Interviews

Sie startete ihre Laufbahn bei der Wiener Städtischen Versicherung AG im Jahr 2002. Sieben Jahre später wurde sie Vorstandsdirektorin. Dr. Christine Dornaus im ABW-Gespräch über Vorsorge und ihre Karriere.

 

Wie beurteilen Sie die derzeitige Situation der Versicherungsbranche?

Die österreichische Versicherungsbranche ist sehr gut für die kommenden Aufgaben vorbereitet. Die historisch extrem niedrigen Zinsen sind allerdings eine große Herausforderung. Die Wiener Städtische als eine der größten Versicherungen des Landes hat in der Veranlagung einen sehr langen Atem. Konkret heißt das, dass wir festverzinsliche Anleihen im Deckungsstock haben, die noch deutlich höhere Zinsen abwerfen als zum Beispiel neu aufgelegte deutsche oder österreichische Bundesanleihen.

Wie sicher sind Versicherungen?

Versicherungen sind es seit jeher ein stabiler Wirtschaftszweig, weil sie sehr vorsichtig mit Risiken umgehen. So musste keine einzige Versicherung während der jüngsten Finanzkrise vom Staat aufgefangen werden, sie waren auch da ein Fels in der Brandung. Die Wiener Städtische hat in ihrer mehr als 190-jährigen Geschichte schon zwei Weltkriege und mehrere Währungsreformen und zahlreiche Konjunkturschwankungen überlebt. Und wir sind auch für die Zukunft sehr gut gerüstet.

„Ich mag es, wenn Bewegung da ist“ – Mag. Silvia Emrich im ABW-Talk über kontinuierliches Lernen und weibliche Führungskräfte.

 

Was zeichnet einen guten Finanzvorstand aus?

Ein guter Finanzvorstand verleiht dem Unternehmen Stabilität, Nachhaltigkeit, sichert dessen Finanzkraft und gewährleistet gesundes profitables Wachstum. Er gestaltet außerdem die strategische Ausrichtung des Unternehmens entscheidend mit. Neben Finanzkompetenz und analytischen Fähigkeiten ist zukunftsorientiertes und strategisches Denken ein wichtiges Merkmal. Ebenso eine umfassende Kenntnis der eigenen Organisation, aber auch der Branche, in der das Unternehmen tätig ist und des Mitbewerbs.

Über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden zu sein, ist entscheidend, um Chancen für das Unternehmen aufzuzeigen. Die finanzielle Bewertung jener Chancen im Rahmen von vorausschauenden Planungsrechnungen und validen Business Cases ist eine wichtige Grundlage für eine fundierte Entscheidungsfindung. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist das einfache und verständliche Darlegen komplexer Finanzthemen. Nicht zuletzt ist auch kosteneffizientes Denken ein entscheidendes Merkmal, um den Erfolg eines Unternehmens langfristig zu sichern.   

Durch soziale Kompetenz und integres, verantwortungsvolles Handeln zum Wohle des Unternehmens genießt ein guter Finanzvorstand das Vertrauen seines CEOs, der MitarbeiterInnen, Aktionäre und übrigen Stakeholder.   

Wie unterstützt die Zürich Versicherung weibliche Mitarbeiter in Bezug auf Familie und Karriere? 

Im Finanzbereich hat der Großteil der Mitarbeitenden Familie mit Kindern, wobei die Anzahl der jungen Mütter und Väter in den letzten Jahren stetig zugenommen hat. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen wir beispielsweise durch flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle mit der Möglichkeit zur schrittweisen Stundenerhöhung sowie Heimarbeitstage. 

Was lieben Sie an Ihrer Tätigkeit besonders? 

Der Finanzbereich ist insofern spannend, als alle Vorgänge des Unternehmens in den Finanzen transparent werden. Als CFO ist man in die verschiedensten Aktivitäten eingebunden – seien es Projekte, Investitionsentscheidungen, strukturelle und organisatorische Änderungen, Strategieentwicklung und Planung. Das „Gestalten können“ war mir immer sehr wichtig. Durch langfristiges Planen und strategisches Arbeiten kann man die Zukunft des Unternehmens aktiv mitbestimmen und beeinflussen. 

Wie erholen Sie sich vom Job? 

Meine Familie und mein großer Freundeskreis spielen hier eine wichtige Rolle. Zusätzlich ist regelmäßiger Sport für mich das effektivste Mittel zur Entspannung und Ausgeglichenheit. Ich trainiere mindestens zweimal wöchentlich im firmeneigenen Fitnesscenter. Dies ist fix reserviert in meinem gedrängten Terminkalender. 

Ein intensives Training, bei dem ich ganz auf mich und meinen Körper konzentriert bin, macht meinen Kopf so richtig frei von beruflichen Themen. Danach bin ich entspannt und fühle mich wohl - genau das Richtige nach einem anstrengenden Arbeitstag!              

Welche Branche stellt, neben Ihrer eigenen, Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für Frauen dar?

Meiner Ansicht nach liegt die Herausforderung für Frauen weit weniger als in der Vergangenheit in der Branche begründet. Mittlerweile rücken immer mehr Frauen in vielen Branchen in die Führungsebenen vor und durchbrechen Männerdomänen. Der Anteil an weiblichen Führungskräften ist zwar nach wie vor nicht groß, aber ein Fortschritt ist schon erkennbar.

Meines Erachtens ist die größte Herausforderung für Frauen auf ihrem beruflichen Karriereweg noch immer die Vereinbarkeit mit Familie und Kindern, mehr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben und einen eigenen, persönlichen Führungsstil zu entwickeln - mit einer weiblichen Note. Da geht es vor allem darum, authentisch zu bleiben und nicht männliche Rollenbilder nachzuahmen. Von Vorurteilen und Klischees darf man sich überdies nicht abschrecken lassen. 

Was möchten Sie noch erreichen?

Grundsätzlich bin ich immer daran interessiert, mich fachlich wie persönlich weiter zu entwickeln. Dazu gehört eine kritische Selbstreflexion und kontinuierliches Lernen. Lernen und Weiterentwicklung kann beispielsweise die Erweiterung des Aufgabengebiets oder die Übernahme eines völlig neuen Verantwortungsbereichs bedeuten. Die Finanzthemen sind für mich aber generell sehr spannend geblieben und werden mich auch weiterhin fesseln, aber ich mag es, wenn Bewegung da ist.

Mag. Silvia Emrich ist CFO (Vorstand Finanz- und Rechnungswesen) der Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft. 

Foto: Zürich Versicherung

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Seit vier Monaten ist Elisabeth Stadler Generaldirektorin der Donau Versicherung. Sie führt ein Unternehmen mit rund 1.400 Mitarbeitern.

 

Was sind die Stärken der Donau Versicherung?
Die Donau Versicherung existiert seit  knapp 148 Jahren und steht für eine traditionsreiche und erfolgreiche Entwicklung. Eine unserer großen Stärken ist die intensive regionale Verankerung. Österreichweit sind über 1.400 Mitarbeiter in unseren neun Landesdirektionen und Geschäftsstellen tätig. Unser regionaler Fokus heißt auch sehr kundenorientierte Beratung und gute persönliche Kundenbeziehungen zu den knapp 900.000 Kunden.

Was können sie den Versicherten bieten?

Unser Slogan lautet „flexibel wie das Leben“, das trifft nicht nur auf Produkte und Beratung zu, sondern auch ganz spezifisch auf die Mitarbeiter und unsere Unternehmenskultur. Die Donau Mitarbeiter zeichnet eine sehr ausgeprägte Teamkultur und Kundenorientiertheit aus. Ein Vorteil ist unser breites Produktangebot. Wir bieten alle Sparten an, sprich wir können die Kunden umfangreich gegen alle Risiken sowohl privat als auch gewerblich absichern.

Was sind ihre Ziele für 2015 fürs Unternehmen?
Das gesamte vierköpfige Vorstandsteam ist neu und wurde erst im September 2014 formiert. Wir alle sind sehr motiviert und haben viel vor. Für 2015 gilt es eine neue Positionierungsstrategie für die Donau Versicherung festzulegen. Wir wollen an unserem Profil arbeiten. Wofür steht die Donau, was haben die Kunden für Vorteile, wenn sie bei uns versichert sind. Da wurden Stärken bisher zu wenig nach außen betont.    

Was war für sie das Highlight im Jahr 2014?

Persönlich sicher der Wechsel von der Führungsspitze der ERGO zur Donau. So einen Schritt überlegt man sich gut. Andererseits war der Anreiz für mich sehr groß, einem so traditionsreichen Unternehmen, inmitten der größten Versicherungsgruppe Österreichs als Generaldirektorin anzugehören.   

Wie erging es ihnen seit ihrem Wechsel?

Ich bin von meinem jungen Vorstandsteam und allen Kolleginnen und Kollegen sehr nett aufgenommen worden. Das ist schon einmal eine wichtige Basis, um sich den neuen Herausforderungen sehr motiviert stellen zu können. Derzeit sind meine Arbeitstage sehr intensiv, da wir natürlich extrem viele Ideen haben und möglichst rasch konkrete Konzepte erarbeiten und umsetzen wollen. Ich freue mich auf die ersten Erfolge.  

Sie sind seit über 30 Jahren in der Branche tätig: Ist es für sie immer noch spannend und warum?

Ich habe mein ganzes Berufsleben der Versicherungsbranche gewidmet und keinen Tag davon bereut. Versicherungen leisten eine sehr wichtige und sinnvolle Aufgabe, nämlich Menschen durch finanzielle Absicherung vor existenzgefährdenden Risiken zu schützen. Das kann gar nicht uninteressant werden. Denn in all den  Jahren galt und gilt es weiterhin die Produkte und Leistungen an die sich ändernden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Parameter anzupassen.    

Warum versuchen Versicherungen - auch die Donau - Frauen als Mitarbeiterinnen zu gewinnen?

Wir sind derzeit generell auf der Suche nach qualifizierten Beraterinnen aber auch Beratern im Außendienst. Der persönliche Kontakt zum Kunden hat für uns immer noch Priorität.  Gerade wenn es um so komplexe und vertrauliche Themen wie Finanzen geht. Wir würden uns mehr Frauen in der Beratung wünschen, weil Frauen im Vergleich zu Männern als einfühlsamer gelten und besser auf den Kunden eingehen können. Das ist eine ganz wichtige Voraussetzung für die Versicherungsberatung. Denn die Zeiten, wo der Verkauf im Vordergrund stand, sind längst vorbei. Heute zählt in erster Linie, genau den individuellen Bedarf der Kunden im Gespräch zu eruieren und dazu dann die passenden Produkte anzubieten.   

Welche Bedeutung haben Versicherungen in der Wirtschaft?

Volkswirtschaftlich haben Versicherungen einen sehr hohen Stellenwert. Stellen Sie sich einmal vor, es gäbe keine Versicherungen und tausende Schäden wie das abgebrannte Haus, der Autounfall mit Leistungsforderungen von Schwerverletzten in Millionenhöhe, das unerwartete Ableben eines mehrfachen Familienvaters, die drohende Insolvenz des Unternehmens wegen unerwartet langer Betriebsunterbrechung, dann müssten diese von den Betroffenen aus der eigenen Tasche bzw. den Ersparnissen gedeckt werden. Das wäre für die meisten Betroffenen allein nicht finanzierbar und volkswirtschaftlich kritisch. Das Risiko eines Einzelnen auf eine größere Gefahrengemeinschaft zu übertragen und dafür Prämie zu bezahlen, ist seit Jahrhunderten ein bewährtes System. Versicherungen sind außerdem einer der größten Arbeitgeber und Investoren des Landes.    

Vor welchen Herausforderungen steht die Versicherungsbranche?

Ich sehe da fünf Punkte. Erstens die allgemeine wirtschaftliche Herausforderung.  Die anhaltend schwache Konjunktur  lässt die Menschen genauer überlegen, wo und wie sie investieren. Wir sind aufgefordert, noch intensiver den Menschen die Notwendigkeit privater Absicherung und deren Sicherheit zu verdeutlichen. Die uns anvertrauten Gelder sind durch sehr strenge gesetzliche Regelungen gesichert. Zweitens branchenspezifisch, da wir schon derzeit eine  hohe Versicherungsdichte  haben und somit in einem intensiven Wettbewerb untereinander stehen. Potential gibt es ganz klar noch in der Lebens- und Unfallversicherung sowie in der Gewerbeversicherung. Die heimischen Unternehmen sind nach unseren Erkenntnissen nicht ausreichend abgesichert. Drittens die technischen Anforderungen. Die Serviceerwartungen der Kunden und Partner steigen durch die moderne Kommunikationstechnologie stetig. Viertens die sehr ressourcenaufwendigen regulativen Änderungen wie Solvency II zur Berechnung der Eigenkapitalausstattung, Änderungen im Versicherungsvertragsgesetz usw.. Fünftens  zwingt uns die Niedrigzinspolitik unsere Kostenstrukturen zu überprüfen und neue Produktvarianten in der Lebensversicherung zu überlegen. Die Donau Versicherung bietet bereits seit Frühjahr 2013 mit dem Smart Garant eine Lebensversicherung ohne Garantiezins, dafür mit 100%iger Bruttoprämiengarantie an.

Hat die klassische Lebensversicherung demnächst ausgedient?

Keineswegs, wir werden auch weiterhin die klassische Variante mit Garantiezins anbieten. Wichtig ist die Abdeckung der biometrischen Risiken stärker hervorzuheben, sprich zum Beispiel eine lebenslange Rente zahlen zu können und diese Jahrzehnte im Voraus berechnen zu können. Risikoabsicherung ist die Quintessenz der Lebensversicherung, nicht die Erzielung einer möglichst hohen Rendite. Das stand leider in den Phasen der Hochkonjunktur im Vordergrund. Unternehmen mit hoher Risikotragfähigkeit wie es auch die Donau Versicherung  ist, werden auch in Zukunft weiterhin Garantien geben können.

Wie erklären Sie sich den medialen Abgesang auf die Lebensversicherung?

Weil wir gewohnt sind in Renditen zu denken statt in Risikoabsicherungen. Natürlich sind die Renditen in der Lebensversicherung derzeit nicht üppig. Aber niemand bringt zur Sprache, dass wir früher Renditen von sechs oder sieben Prozent hatten, dafür aber Teuerungsraten von fünf und sechs Prozent. Jetzt haben wir eine Inflationsrate unter 2 % und stehen bei  3,25 % Gesamtverzinsung für die klassische Lebensversicherung, davon sind ab 2015 1,5 % garantiert. Und was es zusätzlich zu betonen gilt: Die von uns veranlagten Kundengelder sind Sondervermögen in eigenen Deckungsstöcken veranlagt und würden im Extremfall eines Konkurses nicht in die Konkursmasse fallen. Der Deckungsstock muss überdies nach strengen gesetzlichen Regeln und Bestimmungen extrem risikoarm veranlagt werden. Diese besonderen Sicherheiten die nur wir Versicherungen bieten, sollten auch berücksichtigt werden, wenn über die Attraktivität von Lebensversicherungen diskutiert wird.

Ich nehme an, Sie haben selbst auch mit einer Lebensversicherung vorgesorgt?

Natürlich und zwar reichlich. Ich wäre eine schlechte Kauffrau, würde ich meine Ware nicht selbst schätzen und kaufen. Ich bin da sicher kein Maßstab für die Allgemeinheit, denn ich besitze eine breite Palette von Lebensversicherungen, von klassisch und staatlich gefördert bis hin zur fonds- und indexgebundenen. Ich bin grundsätzlich in der Veranlagung meines Geldes sehr konservativ unterwegs und da passen Lebensversicherungen perfekt ins Portefeuille.
 
Foto: VIG

 

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