Claudia Figl, Bank Gutmann: Corona wird nicht die letzte Krise sein

Sie ist Partnerin der Bank Gutmann und leitet den Privatkundenbereich. Im ABW-Talk spricht Claudia Figl über Krisen als Chancen und warum Anpassungsfähigkeit so wichtig ist.

 

Die Stimmung der Investoren ist noch von Verunsicherung und Zurückhaltung geprägt. Investmententscheidungen werden zum Teil zurückgestellt, bis die wirtschaftliche Lage besser einschätzbar ist. Das Interesse an professioneller Beratung ist aber nach wie vor hoch. Trotz reduzierter persönlicher Kontakte gibt es einen regen Austausch zwischen Kunden und Beratern“, sagt Claudia Figl. Besonders die Möglichkeit sich via Videocalls auszutauschen werde sehr gerne angenommen.

Maßgeschneidertes Service wird immer wichtiger 

Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Situation prüfe man verstärkt neue Technologien und wie geänderte Kommunikationswege und alternative Veranstaltungsmöglichkeiten sinnvoll zur erfolgreichen Geschäftsentwicklung genutzt werden könnten. „Wir sind auch überzeugt, dass es künftig noch mehr individuell maßgeschneiderte Services braucht und sind hier in einem permanenten Evaluierungs- und Entwicklungsprozess“, so Figl, die durch das Einhalten klar definierter Strategien und das Navigieren mit ruhiger Hand auch diese schwierige Zeit meistern will. Es sei schließlich nicht die erste Krise und werde nicht die letzte bleiben. Erfahrung sowie die richtige Balance zwischen Stabilität und Anpassungsfähigkeit seien hilfreich auf dem Finanzsektor wesentliche Parameter.

Die Kunden jederzeit gut informieren  

Gerade in Zeiten wie diesen gelte es, dass Vertrauen der Kunden zu bestätigen. Etwa durch wöchentliche “CEO Talks“. „Über leicht bedienbare Telefon- und Videokonferenzen informieren wir Kunden und Interessenten über das Geschehen an den Finanzmärkten, unsere Positionierung und die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf das wirtschaftliche Umfeld. Die Konferenzen werden von unserem Chief Investment Office Team gestaltet und werden von den Teilnehmern sehr geschätzt“, erzählt die Partnerin der Bank Gutmann.

Digitale Pläne evaluieren 

Seit geraumer Zeit entwickle man bereits digitale Strategien und der Chief Digital Officer überwache und begleite sämtliche digitalen Prozesse von der Planung und Implementierung bis zur regelmäßigen Qualitätssicherung und Weiterentwicklung. Die volldigitalisierte Abwicklung von Finanzprozessen sei zwar noch nicht gänzlich verfügbar aber in Ausarbeitung. Vor allem im Hinblick auf online Konto- und Depoteröffnung würden verschiedene Lösungsansätze geprüft werden. Neben dem Anspruch, den Kunden einen möglichst benutzerfreundlichen Zugang zu digitalen Prozessen anzubieten legen man vor allem in der Beratung und Betreuung weiterhin Wert auf den persönlichen Kontakt. 

Wir haben Anpassungsfähigkeit bewiesen 

Wie immer bieten Krisen auch Chancen. „Uns ist es – wie vielen anderen Unternehmen auch –  innerhalb kürzester Zeit gelungen, unsere Anpassungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Während Homeoffice vor der Krise nur in wenigen Ausnahmefällen genutzt wurde, hatten wir zu Lock-Down Zeiten fast 80 Prozent der Belegschaft mittels mobilem Arbeitsplatz ausgestattet und unsere stringenten Prozesse haben weiterhin einwandfrei funktioniert. Durch die Implementierung eines bereichsübergreifenden Krisenstabs mit täglicher Berichterstattung zu betriebsinternen- und externen Geschehen waren die Mitarbeiter, trotz räumlicher Distanz, stets bestebs informiert. Das Gelernte wird nun strukturiert analysiert und positive Elemente weiterentwickelt und fortgeführt. Negative Erfahrungen werden ebenfalls geprüft und bieten damit neue Handlungsfelder zur Optimierung“, so die Finanzexpertin, die allen ABW-Leserinnen empfiehlt, in Zeiten wie diesen bewusst zu investieren aber nicht zu spekulieren.

„Herr und Frau Österreicher nutzen immer noch in hohem Maße klassische Sparformen, die aufgrund des lang anhaltenden Niedrig- oder Nullzinsumfelds wenig bis keinen Ertrag abwerfen. Hier ist ein Umdenken und Handeln erforderlich. Das aktuelle Zinsumfeld wird uns nicht zuletzt aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen noch lange erhalten bleiben. Ich empfehle den Leserinnen deshalb, sich durch einen Finanzexperten beraten zu lassen, der - abgestimmt auf ihre persönlichen Anlageintentionen und die individuelle Risikotragfähigkeit - eine passende Vermögensstrategie erarbeiten kann. All jenen, die bereits Anlagen auf dem Kapitalmarkt getroffen haben empfehle ich, ein Strategieanpassungsgespräch zu führen, um sicherzugehen, dass mit der aktuellen Allokation das gewünschte Ziel nach wie vor erreicht werden kann, oder gegebenenfalls strategische Änderungen erforderlich sind.“ 

Zur Person

Claudia Figl, MAS, CFP®, TEP ist Partnerin der Bank, Leiterin des Bereiches Private Clients sowie Mitglied des Vorstandes der Gutmann Ungarn Investmentberatungs AG. Sie ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Verbandes Austrian Financial Planners. Sie hat mehr als 30 Jahre Branchenerfahrung und ist qualifizierter Certified Financial Planner®, Trusted Estate Practitioner sowie MAS Business Management der M.O.T. Klagenfurt. 

Foto: Bank Gutmann


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