Dr. Karoline Haderer, Vorstand der Garanta-Versicherungs AG: Unser Kerngeschäft ist und bleibt es, Risiken zu versichern

Vor vier Jahren wurde Karoline Haderer in den Vorstand der Garanta-Versicherungs AG, eine Tochtergesellschaft der Nürnberger, berufen. ABW sprach mit der Expertin über Trends, Vorsorgetipps und Diversity.

 

„Unser Kerngeschäft ist und bleibt es, Risiken zu versichern. Das können wir richtig gut – schon seit knapp 140 Jahren. Aber es gibt selbstverständlich Bereiche, in denen wir unser Engagement noch weiter ausbauen wollen, und zwar jenseits von klassischer Versicherung. Schlagwort Gesundheit: Was können wir als Versicherung tun, dass unsere Kunden nachhaltig gesund bleiben und erst gar nicht krank werden? Hier entwickeln wir als großer Einkommensschutz-Versicherer ständig neue Angebote, um den Kunden optimale Lösungen bieten zu können“, sagt Karoline Haderer.

Auch der Mega-Trend Nachhaltigkeit spiele mittlerweile in allen Bereichen eine entscheidende Rolle. Wer hier als Unternehmen nicht mitgehe, werde ihres Erachtens den Anschluss schnell verlieren. Nachhaltigkeit habe ganz viele Facetten. Und daraus würden sich wiederum neue Trends und Entwicklungen ableiten. Wie zum Beispiel beim Thema Mobilität: Wie werden wir zukünftig unterwegs sein? Bleibt das Auto das beliebteste Verkehrsmittel? Wird aufgrund von Homeoffice und Pandemien die Mobilität ein ganz anderes Gesicht bekommen? „Auf diese Fragen müssen wir als Branche Antworten finden“, so die Garanta Vorständin.

Beliebte Gesundheits-App

„Wir erleben gerade, wie sich immer mehr Menschen für das wichtige Thema Einkommensschutz interessieren. Das ist ein gutes Zeichen! Und mit unserer BU4Future bieten wir beispielsweise eine Berufsunfähigkeitsversicherung an mit besonders nachhaltiger Ausrichtung und entsprechenden Features. Und damit treffen wir offensichtlich den richtigen Nerv der Kunden. Das gilt auch für unsere Krebsversicherung, die wir online verkaufen“, so Haderer, die davon überzeugt ist, dass BU4Future auch jüngere Menschen anspricht.

„Schließt eine Kundin diese Versicherung ab, kann sie unsere Gesundheits-App Coach:N kostenfrei in ihrem Alltag nutzen. Mehr als 3.000 digitale Gesundheitskurse zu den Themen Bewegung, Achtsamkeit und Ernährung sorgen für ein breites Spektrum an Trainingsmöglichkeiten. Ich bin davon überzeugt, dass solche Angebote besonders gut geeignet sind, gerade die jüngere Zielgruppe für Versicherungsprodukte zu gewinnen.“

Licht am Ende des Niedrigzins-Tunnels

Trotz herausfordernder Zeiten habe die Nürnberger Versicherung die Corona-Pandemie bisher gut überstanden. Ob im Leben-, Schaden- oder Krankensegment. „Corona hat uns vor allem gezeigt, wie schnell und flexibel wir als Unternehmen reagieren können, wenn nur alle an einem Strang und in eine Richtung ziehen. Das war wirklich beeindruckend. Was den Ukraine-Krieg angeht, so gibt es lediglich beim Thema Kapitalanlagen unmittelbare Berührungspunkte. Doch es ist klar: Wir halten nur in sehr überschaubarem Umfang Kapitalanlagen, die von Sanktionsmaßnahmen gegenüber Russland betroffen sind“, sagt Dr. Haderer und freut sich, dass langsam auch Licht am Ende des Niedrigzins-Tunnels zu sehen ist.

Schließlich habe die EZB nun entschieden, dass der Leitzins wieder angehoben werden solle. Doch generell lasse sich der Trend zu immer mehr Regulierungen – auch auf europäischer Ebene – wohl nur schwer umkehren. Zwar stehe bei vielen Regulierungs-Vorhaben oft der Kunde im Mittelpunkt der Überlegungen, was per se zu begrüßen sei. Doch paradoxerweise würden viele Vorgaben dazu führen, dass eben Prozesse aufwändiger und somit am Schluss teurer werden. 

Die digitale Zukunft im Fokus

Eines der Top-Themen im Haus sei die Digitalisierung. „Hierbei denke ich natürlich auch an unser komfortables Kundenportal, in dem alle Verträge hinterlegt sind und viele Anpassungen sofort selbst durchgeführt werden können. Darüber hinaus bieten wir unseren Vertriebspartnern eine optimale Anbindung an unsere Systeme, sodass sie Kunden bei Bedarf bestmöglich und schnellstmöglich beraten und helfen können. Grundsätzlich werfen wir immer einen Blick in die digitale Zukunft und wollen natürlich wissen, wie wir uns als Versicherer noch weiter verbessern können. So sind wir in vielen wichtigen Innovations- und Start-up-Netzwerken aktiv. Und wir beteiligen uns an Hackathons und diversen Pitches und Bar Camps.“ 

Jede Meinung zählt

Um gute und engagierte Mitarbeitende zu halten und neue zu gewinnen, tue das Unternehmen sehr viel. So können sich Mitarbeitende beispielsweise in allen Bereichen des Unternehmens einbringen und den Kulturwandel, der seit Jahren erfolgreich vorangebracht wird, aktiv mitgestalten. Etwa auch beim Thema Nachhaltigkeit: „Mitarbeitende aus den unterschiedlichsten Unternehmensbereichen entwickeln gemeinsam Ideen, wie wir im Umgang mit Kunden, Vermittlern und der Umwelt nachhaltiger agieren können. Jede Meinung ist wichtig. Das ist gelebte Diversity – eines der wichtigsten Elemente eines attraktiven Arbeitgebers“, so Haderer.

Altersvorsorge schon in jungen Jahren

Stichwort Gender-Pension-Gap: Welche Produkte empfiehlt die erfahrene Versicherungsexpertin Frauen zur ergänzenden Altersvorsorge?

„Zunächst einmal ist es wichtig, dass gerade Frauen schon in jungen Jahren beginnen, etwas für ihre Altersvorsorge zu tun. Und gerade in Niedrigzins-Zeiten, wie wir sie ja immer noch erleben, ist es umso wichtiger, auf Aktien zu setzen. Viele haben Angst, hier zu investieren. Aber die Geschichte zeigt: Wer langfristig in Aktien oder Fonds investiert, hat gute Chancen, ein ordentliches Vermögen aufzubauen“, sagt die Vorständin.

Ihr Wunsch für das heurige Geschäftsjahr? „Dass wir im Einkommensschutz-Segment noch weiterwachsen. Und speziell als Verantwortliche für das Marketing und den Direktvertrieb wünsche ich mir, dass wir unseren Online-Verkauf noch weiter ausbauen können. Letztes Jahr haben wir beispielsweise unsere Krebsversicherung auf den Markt gebracht. Hier gehören wir zu den Vorreitern in Deutschland.“ 

Zur Person

Die gebürtige Österreicherin hat in Wien und Buenos Aires Betriebswirtschaft studiert. 2004 promovierte sie an der Karl-Franzens-Universität Graz in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Über die Wirtschaftsprüfer KPMG und den Energieversorger EnBW Energie Baden-Württemberg AG kam sie zur HEAG Südhessische Energie (HSE) AG/ENTEGA, wo sie bis 2014 das Marketing steuerte. 2015 wechselte sie zur Nürnberger Versicherung, wo sie für Marketing und Kommunikation verantwortlich ist.

Foto: Nürnberger Versicherung