Konzertpianistin Anna Volovitch, geboren in Russland, hat seit nunmehr acht Jahren ihre Heimat im 17. Wiener Gemeindebezirk gefunden. Damit hat sie die musikalische Landschaft Wiens um ein Stück reicher gemacht.
Mitte Oktober startet die neue Konzertreihe "Konzerte im Achten" in der Albert Hall im 8. Bezirk Wiens. Die künstlerische Leitung übernimmt Anna Volovitch, die diese Eventreihe auch gleich mit zwei Solo-Klavierkonzerten am Donnerstag, 14. und Freitag, 15. Oktober, einleiten wird.
Doch wer genau ist Anna Volovitch, warum hat sie Wien als ihre Heimat ausgewählt und wie entstand die Idee zu der Konzertreihe "Konzerte im Achten"?
Wie kam es zu Ihrer Liebe zum Klavier? War es der Wunsch Ihrer Eltern oder haben Sie sich selbst für dieses Instrument entschieden?
Musik war in meiner Familie immer präsent. Mein Großvater war Opern-Tenor und Konservatoriumsprofessor. Meine Eltern spielten Geige und Klavier. Aus diesem Grund gab es bei uns zu Hause auch ein Klavier und natürlich konnte ich als kleines Kinde diesem wunderbaren Spielzeug nicht widerstehen. Sehr früh versuchte ich meine Lieblingsmelodien nachzuspielen aber auch meine eigenen Lieder zu erfinden.
Da ich mich so für Musik interessierte, entschieden meine Eltern mich ernsthaft Musik studieren zu lassen. Sie brachten mich mit sechs Jahren in die „Spezielle Musikschule für Hochbegabte Kinder“, wo ich für elf Jahre als professionelle Pianistin ausgebildet wurde.
Sie haben mit 11 Jahren Ihr erstes Solo Klavierkonzert gespielt – wie war das für Sie?
Mein erstes Solokonzert war ein wunderbares Erlebnis. Natürlich habe ich bis dahin schon auf der Bühne gespielt - aber das waren meist nur Prüfungen, die gemeinsam mit anderen Studenten stattfanden. Ein ganzes Programm alleine auf der Bühne zu spielen, in einem vollen Saal, alle Augen auf mich gerichtet - das hat mich so gefreut. Hier habe ich entschieden, dass mich Musik durch mein Leben begleiten wird.
Wie sah Ihre Kindheit aus? Wie oft mussten Sie üben und blieb noch Zeit um Kind zu sein?
Natürlich mussten die normalen Kinderaktivitäten für mich etwas eingeschränkt werden. Das Klavierspielen stand immer im Vordergrund, dann gab es natürlich regelmäßige Schulaufgaben und erst danach konnte ich mit meinen Spielsachen spielen, Bücher lesen oder fernsehen. Aber meine Eltern und Großeltern halfen mir, das Beste aus meiner Freizeit zu machen, indem sie immer versuchten, Besuche von Freunden oder Ausflüge zu organisieren.
Gab es für Sie auch eine berufliche Alternative falls es musikalisch doch keine Zukunft gegeben hätte?
Der Schwerpunkt meiner Schule lag auf Musik. Ich hatte drei- bis viermal die Woche Klavierunterricht, manchmal sogar täglich. Meine Tage waren so sehr mit Musik gefüllt, sie wurde ein Teil von mir und ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, etwas anderes zu machen, und ich liebte es damals wie heute. Also nein. Eine Alternative gab es nicht.
Durch ein Stipendium sind Sie nach Beendigung ihrer Schule in die USA. Was war in den Staaten anders oder besser in Bezug auf Ihre Ausbildung?
Für mich war das zunächst eine ganz ungewöhnliche Situation. Mein ganzes Leben lang war ich immer unter dem "Flügel" meiner Klavierlehrer. In Russland hatte ich sehr oft Klavierunterricht, ich konnte mich bei Fragen jederzeit an meine Professorin wenden. In Amerika war das nicht so. Die Zeit, die der Professor mit dem Studenten verbringt, ist sehr begrenzt (1 Stunde pro Woche), also musste ich lernen, alles selbst herauszufinden, meine eigene Lehrerin und Kritikerin zu sein - viel mehr als zuvor.
Eigentlich fand ich es sehr gut, dass ich dadurch auch lernte selbstständig zu arbeiten. Andererseits muss ich sagen, dass es bei diesem System durchaus sein kann, dass ein paar Details unbeaufsichtigt bleiben. Einfach weil dem Lehrer nicht genug Zeit bleibt, um in die Tiefen der Musik einzusteigen.
Warum haben Sie sich auf klassische Musik spezialisiert?
Klassische Musik war die einzige Möglichkeit, das Musikstudium zu beginnen - um Noten, Rhythmus, Körperhaltung und so weiter richtig zu lernen. Dann gab es natürlich auch Möglichkeiten, sich dem Jazz oder der Volks- oder Popmusik zuzuwenden - dies haben aber nur wenige meiner ehemaligen Schulkollegen getan. Ich besuchte auch Jazz Stunden und fand diese auch sehr interessant - aber ich habe immer gemerkt, dass ich mich mit klassischer Musik viel wohler fühle und sie besser verstehe.
Warum sind Sie von Amerika dann ins kleine Österreich gekommen?
Wien ist bekanntlich die Stadt der Musik. Ich habe immer davon geträumt, nach Europa zu kommen und die Musik dort zu erleben, wo sie geboren beziehungsweise entwickelt wurde. Es ist eine unglaubliche Inspiration, einfach nur durch die gleichen Straßen zu gehen wie einst Mozart, Beethoven, Brahms und viele andere beliebte Komponisten. Ich habe viel gelernt, indem ich in Österreich gelebt habe, viele wundervolle Kollegen gehört und auch kennengelernt und die Geschichte aufgesogen.
Wie kann man sich als Laie den Tag einer Konzertpianistin vorstellen?
Klavier zu üben ist natürlich ein alltäglicher Job. Es gibt kein Wochenende, keine Feiertage - es ist immer präsent. Die Art des Übens hängt von den Stücken ab, die ich gerade studiere. Jedes erfordert seine eigene spezielle Herangehensweise.
Aber neben dem Klavierspielen spielt auch die Analyse der Noten eine sehr wichtige Rolle. Diese ist notwendig, um effizient zu sein und den Auftritt auf das höchste Leistungsniveau bringen zu können.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Hoffentlich werde ich weiterhin die Konzertreihe "Konzerte im Achten im 8. Bezirk Wiens leiten und wundervolle Musik mit unglaublich talentierten Kollegen und mit unserem lieben Publikum zusammen erleben.
Wie kam es überhaupt zur Idee von "Konzerte im Achten"?
Die Idee zu einer eigenen Konzertreihe hatte ich schon lange. Ich glaube, dass das gesamte Konzerterlebnis mit der Interpretation zusammengehört.
Für das Publikum beginnt das Konzert erst mit dem Kauf des Tickets. Von diesem Moment an ist das Konzert in ihrer Vorstellung. Sie stellen sich Fragen wer zum Beispiel die Künstler sind, was gespielt wird, wie der Saal aussieht, wie die Akustik ist, was es zu trinken gibt und wer noch zum Konzert kommt.
Am Tag des Konzerts spielt jeder Aspekt der Veranstaltung eine wichtige Rolle, wie die Musik vom Publikum wahrgenommen wird. Das Personal im Saal, das Buffet, die Beleuchtung, die Temperatur, wie die Künstler aussehen, wie sie gekleidet sind und natürlich wie die Musik gespielt wird. Alles zusammen kreiert das Konzerterlebnis.
Aus meiner Sicht darf ich als künstlerische Leiterin auch das gesamte Repertoire auswählen und lade die Kollegen ein, mit denen ich gerne spielen möchte.
Was ist das Besondere an dieser Konzertreihe, was grenzt diese von anderen ab?
Die Hauptunterschiede bei "Konzerte im Achten" zu anderen Konzerten sind der Abwechslungsreichtum und die Location.
Mit einem einzigen Abonnement können die Gäste Solo-Klavier-, Lieder-, sowie Kammermusik-Konzerte und historische Instrumente genießen. Auch innerhalb jedes Konzertprogramms gibt es viel Abwechslung: verschiedene Komponisten aus verschiedenen Epochen sowie mehrere Kombinationen von Instrumenten und Künstlern.
Gibt es gewisse Plätze wo Sie sehr gerne einmal auftreten würden?
Ich hatte das Glück, im Laufe der Jahre in vielen Ländern und in vielen wunderbaren Konzertsälen spielen zu dürfen. Es gibt sicherlich noch viele Orte, die ich besuchen und an denen ich auftreten möchte. Aber manchmal können auch die bezauberndsten Konzerte in einem kleinen Konzertsaal in einem kleinen Dorf irgendwo weit entfernt stattfinden. Für mich ist das Wichtigste die Musik, die ich spiele um damit mit meinem Publikum zu kommunizieren.
Nähere Infos zu Konzertreihe "Konzerte im Achten" sind unter www.konzerteimachten.at zu finden.
Foto: Amarilio Ramalho