Mag. Angelika Sommer-Hemetsberger, OeKB: "Frauen sollten an ihren Karrierzielen konsequent arbeiten"

Vor mehr als zwanzig Jahren kam die Betriebswirtin zur Kontrollbank, seit 2014 ist sie Vorstand. Ein ABW-Interview über Herausforderungen, Entwicklungen und Frauen in Führungspositionen.

 

In welchen Bereichen sehen Sie zur Zeit die größten Herausforderungen für die Finanzbranche?
Die Herausforderung unserer Zeit ist die Digitalisierung. Geschäftsmodelle verändern sich dadurch genauso wie Kundenbedürfnisse. Für uns ist es wichtig, genau den Bedarf unserer Kunden zu treffen. Dazu gehört die Einbindung von Kunden und Stakeholdern in unsere Produktentwicklung. Für uns derzeit ein großes Thema.

Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Geschäftsjahr?
Wir sehen eine starke Entwicklung. Bisher verläuft alles nach Plan bzw. sogar darüber. Wir profitieren von der guten Wirtschaftslage der Vorjahre und den zahlreichen Aufträgen, die österreichische Unternehmen erhalten haben.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Exportgeschäftes im kommenden Jahr?
Nach einer tollen Konjunkturphase erwartet uns eine Abschwächung. Diese Entwicklung wird auch die heimische Wirtschaft treffen. Handelskonflikte oder Themen wie BREXIT und Sanktionen spielen da mit rein. Allerdings profitieren die österreichischen Unternehmen auch in solchen Phasen von der Diversität ihrer Märkte und den Nischenbranchen, in denen sie hocherfolgreich sind.

Auf welche Weise fördert Ihr Unternehmen Mitarbeiter, speziell Frauen?
Entwicklungsmöglichkeiten werden bei uns mindestens einmal jährlich evaluiert und potenzielle Kandidaten und Kandidatinnen für Führungs- oder Expertenpositionen auch mit speziellen Trainings und Talent-Programmen gefördert. Wir achten dabei darauf, einen guten Mix aus Fachwissen und Social Skills zu vermitteln.

Warum gibt es noch immer so wenig Frauen, die in der Versicherungsbranche Top-Führungspositionen haben?

Das Positive ist, dass der Trend stimmt und es sukzessive mehr werden. Ich glaube allerdings man sollte hier nicht verallgemeinern, sondern sich genau das jeweilige Unternehmen ansehen, den Handlungsbedarf erkennen und dann gezielt Maßnahmen setzen. In der OeKB Gruppe spielen Frauen – auch im Führungsbereich – schon sehr, sehr lange eine wichtige Rolle. Seit einigen Jahren nun auch in den Vorständen und Geschäftsleitungen. Generell kann man Frauen, die klare Karriereziele haben, nur raten, an diesem Ziel konsequent zu arbeiten, fachliche und soziale Skills weiterzuentwickeln und auch „sichtbar“ zu sein. 

Bitte beschreiben Sie uns Ihre Arbeitsweise und verraten Sie uns Ihr Erfolgsgeheimnis.
Ich bin überzeugt davon, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit bessere Lösungen ermöglicht. Genauso bin ich ein Fan eines Gesprächs. Rasch lassen sich so Motivation, gemeinsame Ziele und Wege dorthin klären. Mein Führungsstil ist sicherlich ein partizipativer. Ich bilde mir gerne fundiert eine Meinung und höre mir verschiedene Sichtweisen an, bevor ich eine Entscheidung treffe.

Was empfehlen Sie jungen Frauen, die in der Finanz- oder Versicherungsbranche Karriere machen möchten?

Sich klare Ziele zu setzen und seinen eigenen Weg zu gehen, dabei aber auch immer auf das eigene Bauchgefühl achten. Eine gute Ausbildung ist das Eine, schon frühzeitig relevante Berufserfahrung zu sammeln das Andere. Praktika und erste Jobs tragen dazu bei, sich über die eigenen Ziele noch klarer zu werden. Offenheit und Neugier sind in unserem sich immer rascher ändernden Umfeld jedenfalls ein Vorteil.

Foto: OeKB