Michaela Reitterer, Inhaberin Boutiquehotel Stadthalle: Wo Nachhaltigkeit zum Standard wird

Michaela Reitterer, Inhaberin Boutiquehotel Stadthalle: Wo Nachhaltigkeit zum Standard wird

  • Vorname: Michaela
  • Nachname: Reitterer

Wenn man durch das Boutiquehotel Stadthalle im 15. Wiener Gemeindebezirk geht, fühlt man sich fast wie in einer grünen Oase.

 

Wo man auch hinschaut, spürt man das Engagement für Umweltschutz und Ressourcenschonung. Der Clou: Das Hotel ist eines der ersten Zero-Energy-Hotels Europas. Doch was hat Besitzerin Michaela Reitterer überhaupt dazu bewogen, diesen radikalen Schritt zu gehen, als Nachhaltigkeit im Tourismus noch lange nicht „en vogue“ war?

Ich dachte, es sei normal, Sonne, Wasser und Wind zu nutzen,“ erklärt Michaela Reitterer mit einem Augenzwinkern. „Für mich gehört es zur ökonomischen Vernunft, das Unternehmen so zu führen, dass es meinem Team und der Umwelt gutgeht. Dass das damals noch nicht üblich war, wurde mir erst später bewusst.“

Tatsächlich bestätigen die jüngsten Zahlen des „Green Hotelier Report 2024“ ihren Pioniergeist: Nur 12 Prozent der europäischen Hotels setzen derzeit auf erneuerbare Energien. Dabei ist laut Reitterer das Potenzial durchaus vorhanden – man müsse allerdings zwischen Stadt- und Ferienhotellerie unterscheiden: „Am Land sind Biogaswärme, Hackschnitzelheizungen oder Erdwärme oft leichter umzusetzen. In der Stadt sehe ich ein enormes Potenzial für Photovoltaikanlagen auf den großen Dächern.“

Mit kleinen Schritten gegen Food Waste

Ein weiteres Herzensthema der Hotelbesitzerin ist der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung, die global ein immenses Problem darstellt. Laut FAO (Food and Agriculture Organization) landen weltweit jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel im Müll. Im Boutiquehotel Stadthalle wurde deshalb ein umfassendes Konzept entwickelt, um Food Waste zu minimieren.

„Alles macht Sinn, solange man es einfach tut,“ sagt die Vordenkerin pragmatisch. „Wir schulen unser Team regelmäßig und informieren überall – sogar Plakate auf den Mitarbeiter-WCs erinnern daran, dass jeder einzelne etwas bewirken kann. Diese Maßnahmen funktionieren deshalb, weil alle motiviert sind, kreativ mit Resten umzugehen und neue Ideen einzubringen.“

 

„Nachhaltigkeit ist kein Projekt, das irgendwann abgeschlossen ist, sondern ein ständiger Prozess.“

 

Kreislaufwirtschaft statt Einwegkunststoff

In der Hotellerie ist der Einweg-Plastikverbrauch häufig besonders hoch. Im Boutiquehotel Stadthalle setzt man hingegen auf biologische Seifen, Textilien aus Hanf und Möbel aus recycelten Materialien. Doch wie schwierig ist es, echte Kreislaufwirtschaft in einer Branche zu etablieren, die traditionell viel Müll produziert?

„Wir hatten zum Glück nie einen hohen Einweg-Plastikverbrauch. Für mich war es immer gesunder Menschenverstand, solche Produkte nicht zu kaufen,“ betont Reitterer. Die größte Herausforderung lag vielmehr bei den Lieferketten, die es galt, umzustellen. „Unsere Lieferanten haben wir sicher herausgefordert, doch mittlerweile denken viele längst über alternative Verpackungen nach. Viele Innovationen kommen sogar direkt auf uns zu, weil unser Haus als Testlabor für nachhaltige Ideen bekannt ist.“

Belohnung für Anreise mit der Bahn

Auch in puncto Verkehrsanbindung zeigt das Boutiquehotel Stadthalle, wie man Gäste dazu motivieren kann, grüner zu reisen. Vor allem aber der sogenannte „Grüne Bonus“ ist beliebt.

„Wer mit der Bahn anreist und direkt bei uns bucht, bekommt zehn Prozent Rabatt auf den Zimmerpreis. Das ist sogar mehr, als wir sonst an Provisionen für Buchungsplattformen zahlen würden. Genau so soll es sein.“

 

„Alles macht Sinn, solange man es einfach tut.“

 

Nachhaltigkeit als Prozess, nicht als Projekt

Angesprochen auf den einen „Hebel“, mit dem man in der Hotellerie am meisten bewirken könne, betont Reitterer, dass man das Thema ganzheitlich betrachten muss. Die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der UNO böten dafür eine wichtige Orientierung.

„Natürlich ist saubere Energie ein SDG, aber es gibt noch 16 weitere Ziele, die man nicht außer Acht lassen sollte. Nachhaltigkeit ist kein Projekt, das irgendwann abgeschlossen ist, sondern ein ständiger Prozess. Sobald man anfängt, sich damit zu beschäftigen, eröffnen sich unzählige Möglichkeiten, etwas zu verändern.“

Und genau das lebt das Boutiquehotel Stadthalle Tag für Tag vor: Anstatt auf große Werbekampagnen zu setzen, überzeugt das Team um Michaela Reitterer die Gäste mit einem durchdachten, real umgesetzten Nachhaltigkeitskonzept. Die Botschaft dahinter ist klar: Ein Hotel kann umweltfreundlich sein, ohne an Komfort oder Qualität zu verlieren – im Gegenteil, man gewinnt zufriedene Gäste, motivierte Mitarbeiter eine deutlich bessere Klimabilanz.

Fotos: Franzi Schädel

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