von der klassischen internen Ausschreibung über Online-Stellenanzeigen, Jobvideos, Vermittlungsagenturen bis hin zu Social Media Kampagnen. Auch ungewöhnlichere Aktionen wie Baustellentransparente bei der Renovierung des Theater an der Wien nutzen wir, um auf den „Arbeitsplatz Theater“ aufmerksam zu machen.

Wie und wie oft führen Sie Leistungsbeurteilungen durch?

Bei uns gibt es keine institutionalisierte Form der Leistungsbeurteilung, außer vielleicht im Rahmen des jährlichen Mitarbeitergesprächs, wobei der Fokus auch hier nicht auf einer reinen Beurteilung der Leistung liegt, sondern vielmehr versucht wird, alle Faktoren der (Zusammen-)Arbeit zu beleuchten. 

Was sind die Schlüsselstrategien zur Mitarbeiterbindung?

Ich glaube, Mitarbeiter wünschen sich eine allürenfreie Führungskraft, die menschlich nahbar ist und es versteht, Menschen für ein Thema zu begeistern, abwechslungsreiche Aufgaben, klare Abläufe und Prozesse, ein gut ausgestattetes Arbeitsumfeld, kalkulierbare Arbeitszeiten, freundliche Kollegen und natürlich auch eine faire Bezahlung. Schafft man es zudem, (relevante) Informationen leicht zugänglich zu machen, Entscheidungen transparent zu kommunizieren und Raum für persönliche Weiterentwicklung zu geben, dann hat man als Arbeitgeber wohl schon vieles richtig gemacht.

Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur bei der Talentbindung?

Eine wesentliche! Kann ich mich mit der Kultur des Unternehmens identifizieren, dann bin ich auch viel mehr dazu bereit, meine Leistung und meinen Einsatz für genau dieses Unternehmen zu erbringen oder neue Wege mitzugehen. Wenn rationale Rahmenbedingungen wie Arbeitszeit, Ausstattung oder Entlohnung bei verschiedenen Arbeitgebern vergleichbar sind, dann schafft die Unternehmenskultur die Möglichkeit zur Differenzierung und damit auch zur längerfristigen Bindung.

Wie hat die Digitalisierung und KI den HR-Bereich beeinflusst?

HR-relevante Prozesse werden schneller, einfacher und automatisierter. Informationen können zielgruppengerechter vermittelt werden und Kommunikation und Zusammenarbeit können z.B. ortsunabhängig funktionieren. Persönlich beobachte ich in vielen HR-Bereichen in Zusammenhang mit der Digitalisierung die Tendenz, zunehmend die IT-Systeme in den Mittelpunkt zu stellen. Da wünsche ich mir, den HR-Fokus wieder mehr darauf zu lenken, was Systeme leisten können um die (Zusammen-)Arbeit für die Menschen zu erleichtern und nicht umgekehrt.

Was sind Ihre besten Praktiken für Stressmanagement am Arbeitsplatz?

Nein sagen lernen und klare Prioritäten setzen. Mich persönlich stresst ein übervoller Kalender am meisten. Wenn ich nur mehr von Termin zu Termin hetze, ohne Zeitpuffer für Unvorhergesehenes, dann empfinde ich Stress pur. Daher ist es wichtig, schon vorher zu priorisieren und auch mal Termine zu hinterfragen. Wenn es akut wird, hilft dann allerdings nur noch, tatsächlich Nein zu sagen bzw. zu verschieben – schließlich sind unser aller Ressourcen nicht unendlich. 

Welche Trends sehen Sie im HR-Bereich?

Oberflächlich wird wohl die Digitalisierung weiter voranschreiten und Firmen werden sich noch stärker „herausputzen“, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. 

Richtet man den Blick in die Tiefe, so wird man sich damit auseinandersetzen müssen, dass bei vielen Menschen das Bedürfnis nach Sinn, Selbstbestimmung und Freiheit steigt. Das hat Einfluss auf Arbeitsinhalte, die Gestaltung von Hierarchien, Arbeitsorte oder zeitliche Rahmenbedingungen. Darauf werden wir in Organisationen reagieren müssen, um (weiterhin) erfolgreich zu sein. 

Stichwort Mitarbeitermangel: Sind auch die Vereinigten Bühnen Wien betroffen? Wenn ja, was wird dagegen unternommen?

Die Theaterbranche in Österreich ist eine sehr überschaubare, kleine Welt mit einigen Spezialitäten, was z.B. notwendige Ausbildungen oder aber auch die Arbeitszeiten anbelangt. Das Theater als Arbeitsplatz ist außerhalb dieser Welt oft gar nicht präsent. Da hilft es, mit Social Media Kampagnen und Jobvideos auf sich aufmerksam zu machen. Das klappt auch gut, um Theatermenschen aus Deutschland anzusprechen – dort ist die Theaterlandschaft ja eine wesentlich größere. Um dem Fachkräftemangel längerfristig erfolgreich zu begegnen, investieren wir in die Ausbildung und haben unser Lehrstellenkontingent ab Herbst 2023 massiv erhöht. Wir konnten tolle junge Menschen für eine Lehre bei uns am Theater begeistern und freuen uns schon sehr auf den gemeinsamen Weg.

Welchen Rat haben Sie für Frauen, die eine Karriere im HR-Bereich anstreben?

Ich wurde vor vielen Jahren bei einer Podiumsdiskussion einmal gefragt, was im HR-Bereich wichtiger sei, die Business Excellence oder die HR Excellence. Die Frage irritiert mich noch immer, denn, wenn ich – mit Verlaub – das G’schäft nicht verstehe, dann helfen mir auch keine HR-Tools weiter. Viele erfolgreiche HR-Manager, die ich kenne, kommen nicht ursprünglich aus dem HR-Bereich. Sie reüssieren, weil sie durch ihre Vorerfahrung bereits wissen, wie das Unternehmen funktioniert. Daher ist mein Ratschlag, bitte lernen Sie nicht nur HR, sondern setzen Sie sich auch intensiv mit Betriebswirtschaft, Management, Leadership und Strategie auseinander – und mit der Branche, die Sie begeistert. 

Und falls Sie schon eine HR-Stelle innehaben, dann gehen Sie zwischendurch raus aus Ihrem Büro und arbeiten Sie regelmäßig mit ihren Kollegen mit, die täglich das Kerngeschäft bedienen (z.B. im Einzelhandel an der Kassa). Das schafft viel Verständnis für die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe. 

Foto: Vereinigte Bühnen Wien

Die Vollblut-Personalerin kann auf mehr als 15 Jahre nationale und internationale HR-Erfahrung zurückblicken. Im ABW-Interview wirft sie einen Blick hinter die Kulissen.

 

„Ich schätze die Zusammenarbeit mit Menschen und die Möglichkeit, sie in Ihrer Entwicklung zu begleiten und damit Unternehmen langfristig und nachhaltig zu unterstützen. Die Vielfalt an Aufgaben wie Talente finden, binden und weiterzuentwickeln, machen es für mich zu einem der spannendsten Bereiche in einem Unternehmen. Es geht immer um Menschen und das heißt, es sind immer Emotionen im Spiel – somit ist kein Tag wie der andere“, beschreibt Marion Eppinger ihre Faszination am HR-Bereich. 

Mitarbeiterbindung ist eine Herausforderung

Derzeit agiere man gerade in einem Bewerbermarkt, das heißt für Unternehmen, sie müssen um Bewerber werben. Da diese meist mehr als ein Stellenangebot vorliegen haben, gilt es für Unternehmen, sich von der Konkurrenz abzuheben und schnell sowie effizient auf Bewerbungen zu reagieren. „Manche Unternehmen haben es sich sogar zum Ziel gesetzt, Einstellungszusagen innerhalb von fünf Werktagen ab Bewerbungseingang zu geben. Das ist sportlich, aber entspricht durchaus der Schnelligkeit des Arbeitsmarktes“, so die HR-Expertin. 

Aktuell ist es laut Brancheninsider für Unternehmen schwieriger, denn je die passenden Mitarbeiter zu finden. Diese dann auch langfristig zu behalten, ist nochmals eine ganz andere Herausforderung. Wie allseits bekannt, bleiben zufriedene und engagierte Arbeitnehmer länger und werden am besten durch offene und klare Kommunikation im Unternehmen erreicht: Mitarbeiter wollen verstehen, wohin das Unternehmen sich entwickelt und welche Erwartungen dadurch an sie gestellt werden. Entwicklungsmöglichkeiten, gelebte Wertschätzung und Anerkennung, bedürfnisorientierte Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung sowie der Arbeitsort tragen maßgeblich zur Zufriedenheit bei.

„Eine Kultur, die Zielerreichung und nicht Anwesenheit misst. Daraus resultierend gelingt es Mitarbeitern ihre Work-Life-Balance besser zu managen und Freizeit, Zeit für Familie, Pflege etc. besser unter einen Hut zu bekommen. Je mehr man Mitarbeiter darin unterstützt, das Leben selbst zu managen, desto eher fühlen sie sich wahrgenommen und bleiben somit länger im Unternehmen. Auch Teamarbeit und positiver sozialer Zusammenhalt sind ein essenzieller Bestandteil der Arbeitskultur und binden Mitarbeiter ans Unternehmen“, sagt Eppinger und betont in diesem Zusammenhang auch die Wichtigkeit einer guten Unternehmenskultur. Denn wer wolle schon in einem Unternehmen arbeiten, in dem die Arbeitsmoral niedrig sei und jeder Arbeitstag große Überwindung koste? Wenn die Kultur die Werte und Ziele eines Unternehmens authentisch widerspiegle, dann sei das motivierend. Wenn Mitarbeiter sich mit dem Unternehmen identifizieren können, dann sei die Wahrscheinlichkeit der Bindung recht hoch. 

Die Digitalisierung ist im HR-Bereich noch nicht angekommen

„Ein Großteil der Betriebe hat noch immer kein digitales HR-Tool und die HR-Leader stecken oft bis zum Hals im Administrations-Wahnsinn“, weiß die Unternehmensberaterin. In Österreich habe man in diesem Bereich noch viel Arbeit vor sich.

„HR-Prozesse wie Vertragsmanagement oder Gehaltsabrechnung sind wichtig und müssen gut funktionieren, aber es wäre essentiell, den HR-Teams moderne Tools zur Verfügung zu stellen, damit ein Fortschritt passiert. Die Digitalisierung und in weiterer Folge auch KI haben ein unglaubliches Potenzial in der HR-Welt, besonders, wenn man an Prozesse oder das Recruiting denkt.“ Zurzeit sei die Nutzung von KI in den Köpfen der Östereicher noch negativ behaftet und die Menschen würden Chat GPT mehrheitlich heimlich still und leise nutzen, um beispielsweise Recruiting-Texte zu verfassen. „Ich sage ganz klar: Da geht noch mehr! Die Haltung zur neuen Welt des Arbeitens muss sich ändern. Aber davor gibt es noch viel zu tun.“ 

Etwa das Auswerten und Nutzen der Daten, die im Unternehmen gesammelt werden. Unternehmen sammeln täglich Millionen von Informationen, die nicht genutzt werden oder leicht abrufbar sind, wie z.B. Demografische Merkmale, Arbeitszeiten, Urlaubsanträge, Krankenstände, Recruitment-Kennzahlen (z.B. Anzahl der Bewerbung – Quantität vs. Qualität) oder auch Fluktuation – daraus könnte man unglaublich viel herauslesen. Diese Informationen würden helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.

„Im Moment leben wir in einer Zeit, wo vier Generationen in der Arbeitswelt aufeinander treffen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Hier auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen einzugehen und Maßnahmen zu setzen, um ein generationenübergreifendes Management zu ermöglichen, ist eine große Herausforderung“, so Marion Eppinger. Auch Upskilling seien ein essentielles Thema: gewisse Berufe werde es zukünftig nicht mehr geben, aber viele neue werden entstehen. „Um langjährige Mitarbeiter weiterhin halten zu können, werden Weiterentwicklung sowie Umschulungen benötigt. Darauf müssen Unternehmen und Arbeitnehmer vorbereitet sein. Die Globalisierung ermöglicht es uns nun von überall aus zu arbeiten, daher müssen remote Arbeitspraktiken unter klar definierten Rahmenbedingungen ausgebaut und mehr forciert werden.“ 

Gemeinsam mehr erreichen

Und welchen Rat gibt die Expertin Frauen, die eine Karriere im HR-Bereich anstreben? „HR ist weiblich, wir brauchen aber unbedingt Frauen, die das auch nach außen repräsentieren. Wenn man sich als Frau einen Beruf mit viel Gestaltungsmöglichkeiten und eigenem Schaffen wünscht, dann ist man in der HR richtig. Denn mit dem richtigen Selbstbewusstsein kann man hier wirklich etwas bewegen. Aber ich rede hier nichts schön: oft werden wir in Unternehmen noch immer nicht als gleichwertige Business-Partner wahrgenommen. Hier müssen wir Fähigkeiten und Fachwissen aktiv einbringen, uns mehr zutrauen und uns dabei für Chancengleichheit sowie Diversität einsetzen, denn hier besteht eindeutig noch Handlungsbedarf in Österreich. In der aktuellen Arbeitswelt bringt eine Frontkämpferin aber alleine leider noch nicht den gewünschten Fortschritt, den sich alle Beteiligten erhoffen. Meine Empfehlung ist, sich Verbündete zu suchen, mit denen man gemeinsam etwas bewegen kann. Abschließend bleibt zu sagen, dass eine Karriere im HR-Bereich bunt wie ein Regenbogen ist, kein Tag gleicht dem anderen und es gibt viel zu tun sowie den Wunsch nach Veränderung. Aber das schaffen wir nur gemeinsam.“

Zur Person

• 15 Jahre nationale & internationale HR Erfahrung

• Studium Personal Management – University of Huddersfield

• über 10 Jahre Führungserfahrung

• Passion für HR, Menschen und die neue Welt des Arbeitens

• Unternehmensberaterin, Coach & Trainerin

Foto: Stefanie Waldecker/www.macherin.at

Als Vorstandsmitglied und Head of Human Resources bei Takeda Österreich weiß sie, was Mitarbeiter brauchen, um im Job nicht nur Bestleistungen zu bieten, sondern sich auch wohl zu fühlen.

 

Bei Takeda liegt der Fokus im Rekrutierungsprozess auf den Talenten der Bewerber. „Wir sind davon überzeugt, dass so jeder das eigene Potenzial voll ausschöpfen kann. Durch Vielfalt können neue Ideen und Denkweisen entstehen, daher engagieren wir uns seit über einem Jahrzehnt aktiv mit vielfältigen Aktivitäten in den unterschiedlichen Diversity-Dimensionen. Und das auch schon im Recruitingprozess. Beispielsweise durch Kooperationen mit Organisationen wie MyAbility oder Specialisterne beginnt Inklusion von Menschen mit Behinderung schon bei der Talent-Acquisition. Bei Takeda stehen immer Patienten, Mitarbeitende und die Umwelt im Fokus. Vor allem beim Thema Nachhaltigkeit merken wir im Recruiting auch, dass es Bewerbern immer wichtiger wird, dass wir uns mit umfangreichen Projekten und Initiativen für eine nachhaltigere Zukunft engagieren“, sagt Alexandra Hilgers, die betont, wie wichtig es sei, Jobs für Bewerber greifbar zu machen.

Dafür stelle man unter anderem Videos zur Verfügung, um zum Beispiel eine bestimmte Tätigkeit im Reinraum zu zeigen. Für Schulen und Universitäten werden Rundgänge vor Ort angeboten, so in der Produktion und im Labor- oder Technikbereich. Zudem wird der Austausch mit Mitarbeiter gefördert, die natürlich am besten berichten können, wie die Arbeit bei Takeda ist. So können sich Talente schon im Recruitingprozess ein sehr gutes Bild von der Tätigkeit machen und man erkenne auch früher, ob es für beide Seiten passt. 

Feedback fördert Vertrauen

In den Leadership Behaviors bei Takeda sind sogenannte Quality Conversations fest verankert. Jede Führungskraft führt regelmäßig Gespräche mit den eigenen Mitarbeiten. Diese sind wichtig für laufendes Feedback in beide Richtungen und vor allem auch für die Weiterentwicklung – für beide Seiten. „Wir sind davon überzeugt, dass dieser kontinuierliche Austausch essenziell für die Individuen, aber auch für den gesamten Team- und Unternehmenserfolg ist“, so die Vorständin. 

Die Arbeitsatmosphäre bei Takeda ist von dem Ziel geprägt, schwer kranken Menschen moderne Therapien anzubieten, die Leben retten und die Lebensqualität nachhaltig steigern können. Im Vordergrund steht die Versorgung von Patienten mit seltenen und komplexen Erkrankungen, für die keine oder nur wenige Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Das ist Arbeiten mit Sinn und motiviert die Mitarbeitenden jeden Tag. 

In einem innovativen Umfeld werden attraktive Arbeitsplätze mit individuellen Entwicklungsmöglichkeiten angeboten. Ein breites Programm an Weiterbildungen und Angeboten, wie zum Beispiel internationale Job Rotations, Mentoring und Netzwerkgruppen, ermöglichen, dass Mitarbeitende ihr Potenzial voll entfalten können. Benefits, wie ein umfassendes Wellbeing-Angebot, ermöglichen eine ausgeglichene Work-Life-Balance. 2023 wurde Takeda in Österreich das vierte Jahr in Folge als „Top Employer“ ausgezeichnet. Seit vielen Jahren gilt Takeda außerdem als zertifiziertes, gesundheitsförderndes und familienfreundliches Unternehmen. Takeda wurde dabei auch für seine herausragende Employee Experience und sein Engagement für Inklusion gewürdigt und ist Vorreiter im Bereich der nachhaltigen und verantwortungsvollen Arzneimittelproduktion.

Werte werden aktiv gelebt

Die Unternehmenskultur sei essenziell für die Suche und Bindung von Talenten, ist Hilgers überzeugt. Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere Werte, die wir als Takeda-ismus zusammenfassen, im Unternehmen aktiv gelebt werden. Unsere Werte sind ein klarer Kompass für unser tägliches Handeln, das Patienten in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellt. Nur eine starke, von Werten geprägte Unternehmenskultur kann ein motivierendes Arbeitsumfeld sicherstellen, das den einzelnen Mitarbeitenden Wachstum und Entwicklung ermöglicht. Wir fördern eine Speak-Up Culture und ermutigen alle Kollegen, aktiv mitzuwirken und Ideen, Feedback, Meinungen, Bedenken und Verbesserungsvorschläge zu äußern.“ 

Digitalisierung vereinfacht Recruiting-Prozess

Digitalisierung und KI beeinflusst alle Bereiche eines Unternehmens. Genau wie bei Produktionsprozessen, sind es auch aktuelle Themen für den HR-Bereich. Neben dem großen Potenzial neuer Technologien, müssten aber immer auch die Risiken berücksichtigt werden. Wichtig sei, sich zu trauen, neue Tools in einem sicheren Umfeld auszuprobieren. Konkret für HR und das Recruiting sieht Alexandra Hilgers Potenzial für die laufende Optimierung von Stellenausschreibungen.

„Aufgrund der Tatsache, dass bei Takeda in Österreich die gesamte Wertschöpfungskette an einem Standort abläuft, sind die Tätigkeitsfelder und Karrieremöglichkeiten im Unternehmen sehr vielfältig und wir finden daher auch die besten Talente. Es gibt natürlich Stellen, für die man einfacher geeignete Bewerber findet und jene, wo es schwieriger ist. Bei dem Begriff pharmazeutische Industrie denken viele zum Beispiel an Jobs aus dem Bereich Medizin und Pharmazie und doch sind es vor allem auch Talente mit technischen Ausbildungen, nach denen wir momentan suchen. Dafür schaffen wir Awareness und zeigen, welche vielfältigen Möglichkeiten es bei Takeda gibt.“ 

Personalisierte Entwicklungsprogramme

Vor über 20 Jahren wurde bei Takeda ein umfassendes System zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz implementiert, das bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Unter dem Motto „gesund im Gesundheitsunternehmen“ geht es vor allem auch um das Bewusstsein, dass nicht nur die Gesundheit von Patienten im Vordergrund steht, sondern vor allem auch die eigene.

„Zahlreiche Tipps und Impulse zur Stressbewältigung werden angeboten, die ich ebenfalls sehr gerne nutze, wie z.B. eine Entspannungs-App mit sehr guten Tipps für den Alltag im Büro aber auch für zu Hause“, sagt Alexandra Hilgers. Hinsichtlich künftiger Trends im HR-Bereich ist die Expertin überzeugt, dass personalisierte Schulungen und Entwicklungsprogramme immer wichtiger werden, um die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter zu berücksichtigen und ihre Karrieremöglichkeiten zu steigern. Die Definition und Aneignung der „Skills der Zukunft“ seien ebenfalls essenziell für jede Position und jeden Bereich im Unternehmen, um weiterhin erfolgreich zu bleiben. Ihr abschließender Rat an Frauen, die am HR-Jobs interessiert sind: „Das Wichtigste ist, an sich zu glauben und authentisch zu bleiben. Man sollte wissen, wo man hin möchte und was die Ziele sind. Es geht darum, der eigenen Überzeugung treu zu bleiben und nicht zu versuchen, ein Bild oder die vermeintlichen Erwartungen einer anderen Person zu erfüllen.“

Foto: Takeda/Gregor Schweinester

Mentaltrainerin und Coach Daniela Rebholz behauptet sich oftmals in männlichen Führungskreisen und hilft Topleadern, erfolgreicher zu arbeiten. Wie ihr das gelingt, verrät Sie im ABW-Talk.

 

Wann erwachte Ihr Interesse an Mentaltraining, gab es dafür einen Auslöser?

Ich habe mich bereits im Psychologiestudium dafür begeistert, wie unsere Gedanken körperliche Reaktionen beeinflussen. Und durch meine Begeisterung für Automobile haben mich meine Praktika bei BMW und meine Diplomarbeit bei der BMW M GmbH schließlich in den Motorsport gebracht. Dort habe ich schon vor 14 Jahren Timo Glock kennengelernt.

Seinen Weg als Stammfahrer in der Formel 1 bei Toyota durfte ich in der Motorsportagentur, die ihn damals betreut hat, begleiten und auch das weltweit erfolgreichste Porsche Cup Team coachen. In dieser Zeit habe ich einige Rennfahrer und später auch andere Sportler mental betreut und mich selbst auch immer wieder weitergebildet. 

Gerade heute ist Mentaltraining nicht nur für Sportprofis wichtig. Auch in der Wirtschaft gewinnt es immer mehr an Bedeutung, da viele Führungskräfte feststellen, dass auch sie mental fit und in der Lage sein müssen, über Selbstregulationstechniken ihre Gefühle positiv zu beeinflussen. Dadurch sind sie nicht nur fokussierter, sie können dadurch auch Energie aufbauen oder entspannen, um so auf Dauer leistungsfähig und gesund zu bleiben.

Noch immer sind in Führungsebenen deutlich mehr Männer als Frauen zu finden. Wodurch kann es diesbezüglich zu Änderungen/einem Umdenken kommen?

Dass Frauenquoten hier hilfreich sind, glaube ich persönlich nicht – im Gegenteil. Hier braucht es vielmehr Unterstützung und Mutmacher für Frauen. Wir trauen uns leider noch öfter weniger zu als unsere männlichen Kollegen. Ich selbst bin auch schon in diese Falle getapst und habe mich dann über Männer geärgert, die „einfach mal gemacht“ haben, ohne die nötige Expertise zu haben. 

Also bin ich auch das ein oder andere Mal in die noch „zu großen Hosen“ gehüpft, habe mir „Hosenträger angeschnallt“ und bin losgelaufen. Und was soll ich sagen – es war sensationell. Das Selbstvertrauen wächst mit jedem Schritt und die Hosenträger sind nur noch ein positives Symbol oder „Anker“. 

Wir müssen nicht männlicher werden, als jeder Mann und auch nicht unsere Mutterrolle in den Fokus rücken. Wir haben diese wunderbare Fähigkeit, Kinder bekommen zu können UND es gibt genügend Lösungen, um – wenn Frau will – beides zu schaffen. Karriere und Kinder. Ein Kunde von mir hat z. B. eine Frau während ihrer Schwangerschaft als Chefin eines ganzen Betriebes eingestellt und kommissarisch einen Kollegen eingesetzt, bis sie wieder arbeiten konnte.

Das und noch viele Beispiele zeigen, dass es geht. Frauen dürfen noch mehr an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten und Männer müssen den Mut haben, Frauen zu unterstützen und in die Führungsrollen zu heben, wenn sie es können und wollen. Es ist extrem bereichernd für beide Seiten!

Welchen Ratschlag geben Sie Frauen, die sich in einem von Männern dominierten Businessbereich behaupten müssen?

Es braucht Know How, aber vor allem den richtigen Auftritt. Als Diplom-Psychologin habe ich oft den Vorteil, dass die meisten Menschen, so auch Männer, erstmal Bedenken haben, ob ich sie durchschaue und alles genau analysiere. Ich kann sie beruhigen, denn analysieren und interpretieren - das machen wir schließlich alle und immer. Mal besser, mal weniger gut.

Aber unabhängig von einem Titel ist es umso wichtiger, dass ich überzeugend auftrete, denn genau das wirkt am meisten. Der US-amerikanische Psychologieprofessor Albert Mehrabian kam zu dem Ergebnis, dass unsere Körpersprache – also Mimik, Gestik, Haltung – zu 55 % für den Gesamteindruck verantwortlich ist, den wir bei unseren Mitmenschen erzeugen. Unsere Stimme – Tonfall und Lautstärke – ist es zu 38 % und unsere Worte lediglich zu 7 %. Man kann also auf die Idee kommen, es ist fast schon egal, WAS man oder Frau sagt.

Es kommt darauf an, WIE es gesagt wird. Und gerade Frauen neigen öfter als Männer dazu, am Ende des Satzes mit der Stimme nach oben zu gehen. Sie stellen damit unbewusst eine Frage. Frauen können alleine schon mit Ihrer Stimme arbeiten und lernen, klare Aussagen mit fester Stimme zu tätigen. Und die Körpersprache bietet zusätzlich ein riesiges Feld, um Wirkung zu erzielen und sich ganz klar, natürlich und authentisch zu behaupten. Übung macht die Meisterin! 

Was können Sie für Frauen tun, die sich in Führungspositionen bewähren müssen?

Ich wecke nicht nur über klare Ziele für die rationalen & analytischen Bereiche im Gehirn, sondern vor allem über Bilder & Ambitionen für die emotionalen Hirnareale den Mut und die Motivation und helfe so dabei, aktiv und sichtbar zu werden. Darüber hinaus gibt es, wie in der letzten Antwort beschrieben viel zu üben und zu optimieren, um am Ende mit weiblicher Gelassenheit und Emotionalität Dinge auf eine andere Art und Weise zu bewegen.

Sie haben das Konzept des „Female Factors“ entwickelt. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?

Meine Kunden sind fast ausschließlich Männer, da es in den obersten Führungsetagen leider immer noch wenig Frauen gibt. Leider! Ich freue mich immer über jede Frau und feiere innerlich ein kleines Fest, wenn mir in einem Führungskreis eine Frau gegenübersitzt. Und auf dieses Konzept bin ich erst ge­kommen, als ich von einem „rein männlichen“ Vorstandsbereich gebucht wurde, gerade weil ich eine Frau bin.

Normalerweise bereite ich Workshops oder Seminare bis ins Detail vor. Aber hier waren Inhalte, Themen und Vortragende bereits fixiert. Es ging vielmehr um die Gestaltung der Dramaturgie und der Stimmung, die zu besseren Ergebnissen führen sollten. Und für die war eben ich als einzige Frau in der Runde zuständig. Zuerst habe ich mich ehrlich gesagt eher überflüssig gefühlt, aber durch meine Arbeit, meine Kreativität, die von mir eingebrachten emotionalen und psycho­logischen Elemente, konnte ich dieser Vorstands­tagung einen ganz anderen Charakter geben.

Mir wurde gespiegelt, dass der von mir gestaltete „Rahmen“ den Prozess und die Inhalte wesentlich be­ein­flusst hat und die Gruppe so zu besseren und schnelleren Ent­scheid­ungen und Ergebnissen gekommen ist. Und genau dies sehen wir auch in der Forschung: Führungskreise, in denen Frauen mit Männern gemeinsam führen, sind nachweislich erfolg­reicher.

Auf welche Hürden/Vorurteile stoßen Sie, wenn Sie mit männlichen Führungskräften arbeiten?

Bisher musste ich nicht viele Hürden überwinden, da sich mir meine Kunden meist schnell anvertrauen, wenn sie spüren, dass sie vertrauen können. Ich werde auch meist erst geholt, wenn es bereits Anliegen, Konflikte oder Veränderungsprozesse gibt, die ich lösen oder unterstützen soll.

Aber wenn ich vom Chef eingesetzt werde, um mit seinen Führungskollegen oder direkten Mitarbeitern zu arbeiten, die mich selbst nicht engagiert hätten, dann kommt es schon mal vor, dass ich erst kritisch und vorsichtig beäugt werde. Allerdings ist vertrauensvolle Arbeit und Geheimhaltung enorm wichtig, sonst könnte ich meinen Job nicht ausüben.

Und wenn das alle verstanden haben, dann gibt es meist erstmal den so wichtigen „Sprechdurchfall“. Kleine Hürden muss ich dann überspringen oder vielmehr meine Coachees ermutigen zu springen, wenn es um emotionale Themen und Ansätze geht. Hier bekomme ich dann schon das ein oder andere Mal zu hören, dass ich mit sentimentalen „Esoterik“-Übungen wegbleiben soll. Aber ich habe gelernt, dass das Geheimnis in der Verpackung liegt. Wenn Erfolgs- oder Effizienzstrategie enthalten ist, dann lassen sich auch männliche Kollegen mit kleinen Schritten auf ein Übungs-Abenteuer ein, das ihnen am Ende immer enorm weiterhilft, so viel kann ich sagen.

Wie stellen Sie sich die ideale Führungsebene vor?

Ein bunt gemischtes Team aus ganz unterschiedlichen Charakteren und Hintergründen, die gelernt haben, die Vorteile ihres gemischten Teams und die Andersartigkeit ihrer Kollegen zu respektieren, zu schätzen und gemeinsam zu nutzen.

Und was sonst noch für Führungskreise interessant ist, beschreibe ich auf meinem Blog: www.danielarebholz-dare.com/blog

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