Sigrid Burkowski, Vorständin der RLB OÖ: Ich möchte den Mut vorleben, etwas Neues auszuprobieren

Seit Juli 2023 ist Sigrid Burkowski neu im Vorstand der RLB OÖ – verantwortlich für die Themen Governance, Compliance, Recht und Nachhaltigkeit (ESG).

 

Im ABW-Interview spricht sie über ihren Werdegang, Arbeitsschwerpunkte und erklärt, warum es wichtig ist, sich neuen Herausforderungen des Lebens zu stellen.

Sie haben Ihre Karriere vor mehr als 27 Jahren in der Raiffeisenlandesbank OÖ im Rechtsbüro gestartet. Durch Ihre zahlreichen Funktionen und Ihre laufenden Vortragstätigkeiten und Publikationen im Bereich Compliance und Geldwäschebekämpfung gelten Sie als ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet. Was begeistert Sie am Rechtsbereich? 

Recht ist und war für mich nie etwas Abstraktes, sondern ein Spiegelbild der Gesellschaft. Wenn man sich beispielsweise mit der Verfassung näher beschäftigt, dann sieht man, dass sie für viele gesellschaftsrechtliche und politische Probleme Antworten findet. Für mich ist Rechtswissenschaft aber auch eine Art des Dolmetschens – komplexe Rechtsthemen so herunterzubrechen, dass sie auch für Nicht-Juristen verständlich sind.

Sie sind im Juli 2023 neu in den Vorstand der Raiffeisenlandesbank OÖ eingezogen und dabei für die Themen Compliance, Recht und Nachhaltigkeit (ESG) verantwortlich. Welche Ziele haben Sie sich vorgenommen?

Ich habe mir drei größere Ziele gesetzt. Nachhaltigkeit ist ein Thema, das die ganze Gesellschaft betrifft. Gerade mit Blick auf die Zukunft stellt ein gesamthaftes und kundenorientiertes Nachhaltigkeitsmanagement (ESG) in der Raiffeisenlandesbank OÖ eine zentrale und fundamentale Säule dar, um unsere Kundinnen und Kunden bei der grünen Transformation zu unterstützen. Es ist eine absolute Notwendigkeit, unsere ESG-Aktivitäten daher konsequent entlang der gesamten bankbetrieblichen Wertschöpfungskette zu entwickeln und koordinieren. 

Zweites Ziel ist eine strikte Governance als starkes Fundament für den nachhaltigen Unternehmenserfolg unseres Hauses, um die Bedürfnisse und Wünsche unserer Kundinnen und Kunden zu jeder Zeit bestmöglich und so unkompliziert wie möglich erfüllen zu können. Als weiteres Ziel möchte ich Frauen vor den Vorhang holen und die Diversität in unserem Unternehmen erhöhen.

Was sehen Sie als die größten Herausforderungen in den nächsten Jahren für Banken generell, insbesondere in Ihrem neuen Vorstandsbereich?

Die gesamte Bankenbranche ist mit einem stetig komplexer werdenden regulatorischen Umfeld konfrontiert. Dies zu bewältigen, ist sicher eine immense Herausforderung für Banken. In diesem Zusammenhang werden wir alle Anstrengungen unternehmen, damit die Raiffeisenlandesbank OÖ auch künftig am Markt so gut reüssieren kann wie bisher. Darüber hinaus befinden wir uns generell in einer makroökonomischen Situation mit hoher Inflation und einer Zinsentwicklung, die Banken große Herausforderungen bereiten wird.

Wie setzt die Raiffeisenlandesbank OÖ im eigenen Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit um?

Banken sind als Kapitaldrehscheiben für die grüne Transformation und damit für das verpflichtende Ziel Klimaneutralität 2050 gemäß dem European Green Deal entscheidend. Die Europäische Union versucht, mit neuen Normen und Regelwerken nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten zu fördern. Investitionen in Nachhaltigkeit bieten somit große Chancen und Wachstumspotenziale.

Die Raiffeisenlandesbank OÖ setzt bereits seit mehr als zehn Jahren Akzente für nachhaltige Unternehmensführung und gesellschaftliche Verantwortung. Um das Ziel Klimaneutralität 2050 zu erreichen, werden sukzessive Maßnahmen gesetzt wie etwa unterschiedlichste Initiativen zum schonenden Umgang mit Ressourcen bis hin zu Bienenstöcken am Dach unserer Zentrale. Im Zuge dessen wird auch unser Fuhrpark bis 2030 auf Treibhausgas-neutrale Mobilität umgestellt sowie die Eigenproduktion an Strom aus erneuerbaren Energiequellen bis 2025 verdoppelt. Der zugekaufte Strom wird weiterhin emissionsfrei bezogen und möglichst auch unsere Wärme. 

Wie beurteilen Sie die Bedeutung von Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in der Geldanlage?

Nachhaltigkeit in der Geldanlage hat für Kundinnen und Kunden einen immer höheren Stellenwert. Im Private Banking sind ethisch-nachhaltige Investments bei jedem Portfoliogespräch ein Thema und ein Großteil unserer Kundinnen und Kunden investiert in Veranlagungen mit nachhaltigem Schwerpunkt. Auch im Firmenkundenbereich spielt das Thema Nachhaltigkeit sowohl im Bereich Reporting als auch im Bereich grüne Finanzierungen eine immer größere Rolle. Die KEPLER-FONDS KAG, Fondstochter der Raiffeisenlandesbank OÖ, managt bereits seit dem Jahr 2000 ethisch-nachhaltige Anlageprodukte und verwaltet aktuell ein nachhaltiges Kundenvolumen von rund 6,7 Milliarden Euro.

Wie wichtig ist Ihnen ein steigender Frauenanteil bei der Raiffeisenlandesbank OÖ?

Mir liegt viel daran, mehr Diversität in unserer Unternehmenskultur zu verankern. Es geht dabei um die Vielfalt in der Gesellschaft und wie wir diese im Unternehmen abbilden können. Das meint also mehr als das biologische Geschlecht, sondern ebenso Alter, ethnische Herkunft, Religion, Weltanschauung etc. Studien belegen, dass der wirtschaftliche Erfolg und die Innovationskraft eines Unternehmens gesteigert werden, sofern es gelingt, die Vielfalt in der Belegschaft zu fördern.

Ihr Tipp für Frauen, die Karriere in der Finanzbranche machen möchten?

Frauen haben häufig eine sehr kritische Haltung sich selbst und ihrer Arbeit gegenüber. Daher rate ich ihnen: Traut euch, bringt euch ein! Legt den eigenen Perfektionismus etwas zur Seite und habt Mut, neue Herausforderungen anzunehmen. Daneben braucht es als Basis für berufliche Erfolge eine gute und fundierte Ausbildung, selbstständiges Arbeiten sowie die Bereitschaft, Entscheidungen zu treffen und zu verantworten. 

Foto: RLB OÖ/Hermann Wakolbinger


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