Sie ist Vorstandsvorsitzende der BKS Bank und spricht sich klar für eine Frauenquote in Führungspositionen aus. Ein ABW-Gespräch über Herausforderungen, Karrierefaktoren und Chancen.

 

Jüngst haben Sie sich für eine Frauenquote ausgesprochen, um die Anzahl von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Was hat Sie dazu bewogen?

Ich habe lange gedacht, wir brauchen in Österreich keine Quote, da Frauen in Österreich auch so gut vorankommen werden. In den letzten zwanzig Jahren hat sich in Österreich bei der Anzahl von Frauen in Führungspositionen oder in Aufsichtsräten nur wenig geändert. Der „Frauen.Management.Report.“ der Arbeiterkammer Wien belegt dies Jahr für Jahr mit trauriger Regelmäßigkeit.

Vor zwei Jahren haben Sie uns gesagt, dass auch der Frauenanteil in Führungspositionen bei der BKS bis 2020 merklich steigen wird — was hat sich seither getan?

Die BKS Bank konnte den Anteil an Frauen in Führungspositionen seit 2012 von 25,8 % auf 32,4 % steigern. 2017 haben wieder 13 Frauen unser Frauenkarriereprogramm „Frauen.Perspektiven.Zukunft.“ abgeschlossen. Von den 44 Absolventinnen der drei Lehrgänge haben bereits acht Frauen den Sprung in die Führungslaufbahn geschafft. Sechs weitere Mitarbeiterinnen schlugen den Weg einer Expertenkarriere ein, während acht Frauen derzeit in Karenz sind.

Dr. Herta Stockbauer, BKS Bank-Vorstandsvorsitzende

 

Sie sind Vorstandsvorsitzenden eines börsennotierten Unternehmens — wie haben Sie den Weg an die Spitze geschafft?


In der BKS Bank hatte ich nie das Gefühl, dass ich als Frau andere Karrierechancen habe, als ein Mann. Ich stelle mich Herausforderungen und übernehme gerne Verantwortung. So wurde ich bereits vier Jahre nach meinem Eintritt in die BKS Bank mit der Leitung der Abteilung Controlling und Rechnungswesen betraut. Wichtig für meine Position sind Fachwissen, Lernbereitschaft, Entscheidungsfähigkeit und eine hohe soziale Kompetenz. Zudem stand meine Familie voll und ganz hinter meinem Karriereweg. Für meine Kinder war es ganz normal, dass nicht nur der Papa, sondern auch die Mama ganztags berufstägig ist und auch abends Termine wahrnimmt.

Was empfehlen Sie Frauen, die die „gläserne Decke“ durchbrechen wollen?


Jede Frau sollte eine Antwort auf die Frage haben, ob sie finanziell ein selbstbestimmtes Leben führen möchte oder nicht - auch in einer funktionierenden Partnerschaft. Die Antwort darauf zeichnet den Berufsweg vor. Wer eine finanzielle Unabhängigkeit anstrebt, muss berufliche Weiterentwicklungswünsche klar aussprechen und nicht darauf warten „entdeckt“ zu werden. Dazu gehört auch die Gehaltsfrage. Frauen müssen Chancen ergreifen die geboten werden, selbst wenn der Zeitpunkt ungünstig erscheint, weil zum Beispiel die familiäre Situation dafür noch nicht optimal ist. Denn ein optimaler Zeitpunkt, eine Karriere zu starten, kommt mit Sicherheit nie. Lange Teilzeit- und Karenzphasen sind ein Karrierekiller.

Wo sehen Sie künftig die größten Herausforderungen für die BKS Bank?


Das Bankgeschäft zählt zu jenen Branchen, die enormen Veränderungen ausgesetzt ist. Stetig wird eine Vielzahl von neuen Gesetzen und Regulierungen erlassen, deren Umsetzung mit hohen IT-Investitionen und deutlich höherem Personalaufwand verbunden ist. Die Niedrigzinsphase lässt die Zinsmargen schmelzen. Parallel dazu erfordert die Digitalisierung eine Neuausrichtung des Geschäftsmodells und ebenfalls hohe Investitionen. Neue Anbieter drängen in den Markt. Aber: Die BKS Bank ist gewohnt, sich solchen Herausforderungen zu stellen, indem wir aktiv auf sie zugehen. Die Konjunktur ist gut, die Investitionsfreude der Unternehmer hoch. Vor kurzem konnten wir bekannt geben, dass wir eine signifikante Steigerung beim Jahresüberschuss 2017 von 47 % erwarten. Wir blicken somit optimistisch in die Zukunft.

Die Digitalisierung macht immer mehr Arbeitsplätze überflüssig — welche Chancen und Risiken sehen Sie für die BKS Bank?


Der Bankensektor ist sehr stark von der Digitalisierung betroffen. Risiken bringen für uns neue Mitbewerber und neue Technologien sowie ein geändertes Kundenverhalten. Die BKS Bank sieht die Digitalisierung dennoch als Chance. Denn digital bedeutet nicht gleich anonym. Wir sind überzeugt davon, dass das Erfolgsmodell für unsere Zukunft die Kombination aus exzellenter Beratungsleistung und einem modernen, digitalen Angebot ist. Bei der digitalen Transformation haben wir nicht nur den Ausbau der digitalen Kundenangebote im Visier, sondern auch die weitere Digitalisierung der internen Prozesse. Weiters investieren wir stark in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter, um sie digital fit zu machen.

Stichwort Datenschutz — wie gut ist die BKS für die neuen Anforderungen gerüstet?


Für eine Bank ist Datenschutz eigentlich Teil des Geschäftsmodells. Kein Kunde vertraut einem Institut, das nicht sorgsam mit seinen Daten umgeht. Entsprechend bereiten wir uns schon länger auf die Neuerungen durch die EU-Datenschutzgrundverordnung vor und sind gut gerüstet.

Was wünschen Sie sich von der neuen Regierung?

Ich habe das Gefühl, dass die neue Regierung mehr Unternehmerfreundlichkeit zeigt als die alte. Wünschenswert wäre ein weiterer Bürokratieabbau. Beim Regierungsprogramm nicht berücksichtig wurde leider das Thema Bankomatgebühr. Die von der vorigen Regierung im letzten Abdruck beschlossene Regelung, dass Banken ihren Kunden die von dritten Anbieten verrechneten Gebühren ersetzen müssen, ist wettbewerbsverzerrend und sachlogisch völlig unverständlich und sollte unbedingt aufgehoben werden.

Ihre beruflichen Ziele für 2018?

Als Vorstandsvorsitzende ist meine wichtigste Aufgabe, die BKS Bank auf einem soliden Erfolgskurs zu halten. Dies sichert die Arbeitsplätze von rund 1.100 Mitarbeitern. Wie bereits angesprochen steht der Bankensektor vor vielen Herausforderungen. Hier gilt es, unser Unternehmen strategisch gut aufzustellen und unsere Mitarbeiter so zu qualifizieren, dass sie für die Zukunft gut gerüstet sind. Eines der wichtigsten Ziele für 2018 haben wir schon erreicht. Wir konnten unsere Kapitalerhöhung vor kurzem erfolgreich abschließen und alle aufgelegten jungen Aktien am Markt platzieren. Dies stärkt unsere Kapitalquoten und gibt der BKS Bank Raum für weiteres Wachstum.

Foto: Gernot Gleiss


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