Protektionismus ist Feigheit: Die Zollerhöhungen der USA

Protektionismus ist Feigheit: Die Zollerhöhungen der USA

Freihandel ist kein Relikt der Globalisierung, sondern Ausdruck wirtschaftlicher Vernunft. 

Offene Märkte treiben Innovationen und Wohlstand voran – weil sie anerkennen, dass die Weltwirtschaft kein Einzelkämpferturnier ist, sondern ein fein abgestimmtes Geben und Nehmen. 

Hier lohnt ein Blick auf Arthur Koestler, ein fast vergessenes intellektuelles Schwergewicht der 1960er Jahre. Er prägte den Begriff „Holon“, abgeleitet vom griechischen „holos“ (ganz) und der Endung „-on“ (Teil). Ein Holon ist zugleich ein Ganzes und ein Teil eines größeren Ganzen. 

Zollerhöhungen sind mehr als bloße wirtschaftspolitische Maßnahmen. Sie zeigen, dass das Verhältnis zwischen Teil und Ganzem gestört ist. So sehr sie kurzfristig nationale Interessen schützen mögen, sie zerstören das fragile Gleichgewicht. 

Wenn Amerika sich nur als „Ganzes“ sieht – unabhängig, stark, souverän – verleugnet es seine Rolle als Teil: Teil eines Handelsnetzes, einer Verantwortungskette, eines ökonomischen Gleichgewichts. 

Märkte lassen sich nicht absperren. Innovationen nicht aufhalten.

Wer glaubt, mit Strafzöllen Arbeitsplätze zu retten und die Wirtschaft anzukurbeln, wird bald erkennen: Die USA sind keine Insel. Ihr Wohlstand entsteht nicht isoliert, sondern durch internationale Verflechtungen. Wie jedes Land sind sie ein Holon im globalen Wirtschaftssystem. Wer Zäune baut statt Brücken, mag kurzfristig Erfolge feiern, verliert aber langfristig. 

Zölle schützen nicht. Sie schnüren der eigenen Wirtschaft die Luft ab. Sie treffen nicht nur ausländische Anbieter, sondern auch die eigene Bevölkerung – mit höheren Preisen, weniger Auswahl und gestörten Lieferketten. 

Trumps Zollpolitik führt zu einem Paradox: Was als Selbstbehauptung gedacht war, droht – ohne Umdenken – in Isolation zu enden. 

Was als Stärkung geplant war, schwächt das globale Wirtschaftssystem – und damit auch die USA selbst.  

Protektionismus mag kurzfristig Wählerstimmen bringen, doch ökonomisch ist er Unsinn. Erfolg entsteht dort, wo Autonomie und Vernetzung nicht als Gegensätze, sondern als Stärke begriffen werden. Ob diese Erkenntnis rechtzeitig kommt, wird sich bald zeigen.

__________________________________________________________________________________________________

Buchtipp: Arthur Koestler/Das Gespenst in der Maschine

Foto: Sea Salt Designs/Shutterstock

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.